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M
Hallo alle zusammen,

ich schreib euch jetzt mal mein Leid....ich weiß leider nicht so Recht wo ich anfangen soll....Naja. Erstmal bin ich seit ein paar Jahren ziemlich vereinsamt, wie so viele von euch hier. Das Problem meiner Einsamkeit sind die Folgeerscheinungen. Ich bin depressiv geworden und habe gar kein Selbstbewußtsein mehr. Man mag es kaum glauben vor 5 Jahren war ich noch sowas wie ne Diva, total überzeugt von mir, recht attraktiv, gebildet und ich hatte das Gefühl respektiert zu werden. Nun scheint alles weg zu sein. Ich habe sagen wir mal 2 Bekannte. Mit denen kann ich aber nicht reden. Fange ich einmal an von meinem Leid zu erzählen, dann können die nichts dazu sagen und die sind nicht gerade einfühlsam. Erschwerend kommt noch dazu, dass ich seit 10 Monaten in einer neuen Stadt lebe und mich noch schlechter fühle als vorher. Man sagt, Hamburg sei die schönste Stadt Deutschlands. Das kann ich nicht so Recht nachvollziehen. Die Menschen hier sind so unterkühlt, das ist nicht zum ertragen. Leider muss ich auch vorerst hier bleiben. Ich habe Jura studiert und muss das Referendariat hier absolvieren. Wegen den Depressionen und Stimmungsschwankungen habe ich große Probleme mit dem lernen. Ich habe Konzentrationsstörungen, schweife mit meinen Gedanken oft ab und bemitleide mich selber. Das ist wirklich unerträglich. Außerdem habe ich Prüfungsangst und habe schon mehr als oft mit dem Gedanken gespielt alles abzubrechen. Eine Angst in mir hält mich aber auch davon ab. Was mich traurig macht, ist, dass ich weiß dass ich es schaffen könnte, wenn ich nur ein paar Menschen um mich hätte, die mich verstehen, die mir Kraft geben und mich ablenken. Ich schaffe es alleine nicht und so habe ich das Gefühl sowohl privat als auch beruflich zu versagen. Irgendwie habe ich auch Grund stolz zu sein, denn während meiner Depressionen habe ich mein erstes Examen geschafft. Unter solchen erschwerten Umständen solche Leistungen zu erbringen ist wirklich nicht einfach. Ein zweites Mal schaffe ich es nicht alleine. Wie kann ich so schnell nette Leute kennenlernen, die mich auffangen und mir Kraft geben? Ich habe auch das Gefühl wegen meiner Schüchternheit und Hilflosigkeit blöd rüberzukommen. Deshalb kann ich es auch verstehen, dass andere mich ignorieren.So viele Male habe ich versucht meine Einstellung zu ändern und auch mein Auftreten. Ich schaffe es aber nicht. Mittlerweile gucke ich fast immer traurig oder erbost. Ich kann meine Gesichtszüge nicht mehr entspannen und auch innerlich bin ich ziemlich verkrampft..... Eigentlich liegt mir noch viel mehr auf dem Herzen, was ich schreiben wollte, aber ich bin durcheinander und energielos....

26.11.2008 01:38 • 10.12.2008 #1


12 Antworten ↓


M
Hallo Menschenbeobachterin,

Dein Name spricht schon für sich. Du beobachtest, aber bleibst außerhalb.

Versuch Dich durch Positives abzulenken. Du mußt versuchen, Deinem Denkknödel ein Schnippchen zu schlagen. Dazu ist absolut jedes Mittel recht - und komm Dir dabei nicht komisch vor!

Schau Dir lustige Filme an, geh in die Natur und schau den Enten im Teich zu, oder sonst was. Es ist alles erlaubt, was Dich von Deinem Kopfknödel ablenkt, denn Lösung geht so schnell nicht.
Weiß nicht, ob eine Meditationsgruppe was für Dich ist. In so einer großen Stadt wie Hamburg gibt es sicherlich auch jede Menge Selbsthilfegruppen, in denen Du Dich mit Betroffenen im persönlichen Gespräch austauschen kannst. Da lernst du auch wieder, auf andere zuzugehen. Du schreibst, daß Du mal ganz anders warst. Versuche, die Person wieder aufleben zu lassen.

MissErfolg

26.11.2008 10:01 • #2


A


Das Leben f mich jeden Tag

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Hallo MissErfolg,

danke für deine Antwort. Leider kann ich mich nicht ablenken. Zeitweise mag das möglich sein, aber ich habe keine Energie und es bringt auch nichts. Ich brauche Kontakte. Von morgens bis Abends mit niemanden reden ist furchtbar. Deshalb habe ich auch keine Lebensfreude! Aufgrund des alleine seins, habe ich auch so gut wie keine Interessen mehr, denen ich nachgehe. Von morgens bis abends mache ich mich nur verrückt, versuche krampfhaft zu lernen, was mir oftmals nicht gelingt, lenke mich zwischendurch mit meinem Hund ab und das wars. Das Internet ist mein einziger Zuflucht geworden. Ich hasse es so zu kommunizieren. Denn es ist so unpersönlich, aber ich habe keine andere Möglichkeit. Wie früher zu werden geht auch nicht. Ich bin heute ein anderer Mensch und das liegt ganz alleine daran, dass ich seit Jahren alleine bin. Ansatzweise versuche ich mich zu ändern. Es klappt aber nicht. Mittlerweile bin ich so gefrustet, dass ich die Menschen dafür hasse, dass sie mich so ignorieren. Es ist noch nicht mal nur auf mich bezogen. Wenn ich zum Beispiel spazieren gehe und sehe, dass Jemand traurig aussieht, dann versuche ich ihm ein lächeln zu schenken. Doch die Masse der Menschen nimmt es gar nicht wahr, dass es viele da draussen gibt, denen es nicht so gut geht. Die meisten leben offensichtlich in einer Scheinwelt, wo alles perfekt sein muss. Ich finde die Gesellschaft furchtbar. Langsam habe ich das Gefühl nicht hierher zu gehören. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn meine Familie nicht mit mir nach Deutschland gekommen wäre......25 Jahre habe ich mich bestens angepasst und dachte ich wäre einer von denen hier und plötzlich merke ich, dass ich nie richtig dazugehört habe und es nie werde......

26.11.2008 13:15 • #3


I
Zitat von Menschenbeobachterin:
Ich habe auch das Gefühl wegen meiner Schüchternheit und Hilflosigkeit blöd rüberzukommen. Deshalb kann ich es auch verstehen, dass andere mich ignorieren.

Mit einer Wasserpistole in der Tasche wird sich Dein Auftreten grundlegend ändern.

Antonio, jetzt wir brauchen einen Anwalt, einen guten Anwalt. Ja, einen verdammt guten Anwalt.

26.11.2008 17:57 • #4


M
Hallo Menschenbeobachterin,

Du bist aus einem ganz anderen Land? Es gibt immer mal wieder Sendungen über Migranten, die obwohl sie schon lange hier Leben, nicht genau wissen, ob ihre Wurzeln hier, oder in ihrem Heimatland sind. Das ist für viele dieser Menschen oft ein großes Problem. Das könnte bei Dir vielleicht auch eine Ursache sein. Vielleicht fühlst Du Dich hier ganz und gar nicht wohl.

Aber es hilft alles nichts. Es wird keiner an Deine Tür kommen und Dich erretten. Du mußt den ersten Schritt machen.

Wenigstens hast Du einen Hund. Dann mußt Du schon regelmäßig raus.

Erkennst Du es an, wenn Dir kleine Fort-Schritte gelingen, auch wenn diese noch so winzig sein mögen? Lobst Du dich dafür?

Die allermeisten Menschen in unserem Kulturkreis sind nicht bei sich, sie sind nicht bewußt, sondern unbewußt und leben durch ihr Ego/Verstand.
Sie haben wenig oder keine Verbindung zu ihrer Bewußtheit. Sie können nicht mit dem Herzen sehen, weil sie es von Klein auf nicht gelernt haben. Es hat ihnen einfach niemand so vorgelebt. Das hat nichts mit Dir zu tun.
Das Ganze ist ein gesellschaftliches Problem und findet sich nicht nur in Deutschland.

Wenn Du überhaupt nicht mehr so klar kommst, und Du Dich nur noch schlecht fühlst, solltest Du Dir überlegen, ob Du nicht Professionelle Unterstützung annehmen möchtest.

MissErfolg

26.11.2008 18:01 • #5


T
Zitat von Menschenbeobachterin:
25 Jahre habe ich mich bestens angepasst und dachte ich wäre einer von denen hier und plötzlich merke ich, dass ich nie richtig dazugehört habe und es nie werde......


und so gehts auch staatsbürgern und hier geborenen, du musst dir keine gedanken machen ob deine wurzeln der punkt sind warum man dir mit ignoranz und/oder abneigung begegnet.

miss schreibts schon, du hast zuallererst einmal (d)einen hund. der sollte dir helfen, rauszukommen und - kontakte knüpft man so auch, wenngleich sie in erster linie erstmal das thema hund aufgreifen und nicht dich, schlimmstenfalls ist es aber nur ein guten tag wie gehts...
lass dich davon nicht abschrecken.

kein ammenmärchen, ich hatte auch einen hund und es war schon mehr als nur mal gassigehen mit einem tier. ich glaube ich hab mich auf die stunde bäume anpinkeln mehr gefreut wie mein hund.

und da es in hamburg eher weniger bäume in der innenstadt gibt wie hier bei mir, sollten das theoretisch doch ballungsgebiete unterschiedlichster tierhalter sein

es kommt sicherlich darauf an, was du von anderen erwartest, denn deine probleme mit der einsamkeit sind meiner erfahrung nach sicher nicht einfach. einsamkeit ist die schlimmste stufe die man hinunterfallen kann.
aber man bricht sich nicht zwangsläufig beide beine - nur - es ist oftmals niemand da, der dir die hand reicht und hilft, aufzustehen. warte also nicht darauf, du hast 2 beine.
was wir mit unseren problemen oft denken: der normale mensch da draussen will uns nicht wahrhaben, hat kein verständnis und kann sich in ängste und einsamkeit nicht hineinversetzen. durch einige gespräche bin ich aber zu der auffassung gekommen, das dort draussen nur ein verschwindend geringer teil ohne sorgen und probleme rumläuft - soviele sind nicht anders wie wir, nur werden sie entweder erst später explodieren und sich ihren problemen stellen oder aber es ist schon geschehen und sie denken das gleiche von dir. missverständnisse kommen also von beiden seiten.

der tip mit der wasserpistole hats in sich, ich find den gut.
ausserdem hilft es manchmal, wenn man sich der zivilisierten welt kurzfristig entsagt.
sei du selbst, mach mal was unanständiges.
sich ständig mit lernen abzulenken hilft dir ja nicht mehr, weil es zur routine geworden ist.

ich glaube aber nicht, das deine herkunft etwas damit zu tun hat. mir gehts als deutscher nicht wirklich viel besser.
wenn du reden magst...

26.11.2008 20:26 • #6


S
Hallo Menschenbeobachterin,

finde es sehr interessant, hier jetzt einmal einer Juristin begegnet zu sein, die scheinbar ähnlich Probleme hat, wie ich.

Ich bin selbst auch Referendarin und stehe kurz vor meinen schriftl. Prüfungen für`s zweite Examen. Leide unter dem klassischen Burn-Out, nachdem ich mich über ein Jahr wie ein Hamster im Rad der Stationen gedreht habe und ohne Unterlass unter Stress stand. Seit drei Monaten hat mich die Traurigkeit gepackt, die unterschwellig wohl schon lange mein Begleiter war. Nichts geht mehr.

Vielleicht können wir uns über`s Ref. etc mal austauschen... Würd mich sehr freuen, da Außenstehende oft die Untiefen unserer Ausbildung nicht in allen Einzelheiten nachvollziehen können.

Grüßchen,
Senta

26.11.2008 23:54 • #7


M
Hallo Senta,

hab Dir privat ne Nachricht geschickt....Würd mich freuen, wenn du mir nochmal zurückschreibst.

Viele liebe Grüße auch an alle da draussen! Zusammen sind wir stark, oder so ähnlich...

27.11.2008 22:35 • #8


S
Hi Menschenbaobachterin,

hab Dir auch eine private Nachricht geschickt. Würde mich sehr freuen, von dir zu hören.

Liebe Grüße,
Senta

29.11.2008 12:12 • #9


E
ich bevorzuge den spruch du kämpfst nie allein aber die aussage ist wohl die selbe oder?

29.11.2008 12:24 • #10


A
hallo Menschenbeobachterin!
aus welchem land kommst du eigentlich ? und, wann ist dir aufgefallen, dass menschen hier kalt sind ?
bei mir ist es erst seit paar jahren so (seit ich in hamburg wohne). als ich noch jung war (etwa 18) und bereits hier in deutschland war und die menschen in ubahn beobachtet habe, sah ich, wie alle die ganze zeit mit sich selbst beschäftigt haben und scheinbar um sich herum nichts wahrgenommen haben. damals war ich extrem schüchtern und dachte deswegen wow, die menschen hier sind so cool und selbstbewusst, ich war froh, dass mich keiner anglotzte oder angeguckt hat, weil ich null selbstbewusstsein hatte.
jetzt weiss ich aber, dass die menschen gar nicht cool sind. hinter dieser ignoranz steht irgendetwas anderes. ich weiss aber noch nicht genau was. wenn die meisten hier es regelrecht vermeiden,
jemanden anzugucken, woran könnte das liegen ?
mit wieviel jahrne bist du denn nach deutschland gekomme ?
ach ja, ich hab übrigens auch nur paar bekannte. zum glück aber kann ich mit denen über meine probleme sprechen. das ist aber nur möglich, weil ich im laufe der jahre mich dazu entschlossen habe zu lernen mich vor anderen nicht zu verschliessen. ausserdem kann ich nur mit menschen was anfangen, die auch im stande sind einem zuzuhören. deswegen habe ich nur solche bekannte.

aber in einem hast du glück, Menschenbeobachterin. du bist eine frau, kannst einfacher kontakte knüpfen als ein mann. als ein mann würde man niemals im internet einen mann kennenlernen (es sei denn der anderer ist gleichgeschlechtlich oder so), und eine frau würde immer davon ausgehen, dass man vonb ihr was will, was auch nachvollziehbar ist. na ja...kake.

29.11.2008 13:04 • #11


M
Hallo Analyst,

hab dir eine private Nachricht geschickt...

02.12.2008 21:29 • #12


A
hallo Menschenbeobachterin,
ich hab dir auch vor etlicher zeit eine private nachricht gesendet. aber wieso antwortest du nicht ?

10.12.2008 23:27 • #13


A


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