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Hallo ihr lieben,

ich meine bei mir eine Rationalisierung meiner Bindungsangst erkannt zu haben, und zwar Bindungsangst primär mit (Angst vor zurückweisung, bzw. Angst vor schmerzhaften Trennungen).

Durch die Rationalisierung wird der Wunsch nach Liebe verdrängt; manchmal sage ich zu mir selbst, dass es objektiv keinen sinn hat eine Beziehung anzufangen, da sie (sowieso) früher oder später eh endet!

Ich hatte schon Beziehungen mit Frauen gehabt, nun habe ich festgestellt dass je älter man wird der Wunsch sich langfristig festzulegen größer wird. Aber die Realität ist für mich eine doch andere: meiner Ansicht nach gehen die meisten Beziehungen, und zwar 99% , irgendwann auseinander und man sucht sich einen neuen partner. Daher habe ich mich gefragt ob es sinn macht sich zu wünschen den Partner fürs leben finden zu wollen?

Man fragt sich ob es an einem selbst liegt, oder an dem Umfeld (mit dem Partner den man liebt sein Leben lang zusammen zu sein)?

Gibt es das noch, oder hat jede Beziehung eine Halbwertszeit ,d.h. dass sie irgendwann zerfällt und nicht mehr da ist?

Meinungen dazu willkommen

21.11.2017 18:12 • 23.11.2017 #1


14 Antworten ↓


TomTomson
Jo, das wird einem von der Gesellschaft so eingeimpft, dass man den Partner fürs Leben finden soll. Ich denke es ist eher normaler, dass eine Beziehung früher oder später in die Brüche geht. Die meisten bleiben dann halt aus Gewohnheit zusammen, weil sie ohnehin schon so lange zusammen sind. Daher würde ich mich selber auch nicht darauf einstellen, einen Partner fürs Leben finden zu müssen, damit setzt man ohnehin nur sich selbst unter Druck. Geniesse einfach die Zeit die du mit deinen Partnern verbringst, und wenns länger hält, hälts länger und wenn nicht dann nicht.

21.11.2017 18:20 • #2


A


Rationalisierung der Bindungsangst?

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M
Bei einer Beziehung kann man ja eben nicht genau wissen, wie lange sie hält.
Die Liebe verdrängt die Rationalisierung.

21.11.2017 18:26 • #3


M
naja eher ist das so dass die Rationalisierung, das Gefühl nicht dem Bewusstsein zugänglich macht. Das Gefühl (wunsch nach Vereinigung) wird verdrängt.

Zitat von TomTomson:
o, das wird einem von der Gesellschaft so eingeimpft, dass man den Partner fürs Leben finden soll.


sorry aber ich halte das für normal, wenn ein Mann und eine Frau ein kind bekommen dann ist es doch natürlich dass das Paar zusammenbleibt, alles andere hat für mich keinen Sinn.

Sowie du das siehst, TomTomson ist das viel lockerer, aber wenn ich mir zum Anfang der beziehung bewusst bin, dass es sowieso früher oder später zu Ende geht, dann bin ich sehr entspannt, Angstfrei, und alles es los, anstatt die Beziehung festhalten zu wollen.

(wirkt das nicht Gefühlskalt, oder ist das eher eine Anpassung an Reale Verhältnisse = Pragmatik oder)

21.11.2017 18:28 • #4


TomTomson
Aber man kann ja auch die Zeit mit jemandem geniessen, wenn es nicht ewig hält. Sehe nicht ein warum man sich dann sagt, das hält eh nicht ewig also probier ich es gar nicht, es ist dennoch eine schöne Zeit die man mit dem anderen verbringt.
Bei Kindern finde ich es auch gut, wenn die Eltern zusammen bleiben.

21.11.2017 18:32 • #5


M
Zusatzfrage; Haben Beziehungen eine kürzere Halbwertszeit als Früher?`UNd wenn ja, warum ist das so?

Zu viel Auswahl? zu viele Möglichkeiten? Im Neudeutschen gibts schon einen Fachbegriff dafür: Fear of missing out,d.h. die Angst etwas zu verpassen !

PS: ich bin 33 war nie verheiratet, aber schon verlobt gewesen, nun lange gehalten hats trotzdem nicht aber es hatte (leider) auch keine Perspektive langfristig.

Heute kam mir der Gedanke ich ähnel einer isolierten Monade, obwohl es heute ja ganz normal gilt, Single zu sein.

21.11.2017 18:37 • #6


TomTomson
Früher war es meiner Meinung nach auch überlebenswichtiger in einer funktionierenden Beziehung zu sein, da waren die Partner eher voneinander abhängig als heute. Zudem wurde man gesellschaftlich und auch religiös stärker dazu gedrängt zu heiraten und zusammenzubleiben. Heute ist das alles viel lockerer geworden.

Möchtest du denn überhaupt heiraten? Du schreibst es eher so, als wäre es ein Punkt auf deiner To-Do Liste. Aber kommt der wirklich von dir oder gibt dir eher die soziale Programmierung das Gefühl dies tun zu müssen? Meiner Meinung nach ist heiraten ein uraltes Konzept und heute überhaupt nicht mehr zeitgemäss. Ich finde es ist eine schöne Tradition, mehr aber auch nicht. Jemandem für immer ein Beziehungsversprechen zu geben ist doch eigentlich Wahnsinn. Ich würde der Tradition zu Liebe heiraten, wenn es meine Frau unbedingt möchte, aber mir ist das eigentlich Wurst. Ändert ja nichts an dir oder deinem Partner, ob ihr jetzt verheiratet seid oder nicht.

21.11.2017 18:48 • #7


M
Nein ich hab keine Lust zu heiraten, ich sehe das worst case Szenario vor mir: Heirat, Kinder, danach Scheidung, der Mann muss Unterhalt zahlen, Sorgerechtstreit, Familiengericht, laufende Kosten: Summa Summarum für viele der finanzielle Ruin. (klar würde ich das keine Frau bei einem Date erzählen!)

Das wünsche ich mir auf keinen Fall, aber langfristige Beziehung: ja. Ich würde mir wünschen mit einer Frau auch erstmal ohne Kinder zusammenleben zu wollen, es sei denn, meine Frau bringt eigene Kinder mit.

Ich habe mich früher aus langeweile in Foren umgesehen, von Alleinerziehenden Frauen die dabei waren den Unterhalt von den Männern einzufordern: Ergebnis immer wurden die Männer negativ dargestellt, der Mann soll in eine kleine Wohnung ziehen, soll blechen, sonst droht Knast und Zwangsvollstreckung.

Und dabei sind es meist die Frauen die sich ein Kind wünschen und ohne die Männer wären Kinder nicht möglich auf der Welt, und dann wird man als Mann in der BRD auch noch so ausgenommen von der feministischen Justiz.

Als Mann muss man heute sehr gut aufpassen bei der Frauenauswahl, viele Frauen wollen ja, den Mann durch ein Kind an sich binden, das kann jeder googeln.

(klar würde ich das keine Frau bei einem Date erzählen!)

21.11.2017 18:51 • #8


TomTomson
Haha ok, das worst case Szenario hatte ich dabei nicht im Kopf, aber ich finde heiraten auch so schon relativ sinnfrei. Aber ich finde dazu kann man ruhig stehen, dass man nicht so der Fan von heiraten ist. Man muss es dem anderen natürlich nicht so hart vor den Latz knallen. Aber ich stehe eigentlich offen dazu, dass ich heiraten unsinnig finde, und bin deswegen noch nie auf Ablehnung gestossen, sogar meistens eher das Gegenteil.

21.11.2017 18:57 • #9


M
Heirat hat hierzulande symbolischen Charakter obwohl in Osteuropa, Polen, Türkei die Heirat immer noch hoch angesehen ist und viele Menschen in meiner Generation (anfang 30) schon verheiratet sind, klar gibt es dort den Trend der Moderne und Einflussnahme des westlichen Lebensstils (der leider aber auch viele nicht glücklich macht).

Ich erzähle mal ein Beispiel aus meinem Leben:

Ich hatte eine Freundin in Ostfriesland (bei Emden Aurich), als ich mit ihrer Oma sprach, sagte die Oma zu mir, dass sie erst spät heiratete als sie damals schon 21 war (!) da merkst du wie sehr sich Zeiten geändert haben.

21.11.2017 19:00 • x 1 #10


P
Hallo maddog32, ich kenne drei Paare, die schon über 25 Jahre verheiratet sind und immer noch glücklich zusammen sind, bei zwei Paaren ist es für beide die erste Ehe, bei dem dritten für beide die zweite. So was gibt es also, das kann funktionieren. Was sie alle gemeinsam haben, ist die Bereitschaft, an der Beziehung zu arbeiten. Eine fatalistische Einstellung (früher oder später trennen wir uns doch sowieso) würde dabei nicht gerade helfen, denke ich. Das würde ich ebenfalls als Abwehrmechanismus sehen, also wenn es letztendlich eh nichts wird, brauchst du auch nicht so viele Gefühle und Hoffnungen zu investieren und kannst damit wiederum deine Angst vor Verlusten umgehen.

Als Lösung würde ich an der Wurzel des Problems arbeiten, also dich mit den Ängsten konfrontieren und sie aufarbeiten, und vermeiden einer Kontrollillusion hinterherzuhängen. Niemand kann die Zukunft vorhersagen oder vollständig kontrollieren. Sogar wenn du die Partnerin fürs Leben findest und alles gut läuft, könnte sie unerwartet sterben oder ähnliches. Von daher würde ich mich darauf konzentrieren, meine Beziehungsfähigkeit im Jetzt zu verbessern. Der Rest kommt dann eben so, wie er kommt. Aus Angst und Vermeidung komplett auf Beziehungen zu verzichten würdest du glaube ich später eher bereuen.

21.11.2017 20:27 • #11


M
Zitat von PhoenixG:
Als Lösung würde ich an der Wurzel des Problems arbeiten, also dich mit den Ängsten konfrontieren und sie aufarbeiten, und vermeiden einer Kontrollillusion hinterherzuhängen.


Du weißt aber schon dass man Ängste nur lösen kann, wenn man sie aus dem unbewussten* dem Bewussten zugänglich macht? Ängste äußern sich doch meistens in Träumen, anhand meiner Träume kann ich derzeit keine Verbindung dazu sehen.

* so wie ich meinen Lieblingsautor (Psychoanalytiker) verstanden habe, geht es gar nicht darum was in unserer Kindheit passiert ist, sondern darum, um welche Gefühle es sich dabei gehandelt hat, z.B. hatte ich eine beste Freundin die vom Vater als Kind oft geschlagen worden ist (sie entwickelte Bindungsangst), wenn der Vater des Mädchens die erste männliche Bezugsperson des Mädchens ist, spielen dabei: Angst vor unerwiderte Liebe eine Rolle, Angst vor Zurückweisung.

Und tatsächlich ist es so gekommen, dass die Verhaltensweisen meiner besten Freundin dahin abzielten diese Ängste zu kompensieren: die Angst vor Zurückweisung kompensierte sie damit, in dem sie sich Männer suchte die weiter weg lebten und mit ihnen Webcam Sessions per Skype machte, bei denen sie teilweise vor den Männern entblößte, um so sich einmal die Bestätigung zu holen, und zweitens: hatte sie tausende Fotos - ich meine jetzt keine anzüglichen - von sich auf dem Rechner gehabt.

Da fragte ich mich im Nachhinein: wozu braucht eine Frau tausend Fotos von sich aufm Rechner? Nun ich glaube sie war ihr leben lang von der Bestätitung durch die Männer abhängig und wird es noch lange bleiben.

Fazit: Fehlende Bindung in der Kindheit kann in Männern und Frauen Symptomatiken im Verhalten auslösen, verdrängte Ängste bestimmen unser Verhalten so lange, bis wir der Ängste bewusst werden und ihnen entgegentreten.

22.11.2017 09:25 • #12


M
Edit: Das Primäre Problem sind nicht die Ängste sondern die Fähigkeit zu Lieben! Man liebt doch nicht mit der Angst sondern durch Empathie, Liebe, Anteilnahme, auch durch die Fähigkeit zuzuhören, so banal es auch klingen mag, kurz: Liebe ist die Bezogenheit auf den anderen und nicht nur auf sich selbst!

Das Klischee der romantischen Liebe

Es gibt kaum eine Aktivität, die mit so ungeheuren Hoffnungen begonnen wird und mit einer solchen Regelmäßigkeit fehlschlägt wie die Liebe, schreibt Erich Fromm. Obwohl die Menschen in unserer modernen westlichen Gesellschaft geradezu nach Liebe hungern, ist die Fähigkeit zu lieben nur selten voll entwickelt. Kaum einer geht davon aus, dass man sich anstrengen muss, die Liebe zu lernen. Die meisten Menschen sehen das Problem in erster Linie darin, selbst geliebt zu werden, statt zu lieben und lieben zu können. Dieser Gedanke entspringt den Vorstellungen von der romantischen Liebe, wie wir sie aus Hollywoodfilmen kennen. Fromms Meinung nach fördert die Gesellschaftsstruktur der westlichen Zivilisation und der aus ihr resultierende Geist die Entwicklung von Liebe nicht. Im Gegenteil: an ihre Stelle sind Formen der Pseudoliebe getreten. Was sind die Gründe für den Verfall der Liebe?


Auszug aus Erich Fromm Die Kunst des Liebens, Quelle: https://www.sinndeslebens24.de/klassike ... rich-fromm

Lieben ist ein schöpferischer Prozess, (Schöpferisch, weil im außen etwas neues geschaffen wird), d.h. wer sich darin übt, lieben zu können, wird zum liebenden und gleichzeitig zum geliebten Menschen, anstatt immer darauf zu warten geliebt zu werden, denn das wäre ein Trugschluss welcher auf einer rezeptiven Charakterorientierung basiert, welche Fromm wie folgt beschreibt:

Des Menschen Glück besteht heute darin, seinen Spaß zu haben. Und man hat seinen Spaß, wenn man sich Gebrauchsgüter, Bilder, Essen, Trinken, Zig., Menschen, Zeitschriften, Bücher und Filme einverleibt, indem man alles konsumiert, alles verschlingt. Die Welt ist nur noch da zur Befriedigung unseres Appetits, sie ist ein riesiger Apfel, eine riesige Flasche, eine riesige Brust, und wir sind die Säuglinge, die ewig auf etwas warten, ewig auf etwas hoffen und ewig enttäuscht werden.

22.11.2017 09:43 • #13


P
Zitat von maddog32:
Du weißt aber schon dass man Ängste nur lösen kann, wenn man sie aus dem unbewussten* dem Bewussten zugänglich macht? Ängste äußern sich doch meistens in Träumen, anhand meiner Träume kann ich derzeit keine Verbindung dazu sehen.


Weiß ich, ja. Die Wurzel des Problems überhaupt erstmal zu identifizieren und auszugraben ist ja ein erheblicher Teil der Heilungsarbeit. Oft ist auch die Angst letztendlich gar nicht das zugrundeliegende Gefühl. Bei deiner Freundin zB. dürfte sich unter der Angst ein Gefühl von Wertlosigkeit auffinden lassen und vielleicht noch andere tiefere Gefühle. Ängste äußern sich auch in vielerlei Weise, zB. nicht nur in Träumen, sondern auch als chronische Muskelanspannungen, verflachte Atmung usw. Es gibt also gute Möglichkeiten, an die tieferen Gefühle heranzukommen. Man muss im Kopf behalten, dass man nicht alles über sich selbst weiß, weil das Unterbewusstsein 90% der Psyche ausmacht und dort jede Menge Gefühle schlummern, die man nie vermutet hätte. Das Wichtige dabei ist, im Körperbewusstsein zu bleiben und sich nicht in die mehr oder weniger abgedriftete Gedankenwelt zu verlieren. Dann taucht auch oft die zugehörige Kindheitserinnerung bzw. das Verhaltensmuster automatisch in der Erinnerung auf und man kann beginnen sie aufzulösen.

Ich denke die Liebesfähigkeit wird durch Ängste eingeschränkt, von daher ist es schwer zu sagen, was das primäre Problem ist. Eine selbstlosere Orientierung anzustreben ist hilfreich und lobenswert, aber solange in deinem Inneren ein Anteil ist, der sich zu kurz gekommen oder ungeliebt fühlt, wird er wahrscheinlich bei deinen Anstrengungen dazwischenfunken und keine Ruhe geben, bis dieses Bedürfnis bzw. der Verlust richtig verarbeitet ist.

22.11.2017 22:22 • #14


M
Zitat von PhoenixG:
Ängste äußern sich auch in vielerlei Weise, zB. nicht nur in Träumen, sondern auch als chronische Muskelanspannungen, verflachte Atmung usw.


speziell bei der Bindungsangst gibt viele Symptomatiken auch körperlicher Art, wie Herzrasen, das Gefühl keine Luft zu bekommen, nur um zwei Beispiele zu nennen.


Zitat von PhoenixG:
Ich denke die Liebesfähigkeit wird durch Ängste eingeschränkt, von daher ist es schwer zu sagen, was das primäre Problem ist. Eine selbstlosere Orientierung anzustreben ist hilfreich und lobenswert, aber solange in deinem Inneren ein Anteil ist, der sich zu kurz gekommen oder ungeliebt fühlt, wird er wahrscheinlich bei deinen Anstrengungen dazwischenfunken und keine Ruhe geben, bis dieses Bedürfnis bzw. der Verlust richtig verarbeitet ist.


- vollständigkeitshalber muss man dazu sagen, dass die Liebe ist das Gegenteil von Narzissmus ist (Narzissmus als das ausschließlich interesse an sich selbst), Liebe ist Überwindung von Narzissmus, und von Egoismus nur wer seinen eigenen Narzissmus überwinden kann, wird fähig sein zu lieben (das sind ebenso die Ansichten von Erich Fromm, Psychoanalytiker und Autor, er sagt auch das Narzissmus Gegenteil von Liebe ist).

23.11.2017 09:46 • #15


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