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Timber
Ahoi ihr Lieben,

Mir ist da was passiert. Ich leide unter rezidivierenden Depressionen. Es gab bei mir unterschiedliche Auslöser. Seit 2020 war ich stabil und konnte mein Leben genießen ( mit Escitalopram und Mirtazapin und nach erfolgreicher tiefenpsychologischer Psychotherapie)

Nun ist es so, dass ein Kollege auf Arbeit zunächst unter chronischen Schmerzen litt und sich daraus eine Depression entwickelte, die mittlerweile im Vordergrund steht. Er hatte dass ganze Programm bis hin zur Suizidalität. Ich habe versucht ihm zu helfen und viele Gespräche mit ihm geführt und ihm Arzttermine besorgt und mich um Ihn gekümmert. Er ist nun seit 2 Wochen in der Klinik und ihm wird dort geholfen, trotzdem mache ich mir immer noch extreme Sorgen um ihn.
Er kreist ständig in meinen Gedanken und ich habe auch weiter das Bedürfnis ihm zu helfen. Mittlerweile befürchte ich, dass ich mich in ihn verguckt habe.
Ich (gleichgeschlechtlich) und er (hetero) arbeiten seit 7 Jahren zusammen und wir sind Kumpel gewesen ohne dass da jemals mehr war.
Ich bin mit meinem Mann seit 17 Jahren zusammen und unsere Beziehung ist immernoch schön. Sicher das frische verliebtsein ist nicht mehr da aber dafür eine sehr enge harmonische Vertrautheit.
Ich habe es auch meinem Partner erzählt und der hat super verständnisvoll reagiert und mir in keinster Weise Vorwürfe gemacht.
Wir wollen zusammenbleiben und auch nochmal aktiv unsere Beziehung verbesssern durch viele gemeinsame Unternehmungen.
Soweit so gut.
Und trotzdem ist es so dass meine Gedanken immerzu um den Kollegen kreisen. Wie geht´s ihm. Kommt die Therapie voran? Denkt er auch mal an mich?. .

Ich habe mir jetzt selbst eine Woche Nachrichten-detox vorordnet (habe Urlaub und muss nicht erreichbar sein) und hab auch ihm geschrieben dass ich nun erstmal Urlaub mache und ne Pause brauche und nicht erreichbar bin.

Ist einem von Euch schon ähnliches passiert? Wie seid ihr mit der Situation umgegangen? Ich freue mich über Tipps.

Habe auch schon über einen Wechsel zu einem anderen Arbitgeber nachgedacht aber bin eigentlich gerne da wo ich bin und dies wäre eher ein Ultima Ratio.

03.01.2023 10:22 • 14.01.2023 #1


7 Antworten ↓


Leben-mit-Angst
Hallo und herzlich Willkommen hier!

Erstmal Respekt an dich und deinen Mann, das du so ehrlich zu ihm bist und er so verständnisvoll reagiert hat. Das zeigt doch, das ihr eine tolle Beziehung führt, die auf Liebe Ehrlichkeit, Verständnis und Vertrauen basiert. Ich glaube nicht, das du dich in deinen Kollegen verliebt hast. Eher hab ich das Gefühl, das du ein sehr empathischer und liebevoller Mensch bist und es dir, aufgrund deiner eigenen Depression, gut getan hat ihm zu helfen. Eben weil du nachvollziehen kannst, wie er sich fühlt. Ich finds gut, das du eine Pause einlegt und erstmal an dich denkst. Du hast genug für ihn getan, was er dir sicher auch noch anrechnet. An deiner Stelle würde ich abwarten, ob sich dein Kollege nochmal meldet und dann schauen, wie du dich damit fühlst... Deine Beziehung solltest du deswegen aber nicht in Frage stellen. Du kannst ja mal berichten, wie es weiter geht. Ich drücke dir die Daumen, das sich dein Gefühlschaos wieder gibt und wünsche dir alles Gute.️

03.01.2023 10:44 • x 2 #2


A


Mir ist da was passiert

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Icefalki
Zitat von Timber:
Mittlerweile befürchte ich, dass ich mich in ihn verguckt habe.


Wahrscheinlich geht diese Zuneigung eher in Richtung Schützling. Du hast einen Beschützerinstinkt entwickelt und verwechselst das gefühlsmäßig. Deine Partnerschaft beschreibst du als sehr gut. Ich denke, dass sie das auch ist.

Dadurch, dass du zu dem Kollegen eine so enge Beziehung hergestellt hast, kann man durchaus mal gefühlsverwirrt werden. Nicht umsonst müssen sich Therapeuten in Supervisionen schützen lernen. Und wie oft verliebt sich ein Patient in seinen Therapeuten?

Ich würde das in diese Schiene stecken.

03.01.2023 11:03 • x 4 #3


Islandfan
Ich finde es auch total toll, wie dein Mann reagiert hat. Wir sind alle Menschen mit Gefühlen und diese kann man nicht immer steuern. Ich finde es nicht ungewöhnlich, dass man sich im Laufe des Lebens innerhalb einer Beziehung auch in andere Menschen vergucken kann. Ich gehe sogar so weit, dass ich sagen würde, dass man Liebe auch gleichzeitig für mehrere Menschen emfinden kann, es ist eher die Gesellschaft, die das tabuisiert.
Allerdings ist es natürlich schwer und ich kann deinen Zwiespalt gut verstehen, eine so lange Beziehung bedeutet ja, dass einem dieser Mensch ans Herz gewachsen ist und es ist eine Vertrautheit, an die ein neuer Mensch erst einmal nicht herankommt. Aber im Gegensatz dazu sind natürlich die neuen Gefühle und das Kribbeln im Bauch bei einem neuen Menschen erst einmal schön. Ich würde diese Gefühle erst einmal so hinnehmen, sie spüren und es auch ein wenig genießen. Ich verstehe aber sehr gut, dass es dich verzweifeln lässt, denn du fühlst dich auch schlecht deinem Partner gegenüber, was ich normal finde.
Schön, dass ihr beschlossen habt, euch mehr um euch beide zu kümmern, anstatt dass es Drama gibt, so eine Entscheidung schweißt vielleicht mehr zusammen als alles andere.
Was sich dann entwickelt, das kannst du jetzt natürlich noch nicht vorhersehen.
Ich würde aber in deinem Fall überlegen, ob dein Kollege eventuell auch Gefühle für dich entwickeln könnte, das er ja laut deiner Meinung hetero ist.
Blöd ist in so einer Situation, dass ihr Arbeitskollegen seid, da kann man sich nicht mal eben aus dem Weg gehen.

03.01.2023 11:14 • x 2 #4


Timber
Ahoi,

Danke für eure Antworten und euer Mut machen. Heute Abend bin ich schon wieder besserer Dinge. Das berühmte morgentliche Stimmungstief. Bin selbst in eine kleine depressive Phase abgerutscht...

Wir haben heute einen tollen Ausflug nach Rügen gemacht und die Welt rund ums Kap Arkona erkundet. Es war absolut herrlich.... ich werde berichten wie sich das ganze entwickelt. Nochmals vielen Dank

03.01.2023 18:30 • #5


Timber
Ahoi,

Ein kleines Update. Ich glaube ich benutze es hier als kleines Tagebuch um meine Erlebnisse zu verarbeiten.

Der Kollege hat mich angerufen. Habe ihm erklärt, dass ich momentan keine Kraft habe um mich um ihn zu kümmern. Er hat es relativ gut aufgenommen und mir viel Erfolg gewünscht bei meinem Weg der Heilung
Habe auch den Messenger gelöscht mit dem ich mit ihm in Kontakt war.
Ich fürchte ich habe so eine Art Helfersyndrom entwickt. In den letzten Monaten gab es nur das Thema der Depression zwischen uns und bei mir hat sich das Gefühl aufgebaut für ihn verantwortlich zu sein.

Montag hole ich mir einen Termin zur Psychotherapie. Mal sehen ob das sowas wie eine Trauma ist

07.01.2023 10:51 • x 3 #6


Icefalki
Zitat von Timber:
Helfersyndrom entwickt


Habe ich auch. Finde ich aber ok, wenn man sich gut abgrenzen kann. Vielleicht musst du das noch ein wenig lernen, aber da bin ich sehr zuversichtlich, dass du das hinbekommst.

07.01.2023 11:06 • x 2 #7


Timber
Ahoi

Ein kleines Update

Eine ganze Woche Detox hat
mir gut getan. Ich habe nichts gehört und musste mich nicht mit dem Thema befassen.
Ich hatte den Kollegen ja gebeten den Kontakt ruhen zu lassen, damit ich zur Ruhe kommen kann.
Meine Stimmung hat sich auf ganz gutem Level stabilisiert.
Hatte ein sehr interessantes Gespräch mit dem Hausarzt am Montag, welcher meinte für ihn sieht es nach einem traumatischen Erlebnis aus....
Wenn man in einem 6 Mann/Frauen-Betrieb arbeitet und der Kollege auch noch ein Kumpel ist und einen ins Vertrauen zieht kann man sich der Situation schwerlich entziehen. Zwänge etwas auszuhalten können in Traumata enden.
Der Feind hat einen Namen bekommen, was mir sehr hilft und jetzt habe ich bei meiner Psychotherapeutin vom letzten Mal angerufen und am 23.01.2023 einen Termin bekommen. Freu mich total dass das so schnell geklappt hat.

Viele Grüße Marian

14.01.2023 14:05 • x 1 #8





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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl