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Hallo zusammen, ich bin schon eine Weile hier registriert. Ich lebe schon länger mit Angststörungen, die sich im Laufe des Lebens auf unterschiedliche Art zeigten, aber zum Glück nie allzu lange blieben. Die letzte Episode hatte ich vor 5 Jahren und dauerte - wie immer - so ca. 2-3 Monate. Meine aktuelle Epsiode habe ich seit Ende letzten, Anfang diesen Jahres. Letztes Jahr gab es diverse Auslöser dafür, es kam alles zusammen und hat mir dann einen Zusammenbruch erster Güte beschert. Seitdem krebse ich gefühlt nur herum. Von außen wird mir jedoch zugetragen, dass ich Fortschritte mache und wieder besser drauf wirke.

Im Vergleich zu den letzten Episoden bin ich diesmal allein. Also ohne Partner. Und lebe auch allein. Ich habe keine Kinder und keine Familie, soziale Kontakte gibt es schon, die meisten leben aber weiter weg und können mich nur aus der Ferne unterstützen. In meinem Umfeld gibt es nur zwei eingeweihte Personen, die mich auch unterstützen, aber es ist halt oft nicht in dem Maße möglich, wie ich es manchmal benötigen würde.

Mittlerweile habe ich herausgearbeitet, dass all die Ängste, mit denen ich jetzt zu kämpfen habe, in der Vergangenheit schon latent vorhanden waren und sich auch schon in verschiedenen Gewändern gezeigt haben. Aber 1. nie so klar wie diesmal und 2. wurden diese Episoden durch meine damalige und langjährige Bezugsperson immer irgendwie etwas abgefangen. Diese Person hat mich eine lange Weile sehr unterstützt und auch dafür gesorgt, dass ich wieder auf andere Gedanken und somit aus der Angstspirale heraus komme (bestes Beispiel: Essen). Wir haben damals so oft wie möglich gemeinsam gegessen und so hatte ich einigermaßen regelmäßige Energiezufuhr. Mittlerweile habe ich eine Art Essstörung entwickelt, weil ich vom Essen Herzstolpern bekomme und daher sehr komische Essgewohnheiten entwickelt habe.).

Wir haben gemeinsam Dinge unternommen, er hat mich auch oft irgendwohin gefahren, wenn ich weiter weg einen Termin hatte (habe auch Augenprobleme und kann keine weiten Strecken mehr selbst fahren). Ich fühlte mich sicher, obwohl die zwischenmenschliche Beziehung zwischen uns sehr ungut und zum Schluß außerordentlich belastend war. Ich habe mit dieser Person einige Jahre als Nicht-Paar zusammengelebt. Nun ist diese Person ausgezogen. Was prinzipiell gut und richtig war und ist. Und ich dachte, dass ich mit dem Alleinsein gut klar komme.

Mit dem Alleinsein komme ich auch klar. Ich habe Interessen und Aufgaben, die ich täglich zu tun habe. Aber ich fühle mich einsam. Ganz.Schlimm.Extrem.Einsam. Mir fehlt eine Bezugsperson im gemeinsamen Haushalt. Mir fehlt es, in den Arm genommen zu werden. Hier und da ein liebevolles Wort, auch wenns manchmal nur Blabla war. Aufmerksamkeit, wenn sie gebraucht wird. Hilfe, wenn nötig. Zuwendung. Kleine Gesten. All das fehlt mir so sehr. Und ich schäme mich mittlerweile so unendlich für diese Bedürftigkeit, die ich für mein Empfinden mittlerweile ausstrahlen muß. Einsamkeit bedeutet irgendwie fehlende soziale Kompetenz. You didnt make it out there. Dabei habe ich mein soziales Umfeld tatsächlich in der letzten Zeit erweitern können, wie gesagt, es ist soweit alles okay. Aber mir fehlt diese Bezugsperson. Und ich meine sie eigentlich in Persona. Also nicht irgend jemand. Sondern er. Auch dafür schäme ich mich, weil nachdem, was sonst so gelaufen ist zwischen uns, wäre eine normale Reaktion wohl eher: Gott sei Dank ist der weg und kommt hoffentlich nie wieder.

Ich habe am Wochenende Geburtstag. Auch noch einen runden. Ich stress mich schon die ganze Zeit deswegen, weil ich nicht weiß, was ich an dem Tag tun soll (mit alleine weggehen ist es problematisch, gehe auch allein nicht mehr spazieren). Eingeladen habe ich niemanden. Wen auch? Es kann niemand kommen. Zu weit weg. Und die Personen, die ich hier in der Nähe habe, werden mir vielleicht gratulieren und mal 10 Minuten mit mir plaudern. Mittlerweile habe ich meine Erwartungen schon so weit heruntergeschraubt, dass ich froh bin, wenn ich den Tag ohne Panikattacke über die Bühne kriege.

Ich könnt grad nur noch heulen. Es ist gerade sehr belastend.

Ich weiß, dass mir hier auch niemand helfen kann. Ich habe gefühlt schon alle gut gemeinten Ratschläge gehört und im Laufe meines Lebens auch schon selbst gegeben - mir und auch anderen, die es gerade nötig hatten. Es tut gut, das runter zu schreiben. Entlastet etwas. Für den Moment.

Danke fürs Lesen und die Aufmerksamkeit, die du mir damit für einen Moment geschenkt hast.

28.05.2025 13:48 • 02.06.2025 x 7 #1


13 Antworten ↓


@ssdd hey du nimmst gerade sehr stark deine fehlenden Bedürfnisse wahr und weißt nicht, wie du sie erlangen kannst. Denn dazu fehlt dir wenigstens eine nahe Bezugsperson dafür. Alleinsein kann schön sein, wenn man es selbst wählt. Allerdings auf Dauer alleine oder eben einsam zu sein, kann belastend werden.
Wie könntest du diese Situation beheben?

A


Einsamkeit mit Ängsten, schäme mich so sehr dafür

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Hallo ssdd,

Zitat von ssdd:
Mit dem Alleinsein komme ich auch klar.

Zitat von ssdd:
Aber ich fühle mich einsam. Ganz.Schlimm.Extrem.Einsam. Mir fehlt eine Bezugsperson im gemeinsamen Haushalt. Mir fehlt es, in den Arm genommen zu werden. Hier und da ein liebevolles Wort, auch wenns manchmal nur Blabla war.


verstehen kann ich das, was Du sagst.

Zitat von ssdd:
Aber mir fehlt diese Bezugsperson. Und ich meine sie eigentlich in Persona. Also nicht irgend jemand. Sondern er. Auch dafür schäme ich mich, weil nachdem, was sonst so gelaufen ist zwischen uns, wäre eine normale Reaktion wohl eher: Gott sei Dank ist der weg und kommt hoffentlich nie wieder.


Ich weiß, was da in Deinem Kopf abläuft. Wie aber soll ich Dir das erklären ohne das Du Dich danach
schlecht fühlst?
Ich vermute, jeder vierte oder fünfte Mensch denkt so und lebt so.
Deshalb schämen brauchst Du Dich dafür nicht. Dies passiert, wenn Du überwiegend nur
unterbewusst denkst.

Zitat von ssdd:
Ich habe gefühlt schon alle gut gemeinten Ratschläge gehört und im Laufe meines Lebens auch schon selbst gegeben - mir und auch anderen, die es gerade nötig hatten.

Bitte, was kann es helfen, wenn Du Dir Ratschläge anhörst? Das verstehe ich kaum.

Zitat von ssdd:
All das fehlt mir so sehr. Und ich schäme mich mittlerweile so unendlich für diese Bedürftigkeit, die ich für mein Empfinden mittlerweile ausstrahlen muß.

Wie gesagt,es besteht gar kein Grund dazu, dass Du Dich dafür schämst.
Warum befürchtest Du, Bedürftigkeit auszustrahlen? Selbst wenn Du es ausstrahlst, ist es nicht
verflixt normal, wenn Du Dir Nähe und Zuspruch, Gespräche und Verständnis wünschst?
Wünschen wir uns das nich fast alle genauso?

Zitat von ssdd:
Ich weiß, dass mir hier auch niemand helfen kann.

Da hast Du Recht. Denn wenn ich Dich richtig verstehe, hörst Du Dir Tipps höchstens nur an.
Davon kann sich aber kaum etwas verbessern.

Du selbst könntest Dir aber eher leicht helfen.
Du kannst versuchen, häufiger einmal ganz langsam lösungsorientiert und bewusst
nachzudenken. Gespräche mit Dir häufiger selbst zu führen.

Du kannst mal darüber nachdenken, wie Du in der Vergangenheit Gespräche geführt hast.
Wie oft Du Kompromisse eingegangen bist, damit Du und Dein Partner eine gemeinsame
Gesprächsebene aufbauen konnten? Habt ihr gemeinsame Ziele verfolgt?
Und was hast Du getan, damit ihr beide an gemeinschaftlichen Unternehmungen Freude hattet?

Wiele Grüße
Bernhard

Zitat von Gaulin:
Wie könntest du diese Situation behe...

Zitat von Gaulin:


Indem ich mir irgend jemanden suche, der diese Funktion wieder übernehmen kann/will. Und das ist halt nicht meine Art. Ich suche mir die Leute sehr genau aus. Es braucht auch lange, bis ich Vertrauen aufgebaut habe. Wie gesagt, es geht nicht um Freune oder Bekanntschaften, sondern schon um eine enge Bezugsperson, etwa wie man es in gut funktionierenden Familien oder eben in einer Partnerschaft hat.

Manchmal hilft nur akzeptieren und aushalten. Und in dieser Situation befinde ich mich wohl gerade.

Vielleicht schaust du dir einmal die Angebote beim Kompetenznetz Einsamkeit an. Es gibt telefonische, digitale und weitere Angebote für alle Altersgruppen und auch eine Angebotslandkarte, wo du nach PLZ suchen kannst:
https://kompetenznetz-einsamkeit.de/ang...betroffene

@Hotin
Vielen Dank auch für deinen Beitrag. Du hast dich damit sehr intensiv auseinandergesetzt.


Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft so präsent wie nie, und trotzdem weitestgehend ein Tabuthema. Es ist halt tatsächlich so behaftet wie ich schrieb: wenn du einsam bist, hast du keine soziale Kompetenz. Selbst schuld. Geh doch raus und triff Leute. Ist doch so easy. Mußt halt nur mal aus deiner Komfortzone rausgehen.

So oder so ähnliche Sprüche habe ich schon zu hören bekommen. Das Doofe ist: ein stückweit stimmt es ja schon. Die Wahrscheinlichkeit, eine neue Vertrauensperson steigt schon damit, dass man hin und wieder unter Leute kommt. Genau das tue ich ja auch. Eben im Rahmen meiner Möglichkeiten. Ich bin ehrenamtlich aktiv (ist allerdings auch eher online) und versuche auch hier in meiner Gegend Kontakte zu knüpfen. Aber das wären dann auch wieder freundschaftliche Kontakte. Partnerschaft ist halt nochmal ein ganz anderer Schnack. Und damit tue ich mich eh etwas schwer.

Einsamkeit ist daher tabu- und schambehaftet, weil sich die Menschen, die es betrifft, oft wie Versager vorkommen. Ich will nicht wissen, wie viele Menschen in unguten und wie auch immer gearteten Partnerschaften oder Beziehungen verharren, weil das, was sie haben immer noch besser ist als die Einsamkeit. Und viele Leute mit dem Alleinsein ganz sicher gar nicht klar kämen (wie gesagt: Alleinsein ist für mich ok, aber die Einsamkeit nicht).So richtig will da auch niemand hinschauen, weil jeder ja froh ist, dass es ihn mutmaßlich nicht betrifft. Und jeder kümmert sich hauptsächlich um seine kleine (oder große) Bubble. Da ist nicht mhr viel Platz für andere Bedürftige.

Was aus meinem Posting nicht so recht hervorgeht: Ich bin sehr therapieerfahren und auch sehr reflektiert. Selbstgespräche führe ich tatsächlich oft, die finde ich oft auch hilfreich. Ratschläge höre ich mir damit also nicht nur an, sondern beherzige sie auch und setze die guten und hilfreichen auch Stück für Stück um. Es ist bestenfalls aber eine Saat, die man sät, und hilft einem aber im Moment der Krise, so wie ich sie jetzt empfinde, gerade wenig. Wie ich schon schrieb: Manchmal hilft wohl tatsächlich nur akzeptieren und aushalten.

@ssdd

Du musst dich für gar nichts schämen. Nicht für dein Bedürfnis nach Nähe, nicht für den Wunsch, in den Arm genommen zu werden, nicht dafür, dass du ihn vermisst – und ganz sicher nicht für das Gefühl, an deinem verdammten Geburtstag nicht zusammenklappen zu wollen. Ganz ehrlich? Das, was du da fühlst, ist nicht Bedürftigkeit. Es ist menschlich. Es ist normal. Es ist ein verdammter Mangel an Wärme, der da einfach mal laut wird.

Und das ist auch kein Zeichen von „sozialer Inkompetenz“, sondern eher ein Beweis dafür, wie lange du funktioniert hast in einem System, das dir kaum etwas gegeben hat. Natürlich willst du jemanden an deiner Seite. Natürlich tut es weh, wenn die einzige Person, die dir früher wenigstens ein bisschen Halt gegeben hat, jetzt weg ist – auch wenn die Beziehung selbst nicht gut war. Das nennt man Bindung. Und das bricht nicht einfach ab, nur weil der Kopf kapiert, dass es ungesund war. Der Körper, das Herz, das Nervensystem – die trauern noch. Und ja: Einsamkeit ist Schmerz auf Autopilot.

Aber weißt du, was gefährlich wird? Wenn du anfängst, dich dafür zu verurteilen. Wenn du diesen Schmerz auch noch als dein persönliches Versagen verkaufst. Weil du glaubst, du „müsstest besser klarkommen“. Nein, musst du nicht. Du darfst einfach mal sch. dran sein. Du darfst dich nach jemandem sehnen. Und du darfst dir eingestehen, dass dieser runde Geburtstag grad kein feierlicher Meilenstein ist, sondern eher ’ne emotionale Abrissbirne.

Aber vielleicht darf genau da auch was anderes entstehen: Kein großes Fest, kein Euphorie-Ding – aber ein stilles Ja zu dir selbst. Ein Tag, an dem du dich nicht noch zusätzlich fertig machst, weil du nicht die Energie hast, irgendwas zu „reißen“. Du hast überlebt. Du stehst noch. Trotz allem. Und das ist schon mehr, als du dir gerade zugestehst.

Vielleicht ist dieses „Ich weiß, dass mir hier niemand helfen kann“ auch nicht ganz wahr. Vielleicht kannst du hier mal kurz loslassen. Ohne Lösung. Ohne Ratschlag. Einfach, weil du nicht mehr alles allein tragen musst. Du bist nicht falsch, weil du fühlst. Du bist nicht peinlich, weil du vermisst.

Hör mal uff dich selber runter zu machen. Ich weiß ist leichter gesagt als getan.
Aber du redest dir dauernd deine eigenen Gefühle schlecht. Und genau das sind sie nicht. Gefühle sind nie was schlechtes. Sondern sie zeigen dir Dinge.

Hallo, ich bin auch neu hier. Und ich habe mit grossem Interesse deine Schilderung zu deinem jetztigen Problem gelesen. Mir war nie richtig bewusst, dass ich unter solchen Ängsten der Verlassenheit und der Einsamkeit leide.
Ich bin im Oktober/2025 krank geworden(Bluthochdruck, Drehschwindel, Schlafapnoe, Tinnitus und Panikattaken besonders vor dem Schlafen gehen und Sozialphobie.) Wahrscheinlich hatte ich das schon Jahre lang und habe es vor mir her getragen. Also ich sage mal: gefühlt kenne ich das schon mit den Panikattacken, Schlaflosigkeit(was sich langsam eingestellt hat und der Sozialphobie. Aber jetzt hat es mich aus dem Berufsleben geholt (weil ich noch in der Probezeit war).. Zuerst war es eine riesen Entlastung nicht mehr arbeiten gehen zu müssen, weil ich mich um mich selber kümmern musste, weil ich lebe ja allein.
Also diese ganzen Diagnosen haben das Alleinsein fast noch zu einer Diagnose gemacht. Ich habe mehrere Monate überhaupt nicht verstanden, was da in meinem Leben ausgebrochen ist. Ich war nur dabei wie ein Feuerwehrmann die Brandherde zu löschen. Aber die Panikattacken sind nicht so einfach aufzulösen, dass habe ich zwischenzeitlich verstanden.
Im Moment hat sich vieles beruhigt und ich bin wieder mit meinem alten Heilpraktiker in Verbindung, der mir ganz langsam die Zusammenhänge erklärt. Obwohl es auch immer sagt: dass ich nicht mehr arbeite und alleine lebe findet er nicht gut für mich. Da ich seit meinem 50igsten Lebensjahr(Jahrgang qq962) mit meiner Arbeit ständig überfordert war, habe ich gar nicht gemerkt oder nicht gewusst wie ist das stoppen kann. .Aber wenn man so gar nicht mehr schlafen kann, kann man nicht mehr arbeiten, sich noch weniger um den Alltag kümmern. Das hat alles verstärkt an meinen vorigen Lebensproblemen.
Heute durch dein Posting habe ich auch gemerkt, dass ich wirklich vereinsamt bin. Also das ist eigentlich nicht meine Identität, aber es ist mein momentaner Zustand. Meine langjährigen Freundin, mit denen ich mich sporatisch getroffen habe, deren ihre Männer sind auch Langzeit krank geworden oder sie selber. Dadurch sind mir die auch weggebrochen. So habe ich mir das wirklich nicht vorgestellt, dass ich so hilflos werde und an den Rand der Gesell-schaft stehe durch die Verlassenheit meiner Freunde und meiner Familie. Alle haben sich ausgeklinkt. Und leben so als sei alles in Ordnung. Zu meinem Entsetzen sind das auch noch Leute(Freunde, Familienangehörige) um die ich mich Jahre gekümmert habe als es denen nicht gut ging. Also ich könnte heuten. Dass ich so dumm war und dachte das Leben ist ein geben und nehmen, Es tut sehr weh, dass erleben zu müssen. Ich könnte kotzen. Danke an alle die das verstehen oder verstehen wollen.

Zitat von ssdd:
Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft so präsent wie nie, und trotzdem weitestgehend ein Tabuthema.

Ja, so wird es oft beschrieben. Was aber soll daran ein Tabu sein?
Also warum sollte man darüber nicht reden dürfen?

Zitat von ssdd:
Es ist halt tatsächlich so behaftet wie ich schrieb: wenn du einsam bist, hast du keine soziale Kompetenz.

Manchmal könnte dies auch ein Grund sein.
In der Breite sehe ich es aber völlig anders. Weil spricht man die Menschen dann persönlich an,
sind sie sozial meistens durchaus fit.
Ich finde allerdings, häufig sind sie, was zwischenmenschliche Kommunikation betrifft, sehr ungeübt.
Und dann leiden sie oft auch unter Ängsten und geringem Selbstbewusstsein.

Zitat von ssdd:
Mußt halt nur mal aus deiner Komfortzone rausgehen.

Mit Komfortzone hat es meiner Ansicht nach wenig zu tun.

Zitat von ssdd:
Selbst schuld. Geh doch raus und triff Leute. Ist doch so easy.

Zitat von ssdd:
So oder so ähnliche Sprüche habe ich schon zu hören bekommen. Das Doofe ist: ein stückweit stimmt es ja schon.


Ja eben, wenn es ein Stück weit stimmt, warum gehen dann Menschen die sich alleine fühlen,
dann nicht mehr unter Menschen?
Ist das unsere Leistungsgesellschaft?

Zitat von ssdd:
Einsamkeit ist daher tabu- und schambehaftet, weil sich die Menschen, die es betrifft, oft wie Versager vorkommen.


Nun, das liegt aber nicht an den Anderen. Oder doch?

Zitat von ssdd:
versuche auch hier in meiner Gegend Kontakte zu knüpfen. Aber das wären dann auch wieder freundschaftliche Kontakte. Partnerschaft ist halt nochmal ein ganz anderer Schnack. Und damit tue ich mich eh etwas schwer.

Nur Frage ich. Wie will man denn, gerade wenn mal schon älter ist gleich einen Partner finden?
Geht das nicht am besten über Bekanntschaften und Freunde?

Zitat von ssdd:
Und jeder kümmert sich hauptsächlich um seine kleine (oder große) Bubble. Da ist nicht mehr viel Platz für andere Bedürftige.


Was Du da sagst, gilt doch auch im gleichen Maß für die Menschen, die sich alleine fühlen.
Gerade sie leben doch in ihrer kleinen Bubble.
Privat komme ich sehr häufig mit Menschen zusammen, die sich alleine fühlen.
Was ich aber fast nie erlebe ist. Das mich mal jemand etwas genauer nach meinen
Wünschen und nach meinen Gefühlen fragt. Haben die sowas nicht drauf?
Ich setze mich manchmal mit solchen Menschen zusammen und bekomme dann
30 bis 60 Minuten etwas erzählt.
Nach etwa einer Stunde hat sich dann jemand fast ausgesprochen. Und ich?
Wenn ich das dann anderen erzähle höre ich immer. Ja das darfst Du nicht so sehen.
dann solltest Du einfach mal zuhören.
Die mir das sagen, die hören anderen aber nie, ich wiederhole, nie länger zu.
Wollen die mir sagen sie wissen, wovon sie sprechen?

Zitat von ssdd:
Ratschläge höre ich mir damit also nicht nur an, sondern beherzige sie auch und setze die guten und hilfreichen auch Stück für Stück um. Es ist bestenfalls aber eine Saat, die man sät, und hilft einem aber im Moment der Krise, so wie ich sie jetzt empfinde, gerade wenig.

Aber was könnte Dir denn dann jetzt gerade helfen?

Liebe @WayOut : einen ganz lieben Dank für deine Worte. Auch, wenn man weiß, dass das, was man denkt, häufig veraltete Glaubenssätze sind, ist man doch als Gewohnheitstier immer wieder geneigt, sie für bare Münze zu nehmen. Der Wegbruch meiner Bezugsperson war lange Zeit vorher absehbar, es war also nichts, was auf Knall und Fall kam. Trotzdem hat mein Nervensystem genau so reagiert und es erklärt so einiges. Ich wollte das nie so richtig wahr haben. Wir haben uns vor 4 Monaten das letzte Mal gesehen und hatten seitdem nur noch sehr sporadischen Kontakt (über notwendige organisatorische Sachen). Es ist gut, dass er (erstmal) auf unbestimmte Zeit weg ist und ich auch nicht weiß, wo er ist. Ich wollte es von vornherein nicht wissen und es ist gut so. Je weniger ich weiß, desto weniger belastet es mich. Früher war es genau umgekehrt. Da wollte ich alles wissen.

Ich denke, ich habe schon eine sehr realistische Einschätzung zu dieser Situation. Es ist keine verklärte Liebe oder ein Zurücksehnen in ganz weit vergangene Zeiten. Ich denke nur oft an ihn und führe auch das ein oder andere stille Zwiegespräch mit ihm und wünsche ihm, dass es ihm gut geht (da bin ich mir nämlich nicht so sicher. Und das hat aber weniger was mit mir zu tun).

Liebe @Gottesherz: Dein Posting hat mich sehr berührt. Vielleicht hast du Lust auf einen Austausch per PN.

Liebe @Momo59 : Das von dir empfohlene Netzwerk ist eine ganz tolle Sache! Ich hab gestern gleich mal geschaut, welche Angebote es bei mir in der Nähe gibt. Leider nur zwei Seniorentreffs, dafür fühle ich mich dann mit gerade mal so halbknappfast 50 doch noch ein bißchen zu jung

Lieber @Hotin: Danke auch für deine weiterführenden Gedanken.

Mit der Bubble meinte ich vornehmlich die eigene Familie. Die meisten Leute, die ich kenne, sind so mit ihrer Familie beschäftigt (die eigene und die Ursprungsfamilie + Schwiegergedöns, wenns gut läuft), dass sie nicht nach anderen schauen. Sie leben in einem Mikrokosmos. Ich war aufgrund der Tatsache, dass mir meine eigene Ursprungsfamilie schon immer als Rückhalt fehlte, schon immer mehr auf familienfremde Menschen als Bezugsperson angewiesen und habe daher auch einen größeren Wert auf Freundschaft und Werteerhalt gelegt. Ich habe nur immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass ich einfach zuviel bin. Das hat mich sehr geprägt. Umgekehrt war und bin auch ich immer für andere da und helfe im Rahmen meiner Möglichkeiten auch mal mehr, als andere es vielleicht für mich tun würden. Nun ist das Geben und Nehmen nicht immer zu 100% ausgeglichen; vieles, das man jemandem gibt, bekommt man irgendwann später im Leben in einer ganz anderen Form von jemand anderem zurück. Es ist also nicht immer gleich 1:1 und 100%. Manchmal dauert das ein bißchen und manchmal muß man da auch erstmal in Vorleistung treten. Das sind so die Erfahrungen, die ich in jüngster Zeit sammeln durfte.

Auch, dass Leute vornehmlich von sich sprechen (also im RL, nicht hier in diesem besonderen Forum unter besonderen Umständen), ist mittlerweile normal. Auch ich kenne es so, dass ich zugetextet werde bis zur Unterkante Oberlippe und nicht gefragt werde, wie es mir geht. Ich habe aber auch gelernt, dass manche Leute sich damit schwer tun, weil sie Angst haben, irgendwelche Red Flags anzusprechen oder einen zu triggern (vor allem Menschen, die wissen, dass es mir nicht so gut geht). Ich habe eine Bekannte, die mich NIE fragt, wie es mir geht. Das meint sie aber nicht böse. Ich berichte dann einfach und ich habe dann ihre ehrliche Anteilnahme und wüßte, dass sie mir im Zweifelsfall auch helfen würde (ist aber auch jemand, der weit weg wohnt und es ist tatsächlich eher eine Bekannte als Freundin. Uns verbindet vornehmlich die Vereinstätigkeit).

Wie gesagt, das soziale Umfeld wächst, richtigen lokalen Rückhalt mag jedoch noch nicht so recht gespürt weerden. Ich weiß, das dauert. Rome wasn't built in one day, neither

Was mir heute hilft... das ist das Verfassen dieses Postings. Ich bin gerade sehr dankbar, dass ich dieses Forum wiederentdeckt habe und hier mal meine Gedanken lassen kann.Es hat da schon eine andere Qualität als bspw. ein Tagebuch - denn hier bekommt man Feedback, und das finde ich toll. Danke euch und einen tollen Feiertag

Hallo ssdd,

einen schönen Feiertag wünsche ich Dir ebenfalls.

Viele Grüße
Bernhard

@ssdd hallo ssdd, ich kann dir tatsächlich keine Hilfestellung geben. Aber Austausch. Mir geht es ähnlich. Mein Mann hat mich verlassen.
Ich leide unter Depressionen und bin somit auch in meinem Lebensweg, selbstliebe und unbeschwertem dasein eingeschränkt.

Ich habe sehr gute Freunde, die mir sofort zur Seite standen als mein Mann sich trennte. Das ist tatsächlich erst 3 Tage her. Und eigentlich kann ich bei dem Thema Einsamkeit nicht wirklich mitreden.

Aber die Einsamkeit ist da. Und sie wird bleiben. Die bezugsperson, mit der man alles geteilt hat, die einen In und auswendig kannte ist weg.

Ich weiß auch noch nicht wie ich das auffangen kann.

Ich verstehe wie du dich fühlst. Und dafür brauchst du dich auf keinen Fall zu schämen. Jeder Mensch braucht den besonderen Halt und diese Geborgenheit. Vor allem wenn man sie schnell hatte.

Ich drücke dir die Daumen, dass du so eine Person wieder findest.

Liebe @Selphi ich wünsche dir viel Kraft und Menschen an deiner Seite, die das alles für dich ein bißchen erträglicher machen. ich war Nichts ist schlimmer, finde ich, als das alles ganz alleine bewältigen zu müssen.

Ich habe mein Geburtstagswochenende hinter mir und zumindest der Samstag war ganz okay. Ich konnte in drei Geschäften einkaufen gehen. Das verbuche ich für mich schon unter Erfolg. Gestern war dann wieder schlecht: der Kreislauf hat wieder gesponnen und es sind ein paar unschöne Sachen passiert.

Ich habe ein Geburtstagspäckchen von einer lieben Person bekommen, ein weiteres ist wohl noch auf dem Weg zu mir. Das hat mich sehr gerührt und es hat mir gezeigt, dass ich doch gesehen werde. Aber gleich kam wieder das schlechte Gewissen: Die haben doch alle nur Mitleid mit dir, weil du andauernd nur rumjammerst und so bedürftig wirkst. Ah ja. Ist noch ein weiter Weg, der noch vor mir liegt...

@ssdd hallo ssdd, vielen dank für deine antwort.

Du hast es geschafft, deinen Geburtstag. Ich wünsche dir alles Liebe und nur das Beste nachträglich. Du hast geburtstagspäckchen bekommen. Und das bestimmt nicht nur aus Mitleid. Da hat sich jemand Gedanken gemacht wie er dir eine Freude machen kann.

Jetzt kommt das nächste Jahr. In diesem Jahr kann sich wieder einiges ändern.

Das allein sein ist für mich auch unsagbar schwer. Und ich weiß auch nicht wie es weiter gehen soll. Bleibt das jetzt für immer so oder kommt da noch was?

Ich habe auch keine Lösung für das Problem. Momentan ist der Austausch mein bester Weg damit klarzukommen. Es ist ein richtig weiter Weg. Aber die Hoffnung auf mehr Fröhlichkeit darfst du nicht aufgeben.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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