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P
Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich mich hier erst einmal richtig auskot... kann.

Mit dem Alleinsein und der Einsamkeit hatte ich schon immer zu kämpfen. seit einige Tagen aber, habe ich das Gefühl, sie frisst mich auf. Im Grunde genommen, geht es mir zur zeit sehr gut, ich habe allen Grund zur Freude. Seit vier Wochen habe ich meinen Jugendtraum erfüllt und das ist der Motorradführerschein. Aber die Einsamkeit überrollt mich.
Ich muss dazu sagen, dass ich psychisch krank bin, und auch nur sehr schwer auf Menschen zu gehen kann. Wenn ich dann aber mit ihnen in Kontakt stehe, sieht man mir nicht mehr an, dass ich damit SChwierigkeiten habe.

Meine sozialen Kontakte aber, lassen zu wünschen übrig. Ungefähr alle zwei Wochen gehe ich auf einem Motorradtreff, aber nur wenn auch mein Kumpel dort hin geht, da ich eben Schwierigkeiten habe, Kontakte zu knüpfen. Allerdings habe ich auch ANgst, meinem Kumpel, den ich auch noch nicht so lange kenne und seit ich mit dem Motorradfharen (Fahrschule) anfing, erst richtig in Kontakt mit ihm kam, zu nerven, wenn ich ihm eine SMS schicke, ob wir auf dem Treff einen Kaffee trinken sollen.

Seine Exfreundin ( dadurch kennen wir uns) und ich sind gut befreundet, sehen uns aber auch nicht gerade so oft. Letzte Woche bin ich zu ihrem Freund in den Garten gefahren, um mit den beiden zu plaudern. Ich wurde freudig empfangen und mir wurde sofort ein Kaffee gekocht. aber innerlich habe ich immer Angst zu nerven.

Da ich Eu Rentnerin bin, habe ich auch keine feste Arbeit und gehe nur zweimal die Woche für zwei Stunden ehrenamtlich arbeiten. Dort fühle ich mich sehr wohl und auch dort werde ich freudig empfangen. Mit einer Arbeitskollegin habe ich letztens erst zusammen gefrühstückt und mit einem Arbeitskollegen bin ich vor kurzem erst einen Kaffee trinken gegangen und beide möchten dies gerne wiederholen.

Seit 8 Jahren bin ich alleine, also ohne Partner und ich merke, dass das ziemlich hart ist. Ich sehne mich nach einer Beziehung und fühle mich aufgrund dessen dreckig, schmutzig und verdorben. Ich weiß aber auch, dass ich nicht in der Lage bin, eine Partnerschaft zu führen, da ich einer Beziehung nicht das geben kann, was sie verdienen würde.

Mein Selbstbewusstsein ist gleich null bis -100. ich kann mir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die mich mögen. Aber diese muss es geben, da es auch welche gibt, die gerne mit mir eine Motorradtour machen wollen. Mit zwei davon bin ich schon gefahren.

ich bin wirklich verzweifelt, obwohl es mir eigentlich sehr gut geht.

15.06.2011 19:28 • 19.06.2011 #1


7 Antworten ↓


V
Vielleicht ist alles ganz einfach; du hast den Bezug zu dir entweder noch nicht gefunden oder verloren. Weil du dir selbst fremd vorkommst, kommen dir auch alle anderen fremd vor. So projizierst du deine Ängste auf sie, und nur wenn sie dir wohlgesonnen wären (woran du nicht richtig glauben kannst), könntest du dich der Illusion hergeben, dass deine innere Welt intakt ist.

Darum hast du auch Angst andere zu nerven. Und darum findest du - mit Recht - nicht fair in diesem Zustand eine Beziehung zu haben, denn der Partner würde bei dir nur einen bestimmten Zweck erfüllen - deine Angst vertreiben.

Ich finde gut, dass du das erkannt hast; das hast du jedenfalls auch vielen Gesunden voraus.

Die Angstprojektion in Bezug auf andere wird als Einsamkeit emfpunden. Und wer mit seiner Einsamkeit gut zurecht kommt, ist eigentlich nur - angstfrei.

Man kann nur bei sich selbst anfangen - die Angst losgelöst von ihren Objekten - als Gefühl - erleben und zulassen...



; )

15.06.2011 22:50 • #2


A


Die Einsamkeit frisst mich auf

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Q
@vent

ich finde deine denkansätze sehr toll.
Zitat von vent:
Vielleicht ist alles ganz einfach; du hast den Bezug zu dir entweder noch nicht gefunden oder verloren.)

bin ich fremd in meinem eigenen ICH? oder ist mir mein ICH fremd?
wie stelle ich den bezug zu mir selbst her?

auch der arte - beitrag sagt sehr viel über die bedeutung der angst aus.
ANGST=Schwindel der Freiheit wird dort erläutert. Ist mir vielleicht deshalb öfters schwindelig? Weil ich Angst vor der Freiheit habe? In diesem Sinn, Angst vor dem ALLEIN SEIN habe?

mein Hirn rattert jetzt gerade

17.06.2011 14:33 • #3


V
Da gibt es sicher Zusammenhänge. Die Angst vor der Autonomie kann auch die Angst vorm Allein-Sein sein. In der Angst vor dem Kontrollverlust während einer PA kann sich die Angst vor der eigenen Sterblichkeit wiederspiegeln. In der Angst während einer PA zu sterben kann sich die Angst vor der eigenen Existenz äußern.
Und wenn du Gleichgewichtsstörungen hast, lass sie beim Doc klären.

Zitat:
bin ich fremd in meinem eigenen ICH? oder ist mir mein ICH fremd?
wie stelle ich den bezug zu mir selbst her?

Indem du den auf dein Selbst bezogenen Auf- und Abwertmechanismen deines ICH's keinen Glauben mehr schenkst..

17.06.2011 23:00 • #4


Q
Ja, die Angst vor Autonomie ist sicher ein Thema.
Mein Schwindel ist lt. Doc psychischer Ursache, nachdem alles andere ausgeschlossen wurde.

Kontrollverlust geht mit meinem Schwindel Hand in Hand und ist ja nur der körperliche Ausdruck meines psychischen Empfindens.

PA habe ich nicht, hatte ich nie, es ist eine generelle Angst, die mich ständig begleitet...

18.06.2011 08:10 • #5


V
Angst ist Angst. Der Motor der Selbsterhaltung, aber auch der des Wandels.
Nur unsere Tendenzen sind gegensätzlich. Die Angst soll nicht sein. Schuldgefühle kommen auf. Man denkt: wenn ich das und das in meinem Leben verändere, wenn ich das und das erreiche, werde ich vielleicht keine Angst mehr haben. So ist die Flucht vor der Angst für die Projektion der Angst in Objekte, in Mängel oder auch in die allgemeine Tatsache der eigenen Existenz ursächlich. An diesen Projektionen leiden wir dann wirklich. Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen für mich schon allein einen Baum anzusehen schmerzhaft war.

Die Not weist aber den Weg zu der ursprünglichen Angst zurück. Sie kann so heftig sein, dass alle Objekte auf einmal völlig unwichtig erscheinen. Der Zustand wird zur Notwendigkeit den einen Menschen und seine Existenz zu akzeptieren, egal wie er ist, egal welcher Art diese Existenz ist, bedingungslos - sich selbst. Die einzige Möglichkeit und der Punkt, an dem alles anfängt und alles endet.

Angst ist das Tor zur Unendlichkeit der Welt - (Link)

Innere Drachen kann man bekämpfen oder sie auch für eine Illusion erklären... manchmal fällt aber einem so ein Abschied sogar schwer. Dann kämpft man lieber. Das ist die Ironie. Darum auch - nicht verzweifeln, denn eigentlich: je größer die Not um so besser, um so schneller findet man Wege.

18.06.2011 12:45 • #6


F
Hallo vent,
was du geschrieben hast,hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Stichwort Kontrollverlust während PA.Das ist für mich ein ganz großes Problem,da geschieht etwas das ich nicht beherrschen kann.Mir ist das so sehr heftig während einer hypertensiven Krise im vergangenen Jahr bewußt geworden.Ich habe das als ganz schlimm empfunden.
Aber die ersten PA kamen erst ein halbes Jahr später,ich habe sie nichtmal als solche erkannt.
Du schreibst von der Angst vor der eigenen Sterblichkeit.Ich habe da bisher nie einen Zusammenhang gesehen,aber wenn ich jetzt darüber nachdenke...
Da sind eine Menge Äußerungen von dir,die mich zum Grübeln bringen.
Du hast dich lange und intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt,nicht?
Ich würde gerne mehr von die erfahren.
Herzl. Gruß vom Fragezeichen

19.06.2011 13:11 • #7


V
Hallo Fragezeichen,
ja, notgedrungen habe ich mich damit beschäftigt... hier z.B. - der Text ist on-zugänglich und ich fand ihn gut:

http://books.google.de/books?id=QpZ2D9h ... qf=false

Todesfurcht - die Spiegelung der Grundangst in den psychischen Störungen: Den Grundstein im Sinne der Psychologie hat im Wesentlichen Sigmund Freud gelegt, von Ernest Becker gibt es eine gute, wenn auch etwas subjektiv angehauchte Orientierungshilfe in der Form einer Übersicht der Theorien und Modelle zu diesem Thema in den Humanwissenschaften.

Kontrollverlust - also das, wovor man sich während einer PA fürchtet, findet letztendlich im Tod seinen Höhepunkt. Der Tod ist der Zustand, der sich endgültig jeder Art der Kontrolle entzieht. Er steht im Zusammenhang mit der eigenen Existenz, also ist diese ebenso beteiligt. Die Unsicherheit der eigenen Existenz, die hypertensive Krise, die Panikattacke, und die Grundlage von all dem: der eigene Körper - nichts lässt sich kontrollieren.

Verliert aber Kontrollierbarkeit an Bedeutung, tritt auch die Todesangst in den Hintergrund, und eigentlich bilden gerade diese zwei Aspekte die Grundlage einer PA.

So viel noch dazu, hoffe das kann für dich einigermaßen hilfreich sein.
Wünsche dir gute Besserung.

Ansonsten habe ich bald das Threadthema verfehlt..

19.06.2011 20:24 • #8





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Dr. Reinhard Pichler