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G
Hallo,

8 Jahre meines Lebens habe ich verschwendet. Ich werde 25 könnte jetzt mitten im Berufsleben stehen. Stattdessen habe ich nur einen Realschulabschluss vorzuweisen. Kein Abitur. Keine Ausbildung. Die Bewerbungen laufen und ich hoffe dieses Mal klappt es. Ich hoffe ich bekomme noch eine Chance.

Mit 14 schaffte ich meinen HSA+ trotz fehlender Sozialer Kontakte.
Mit 15 schaffte ich die Klasse nicht. Ich schwänzte viel, weil ich keine Freunde hatte.
Mit 17 hatte ich zwar Schulfreunde gefunden aber meine Psyche verschlechterte sich da schon seit einem Jahr.
Mit 19 hatte ich endgültig überhaupt keine Freunde mehr.
Von 20 bis 23 überstand ich das Abendgymnasium irgendwie ohne einen sozialen Kontakt aber mein Abitur konnte ich dennoch (aus anderen Gründen) nicht machen.
Mit 23 24 wollte ich eine Ausbildung machen aber ich kam mit der Klassengröße nicht zurecht und brach nach ein paar Tagen ab. Erst im Sommer hatte ich einen Zusammenbruch deswegen und mit seither in intensiver Therapie.

Nun zur Erklärung: Ich habe ÄVPS und habe extreme Schwierigkeiten damit neue Menschen kennen zu lernen. Mittlerweile trau ich mich etwas mehr aber das reicht nicht aus. Ich bleibe trotzdem die komische Außenseiterin. Ich fand mich nie in Schulklassen zurecht. Zu viele Menschen auf die man sich konzentrieren muss. Und man muss unbedingt zu einer Clique gehören. Sonst steht man die nächsten Jahre alleine da. Referate und Partnerarbeit sind für mich der Horror.

Nach all der Zeit sollte man meinen ich hätte mich dran gewöhnt. Gelernt mit mir selbst klar zu kommen. Robuster zu werden. Fehlanzeige. Ständig lese ich von Mobbingopfern die sich durch die Schulzeit gequält haben. Ausbildung, Abi und sogar Studium bewältigt haben obwohl sie so viel Gegenwind gespürt haben. Und ich drehe nur schon komplett durch weil keiner was mit mir zutun haben will. Kein Mobbing oä. Nur das alleine sein. Nirgends andocken können. Und dennoch konnte ich nicht einfach schei. drauf! sagen und mein Ding durchziehen. Jetzt bin ich fast 25 und werde früher oder später für mindestens 3 Jahre die Schulbank drücken müssen. Mit 25 Jahren hab ich es nicht geschafft mit der Einsamkeit zu leben. Stattdessen suche ich seit 8 oder 9 Jahren immer wieder online nach Kontakten obwohl ich genau weiß wie das endet.

Vllt spielt meine Familie auch eine Rolle. Sie würden mich wie eine Aussätzige behandeln. Wie ein Freak wenn ich ihnen offen mitteilen würde dass ich keinen einzigen Freund habe. Sie ahnen es schon und drängen mich, als ob das so leicht wäre.

An meiner Ausstrahlung liegt es nicht. Ich bekomme immer das Feedback sympathisch zu wirken. Ich bin auch nicht aufdringlich. Gerade weil ich mich so stark nach anderen Menschen sehne lasse ich der Person ihren Raum.
Und ja ich bin noch jung aber durch meine Erfahrungen fällt es mir zunehmend schwer ernsthaft zu glauben noch Freundschaften zu finden. Menschen zu finden die dieselbe Meinung zu zwischenmenschlichen Beziehungen haben: regelmäßiger Kontakt. Nicht einmal im Monat oder alle paar Wochen. Mindestens ein paar Mal pro Woche. Für eine kurze Nachricht sollte immer Zeit sein. Aber meine Erfahrungen gehen von Ghosting bis hin zu monatelang Funkstille und dann meldet sich die Person wieder.

Mittlerweile wünsche ich mir einfach nur Stark genug zu sein um mit der Einsamkeit zurecht zu kommen. Ich möchte meine Geschichten schreiben, Häkeln und Gitarre spielen lernen. Dinge tun die mich interessieren und mich von der Tatsache ablenken dass es nur mich gibt.
Aber ich bin seit Monaten immer nur auf den Beinen wegen Behördengänge (Jobcenter Co) und wenn ich dann Zuhause bin schaffe ich es nur mir ne Serie anzusehen und vielleicht noch zu lesen. Aber ich will produktiver sein. Bin schon so verzweifelt dass ich über Antidepressiva nachdenke. Aber ich hab dann auch kaum Energie die Nummern von Psychiatern rauszusuchen. Und trotz des Stresses kommen eben Momente in denen ich mich so extrem einsam fühle. Die Tatsache dass ich in einer Großstadt wohne macht es nur schlimmer. Hier sollte es doch leichter sein Kontakte zu finden als in meiner Heimat.

15.03.2023 22:43 • 15.03.2023 x 1 #1


2 Antworten ↓


Häkelini
Ich finde dein Bedürfnis nach Kontakt und Zugehörigkeit völlig normal. Ich glaube dagegen anzukämpfen und immer härter werden zu wollen ist auf Dauer nicht zielführend. Vielleicht kannst du ja auch mal schauen was du brauchst um dich z. B. irgendwo zugehörig zu fühlen. Mir sind in einer Gruppe z. B. stabile Einzelkontakte sehr wichtig. Und am Anfang fühle ich mich immer total unwohl, sage selten was und wirke auf manche dadurch unnahbar. Dabei hab ich einfach nur eine heiden Angst. Wenn ich aber mit Einzelnen Kontakt geknüpft habe, kann ich mich auch in einer Gruppe mehr und mehr zeigen. Nur als Beispiel, bei dir kann es auch was ganz anderes sein.

Auch dein Wunsch nach einer richtigen Freundschaft kann ich sehr gut nachvollziehen. Natürlich sollte diese dann keine Einbahnstraße sein und sich beide Parteien ungefähr gleich viel einbringen, damit die Balance gewahrt ist. Du kannst das Angenehme ja auch mal mit dem Nützlichen verbinden, in einer Großstadt gibt es in der Regel z. B. Häkel- oder Stricktreffs. Oder Selbsthilfegruppen, um mit Gleichgesinnten auch offline Kontakt zu knüpfen. Bei mir gibt's sowas z. B. auch speziell nur für junge Leute. Ich wette du findest was, wenn du ein bissl suchst. Und klein anfangen, dich erstmal rantasten. Immer step by step.

Bist du denn in Psychotherapie? Du kannst Psychiatern z. B. auch Mails schreiben und um Rückruf bitten. Hab ich auch schon mal gemacht, hab da einmal einen Text verfasst und den dann immer kopiert. Zu was anderem hatte ich einfach keine Kraft.

15.03.2023 23:21 • x 1 #2


H
Danke für den ausführlichen Artikel. Einsamkeit, ist kein schöner Zustand, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Leute, die Familie und zig Bekannte/Freunde haben, können das auch gar nicht nachvollziehen, da man doch immer irgendwie Leute hat...

Na bei mir war das früher eher so, dass ich gerne alleine war und rückblickend ich weiß, dass ich Computersüchtig war. So wollte ich ja auch gar nicht erst soziale Kontakte aufbauen. Hatte zwar immer in jeder Klasse irgendeinen Ansprechpartner um die Zeit zu überstehen, aber privat lief da meist nie was. Hab dann nach der Realschule mein Fachabi gemacht und bin da 1x sitzen geblieben da nie was gelernt und nur gezockt. Irgendwie hab ich es geschafft, auch wenn ich nie wirklich groß was dafür getan habe.

Und danach war dann gähnende Leere und man hat sich nur zu Hause eingeigelt bis ich vor 2 Jahren dann mal den Hintern hoch kriegen musste. Man entwickelt quasi auch eine Sozialphobie, da man sich nur verkrümelt und nicht unter Leute kommt (abgesehen mal vom einkaufen)

Klar, und wenn einem nicht möglich ist im realen Leben Kontakte zu knüpfen, eben weil man nicht extrovertiert ist oder zig Interessen hat zB Sport oder ein Verein, dann wird das ganze auch schwierig ^^

Aber ansich kennen viele das Phänomen, dass online Freundschaften meist nur einseitig sind. Entweder alle zu faul zu schreiben oder zu reden bzw es kommt da nur was einseitiges und schläft dann irgendwann ein. Macht auch nicht wirklich Sinn das ganze, wenn man die Kontakte nicht pflegt.

Falls Bedarf besteht einen online Kontakt zu haben (mich ) dann kannst du dich ja melden. Über welchen Kommunikationskanal ist mir egal. Meist bin ich ja eh kommunikativ und versuche halbwegs einen Kontakt aufrecht zu halten

15.03.2023 23:41 • #3





Dr. Reinhard Pichler