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Hallo, bin neu hier. Ich habe zufaellig dieses Forum gefunden und ein bisschen darin gelesen und irgendwie hat es mich immerwieder hierhin zurueckgezogen. Viele Geschichten und Gedanken kommen mir verdammt bekannt vor. Vielleicht hilft's mir und auch anderen beim Lesen wenn ich meine Geschichte auch poste.

Ich bin Mitte 30 und lebe mit meinem Partner und meiner Katze seit 3 Jahren in Holland. Als Kind hatte ich eine starke Bindung zu meiner Familie und habe mich immer sicher und geborgen gefuehlt. Ich hatte zwar ein paar Freunde, empfand es aber schon immer als eher anstrengend Freundschaften zu pflegen. Und mit meiner Familie im Ruecken und mit einem Partner an der Seite hatte ich auch nie Angst vorm Alleinsein oder Einsamkeit.
Dann, vor einigen Jahren passierte das Undenkbare. Meine Eltern sind kurz hintereinander (mit Mitte 50) an Krebs gestorben. Das hat mich voellig aus der Bahn geworfen. Jeder, der schon einmal jemanden an Krebs verloren hat, weiss wie grauenvoll das ist. Und dann auch noch beide Eltern. Eine zeitlang war ich so damit beschaeftigt mich um alles zu kuemmern, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie einsam ich war.
Ich habe erst hinterher wirklich gemerkt, dass der Rest der Familie (Onkel und Tanten, Cousinen und Cousins) hat sich komplett zurueckgezogen hatte. Ich weiss bis heute nicht, warum. Unfaehigkeit mit der Situation umzugehen, eingene Probleme - keine Ahnung. Ich haette gedacht, dass die Familie mich auffaengt und zumindest der oder die ein- oder andere da ist fuer mich und meinen Bruder. Ich habe mir fast gewuenscht minderjaehrig gewesen zu sein, so dass irgendjemand die Verantwortung fuer uns haette uebernehmen muessen. Meinem Bruder hat es voellig den Boden unter den Fuessen weggezogen. Er hatte schon vorher Dro. und mit dem Tod meiner Eltern wurde alles noch viel schlimmer und 2 mal musste er zu seiner eingenen Sicherheit eine zeitlang stationaer untergebracht werden.
Vor drei Jahren hatte ich dann alles was mit dem Tod meiner Eltern zusammenhing abgewickelt und irgendwie war nichts mehr da. Keine Eltern, keine Familie, keine Freunde - nix. Also habe ich den Schritt gewagt zu meinem Freund nach Holland zu ziehen. Wir haben uns vor 8 Jahren im Internet kennengelernt und bis zu meinem Umzug eine Fernbeziehung gefuehrt. Ich habe einen guten Job gefunden eigentlich haette mein neues Leben beginnen koennen.
Aber irgendwie hat mich die Vergangenheit nicht losgelassen. Vieles kam erst nach dem Umzug an die Oberflaeche und ich leide noch heute sehr unter dem Verlust meiner Familie. Mein Partner ist zwar fuer mich da, aber gleichzeitig ist er auch Teil des Problems. Seine Familie lebt nicht in Holland und er will keine eigene und pflegt auch kaum Freundschaften. Ich liebe ihn, aber er isoliert mich auch. Er wuerde mich niemals davon abhalten mich mit Freunden und Kollegen zu verabreden, aber es ist halt schon komisch wenn ich immer allein auftauche.
Tja, da bin ich nun. Keine Familie, kaum Freunde und lebe in einem Land dessen Sprache ich noch nicht mal spreche (naja, jedenfalls nicht besonders gut). Wie die Beziehung zu meinem Freund weitergeht, weiss ich nicht. Im Moment laueft es nicht so gut. Und ich habe so eine schei. ganz alleine dazustehen. Vielleicht klammere ich mich zu sehr an eine Beziehung, die nicht besonders gut ist, aber es ist alles, was ich habe. Manchmal hab ich Panikgefuehle wenn ich daran denke, dass ich keinen habe. Fast immer fuehle ich mich einsam und wuenschte, ich haette wenigstens eine besteFreundin. Manchmal denke ich, das alles keinen Sinn macht und will alles aufgeben.

Tja, das ist meine Geschichte. Bin dankbar fuer und freue mich auf Austausch mit Euch.
Lieben Gruss aus Holland.

14.10.2010 13:59 • 16.10.2010 #1


7 Antworten ↓


S
hmmm..Vielleicht solltest du einwenig an der Sprache arbeiten? Die Sprache gut zu beherrschen würde auch einiges dazu beitragen, sich in einem Land wohlzufühlen, oder?. Wenn man die Leute schlecht versteht, dann kommt man sich immer irgendwie wie ein Fremder vor?

Wegen deinen Eltern...Das hört sich grauenvoll an.. Ich habe mir manchmal versucht vorzustellen, wie es für mich wäre, wenn meine Eltern sterben würden... Ich habe zwar kein gutes Verhältnis zu ihnen, aber diese Vorstellung hatte mich sehr traurig gemacht. Wie schlimm musste diese Situation dann für dich gewesen sein...?(rhetorische Frage)

Ich denke der Umzug nach Holland war eine gute Entscheidung. Bei einem Neuanfang sind die Vorraussetzungen am besten, die Vergangenheit hinter sich zu bringen.

Würdest du deinen Freund zu deinen Freunden oder Kollegen mitnehmen? Oder würde er es nicht wollen? Wenn, wüsstest du auch warum?

Weil ich denke, du solltest dich nicht wegen äußeren Einflüssen dich isolieren.

14.10.2010 16:05 • #2


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Einsam in Holland

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Hi Seelenfresser,

danke fuer Deine schnelle Reaktion. Ja, ich sollte an der Sprache arbeiten. Da hast Du sicherlich recht...

...ja, ich dachte auch immer dass es schlimm ist wenn die Eltern sterben. In Wirklichkeit ist es schlimmer. Es geht so nah, so tief und veraendert das Leben fuer immer. Man ist dann halt Waise, auch wenn man schon erwachsen ist. Seit meine Eltern nicht mehr da sind habe ich staendig ein Gefuehl von Einsamkeit und Schutzlosigkeit. Oft bin ich auch eifersuechtig auf Bekannte die noch Eltern haben und fuehle mich unverstanden und allein.

Hhhmmm, mein Freund ist einfach kein sozialer Mensch. Er ist gern allein oder mit mir zusammen. Mit Freunden treffen ist nicht sein Ding. Das muss ich allein machen. Im Moment krieselt es total. Er ist total gestresst von der Arbeit und ich rechne fast damit dass er alles - incl. unserer Beziehung - hinschmeisst. Das macht mir total Angst. Dann waere ich ja noch alleiner. Ich weiss nicht genau wie sich Panikatacken anfuehlen, aber wenn ich an eine moegliche Trennung denke, und das ich dann gar keinen mehr habe, wird mir richtig komisch. Zittern, Schmetterlinge im Bauch, heiss und kalt kann nix essen.

Ich bin eigentlich gar nicht so der Klammer-Typ, aber seit dem Tod meiner Eltern will ich keine weiteren Menschen verlieren.

Sag mal, warum bist Du eigentlich hier? Hab noch nicht so ganz raus wie ich was von Dir lesen kann.

Allen einen schoenen Abend!

14.10.2010 17:53 • #3


S
Hallo!

Tut mir leid für die späte Antwort. Eigentlich wollte ich dir schon gestern antworten, aber naja..Schulsorgen, Geigenunterricht..

Wie war der Tag heute, hinbezüglich mit deinem Freund?
Krieselt die Beziehung immer noch?

Ich bin hier, weil mir soetwas wie eine Vertrauensperson fehlt.

Ich finde es krass, dass während der Zeit hier kein Mensch geantwortet hat

Wie ist eigentlich deine Beziehung zu deinem Bruder? Er ist ja sozusagen noch der einzige, der eine Verbindung mit den Eltern hat.

Hm ja unverstanden sein...Ist irgendwie mit den Leuten so, wenn sie etwas nicht selbst erlebt haben, dann können sie sich nicht vorstellen, in welchem Ausmaß es schlimm für den anderen ist. Ist eigentlich bei jedem so, aber die einen reagieren einfühlsamer, die anderen weniger..

Ich kann mich in deiner Geschichte irgendwie gut einfühlen, keine Ahnung warum. Manchmal habe ich einfach irgendwie Vorstellungen von Situationen, die ich eigentlich nicht kenne. Weiß nicht woher sie kommen, vielleicht habe ich mal davon geträumt.

Ich kann dich verstehen, dass du eine Angst davor hast, deinen Freund zu verlieren. Man braucht nicht der ,,Klammerer-Typ sein, um Verlustängste zu haben. Wenn man das erlebt hat, was du erlebt hast, ist das eigentlich nur verständlich. Ich hätte auch nicht anders reagiert.

Solche Gefühle hat man, wenn man extreme Angst hat. Als ich Sozialphobie hatte, und unter Menschen war, hatte ich dieselben Symptome.
Muss schlimm sein..dauerhaft mit der Angst konfrontiert zu werden.

Was ich jetzt so spontan denke.Wenn dein Freund nachhause kommt,könntest du ihm einen schönen Abend machst, etwas schönes kochst, oder mit ihm irgendwo essen gehen und ihr euch zusammensetzt und miteinander darüber redet, wie seine Arbeit war, oder auch über was anderem.
Denkst du, würde das helfen, bzw. hast du zurzeit die Kraft für soetwas?
Ist nur ein Vorschlag um die Situation zu mildern, soll kein ,,Lösung für alles sein.

Deine Situation ist, finde ich, recht schwierig, man könnte sie auch nicht einfach mit irgendeinen Vorschlag lösen.

Ich denke ab und zu mit Freunden und Kollegen fortgehen, wäre nicht schlecht. Würde dich auch ab und zu von der Situation ablenken.

Eigentlich ist es schon ein guter Neuanfang. Guter Job, neue Umgebung...
Du wohnst ja schon seid 3 Jahren in Holland. Wann hat der Stress mit der Arbeit deines Freundes angefangen? War, bevor das alles begann, alles ok?
Also abgesehen von der Sache mit den Eltern und Familie.

Wenn dich etwas bedrückt,schreibs nieder =)

15.10.2010 22:03 • #4


M
Guten Abend,

ja genau so ging es mir auch als ich nach Deutschland vor 16jahren kam.Jetzt bin nach 10 jahren Ehe geschieden,und fühle mich sehr einsam und verlassen.Ich lebe nach der Scheidung alleine,habe auch keine Familie,keine Kinder nichts.Nur mich und der lieber Gott.

Ich weiß es ist sehr schwer allein zu sein.Versuchs mal eine gute Freundinn zu finden,dort gibt es bestimmt noch viele Deutsche Familien und kannst doch jemanden finden.Nicht aufgeben,sei stark es wird alles gut.Wir brauchen nur Geduld!

Wünsche dir alles,alles gute!Gruß mariechen

15.10.2010 23:01 • #5


E
Danke fuer Deine Nachricht, Seelenfresser.

Du bist sehr einfuehlsam, vorallem fuer einen so jungen Menschen (Schule - also must Du noch ziemlich jung sein).

Die Situation mit meinem Freund hat sich ein bisschen entspannt. Ich gehe schon laenger zu einer Therapeutin um den Tod meiner Eltern und so aufzuarbeiten. Ich war vorgestern bei ihr und hab ihr alles erzaehlt und das hat ein bisschen geholfen. Sie hat mir geraten mit meinem Freund zu reden. Hoer sich banal an, ist aber manchmal gar nicht so einfach. Vorallem wenn man depressiv, veraengstigt und einsam ist. Aber wir haben geredet. Er glaubt, dass er nicht gut fuer mich ist und ich was besseres verdient habe. Vielleicht hat er recht, aber ich liebe ihn halt und er ist ein Teil von mir...Mir gehts nur ganz langsam besser. Jedesmal, wenn ich soeine Kriese habe, habe ich grosse Angst. Ich weiss nicht, ob man da von Panikatacken sprechen kann, aber es fuehlt sich furchtbar an. Ich glaube das kann man nur verstehen, wenn man das schonmal erlebt hat....

Sag mal, in welcher Hinsicht suchst Du denn eine Vertrauensperson?

Schoenes Wochenende!

16.10.2010 09:20 • #6


E
Hallo Mariechen!

woher kommst Du denn urspruenglich? Hast Du in Deinem Heimatland noch Familie?

Ja, ich hoffe auch, dass alles gut wird. Aber bis dahin geht's einem halt schon manchmal ganz schoen schlecht und manchmal habe ich halt auch Angst das halt nicht alles gut wird, sondern nur noch schlimmer. Arbeitest Du? Im Moment ist mir meine Arbeit sehr wichtig, weil ich da halt under Menschen bin und Teil von etwas. Deswegen ist das Wochenende manchmal auch schlimm, wenn mein Freund arbeiten muss und ich allein bin.

Du sagst in Deiner Mail Du und der liebe Gott. Glaubst Du an Gott? Ich war nie besonders religioes, aber seit dem Tod meiner Eltern sehne ich mich nach irgendwas an das ich glauben kann, was alles erklaert und einem ein zu Hause gibt. Lese ziemlich viel diesbezueglich und hab mein Interesse fuer Yoga und Buddhismus entdeckt. Aber so richtig was, an das man glauben kann, habe ich noch nicht gefunden. Hab immer meine Grosseltern ein bisschen um ihre Glaeubigkeit beneidet, das macht einiges ein bisschen einfacher. Wie siehts bei Dir aus?

Alles Liebe schoenes Wochenende!

16.10.2010 09:45 • #7


M
Hallöchen,

ich komme aus Siebenbürgen,und nein ich habe keine Familie mehr.Meine Eltern sind schon längst gestorben und Geschwister habe auch nicht.
Ich bin nicht so stark religiös,aber ich weiß das WIR nicht allein sind auf dieser Welt,und ist einfach schön wenn man ein glaube hat,dann wird manchmal auch das Leben leichter.
Ich interessiere mich für Esoterik,Okkult,Spiritualität ..ich lese viel in dieser richtung.

Wünsche dir auch ein schönes Wochenende.Gruß mariechen

16.10.2010 10:11 • #8





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