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M
Hallo zusammen,

wie fängt so einen Text an? Wo fängt man an? Hmmmm ....
Ich bin 43 Jahre und habe einen Job, bei dem ich ganz gut verdiene. Ich habe eine Scheidung hinter mir, leider keine Kinder. Ich konnte keine Kinder bekommen. Zu dem übrig gebliebenenen Teil meiner Familie habe ich keinen Kontakt, was auch gut so ist und langfristig das Ziel war.

Ich bin in wechselnden Beziehungen, die immer so um die 3 - 4 Jahre anhalten. Dann trenne ich mich, weil ich mich an der Seite des Partners unverstanden und einsam fühle. Die Einsamkeit zieht sich durch mein ganzes Leben. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich mich nicht trenne, weil die Partnerschaft nicht funktioniert, sondern weil die Einsamkeit wieder einkehrt und ich die Hoffnung habe, jemanden zu finden, der mich da rauszieht, was natürlich totaler Schwachsinn ist.

Durch meinen Beruf habe ich zwar viel Kontakt zu Menschen, aber es ist ein sehr oberflächlicher Umgang. Da kümmert sich jeder nur um sich selbst und um seine Karriere und die Tendenz geht leider dahin, dass das noch viel extremer wird .. wohl ein Zeitgeist.

In den letzten Jahren wurde es bezüglich guter Freundschaften sehr viel dünner um mich rum. Ich halte mich selber für eine sehr gute Freundin, habe aber auch gewisse Erwartungen an eine Freundschaft. Eigentlich denke ich, dass es ganz normal Erwartungen sind, aber wie ich feststellen muss, gibt es nur noch wenige um mich rum, die das so leben. Ich habe noch eine gute Freundin und da bin ich sehr dankbar für. Aber dauerhaft ist mir das zu wenig.

Ich merke, dass ich mich immer mehr ein-igele zu Hause und tu mich schwer, auf neue Leute oder auch Gruppen (Sportgruppen) zuzugehen. Die Angst, abgewiesen zu werden, ist mittlerweile riesengroß. Ich war trotz vieler Tiefen in meinem Leben immer ein optimistischer, humorvoller Mensch und habe trotz allem das Leben geliebt. Irgendwie ist nichts mehr davon übrig.

Mir fehlen Menschen, mit denen man lachen kann, was unternehmen kann, die aber auch da sind, wenn man sie braucht ... und die sich auch melden, wenn sie mich brauchen ... auch das ist wichtig. Ist das wirklich ein Zeitgeist, dass gute Freundschaften heute nicht mehr angestrebt werden? Und damit meine ich wirklich gute Freundschaften, nicht oberflächliche Bekanntschaften ...

So, jetzt habe ich doch ganz schön viel geschrieben

Viele Grüße
MimiAlexia

13.01.2016 11:31 • 18.01.2016 #1


11 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Hey Alexia,

begrüße Dich ganz lieb hier bei uns.

Ja, denke es ist der Zeitgeist. Überall nur noch Probleme, Computerspiele, keine Zeit und jeder ist nur noch für sich selber da. Durch meine Angstgeschichte verlor ich damals sehr viele angeblich gute Freunde; durch den Alk. 2002 den Rest. Mittlerweile habe ich mir wieder einen neuen Freundschaftskreis aufgebaut. Der Kontakt wird beiderseitig gepflegt und dazu eignet sich auch Whats App sehr gut.

Was ist zu Beginn anders in Deinen Beziehungen, wenn Du erst nach 3-4 Jahren einen Schlussstrich ziehst?

13.01.2016 11:43 • #2


A


Braucht man gute Freunde heute nicht mehr?

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hereingeschneit
Zitat von mimialexia:
habe aber auch gewisse Erwartungen an eine Freundschaft.

Das ist der Grund für deine vielen Enttäuschungen und warum du es dann nicht mehr als Freundschaft ansiehst.

13.01.2016 14:22 • #3


E
Meine Freundschaften bestanden immer darin , dass sie sehr einseitig waren , bis auf einige Ausnahmen. Meine Therapeutin hat mir mal geraten , alle meine Bekannten in Gedanken in ein Sieb zu legen um zu sehen wer durchfällt. Viele sind nicht übrig geblieben , aber auf den Rest kann ich mich 100%tig verlassen.

13.01.2016 14:31 • #4


H
Zitat von hereingeschneit:
Zitat von mimialexia:
habe aber auch gewisse Erwartungen an eine Freundschaft.

Das ist der Grund für deine vielen Enttäuschungen und warum du es dann nicht mehr als Freundschaft ansiehst.


ich sehe eine Freundschaft auch so.
an fremde hab ich keine Erwartungen.
an freunde schon.
Freundschaft sollte ein geben und nehmen sein.
aber ich bin da kein Fachmann, bin selber einsam.

14.01.2016 00:21 • #5


hereingeschneit
Na ja, jeder Mensch hat seine Schwächen und Stärken. Manche können zuhören und trösten, manche aber eher nicht so, sind aber dafür für anderes ganz gut, z. B. handwerklich....
Wenn ich mir von einer Person - Freund/in - immer alles in einer Person erhoffe, erwünsche, dann kann sie das gar nicht erfüllen. So wie ich auch nicht für alle Bereiche für eine andere Person da sein möchte, allerhöchstens für meinen Partner.

14.01.2016 15:34 • #6


M
Ich seh das ähnlich wie Hanne. Und ich denke, es ist auch richtig, gewisse Erwartungen an Freunde zu haben. Ich unterscheide zwischen Bekannten und richtigen Freunden. Und ja, ich erwarte, dass ein guter Freund da ist, wenn ich ihn brauche und sich nicht abwendet. Genau so bin ich da, wenn er mich braucht. Das ist eigentlich schon alles an Erwartungen. Ist das wirklich zu viel verlangt? Über die Aussage, andere sind für anderes gut, zB handwerklich ... autsch ... darum geht es nicht wirklich bei Freundschaften, oder? Das klingt sehr oberflächlich und hat bei der Beurteilung, wie gut eine Freundschaft ist, eigentlich nichts zu suchen ... Aber so sind die Menschen eben unterschiedlich ...

14.01.2016 20:49 • #7


hereingeschneit
Du erwartest, dass er da ist, wenn du ihn brauchst. Ja, für was denn?
Wenn du ins Krankenhaus kommst, soll er dich besuchen, hat aber eine Krankenhausphobie, wenn du umziehst, soll er helfen, hat aber einen Bandscheibenvorfall, wenn du niemanden hast, der dein Kind schnell nimmt, weil du einen ganz wichtigen Termin hast, dann soll er Kindersitten, geht aber zur Arbeit, wenn du einen Todesfall hast, dann soll er dich trösten und zuhören - wie lange, wie oft?
Wenn du Lust hast dich zuzuknallen, dann soll er entweder mittrinken oder Auto fahren, wenn du depressiv bist, dann soll er dich aufmuntern ist aber selber grad nicht gut drauf, wenn du dich nicht raus traust, dann soll er einkaufen, hat aber grad kein Auto......
Kann man beliebig fortsetzen.
Also ich erwarte nichts, weil ich weiß, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und ich komm ja schließlich nicht an erster Stelle, da gibt es noch Familie, Eltern, Arbeit.., die man unter einen Hut bringen muss.
Wenn allerdings jemand Zeit hat, dann freut es mich.

14.01.2016 22:18 • #8


M
Danke für dein konstruktives Feedback ))

14.01.2016 23:24 • #9


Zazazu
Ich muss mir gerade eingestehen dass auch ich Erwartungen an Freunde lege welche in meinen Augen allerdings selbstverständlich sind. Vll aber auch nur weil ich mir einbilde genau diese Erwartungen zu erfüllen. Natürlich hat jeder sein eigenes Päckchen zu tragen dennoch sollte man in der Lage sein es hin und wieder, sei es für einen kurzen Anruf oder kaffeebesuch beiseite zu schieben. Ich habe das Gefühl solange man gut drauf ist kommen die Freunde gern aber keiner will sich ewig die selben sorgen und Ängste einer zazazu anhören. Wo EA mit meiner Angst anfing und diese mich komplett überrollt hat gab es tatsächlich Personen die mir am Telefon sagten dass sie gerade was trinken sind nicht kommen können während ich die erste panikattacke erlebte und betete dass jmd kommt weil ich nicht wusste was los ist. Ich hätte da zu 100% anders reagiert. Das hat mich sehr verletzt und auch einen bitteren Beigeschmack hinterlassen. Ich beobachte diese Menschen seitdem genauer. Unbewusst. Und es ist tatsächlich so denn ich hab es ausprobiert.... Lad man die Freunde zu sich ein und vermittelt super Laune und einen drink sind sie da. Eine Woche später wo die Gefühlslage anders war und sich über Tage hielt hat nicht einmal das tel geklingelt oder gar die Haustür. Freundschaft ist für mich weiss Gott was anderes. Ich feierte seit vielen Jahren grosse Geburtstagsfeten. Jedes Jahr waren es um die 15 Gäste. Dieses Jahr habe ich nicht gefeiert. Ich bekam nicht einen Besuch. Da fragt man sich schon... Gehört das so? Die Menschen heute denken nur an sich und wollen grundsätzlich nichts mit Menschen zu tun haben die von Problemen umgeben sind. Und das ist traurig und ein Grund dafür dass alle vereinsamen.

15.01.2016 22:58 • #10


T
Hm ja.
Erwartungen ist ein dehnbarer Begriff finde ich. Was für den Einen eine wahnsinns - oder gar absurde - Erwartung ist, ist für andere in beide Richtungen selbstverständlich.
Ich habe mein halbes Leben darüber gegrübelt was das soll. Ich zähle nämlich auch zu den Leuten, für die es (ggü. Freunden!) slesbtverständlich ist, dass diese mich z.B. auch Nachts anrufen können wenn was schlimmes ist. WÄhrend ich viele Freunde schon hatte, mit denen ich mich ansonsten gut verständen habe, für die es aber normal war einem auch einfach mal so keine Antwor zu geben weil sie gerade am fernsehen sind und jetzt keine Laune haben zum texten.
Der einzige Entschluss zu dem ich irgendwann kam war: Es ist nicht richtig zu behaupten, dass alle Menschen gleich sind. Es ist auch nicht richtig, dass alle Menschen immer gleich bleiben. Fühlt man sich vielleicht in guten Zeiten geborgen, kann es dennoch sein, dass in schlechten Zeiten sogar ein guter Freund überfordert ist/sich fühlt.

Dabei hat sich aber keineswechs der Freund verändert - sondern man selbst+ die Situation verändert sich in Kriesen selbstverständlich. Nur die besten Freundschaften (die es wirklich selten gibt, denn es ist ja eigentlich die perfekte Freundschaft) bestehen auch diese Probe.
Eine ehemalige Freundin hat einmal etwas zu mir gesagt, vor vielen Jahren, das ich damals nicht kapiert bzw als schubladendenken deklariert hatte, aber nie vergessen konnte weil es doch irgendwie was wahres an sich hat und das mir immer mal wieder - wie jetzt auch hier -einfällt:

Es gibt in erster Linie 2 Arten von Menschen: Welche die sehr emotional sind und welche die grundsätzlich nicht sehr tiefe Emotionen bestizen. Gehört man in die Gruppe ersterer, so wird man ein Leben lang leiden wenn man sich mit zu vielen Leuten der Gruppe 2 umgibt.

Heute denke ich es ist andersherum eventuell auch ansrengend unter gewissen Umständen.

Ich denke auch dass sich der Gedanke beliebig fortführen lässt: Es gibt Leute die haben 0 Probleme damit alles alleine zu leben weil sie sich dann selbstständig und unabhängig und frei fühlen und es gibt Leute, für die selbst zuhause ein Video zu schauen keinen Wert hat wenn sie es alleine tun müssen.
Ich denke in einer Partnerschaft ist das wichtigste immer wieder abzuschätzen was der eine und der andere wirklich braucht und wie sich diese anforderungen verändern und wo der andere die grenze Zeiht (die vielleicht schon immer da war)

Ich kann von meiner eigenen Seite z.B. sagen: Ich liebe meinen Freund. Aber gleich waren wir noch nie. Bisher hat mich das auch 0 gestört, dass er grundsätzlich an meinen Hobbys keinen Spass hat. Jetzt sind einige Leute in meinem Sportverein weg. Ich habe also zu einigen - mir sehr wichtigen Leuten - den Kontakt nicht mehr. Und aufeinmal stört es mich, das sich oft Dinge tue, die er will, aber umgekehrt nie. Auf einmal fühle ich mich auch einsam obwohl an seiner Seite und wir die gleichen Gespräche führen wie sonst.... ^^ ich beende das jetzt besser ich merke dass ich vom THema abweiche. Aber vielleicht interessiert es ja trotzdem den ein oder anderen.

16.01.2016 19:59 • x 1 #11


monochrom
Ich hatte mit meiner Mutter letzte Woche das Thema für über eine Stunde am Telefon und wir sind uns einig geworden dass es viel am Zeitgeist liegt...

Meine Eltern und alle deren Bekannten hatten ein geregeltes Leben in puncto Freunde, Bekannte, Familie. Freitag Abend haben sich alle getroffen bei jemandem und bis in die Nacht gegrillt, getrunken und gelacht. Samstag Einkaufen und Haus putzen, Abends wieder Freunde. Sonntag den Sonntagsbraten in der Familie und im Anschluss Kaffee. Sonntag Abend war dann bei uns immer großer Wannen-Abend

Was ich damit meine ist dass man das ganze Wochenende die volle Dröhnung Menschn um sich hatte und es deshalb unter der Woche auch gar nicht schlimm war allein zu sein. Und selbst wenn konnte man sich schon wieder aufs Wochenende freuen... Heute ist es so dass alle denken dass sie frei sind mit der modernen Technik und sich jederzeit vernetzen können, aber keiner merkt dass er sich immer weiter ein-igelt... Und selbst wenn man sich dann trifft hängt einer immer am Handy.

Was mir gerade noch zum Thema Technik und Einsamkeit einfällt: wenn ich damals (vor vllt. 15 Jahren) eine SMS bekommen habe war meine komplette Konzentration darauf gerichtet. Ich hatte ein ECHTES GESPRÄCH um das ich mich gekümmert habe. Heute bekomme ich 20 Whatsapp Nachrichten und nehme keine einzige wahr, dann beantworte ich sie auch nur mal huschhusch. Ergo denke ich: ja, der Zeitgeist hat auch maßgeblich die Qualität von Freundschaften verändert. Da alle immer erreichbar sind ist es nichts besonderes mehr sich mal zu kontaktieren...

LG

18.01.2016 12:08 • #12


A


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