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I
Hallo, ich habe dieses Thema gewählt, weil es, denke ich, ein verbreitetes Problem ist und ich auf euere Resonanz hoffe.

Ich lebe schon seit 2 Jahren in einer Beziehung, in der ich Kränkungen einstecken muss, manchmal unbewußte, manchmal auch solche, die mit der Absicht zu verletzen ausgesprochen werden, das geschieht etwa 2 bis 3 mal in der Woche. Es handelt sich dabei also nicht um den normalen Wechsel zwischen der Nähe und der Entfernung, der die Beziehung lebendig hält, sondern um den Wechsel Nähe - Feindseligkeit. Die Feindseligkeit behält dann mein Partner tagelang, er quält sich dann selbst ewig mit Schuldzuweisungen und Hassgefühlen mir gegenüber.

Fast seit dem Anfang dieser Beziehung kriege ich regelmäßig bei jeder seiner Kränkungen eine Panikattacke, ich kann nicht sprechen, ich kann nicht atmen, ich habe nur noch Angst, ich könnte in diesen Momenten sterben, manchmal denke ich mein Herz wird stehen bleiben. Es ist eine totale Depression in dem Moment, man sieht keinen Platz für sich im Leben, fühlt sich... ja, wie ausradiert und hat nur noch Schmerzen. Und in diesem Moment den vollen Diskriminierungswahn, er kann mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen.

Über die Möglichkeit diese Situationen erst gar nicht entstehen zu lassen haben wir schon des öfteren miteinander gesprochen. Irgendwie finden wir die Mitte nicht, er sagt ich wäre zu sensibel und ihn trifft keine Schuld.

Ich gebe zu, zum Teil stimmt es - und möchte die Beziehung trotz allem erhalten.

Wegen meiner Reaktionen habe ich Hilfe bei mindestens vier Therapeuten gesucht, doch keiner wollte oder konnte mir helfen, sie waren völlig teilnahmslos, oft sogar während der Therapiestunde private Gespräche geführt oder aber ich habe das Gefühl gehabt für irgendwelche Machtspielchen von ihnen benutzt zu werden.

Einen Paartherapeuten zu finden wäre die Lösung, aber wie?

Kennt sich vielleicht damit jemand aus?

25.06.2008 12:30 • 30.06.2008 #1


10 Antworten ↓


C
Hallo Isis-z

Erstmal herzlichen Dank für Deine spontane Antwort. Da ich wissen wollte wer mir da so schnell geantwortet hat , habe ich mir narürlich auch Dein Problem mal durchgelesen.

Das was mir als erstes auffällt, ist das Dein Partner sagt Du wärest zu sensibel.

Eigentlich spielt es doch gar keine Rolle ob er mit seinen Kränkungen oder vielleicht eine übersteigerte Sensibilität Deinerseits der Grund für die Probleme sind.Die Probleme sind eben da. Und sie sind in Eurer gemeisamen Beziehung. Hier gewinnt nicht der, der sagen kann der andere ist Schuld. Gemeinsam sollte man das Problem lösen und hat dann ja auch den Gewinn, eine Beziehung ohne diese Probleme.

Naja, ich hab leicht reden, ich weiß. Ich denke Ihr habt bestimmt schon einiges Versucht und es hat nicht viel gebracht.

Ich kann eigentlich gar nichts zu Panikattacken sagen. Mich Interessiert hier eigentlich mehr die Ursache. Und nun machen wir zwei mal Mathe.
Wenn Du sagst diese Feindseligkeit geschiet 2 bis 3 mal die Woche und hält dann Tage an, wieviel Tage bleiben euch denn dann noch pro Woche?

Hat Dich Dein Partner eigentlich schon mal zu einer Therapie begleitet. Nicht nur um auch für sich mal zu erfahren wie er im Fall einer Panikattacke Dir am besten helfen kann, sondern viel mehr um seinerseits nicht das zu tun was einePA. provoziert?!

Nun gut, im Moment fällt mir nichts mehr ein.
Das mit dem Humor war übrigens bei mir eine gute Idee. Praktiziere ich schon seit Jahren. Über mich selbst kann ich immer noch am besten lachen. Versuch doch mal Deine PA zu verarschen ( man verzeihe mir das grobe Wort)! Wenn Du merkst das sich eine anbahnt begrüße Sie doch mal. Na, da bist Du ja wieder. Ich weiß, gleich soll ich Schweißausbrüche bekommen und keinen Ton mehr herausbringen. Kenn ich doch schon alles. Wird langweilig . Und im Moment habe ich gerade überhaupt keine Zeit für Dich...

Wenns funktioniert sag Bescheid. Ich verkaufs dann als Pillen.

Bis demnächst mal
Chris

26.06.2008 13:08 • #2


A


Kränkungen überwinden und damit umgehen?

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Hallo Chris,

danke für deine Wunderpille, natürlich funktioniert sie! Ich sitze jetzt alleine in meiner Wohnung, winke freundlich einer Panikattacke nach der anderen zu und amüsiere mich dabei ausserordentlich! ... lach.

Vielen Dank für deine kompetente Antwort, die mich sehr gefreut hat. Du beschreibst einen idealen Zustand, du fragst in dem Sinn nach, als wäre alles nach der Art einer Musterbeziehung abgelaufen... so etwas wünschen wir uns alle... und ich unterbreche an dieser Stelle diesen schönen Gedanken um dich nicht mit meinem Sarkasmus erschlagen zu müssen!

Ich gebe zu, mein Beitrag war aus der mathematischen Sicht ein Flopp, es ist tatsächlich manchmal so, dass die gefühlten Zahlen der Realität nicht entsprechen und man sich in seinen subjektiven Vorstellungen etwas verliert.

Um die Fragen von dir zu beantworten, fange ich am besten hier an. Meine Therapeuten-Odyssee begann bei einer Psychologin, die mir Fragen stellte nach meinen persönlichen wirtschaftlichen und familiären Verhältnissen und es geschafft hat jeweils zwischendurch mehrere Minuten lang zu schweigen. Das habe ich als Desinteresse am Vorankommen gedeutet und habe mir den nächsten und den nächsten und... Therapeuten gesucht. Zwei von ihnen zeigten dann ZU viel Interesse an mir, aber leider nicht als Therapeuten und einer hat während der Sitzung einige seiner Bekannten angerufen, um ihnen über die Standorte der Blitzanlagen zur Stunde zu berichten. Danach meinte er wir müßten uns eine lange Zeit in die Augen schauen, so etwas gibt es angeblich auch in der Psychieatrie, dort bekommen die Patienten dann Lätzchen wegen dem dabei aus ihrem Mund entweichenden Speichel. Nach dieser Stunde habe ich meine Bemühungen mir einen weiteren Therapeuten zu suchen vorläufich eingestellt.

Mein (Ex)Freund hat mich bei dem ersten Besuch begleitet, er meinte: Hey, Doc, hier ist meine Freundin, bitte reparieren und neu zurück geben!

Man kriegt in einer Beziehung keine Ängste oder Depressionen weil sie eben gut läuft, das ist richtig - unnd du sagst: Das Problem war daran schuld. Klar - nur hier gab es 2 Probleme. Das Erste war das Problem, das die Angst verursacht hat und das Zweite war die Katastrophe nach den Attacken, denn für manche Leute bedeuten solche Störfaktoren einen Anlass für Wutausbrüche und Rückzug - dies dauerte dann bei meinem Partner wirklich Tage an, während er sich nicht sicher war, ob die Beziehung seinerseits fortgesetzt werden soll oder nicht - und somit schmelzte Problem 2 mit seinem eigentlichen Erzeuger, nämlich dem Problem 1 zusammen...

Ich habe mal bei Frau Kallwass die Antwort einer wunderschönen jungen Frau gehört, warum sie ihren Mann, der sie regelmäßig vergewaltigt hat, nicht verlassen hat: Ich war wie gelähmt und habe darauf gehofft, dass er besser wird.

Das treibt die Tränen in die Augen - und das ist so war und so menschlich. Man gibt sich manchmal selbst auf ohne es zu merken, Macht statt Liebe ist ein gefährliches Mechanismus. Man rutscht hinein und verliert den Sinn für die Relation.

Das Mobbing in der Partnerschaft gleicht dem Mobbing am Arbeitsplatz. Es werden dieselben Methoden des Psychoterrors angewendet, um den anderen fertig zu machen:

permanente Kritik vor anderen
herablassende und abfällige Bemerkungen
eisiges Schweigen
so tun, als sei der andere Luft
Vorenthalten von Informationen

Dieser Psychoterror hat dramatische Auswirkungen auf unsere Psyche und unseren Körper. Wir fühlen uns nicht mehr geborgen und angenommen in der Partnerschaft. Wir leben in einem ständigen Zustand der Bedrohung. Ähnlich wie beim Mobbing am Arbeitsplatz können sich Depressionen oder Angstzustände einstellen... auch Depressionen sind eine häufige Folge, da wir uns hilflos fühlen.

Die ständigen Abwertungen und Demütigungen können dazu führen, dass wir beginnen, an uns zu zweifeln: Funktionieren wir wirklich nicht richtig? Was stimmt mit uns nicht? Fehlen uns bestimmte Fertigkeiten? Kann man uns wirklich nicht lieben, so wie wir sind? Sind wir vielleicht einfach zu empfindlich? Kurzum, wir fühlen uns als Opfer.

Warum mobbt der Partner?
In irgendeiner Weise muss sich unser Partner von uns oder anderen bedroht, gekränkt oder abgewertet fühlen. Sein Selbstwertgefühl ist in den Keller gegangen und er versucht, sich durch Demütigungen und Herabsetzungen aufzuwerten. Wenn er uns schlecht macht, hat er den Eindruck, Macht und Kontrolle zu haben und besser als wir zu sein.
Hinter dem Mobbing unseres Partners kann sich auch ein erzieherisches Motiv verbergen. Vielleicht ist er mit uns, wie wir uns verhalten oder kleiden, unzufrieden, und er sieht keine andere Möglichkeit, uns seine Unzufriedenheit mitzuteilen, als durch harsche und öffentliche Kritik an unserer Person... (Doris Wolf)

Yow, so ist es... ich bin heute beim Spazieren gehen zwar beinahe der Schwerkraft zum Opfer gefallen: Ein Fuß, dann der Zweite... manchmal streiken die aber und bleiben einfach stehen. Dafür kann ich jetzt die Panikattacken schön gemütlich in ihre Grenzen weisen... danke nochmals für den Tip, machen wir fifty-fifty nach einer erfolgreichen Werbe-Aktion?

Übrigens der Spruch: Wenn der Schmerz da ist, kommt er nicht weil wir nicht weiter können, sondern weil wir nicht SO weiter können - der ist glaube ich von dir... man kann doch nur auf eine Änderung in sich selbst hoffen, aber wie kann man wenn die Not so groß ist... der berühmte Teufelskreis...?

Bis denne!

Isis

26.06.2008 20:25 • #3


M
hallo isis

panikattacken haben nichts mit opferverhalten zun tun.

warum bist du bereit soviel kränkungen wie unglücklich sein auf dich zu nehmen??

ich halte nichts von gegenseitiger schuldzuweisung, jeder entfernt sich nur noch mehr vom anderen, keine lösungsansätze für euer problem kann da gedeihen. versucht doch mal zu streiten oder euch auseinanderzusetzen ohne die schuld am anderen zu suchen. wie: du hast das gemacht, wegen dir konnte ich nicht, wenn du ´das nicht gesagt hättest etc.

vielleicht sollte man die möglichkeit auch mal in betracht ziehen, dass die liebe nicht für dauer gewesen ist.

michel

26.06.2008 23:26 • #4


C
Hallo Isis,

nartürlich machen wir fifty fifty. Aber Du schreibst die Beipackzettel. Bei Dir hört sich alles so schön professionel an.

In Deiner letzten Antwort gab es jede Menge Stichworte die mich sehr nachdenklich machen. Das finde ich sehr gut, es lenkt mich gänzlich von meinen Problemen ab.

Zum Beispiel in der Frage Warum mobt der Partner gibt es ja auch noch die Alternative das es ja gar nichts mit einem selber zu tun hat.
Es gibt doch genug Menschen die zum Beispiel Ärger oder Frust auf der Arbeit hatten und diesen dann versuchen auf dem Weg nach Hause mit dem Auto im Straßenverkehr abzubauen. Manche haben dann eben das Pech an einen anderen zu geraten dessen Chef noch viel viel lauter brüllen konnte als der eigene. So bleibt ihnen scheinbar nichts anderes übrig als den eigenen Partner als Blitzableiter zu mißbrauchen, der ja gewöhnlich zu Hause im Wohnzimmer nicht mit dem Auto unterwegs ist.

Das mit den Therapeuten ( ich alles wissen will) kenne ich. Habe ich mir auch schon zweimal gegönnt. In einem Fall konnte man mir tatsächlich für einen kurzen Moment helfen. Im zweiten Fall eher nicht. Denoch fand ich es beidesmale erfahrungsreich. So erfuhr ich zum Beispiel etwas über Fokussieren - Fokaltherapie. Wenn Du es nicht kennst solltest Du es mal versuchen. Ganz interresante Sache. Aber auch das beobachten des Therapeuten in seiner Vorgehensweise ist manchmal sehr interresant. Mein erster Gedanke war immer Warum will der das jetzt wissen Und man erkennt das er irgendwelche Zusammenhänge vermutet auf die man selbst gar nicht mal so schnell kommt. Ich glaub den armen Leuten habe ich es nie leicht gemacht. Aber sie bekommen ja auch ne Menge Geld dafür. Dann sollen sie es sich auch mal verdienen

Das mit dem spazierengehen gestern tut mir Leid. Vielleicht hattest Du aber auch nur einfach Pech und bist in einen besonders hartnäckigen Kaugummi getreten. Man muß schon schauen wo man hintritt

Habe ich das jetzt eigentlich richtig verstanden. Der mit den Uhrheberrechten an den Kränkungen ist verschwunden, die PAs hat er Dir aber da gelassen? Die würde ich ihm aber per Post hinterher schicken.

Am Anfang war mir noch ein Stichwort aufgefallen, welches mich zu nachdenken brachte. ( Mein Chef wäre übrigens neidisch auf Dich wenn er sehen würde wie viel ich auf einmal denken kann).

Musterbeziehung, definier das mal. Meinst Du damit eine Beziehung ohne Probleme? ( Ich glaube, so etwas gibt es gar nicht)
Ich denke der Schlüssel liegt ganz einfach darin wie man mit den Problemen umgeht. Und bei einem gemeinsamen Vorgehen gegen etwaige Probleme verdoppeln sich nicht nur die Erfolgschancen sondern auch die akzeptanz des anderen steigert sich.

Weißt Du, ich kenne nicht viele Menschen da ich sehr Menschenscheu bin. Aber dennoch kenne ich ein Paar ,das Probleme halt gemeinsam löst. Die sind zwar irgendwie vom Pech verfolgt, immer wieder dringen Probleme von außen in Ihre Welt ein, aber die lassen sich nicht unterkriegen. Und trotz allem sind die glücklich miteinander. So etwas finde ich eine Musterbeziehung.


So, für heute hab ich genug nachgedacht . Kühl jetzt meinen Kopf im Kühlschrank ab und dann mal abwarten eie Dein nächster Spaziergang wird.


Bis bald


Chris

27.06.2008 09:55 • #5


I
Hallo Michel,

klar, man scheut generell das Scheitern in der Beziehung, hofft, dass es besser wird, will manchmal sogar die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Unwohlsein oder der eigenen psychischer Belastung und den Problemen nicht wahr nehmen. Meint aus Pflicht weiter machen und dem Partner noch eine Chance geben zu müssen.

Ob es richtig ist oder falsch - wer will darüber richten? Ist sicher von Situation zur Situation verschieden.

Ich bin kein Mensch, der mit dem Knüppel da steht und diktiert: so nicht. Niemand stirbt so, wie er geboren wurde, jeder hat Recht auf eine Chance besser zu werden.

Ewig geht das trotzdem nicht - entweder werden die Probleme und Ursachen gelöst, oder es gibt kein Fortkommen mehr.

Lieben Gruß

Isis

27.06.2008 17:31 • #6


I
Hallo Chris,

zu den Beipackzetteln ist mir ein Teenie-Spruch der 90-er Jahre eingefallen: ... bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage und töten sie Ihren Arzt oder Apotheker! Schlimm... ich würde mir bei solchen Gedankengängen am liebsten selbst die Kompetenz dazu streitig machen... lach!

Doch wer mag schon die Weißkittel leiden, ich habe deinen Beitrag über PA gelesen und bin selbst gespannt, was die Leute schreiben werden. Was mir selbst heute dazu einfällt, ist der folgende Beitrag, den ich hoffentlich unbekannter Weise weiter geben darf:

Zuerst nur dieses Gefühl der Beklommenheit, dann die Einbildung keine Luft mehr zu bekommen. Ich fang an zu zittern, Angst zu Ersticken steigt in mir auf, ich beginne zu Hyperventilieren, dadurch verkrampfen sich die Muskeln, die Angst die Kontrolle zu verlieren kommt hinzu, ich werde unansprechbar, stehe voll neben mir, Heulkrampf, dann die Angst verrückt zu werden, die Gewissheit zu sterben, starke Schwindelgefühle, Orientierungsverlust, ich nehme meine Umgebung nicht mehr wirklich wahr...

Das alles kommt ebenfalls bei mir vor, nur mit dem Unterschied, dass die Zustände nicht unkontrolliert, sondern in ganz bestimmten Situationen kommen - und dass die Gewißheit zu sterben sich bei mir als Gewißheit sterben zu wollen äußert... uff!

Ich tippe bei dir auf Burn-Out-Syndrom, aber hast du denn bei deiner Weißkittel-Odyssee die Psychologen aus der Liste gestrichen? Oder haben sie nichts gemerkt? (Vielleicht sind sie auch gerade mit ihrem Bekanntenkreis beschäftigt gewesen wie bei mir...?)

Ich freue mich natürlich sehr dich von deinen Problemen abgelenkt zu haben, es geht mir ähnlich, die Kommunikation bringt mir nur Gutes, ich war heute zwar noch nicht draußen, aber denke nach deiner Vorwarnung wäre ich schon imstande auf willkürlich ausgespukte, auf den Gehsteigen liegende Kaugummis Acht zu geben... Kennst du die Sparkassen-Werbung mit dem Rentner, der plötzlich, an seinem Spazierstock gestützt, seinen alten und zerbrechlichen Körper durch die Luft schwingen lässt als würde er gerade eine 2,20-Latte mit einem Hochsprung überwinden wollen? ... lach, lach, lach.

Bin ich jetzt schon für eine Sarkasmus-EM qualifiziert, weiß das jemand?

Mit Schüchtern habe ich auch meine Probleme - und je mehr ich hier über soziale Phobien lese, desto mehr kommt mir in den Sinn, dass ich auch an so etwas leide. In der überfüllten münchner U-Bahn hatte ich schon mal Probleme, aber was mich in sochen Situationen am meisten verrückt macht ist die Angst eingesperrt zu sein, nicht raus kommen zu können. Ansonsten habe ich schon Angst vor Enttäuschungen, vor Verrat, vor Ablehnung, ich lasse gar keine Freundschften zu - außer Beziehungen, das kann ich (noch)... lach!

Deine Bekannte, die Pärchen, würde ich am liebsten gleich selbst kennen lernen. Was du über sie schreibst, klingt märchenhaft. Eine Musterbeziehung ist natürlich die, in der eine Kommunikationsebene vorhanden ist, auf der alle Probleme und Unstimmigkeiten gelöst werden. Gelöst und nicht tot geschwiegen. Nur erfordert so etwas ein hohes Maß an Ehrlichkeit.

Was ich beobachtet hab´in meinem Leben ist, dass sehr viele Leute aus Angst etwas von sich preis geben zu müssen, lieber Rückzüge veranstalten als direkten Kontakt zuzulassen. Das ist etwas, was mir Kopfschmerzen bereitet: Denken die denn, dass sie so schlecht sind, dass es keiner erfahren darf? Oder ist es wohl wieder die berühmte Blitzableiter-Masche, die Macht über Andere durch Verschwiegenheit zu stärken... lach, manchmal bin ich ratlos - und hätte nichts gegen eine Insel...

Nun werde ich mich ganz unauffällig ins Fitstudio zurück ziehen, in dessen stillen Ecken ich diskret meinen Adrenalinspiegel auf ein Minimum senken werde um auf bessere Gedanken zu kommen - und um Kraft für die nächste Runde hier im Forum zu tanken!

Dir einen schönen Abend, einen Lieben Gruß...
und bis bald!

Isis

27.06.2008 18:44 • #7


C
Hallo Isis,

wie gehts Dir heute? Hat das geklappt mit der Adrenalinspiegelsenkung?

Ich will Dir jetzt keine dumme Frage stellen, aber Adrenalin---wütend?

Ich meine, ich kanns mir schon Vorstellen. Mich machen solche Sachen eher traurig.

Inzwischen schließe ich mich eurer Meinung an. War wohl keine PA bei mir. Kann ich mir ja für später mal aufheben.

Hast Du eigentlich Bekannte oder Freundinnen, die Dir helfen können?

Ich schreibe heute ein bisgen wirr durcheinander. (Das mache ich nur um Deine Reflexe zu testen).

Die Sache mit der Sensibilität, glaubt das nur Dein EX oder glaubst Du das auch? Du kennst ja inzwischen meine Art von Humor. Wenn ich meiner EX so geschrieben hätte, wie ich es bei Dir mache, dann würde die sich schon auf den Fuß getreten fühlen. Wie ist das bei Dir?

Liebe Grüße

Chris

28.06.2008 22:05 • #8


I
Hi Chris,

streßbedingten Adrenalin kann frau los werden wenn sie:

... einen Mann hat, bei dem sie Entwiklungshilfe leisten kann
... einen Hund, dem sie fünfmal am Tag sagt: Du bist unmöglich und deine Frisur passt heute gar nicht

... oder...

... wenn sie sportlich ist, der Spritpreis mindestens unter die 1,50 €- Grenze sinkt und die Autobahn frei ist... und wenn es nicht der Fall ist weil gerade die Ferien in Deutschlands bevölkerungsreichstem Land angefangen haben... dann eben so. Musik an - und los laufen.

Aber ich traue mich hier schon bald gar nichts mehr schreiben weil es allen so schlecht geht. Ich bin frauenscheu, wurde vom Opa und Vater groß gezogen. Männliche Bekannte habe ich immer wieder, manchmal sogar solche, die nichts von mir wollen, die habe ich dann immer so lange bis sie was wollen. (Dauert meist nicht lange.)

Sensibel ist man am meisten dem Partner gegenüber. Was andere sagen ist egal, außer die Sätze lauten ähnlich wie Bald will ich dir eine rein hauen, aber das war doch bei dir gar nicht der Fall, lach!

Zu der Korrespondenz auf deiner Seite, bzw. auf vielen Seiten hier fällt mir folgendes ein: Nicht schlecht wäre, wenn der erste Schritt das Verabschieden der eigenen Opferrolle sein würde. Einfach Adios sagen. Wir haben uns selbst die Beziehungen so wie sie waren oder sind eingerichtet - und unser jetziges Leben ebenso.

Über die Trennungsgründe muss man nachdenken, man hat dazu viel beigetragen, sei es auch nur die Tatsache, dass man es versäumt hat unmittelbar nach dem gegeseitigen Kennenlernen den Kontakt abzubrechen. Wer krank war, ist nur bedingt schuldfähig und derjeniger, der jenseits der Grenzen des Konstruktiven agiert hat, haftet gesamtschuldnerisch.

Und ich frage mit immer wieder, was die ganzen Therapeuten machen wenn es hier unter euch so viel Elend gibt? Telefonieren sie wohl alle während der Therapiestunden mit ihren Bekannten?

Ich würde ein Terapie-Zentrum mitten im Wald gründen, mit einer Liegewiese und einem großen See wenn ich die Kompetenz dazu hätte. Das erste Haus auf dem Grundstück hätte keine Türen, sondern eine Rolltreppe ins Freie, damit keine Schritte mehr schwer fallen können. Und das zweite Haus hätte große Säle zum Feiern, damit Leute, die nie Zeit für sich selbst hatten, ihr Leben endlich umstellen können....



Ich wünsch´euch allen WAS (Schönes)!

Euere Isis

29.06.2008 17:43 • #9


C
Guten morgen Isis.

Ich hoffe nicht, das Du ein Fußballfan bist, denn dann ginge es Dir heute wohl nicht so gut .Deine Methoden bei der Adrenalinspiegelsenkung sind sehr interresant. Zum Thema Entwicklungshilfe habe ich eine Frage. Kann man sich da noch anmelden?

Das mit dem verabschieden der Opferrolle habe ich akustich nicht richtig verstanden. Kannst Du mir das bitte nochmal etwas lauter aufschreiben?

Dieser Satz (Wer krank war, ist nur bedingt schuldfähig und derjeniger, der jenseits der Grenzen des Konstruktiven agiert hat, haftet gesamtschuldnerisch. ) weckt eine Frage in mir. Bist Du vielleicht über ein paar Ecken mit meinem Anwalt verwand

Du weißt natürlich, das ich im Bezug auf Beziehungen, wobei Trennung wohl eher der letzte Teil einer Beziehung ist, ungerne von Schuld rede. Ich gebe weder Ihr die Schuld noch mir. Wenn überhaupt jemanden, dann demjenigen der dafür verurteilt wurde. Und selbst diese Schuldzuweisung würde nicht garantieren, das die Beziehung auch ohne diese Probleme nicht an anderen Gründen gescheitert wäre. Nur die Chance es herauszufinden war vertan.


Zu den vielen erfolglosen Therapien habe ich so meine eigene Theorie. Ich denke das die Therapeuten wohl im Prinzip alle die selben Grundkentnisse haben ( Spezialisten ausgeschlossen), aber es auf den Patienten zu übertragen ist bestimmt bei jedem Artzt anders. Hinzu kommt das auch die Patienten nicht alle Strategien annehmen. Diese zwei Faktoren in Einklang zu bringen scheint wohl einem Glücksspiel zu gleichen. Das dumme ist, das der Verlierer nur der Patient sein kann. Ich glaube man braucht außer Mut und Kraft auch noch eine gute Portion Glück dazu. Deswegen plädiere ich dafür ruhig mehrere Versuche zu starten, damit man irgendwann auch mal im Glücksspiel des Lebens gewinnt.

In diesem Sinne.

alles gute

Chris

30.06.2008 07:42 • #10


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Guten Morgen Chris,

die Tatsache, dass Spanien Europameister wurde müssen wir nicht beweinen, die waren ja das beste Team, von dem wir gestern einen Fußball vom Feinsten vorgeführt bekommen haben, es hat leider nur an einer besseren Chancenverwertung gefehlt, durch die wir auch fantastische Tore hätten erleben können.

Deutschlands allgemeine Katerstimmung heute Früh ist natürlich bedauerlich - tut mir auch leid um die vielen Enttäuschungen - so wie die Fans oft im Stadion ihre Traurigkeit nach einer Niederlage ihres Clubs nicht verbergen können, so wird es vermutlich auch heute in vielen Haushalten aussehen, wobei ich aber auch Erfreuliches zu erwähnen wärer: Die Leute haben sich gestern z. T. so auf einen Sieg und das Feiern hinterher so gefreut, dass sie dann trotz der Niederlage auch eine ordentliche Siegesfeier durchgeführt haben...

Die Anwaltfrage - ja, im gewissen Sinne wünscht man sich in bestimmten Situationen ein Anwalt zu sein, manchmal sogar nicht nur Anwalt, sondern auch ein Richter oder gar ein Vollzugsbeamte! Das sind Emotionen, die im Unrechtsbewußtsein ihre Wurzeln haben. Aus deiner Geschichte habe ich ein gewisses Potential an Feindeligkeit herausgelesen, die im Rückzug deiner Frau enthalten war, ihrer Bereitschaft dich durch eine Trennung in ihrer schlimmsten Form (wegen eines Anderen) und anschließenden Vorwürfen zu belasten. Was der Anlass dafür war, dass sie sich von dir so verletzt fühlte, kann man nicht herauslesen - und ob es überhaupt die Verletzheit und nicht eine wissentliche Aggression dir gegenüber war kann ich auch nicht beurteilen. Aber grundsätzlich - egal von welcher Seite so etwas kommt: Die körperliche und seelische Gewalt nicht nur in den Liebesbeziehungen, sondern GERADE in den Eltern-Kind-Beziehungen sind der eigentlich Grund dafür, dass es dieses Forum gibt, sie sind der Grund dafür, dass sich erwachsene Menschen nicht vor die eigene Haustür trauen und im gewißen Sinne auch nur bedingt bindungsfähig sind.

Und gerade da reagiert man durch Entrüstung und einem Erklärungsbedarf, richtig?

Und das hat wieder mit der Opferrolle zu tun. Ich stelle hier eine gewiße Lethargie fest: Mir geht es schlecht, dir geht es schlecht, lass es uns gemeinsam schlecht gehen und vom anderen Leben träumen. Es ist ein Stück Verantwortung-Abgeben dabei, ein Phänomen, der in jeglichen Formen des Kollektivialismus auftritt, er hat verschiedene Formen.

Dass einem im Leben allerhand geschehen ist, es einem gerade nicht gut geht und einer jetzt und für immer nach vorne schauen soll, das weiss man meist selbst.

Lach... sorry. Manchmal muss ich eben den Dampf ablassen... sichtlich wird es für mich wieder Zeit den Walkman einzuschalten und los zu laufen.

Um zu der Anwalt-Funktion noch einmal zu kommen. Liebe und Macht stehen ganz nah nebeneinander. Und in die Co-Abhängigkeit abzurutschen ist keine große Kunst, nur gibt es da auch noch was anderes: Eine Lebensphilosophie Sich durch die Demütigung eines anderen Menschen das eigene Selbstwertgefühl aufzupeppeln. Wenn du jetzt nicht verstehst, was ich meine, bin ich darüber froh - und gönne es dir auch. Denn als Opfer stehst du dann vor so vielen Fragen, die kaum zu bewältigen sind.

Sich diese Fragen zu stellen, gehört zur Analyse, die den ersten Schritt zu einer kontruktiven Lösung darstellt, einer Lösung des Problems, dass man.... nicht glücklich ist... Angstzustände hat... depressiv wird, dass man in diesem Forum gelandet ist.

(Übrigens danke für Fokal, ich habe einen neuen Anlauf genommen, sehe also neuen Erfahrungen auf dem Gebiet der Psychotherapie in etwa 6 Monaten fröhlich entgegen.)

Eine Art Selbstanalyse findet auch im Trennungsprozess statt. Es gibt viele Phasen, die nach dem Scheitern einer Beziehung zu bewältigen sind, eine von ihnen ist durch eigene Schuldgefühle und Schuldzuweisungen dem Partner gegenüber geprägt. Es ist ein natürlicher Reinigungprozess, schließlich soll man hinterher etwas schlauer und ohne ungelöste Probleme da stehen, durch die die Gefahr drohen würde eine Form von Altlasten in eine neue Beziehung mitzubringen.

Dass du, Chris, über Schuld nicht reden willst oder brauchst, kann ich nicht wissen. Vielleicht hast du diese Trennungsphase schon längst hinter dir, vielleicht war dir diese Beziehung nicht so wichtich, vielleicht sind für dich die Fahrbahnmarkierungen auf der Autobahn neue Lebenslinien geworden, vielleicht hast du bereits einen Zustand der innerer Ruhe erlangt, der Energie jenseits jeglicher Schuldzuweisungen sinvoller anwenden läßt.

Ich bin so weit nicht, erst fünf Tage danach - das verzeihe ich mir gerne.

Ob ich noch jemals fähig sein werde Entwicklungshilfe zu leisten, das steht in den Sternen....

... doch natürlich stirbt die Hoffnung zuletzt!



Vorläufige Sammelanträge bitte mit Datum und Unterschrift an Isis-z richten, hier im Forum!

Einen schönen Montag und ebenfalls alles Gute wünscht

Isis

30.06.2008 10:49 • #11


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