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J
Ja hallo an euch. Meine Situation kann man schon länger so wie im Titel beschreiben. Ich versuch diesmal den Weg über dieses vielversprechende Forum. Hab in den letzten 2 Tagen hier rumgestöbert und wurde motiviert auch die Initiative zu ergreifen.

Das wird jetzt ein längerer Text. Ich versuch auf den Punkt zu kommen, nicht zu schwafeln und nicht zu kompliziert zu klingen.

Ich befinde mich in sehr großen Selbstzweifeln. Alles was ich mache wird von mir stark angezweifelt und in Frage gestellt, wobei ich dies eigentlich gar nicht will. Es kommt mir so vor als wär mein Gehirn ein unabtrennbarer Parasit gegen den ich ankämpfen muss und zur Zeit bin ich unterlegen. Ich kann meine Gedanken nur schwer nachvollziehen und versteh mich selbst nicht so richtig. Alles ist so verwirrt in meinem Kopf und das lenkt mich ab. Heute war meine Konzentrationsfähigkeit bspw. völlig unbrauchbar. Wenn ich über etwas nachdenke, was ich sehr oft mache/versuche, dann baut sich eine Gedankenkaskade auf und ich weiß gar nicht mehr, was ich überhaupt gedacht hab. In diesem Zustand ist alles ungreifbar, verschwommen, verblasst und ich mir fällt dann nix weiter ein, als zu schalfen. Danach geht es mir besser und kann für ne kurze Zeit wieder klare Bilder sehen, aber damit hab ich meine Probleme auch erstma kurz nur aufgeschoben.

Diese innere Selbstverwirrtheit ist der erste Grund der mich einsam macht, weil ich mich nicht selber kenne. Ich seh nicht durch und bin wieder mal am Nullpunkt angekommen. Selbst diesen Text schreib ich nicht in einem Durchgang. Diesen Satz bspw. hab ich als allerersten hier reingetippt.

Desweiteren belastet mich, dass ich mich für eine Sache nicht entscheiden kann. Ich beschäftige mich zu oberflächlich mit den Dingen. Es gab eine Zeit lang, in der ich viel ausprobiert hab; war bspw. auf Festivals, bin viel rumgereist, hab gelesen, war öfters schwimmen, und hab auch versucht ein Instrument auszuüben, aber dies war nur von kurzer Dauer und jetzt hab ich mal wieder nichts vorzuweisen. Dies war schon immer so in meinem Leben. Niemals habe ich es geschafft mich komplett einer Sache zu widmen. Bisher springe ich immer von Ast zu Ast. Konnte mich nie auf etwas festlegen. Dabei dachte ich dies überwunden zu haben, aber im Endeffekt ist alles nur flüchtig. Nichts hat Bestand und ich glaub, das mit meinen 22 Jahren sich daran nichts ändern wird und ich bald sterben werde und ich kurz vorher noch alles mitnehmen muss sowie nachholen muss, weil ich erst nachdem Abitur mit meiner Persönlichkeitsentwicklung angefangen hab.

Ich verstehs auch nicht warum ich mich nicht meine Interesse nicht kontinuierlich beibehalten kann. Vielleicht gibt es nichts, was mich interessiert. Oder ich bin zu blöd/zu faul mich für etwas zu interessieren.

Zudem plagen mich Gedanken wie: Ich mach eh nur alles aus Langeweile und ich könnt was anderes machen aber was besseres fällt mir grad nicht ein.

Und daraus resultiert bestimmt auch meine soziale Abdriftung, welche ein weiterer Grund für meine Einsamkeit ist. Ich hab niemanden den ich alles anvertrauen könnte. Und bei meinen Eltern rede ich auch vorbei. Ich hab überhaupt kein Problem mit anderen Leuten Kontakt aufzunehmen aber ich schaff es nich, was festeres daraus zu machen. Meistens geht es auch nur um studentische Themen was mich auch sehr ärgert, und dann glaub ich, dass ich eher schauspielerhaft mit den Leuten sympathisiere und nur was vorspiele. So richtig privat kommt man an keinen ran. Vielleicht erwarte ich da auch zu viel. Es kommt sehr selten vor, wo ich sagen, kann dass ich auch wirklich ICH war.

Meine ganzen Zweifel basieren auch auf meinem Wirtschafsinformatik-Studium. Bis ins jetzige 5te Semester bin ich nicht richtig warm damit geworden und denke mir, dass mich Geisteswissenschaften viel mehr Freude bereitet hätten. Und dann kommt noch Zukunftsangst dazu, da ich nach Berlin ziehen werde um dort ein Praktikum zu machen, und dass ich dort untergehen werde, meine Situation sich nicht ändern wir, wobei ich mir aber gleichzeitig auch sehr viele Chancen ausrechne.

Ich mach mir ständig selbst zu viel Druck und stelle zu viele Erwartungen an mich. Ich will viel machen und herausfinden, will mich weiter entwickeln aber verfall in Lethargie weil ich nichts finde, was über das Anfangsstdium hinausgeht. Irgendwie kommt es mir so vor, dass ich kein Risiko eingehen will und mir immer eine Hintertür offen halte.

Aber eventuell rede ich mir das alles auch nur ein und es alles ganz anders wie es hier von mir beschreiben wurde, und das mir nur ein Fünkchen Selbstvertrauen fehlt. Ich glaub ich bin selbst mein größter Feind und Kritiker.

Auf jedenfall geht es mir schon besser, da ich jetzt mir erstmal Luft verschafft hab und nicht in Schlaf geflüchtet bin.

Habt ihr ein paar Tipps für mich wie ich wieder einen Ansatz für ein entschlosseneres Leben finden könnte und wie meine Situation besser werden kann? Wie kann ich mich von einem Interesse überzeugen und dieses auch ausleben? Ich glaube wenn ich dies schaffe klappts auch mit festen sozialen Kontakten.
Ich will ein zufriedenes Leben, will Freunde, will Spaß, Hobbys, will Erfolg, Familie das alles. Aber da ich bis jetzt nichts davon hab, kann von wollen ja nicht die Rede sein oder?

15.01.2008 00:20 • 23.01.2008 #1


3 Antworten ↓


Feary
Lieber JorgeDepri!

Auf deine verschiedenen Probleme eine passende Antwort zu geben ist gar nicht so leicht. Wegen deiner Konzentrationsschwäche würde ich mal zum Arzt gehen. Wer weiß was da nicht stimmt...

Lg
Feary

15.01.2008 21:23 • #2


A


Einsam und verwirrt/desillusioniert

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G
Zitat von JorgeDepri:
Es gab eine Zeit lang, in der ich viel ausprobiert hab; war bspw. auf Festivals, bin viel rumgereist, hab gelesen, war öfters schwimmen, und hab auch versucht ein Instrument auszuüben, aber dies war nur von kurzer Dauer und jetzt hab ich mal wieder nichts vorzuweisen. Dies war schon immer so in meinem Leben. Niemals habe ich es geschafft mich komplett einer Sache zu widmen.

Hallo JorgeDepri,
was du schreibst, kommt mir alles sehr bekannt vor.

Beim Lesen deines Textes ist mir besonders aufgefallen: habe ich mal wieder nichts vorzuweisen.
V-o-r-z-u-w-e-i-s-e-n ...

Da drängt sich die Frage auf: WEM aus deinem bisherigen Leben möchtest du denn etwas vorweisen können?
Oder wem musst du bzw. musstest du bisher/früher etwas vorweisen?
Du schreibst ja, dass es dir schon immer so ging. Wem?

Da scheint mir der Hase im Pfeffer zu liegen. Mir scheint, du bist irgendwann - vermutlich sehr früh - davon abgekommen, dein eigenes Leben zu leben. Irgendjemand hat dich von deinem eigenen Weg abgebracht. Wer?

Hast du nicht die finanziellen Möglichkeiten, dein Studienfach noch zu wechseln? (Bafög gäbe es leider max. bei einem Fachwechsel nach dem 4. Semester.) Man wird mit dem falschen Beruf weder glücklich noch erfolgreich. Du musst ja nicht nur bis zum Studienabschluss durchhalten, sondern dann noch das ganze Berufsleben lang, also ca. 45 Jahre. Daher mein dringender Rat: Sieh zu, dass du etwas findest, das dir liegt. Geisteswissenschaften allein sind für die meisten allerdings ein Hungerberuf. Falls dir aber z.B. Schreiben oder Unterrichten liegt, dann gäbe es für dich vermutlich einige Weichen. Du solltest sie baldmöglichst suchen und dich möglichst auch dafür qualifizieren.

15.01.2008 21:45 • #3


G
Hallo,

hast Du Dich schon mal mit ADHS beschäftigt?
Vieles von dem, was Du schreibst, entspricht der Symptomatik.
ADHS bedeutet nicht, daß nur Kinder betroffen sind - wenn in der Kindheit nicht bereits gezielt behandelt wird, hampelt man als Erwachsener durch´s Leben und fragt sich immer wieder, was ist mit mir los, warum passiert mir immer wieder dasselbe, wieso fühle ich mich immer so.

Beim ADHS ist nicht die Hyperaktivität das Hauptproblem (diese tritt auch nicht bei allen auf), sondern u.a. die Aufmerksamtkeits-Störung, mangelnde Selbststeuerung und Impulskontrolle etc.
Es gibt sehr gute Bücher über ADHS bei Erwachsenen - dort kannst Du Dir vertiefende Informationen holen. Auch einige Internet-Seiten sind für´s Erste aufschlußreich.
Aber ein Besuch bei einem Psychiater, der sich damit auskennt, wäre auch meiner Meinung nach empfehlenswert, da man schlecht ganz alleine aus solchen Problemen herauskommt. Laß Tests machen, dann weißt Du mehr und bekommst hoffentlich gezielte Hilfe.

Grüße

23.01.2008 20:37 • #4





Dr. Reinhard Pichler