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I
Hallo Gemeinde!

Ich habe für euch einen Text abgetippt. Mit Absicht stelle ich diese Zeilen nicht in Gedichte, Zitate...usw., weil erstens keiner hingeht und zweitens weil sie einen möglichen Weg aus der Einsamkeit beschreiben. Ich hoffe, dass dem einen oder anderen diese Gedanken helfen werden auf neue Ideen zu kommen oder sich selbst und seine Situation in einem anderen Licht zu sehen... und ihn vielleicht auch neugierig machen von diesem Buch (und diesem Übungsweg) mehr zu erfahren...

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Wir tun in jedem Augenblick das Beste, was wir gerade tun können. Doch handeln, das auf Verwirrung und Unwissenheit fußt, führt unmittelbar zu noch mehr Verwirrung, Aufregung und Unwissenheit. Es ist nicht gut oder schlecht, und wir alle, ohne Ausnahme, handeln so. Und so leben wir in unserer Unwissenheit, in unserem Glauben an dieses lineare Leben - Das ist gestern geschehen und Das ist jetzt so und wird immer weiter so sein - in einer Welt der Klagen als Opfer oder Angreifer, in einer Welt, die uns feindlich zu sein scheint.

Nun gibt es aber nur einen einzigen Ursprung dieser feindseligen Welt, und das sind unsere Gedanken - unsere Bilder und unsere Phantasien. Sie schaffen eine Welt der Zeit, des Raumes und des Leidens. Und dennoch, wenn wir versuchen, die Vergangenheit oder Zukunft zu finden, mit denen sich unsere Gedanken beschäftigen, so merken wir, dass es unmöglich ist. Sie sind ungreifbar.

Ein Schüler sagte mir, dass er wie vor einer Mauer stehe, seit er gehört habe, wie ich über die Zeit spreche, denn er hatte nach seiner Vergangenheit gesucht. Ersagte: Wenn es keine Vergangenheit und keine Zukunft gibt und ich selbst die Gegenwart nicht fassen kann - ich meine, ich versuche sie zu fassen, und dann isst sie schon vergangen -, wer bin ich dann? Eine gute Frage, eine, die wir alle stellen können. Wer bin ich?

Nehmen wir einen typischen Gedanken von der Art, wie wir ihn alle kennen: Peter macht mich krank. Und schon haben wir uns selbst und Peter und dieses Gefühl, krank gemacht zu werden, diese Emotion. Hier bin ich, hier ist Peter und hier das Kranksein. Alles ist verteilt. Ich habe mich geschaffen, ich habe Peter geschaffen und aus all dem irgendwie auch dieses Aufgeregt sein.

Nun wollen wir statt dessen sagen: Ich /Peter/krank. Nur das. IchPeterkrank. Nur diese Erfahrung, wie sie ist, gerade jetzt. Wir werden immer herausfinden, dass wir, wenn wir nur diese Erfahrung sind, die Lösung schon darin enthalten ist. Sie isst nicht nur darin enthalten, die Erfahrung selbst und die Lösung sind nicht zwei getrennte Dinge. In dem Augenblick, in dem wir sagen: Sie hat mich krank gemacht. Er ärgert mich. Sie hat das getan. Es macht mich krank, es ärgert mich, es verletzt mich, dann haben wir Sie, den anderen und das, was Sie sich da zusammengebraut haben. Anstatt: Es ist nichts da, außer dem gegenwärtigen, ungreifbaren Augenblick von Ich-du-Ärger. So einfach ist die Lösung.

doc solange wir in unseren Gedanken Worte kreisen lassen, wie Peter macht mich krank, haben wir ein Problem. sie sehen, dass der Satz einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Und daraus entsteht diese Welt: feindselig, erschreckend und gespalten.

Es ist freilich nichts falsch an unseren Sätzen. Wir alle müssen in einer relativen Welt leben; sie besteht nun einmal aus Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Und es ist nichts Falsches an dieser begrifflichen, relativen Welt. Was falsch ist, ist die Tatsache, dass wir es nicht sehen als das, was es ist. Und es nicht zu sehen, als das, was es ist, bedeutet, dass wir unsere Freunde und liebsten Menschen benutzen, wie ein Fernsehprogramm.

Wir treffen beispielsweise ein hübsches Mädchen und denken: Oh, sie sieht aus wie das vierte Programm. Und das vierte Programm macht mich immer ruhig, und ich fühle mich immer wohl dabei; ich weiß, was ich beim vierten Programm zu erwarten habe, eine Auswahl von diesem und jenem, ein paar Neuigkeiten, mit einem Vierten-Programm-Menschen geht es mir sicher ganz gut. Und so tun wir uns zusammen, und eine Weile geht auch alles ganz gut. Es gibt viel Angenehmes und Übereinstimmungen. Es scheint eine gute Beziehung zu sein.

doch was passiert nach einiger Zeit? Irgendwie ist aus dem vierten Programm das sechste Programm geworden, und so gibt es Verwirrung und Ärger; manchmal wird daraus das neunte Programm, lauter Träume und Phantasien. Was tue ich die ganze Zeit? Ich habe doch so gelebt, als sei ich wein Vierter-Programm-Mensch. Aber nein, jetzt sieht es so aus, als würde ich gerne viele Stunden mit dem dritten Programm, mit Kindergeschichten zubringen, bei denen es vor allem um meine Traumprinzessin oder meinen Traumprinzen geht. Und dann habe ich noch andere Programme, wie beispielsweise Programm sieben, düstere Stimmung, Depressionen und Rückzug. Und manchmal, wenn ich mich gerade düster, deprimiert und rückzugsbedürftig fühle, ist meine Freundin phantasievoll und lustig. Und das passt nicht zusammen. Oder manchmal scheinen alle Programm auf einmal abzulaufen. Und dann gibt es Aufregung und viel Krach, und einer der beiden Partner oder beide kämpfen oder ziehen sich zurück.

Was soll man da tun? Jetzt haben wir das gewöhnliche Durcheinander, unser gewöhnliches Szenario, und wir müssen damit zurecht kommen, oder nicht? Irgendwie war doch alles so glücklich. Also müssen wir doch versuchen, beide dazu zu bringen, zum vierten Programm zurück zu kehren. Und wir sagen zu ihr: Du solltest so sein, und das solltest du tun, in solch einen Menschen habe ich mich verliebt. Eine Weile geben sich beide Beteiligten Mühe, und auf dem vierten Programm herrscht künstlicher Friede (und eine ganze Menge Langeweile). Die meisten Ehen sehen nach einiger Zeit so aus. Irgend jemand sagte einmal, dass man in einem Restaurant genau sagen könne, wer verheiratet ist - das Paar, das nicht miteinander spricht.

Merkwürdigerweise stellt, wenn die Programme durcheinander kommen, niemand die Frage, wer sie eigentlich eingeschaltet hat, wer die Ursache all dieser Aktivität ist. Wer hat unser Handeln bestimmt? Was ist die Ursache dafür? Das ist die entscheidende Frage.

Wenn wir sie nicht stellen und das Leiden zu sehr überhand nimmt, verlassen wir die Beziehung einfach und schauen nach einem neuen vierten Programm, denn wenn wir Vierte-Programm-Menschen mögen, neigen wir dazu, immer gerade auf sie zu treffen. Und dieses Szenario gilt nicht nur für intime Beziehungen, sondern auch in der Arbeit, in den Ferien oder sonst wo. So verhalten wir uns.

Nachdem wir eine Reihe solch unglücklicher Episoden erlebt haben, beginnen wir vielleicht, das Gesamtbild unseres Lebens zu betrachten. Manchmal wagt ein seltener, glücklicher Einzelner sich die große Frage zu stellen, was er mit seinem Leben tut, und zu überlegen: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin werde ich gehen?

Manchmal erkennen wir vielleicht voller Trauer, dass wir einem Menschen, mit dem wir lange gelebt haben, nie begegnet sind, dass wir ihn nie gekannt haben. Ich habe das fünfzehn Jahre lang getan. Manche Menschen leben ein ganzes Leben nebeneinander und begegnen sich nie. Ihre Programme stimmen manchmal überein, aber sie begegnen einander nicht. Dann haben wir vielleicht das Glück einer großen Lehre zu begegnen.

Der erste Teil unseres Übungsweges sieht aus, als seien wir mitten auf einer belebten Straße voller Chaos. Wir können kaum einen Platz zum Gehen finden, der Verkehr strömt in alle Richtungen. Es ist verwirrend und erschreckend. Aber so läuft für die meisten von uns das Leben ab. Wir sind so sehr damit beschäftigt, dem, was auf uns zukommt, auszuweichen, dass wir unser eigenes Verfangensein in dem ganzen Verkehrsgetriebe nicht verstehen. Doch wenn wir es eine Weile beobachten, beginnen wir zu sehen, dass hier und da eine Lücke im Verkehrsfluss auftritt. Vielleicht gehen wir auch auf den Bürgersteig und beginnen das Ganze mit objektiveren Blicken zu überschauen. Und wie dicht der Verkehr auch sein mag, hier und da entdecken wir Freiräume.

Und der dritte Schritt könnte darin bestehen, dass wir nun in ein hohes Gebäude gehen und von einem Balkon im dritten Stock aus alles beobachten. Wir können sehen, welche Richtung der Verkehr nimmt, und wir erkennen, dass er in gewissem Sinn mit uns gar nichts zu tun hat. Er fließt einfach so dahin.

Je höher wir hinaufgehen, desto eher sehen wir, dass der Verkehr nur noch aus Mustern besteht, es ist ein schöner, kein erschreckender Anblick mehr. Er ist einfach das, was er ist, und wir beginnen ihn als ein riesig großes Panorama wahr zu nehmen. Wir sehen besonders schwierige Situationen, die nicht notwendigerweise gut oder schlecht sind, als Teil des Ganzen. Sie gehören einfach zum Leben. Und nach Jahren des Übens erreichen wir vielleicht einen Ort, an dem es uns gelingt, uns einfach dessen zu erfreuen, was wir sehen, uns zu erfreuen, alles anzunehmen, wie es ist. Wir können uns darüber freuen, doch wir sind nicht davon gefangen, wir sehen, dass es nicht dauerhaft, sondern im Fluss ist.

Dann gehen wir noch einen Schritt weiter und kommen in das Stadium, in dem wir Zeuge unseres eigenen Lebens werden. Alles geschieht, alles ist erfreulich, doch wir sind von nichts gefangen. Und im letzten Stadium unseres Übens bewegen wir und wieder auf der Straße, auf dem Marktplatz, mitten im Chaos. Doch da wir all das Verworrene um uns sehen als das, was es ist, sind wir frei davon. Wir können es lieben, wir können uns daran erfreuen, wir können ihm dienen, und wir sehen unser Leben als das, was es ist und war - frei und unabhängig.

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Das ist kein Märchen, der Übungsweg heißt za-zen und das Buch
Zen im Alltag, von Charlotte Joko Beck.
Wenn jemand mag.
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So geht es weiter:

Wenn wir uns jedoch bemühen, unsere Beziehungen als Übung zu betrachten, so lernen wir auch zu erkennen, dass sie die beste Möglichkeit für unser inneres Wachstum bieten. In ihnen können wir sehen, was unser Geist, unser Körper, unser Sinn, unsere Gedanken wirklich sind. Warum sind Beziehung ein so hervorragendes Übungsfels? Warum helfen sie uns, nach und nach in das einzudringen, was wir den allmählichen Tod unseres Ichs nennen könnten? Dann abgesehen von unserem üblichen za-zen gibt es nichts Besseres als unsere Beziehungen, um zu erkennen, wo wir stecken geblieben sind und an was wir uns noch festhalten. Und solange wir immer wieder anecken und aufgestört werden, haben wir die große Chance, zu lernen und zu wachsen. Deshalb ist jede Beziehung ein wertvolles Geschenk. Nicht, weil sie uns glücklich macht - das tut sie oft keineswegs, sondern weil wir in jeder engen Beziehung, wenn wir sie als Übung betrachten, den unbestechlichsten Spiegel vorgehalten bekommen, den es gibt.

Man könnte sagen, dass Beziehungen die offene Tür zu unserem wahren Selbst, zum Nicht-Selbst sind...

29.09.2008 15:50 • 02.10.2008 #1


3 Antworten ↓


I
... nur hoch geklickt.

01.10.2008 23:16 • #2


A


Allein in der Beziehung

x 3


M
Das ist es isis-z. Ich geb noch was zur Sammlung dazu.


Wir brauchen Widerstand, um zu wachsen!


Der Fisch im Wasser und der Vogel in der Luft kommen nur vorwärts, weil Wasser und Luft Widerstand bieten.

Der Aufstieg im steilen Felsen gelingt nur, wenn man sich an Vorsprüngen und Kanten festhalten kann.

Hindernisse und Schwierigkeiten gehören zum Leben und sind Halt und Ansporn für die innere Entwicklung.

Steine, die Dir jemand in den Weg legt, und Gruben, in die Du hineinfällst, erweisen sich im Rückblick meistens als Meilensteine und Startlöcher für die Zukunft.

Sei also vorsichtig damit, Menschen, die Dir offenbar Schwierigkeiten bereiten, als Deine Feinde anzusehen.

Es könnte sein, dass Du ihnen - nach einiger Zeit - dankbarer bist als jenen, die Dir alle Widerstände aus dem Weg räumen wollen und damit in Wirklichkeit ein Rutschbahn nach unten bauen.

Hans Markus Wellers (frei nach Omraam Mikhael Aivanhov)


Es ist halt leider so, dass wir das nicht lernen, aber wir können uns jederzeit dafür entscheiden, es endlich anders zu machen. Und zwar aus einem einzigen Grund - weil wir es für uns tun wollen.

MissErfolg

02.10.2008 14:02 • #3


I
Ich grüße dich, MissErfolg...

Wir brauchen Widerstand, um zu wachsen!
Ja, das ist es - und auch der Grund dafür warum so viele um zu wachsen in ein Kloster gehen um den Widerstand des kargen Lebens zu spüren.

Sei also vorsichtig damit, Menschen, die Dir offenbar Schwierigkeiten bereiten, als Deine Feinde anzusehen.
So gesehen gibt es keine Feinde. Und die, die unfreundlich oder verstört sind, sind nur unglückliche Menschen, die eher unsere Hilfe als unseren Zorn verdienen. Wer Hilfe gibt, hilft sich auch selbst damit.

Der Aufstieg im steilen Felsen gelingt nur, wenn man sich an Vorsprüngen und Kanten festhalten kann.
... so kann man auch in die höheren Stockwerke gelangen...

Omraam Mikhael Aivanhov - interessant, kannte ich nicht.
Eine Art Erleuchtung (Selbsterkenntnis) leicht gemacht, kann es sein? Er erinnert mich ein bisschen an den Anselm Grün... das alles sind auf jeden Fall gute Leute!

Dir lieben Gruß!

02.10.2008 15:23 • #4





Dr. Reinhard Pichler