Die Situation:
In unserem Freundeskreis besteht seit über 25 Jahren eine Gruppe von drei Ehepaaren (Alter 60 - 65), die häufig gemeinsame Unternehmungen machen wie Kino, Theater, Feiern etc. Mein Mann und ich gehören dazu. Wir verstehen uns alle gut, sind vertraut miteinander und ja auch schon sehr lange befreundet. Auch Silvester feiern wir schon seit Jahren zusammen, gehen dann alle tanzen.
Nach der Silvesterfeier 2019/20 fand ich in der Jackettasche meines Mannes ein Herzchenpaar auf Holzstäbchen, die auch an dem Abend in unseren Cocktails steckten. Wir überlegten beide, wer von den Freunden sie dort hineingesteckt hätte. Mein Mann meinte, es könnte J. gewesen sein, da sie ihn um 24 Uhr umarmt und auf die Wange geküsst hätte, letzteres ist bei uns in der Gruppe völlig unüblich. Mein Mann und ich haben uns darüber amüsiert und es auf ihren Alk. geschoben.
Allerdings war mir vorher schon einmal etwas unangenehm aufgefallen, dass J. sehr die körperliche Nähe zu meinem Mann suchte, sich auf einem Fest an ihn lehnte, während ich danebensaß. Das hatte ich damals als sehr distanzlos empfunden, aber wieder verdrängt.
Aber wie es ja so oft ist, wenn man anfängt, aufmerksamer zu werden, fallen einem zunehmend Dinge auf, die man vorher nicht bemerkte. Zumal J. sehr subtil in ihren Annäherungen war/ist. So setzt sie sich zb. immer neben ihn oder direkt gegenüber, fasst ihn in Gesprächen ständig an - tut sie tatsächlich nur bei ihm, bei keinem anderen. Wenn sie sich mit mir unterhält, sieht sie zwischendurch ständig zu ihm, was ich sehr irritierend finde.
Ich weiß, dass mein Mann sie gern mag, ihren Humor schätzt und sie auch nicht unattraktiv findet.
Was mich letztendlich dazu brachte, mit meinem Mann darüber zu reden, war eine Situation, als wir als Gruppe gemeinsam essen waren. Ein Tisch im Lokal, auf jeder Seite drei Stühle, die nicht sehr weit auseinander standen. Mein Mann und ich saßen uns an einem Tischende gegenüber, J. kam mit ihrem Mann kurz darauf, sie nahm den Stuhl, schob ihn direkt an den Stuhl meines Mannes und setzte sich. Ich war völlig perplex und den Rest des Abends wenig unterhaltsam.
Als ich danach mit meinem Mann darüber sprach, wie befremdlich ich ihr Verhalten als Freundin finde, bestätigte er meinen Eindruck. Ihm ist auch aufgefallen, dass sie mit ihm schäkert und er fand die Stuhlsituation auch eigenartig. Dennoch hatte ich in diesem und einem späteren Gespräch den Eindruck, dass ich in die Ecke der eifersüchtigen Ehefrau rückte und er J. teilweise verteidigte, obwohl er meine Verletztheit sehr wohl sah. Das so ein Verhalten unter FreundInnen ein NoGo ist, konnte er da offenbar nicht recht einsehen.
Ich habe über die ganze Situation mit einer guten Freundin gesprochen. Sie meinte, wir sollten J. gegenüber ganz deutlich zeigen, dass wir ein Paar sind und uns mögen, das würde J. vielleicht abschrecken, weiter mit meinem Mann zu flirten. Außerdem fand sie, dass er auch deutlicher zeigen sollte, dass er J.s Verhalten nicht gut findet. Sie war verwundert, dass er mit seinem Stuhl nicht weggerückt ist bzw. einen dummen Spruch dazu gemacht hat.
Mein Mann war durchaus bereit, unsere Zusammengehörigkeit als Paar zu demonstrieren - hat er bei den nächsten Treffen auch sehr süß umgesetzt - aber selbst auf Distanz zu J. zu gehen, kam garnicht in Frage. Da wurde er ziemlich aufgebracht. Er müsse sich dann ja ständig kontrollieren und wie merkwürdig J. das wohl fände, wenn er in solch einer Situation abrückt. Er fände sie sympathisch und meine Bitte überzogen, so mein Eindruck. Allerdings bemüht er sich seitdem, möglichst nicht neben ihr zu sitzen.
Das ist die Situation. Ich glaube, mein Mann fühlt sich von der Schäkerei auch ein wenig gebauchpinselt und genießt es ein wenig, so als Hahn im Korb.
Bei gemeinsamen Treffen sucht sie oft seinen Blick und sie schauen sich länger ihn die Augen. Fand ich - da außerhalb eines gemeinsamen Gesprächs - auch befremdlich, kenn ich nur vom Flirten.
Ich würde normalerweise sagen, die Frau kann mich mal kreuzweise, auf die Gesellschaft kann ich wunderbar verzichten. Aber hier setzt das Problem ein: Wir sechs sind immer als Gruppe unterwegs. Wenn ich mich ausklinke, zerschieße ich damit die gesamte Gruppe, müsste mich irgendwie erklären, was dann den gleichen Effekt hätte. Die anderen mag ich ja wirklich sehr gern. Nun quäle ich mich zu gemeinsamen Treffen, hab mich sogar schon krank gemeldet, mein Mann ist dann alleine los. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie damit umgehen. J. anzusprechen ist m. E. auch keine Lösung, sie geht ja sehr subtil vor und würde es mit Sicherheit abstreiten. Eigentlich geht es mit unserer Gruppe nur weiter, wenn ich gute Miene zum bösen Spiel mache und das fällt mir sehr, sehr schwer.
Bin ich evtl auch zu empfindlich? Meinem Mann traue ich absolut, weiß auch, dass er mich lieb hat und ich ihm total wichtig bin. Was mich nervt, ist das Verhalten von J., zu der ich jahrelang eine herzliche Beziehung hatte. Ich bin ihr gegenüber momentan sehr distanziert.
Wie würdet ihr euch verhalten?
25.05.2022 06:36 • • 10.06.2022 x 1 #1