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Hallo ihr Lieben,

am Mittwoch ist meine über alles geliebte Mama gestorben, ich war die letzten Tage Tag und Nacht bei ihr. Ich habe ihr permanent gesagt, wie sehr ich sie liebe, auch beim letzten Atemzug, es floss noch eine Träne aus ihrem Auge. Danach war ich sehr, sehr müde. Das bin ich immer noch…

Sie war sehr krank, hatte Krebs, völlig unerwartet. 1,5 Jahre bangte ich um sie, versuchte alles, um sie doch irgendwie zu retten. Jetzt ist sie tot, sie wurde nicht einmal 70.

Mein ganzes Leben schon war das meine allergrößte Angst: Dass Mama stirbt.

Und jetzt ist sie tot. Trotz Morphiumpumpe war es kein schöner Tod, zumindest für mich als Außenstehende. Ich bin in der 11. Woche schwanger und alle Pflegerinnen und Ärzte sorgten sich auch ziemlich um mich…

Jetzt kommt aber, was mich gerade sehr beschäftigt: Seit gestern fühle ich kaum noch etwas. Manchmal weine ich ein kleines bisschen, aber eigentlich kaum. Nicht mal ihre Schuhe, die an der Tür stehen, lassen mich weinen, nicht mal ihr Parfum, nicht mal ihr Lieblingslied? Es ist, als wäre das nicht passiert, die grausamen Erinnerungen wie in einem nebeligen Schleier…? Sie verdient es nicht, dass man ihren Tod verdrängt!

Was ist das nur? Kennt das jemand? Wird die Trauer mich bald wieder komplett überrollen? Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße

31.05.2025 16:29 • 05.06.2025 x 3 #1


10 Antworten ↓


Mein allerherzlichstes Beileid zu deinem Verlust und dass du die letzten 1,5 Jahre so leiden musstest.

Nur, weil du nicht permanent weinst und tief trauerst, heißt das doch nicht, dass du ihren Tod verdrängst.
Du hast die letzten 1,5 Jahr so viel mitgemacht, ihr in den letzten Stunden unermüdlich zur Seite gestanden. Das war irre Kraft raubend. Dein Trauern fing vermutlich schon mit Diagnosestellung an. Du bist schon ein gutes Stück Weg gegangen.

Lass es alles so zu, wie es kommt: weine, wenn dir danach ist. Lass es, wenn es dir nicht danach ist.
Und lache auch mal, wenn dir danach sein sollte. Du hast doch Kinder.
Alles darf sein, es gibt keinerlei Vorschreibungen, wie man zu trauern hat.

A


Innere Leere nach Tod der wichtigsten Person

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Du hast viel zu verarbeiten grade und die vergangenen Tage und Wochen waren sicher sehr anstrengend.
Du warst für Deine Mama da bis zum Schluss und auch wenn es nicht schön ist,zu sterben so war das doch das grösste Geschenk,das Du ihr hast machen können.

Und jetzt bist Du müde und auch Deine Seele ist müde und das darf auch so sein.

Zitat von Barnslig:
Jetzt kommt aber, was mich gerade sehr beschäftigt: Seit gestern fühle ich kaum noch etwas. Manchmal weine ich ein kleines bisschen, aber eigentlich kaum. Nicht mal ihre Schuhe, die an der Tür stehen, lassen mich weinen, nicht mal ihr Parfum, nicht mal ihr Lieblingslied? Es ist, als wäre das nicht passiert, die grausamen Erinnerungen wie in einem nebeligen Schleier…? Sie verdient es nicht, dass man ihren Tod verdrängt!

Mit Verdrängung hat das überhaupt nichts zu tun.
Deine Seele hat viel zu verarbeiten gerade und dann kann es sein,dass sie Dich schützt,indem sie die Gefühle zunächst einmal abdämpft,was ein normaler und auch gesunder Mechanismus ist.

Ich hatte das auch nach dem Tod meiner Mutter,mir kam alles manchmal unwirklich vor und ich war relativ gefühlsarm.
Dachte auch schon,mit mir stimmt was nicht.

Heute weiss ich,dass die Seele/Psyche einfach Zeit braucht für die Verarbeitung und wir tun gut daran,ihr diese Zeit auch zu lassen.
Beschleunigen lässt sich das eh nicht und jeder Mensch trauert anders,wobei man dabei tatsächlich nichts falsch machen kann.

Brauchst auch keine Angst zu haben,dass Dich die Trauer irgendwann überrollt.
Bei mir war´s so,dass es dann nach einigen Wochen so ein bisschen in Schüben kam (in Form von weinen) aber das Weinen hab ich tatsächlich als entlastend empfunden und das hab ich dann einfach zugelassen.

Deine Emotionen werden langsam wieder in den Fluss kommen und zwar in genau dem Tempo,die Deine Seele/Psyche benötigt.

Hallo und auch von mir herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter.

Mach dir wegen der fehlenden Trauer keine Sorgen. In der Situation funktioniert man erstmal, es gibt viel Organisatorisches zu erledigen und der Verstand braucht eine Weile, es wirklich zu realisieren.

Die Trauer wird kommen. Nach der Beerdigung späütestens wird sie kommen.

Mein herzliches Beileid. Die Trauer kommt oft erst nach der Beerdigung. Man hat so viel zu erledigen und Leute sind um einen rum. Aber dann kommt der Tag, wo für die anderen das Leben einfach weiter geht. So ist es mir ergangen, dann konnte ich trauern. Ich habe mir eine Kladde gekauft und meiner Mutter anfangs immer Briefe geschrieben weil sie mir so schrecklich fehlte. Sie wurde auch nur 62.

Zitat von Barnslig:
Was ist das nur? Kennt das jemand? Wird die Trauer mich bald wieder komplett überrollen? Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Mein herzliches Beileid für dich.

Es kann sein, das du seelisch so erschöpft bist und ja jetzt auf der anderen Seite der Angst vor ihrem Tod stehst.
Alles andere war die Angst davor sie zu verlieren und wie sie sterben würde.

Jetzt ist es geschehen und Erschöpfung darf sich breit machen. Das ist auch gesund von deiner Seele.

Du hast 1,5 Jahre funktioniert.
Jetzt musst du sicherlich noch einiges organisieren, aber auch wieder in die Normalität des Lebens zurück kehren.

Du wirst Mutter.
Bitte begrüße das Leben.
Dein eigenes Leben und das in deinem Bauch. Sei traurig, wenn es dich überkommt. Sei ohne Trauer wenn du müde bist. Freue dich über alltägliches und fühle dich nicht schuldig
Alles ist normal und nichts davon zeugt davon, das du sie nicht genug betrauerst oder vergisst.

Mein Beileid zum Tod deiner Muttee.

Deine Reaktion ist völlig normal. Ich gabs auch meine Mutter begleitet. Allerdings war sie schon 93 und hatte Demenz und war pflegedürftig. Kannst du hier gerne nachlesen.

Dein Körper will sich jetzt von dem Stress ausruhen. Du wusstest auch dass sie sterben wird, es gibt auch eine vorweggenommene Trauer. Über Schuhe etc. die rum stehen wirst du noch weinen geht mir manchmal nach 2 Jahren noch so. Es gibt verschiedene Trauerphasen kann dir das Buch von Doris Wolf dazu empfehlen.

Gleichzeitig bist du schwanger, neues Leben ist auf dem Weg . Dein Körper braucht Ruhe er schützt dich und deinen kleinen Bauchbewohner.

Wünsche dir ganz viel Kraft. Du hast eine ganz schwierige Lebensaufgabe bewältigt deine Mutter in den Tod begleitet kannst stolz auf dich sein, deine Mutter ist dass auch.

@Barnslig erst einmal mein herzliches Beileid! Da wo deine Mama nun ist ist sie frei und ihr geht es gut..

Und ja ich verstehe das deine Mama sehr sehr wichtig für dich war und ist.. Aber! Der wichtigste Mensch in deinem Leben bist DU! Und das sollte jeder so sehen… Dir muss es gut gehen… trauere, weine , schreie … aber lebe. Deine Mama will dich glücklich sehen..

Guten Morgen ihr Lieben,

ich möchte mich einmal ganz herzlich für eure unglaublich lieben Antworten bedanken, das tut so gut.

Manchmal kommt die Trauer jetzt schon durch, wenn ich etwas sehe, was ein Zeichen von ihr sein könnte, z.B.
Und diese Nacht hatte ich unglaublich schlimme Albträume, habe geträumt, dass sie wieder stirbt und wurde immer wach und wusste im Halbschlaf überhaupt nicht, was los ist... Oh man....

Außerdem sind alle Sachen, die einen sonst belasten würden, jetzt noch viel belastender - kennt ihr das? Wenn ich Streit mit wem habe oder eine Auseinandersetzung im Straßenverkehr usw... Dann nimmt mich das jetzt sogar nochmal mehr mit. Momentan bin ich noch krankgeschrieben, aber in 9 Tagen könnte ich rein theoretisch wieder arbeiten gehen... Weiß nicht, was richtig ist..

Liebe Grüße!

@Barnslig ja klar ist alles normal den Stresslevel ist hoch da reicht ein kleiner Anlass und schon bis du auf 180

Zitat von Barnslig:
Außerdem sind alle Sachen, die einen sonst belasten würden, jetzt noch viel belastender - kennt ihr das?

Hallo,
ja ich kenne das z B auch von einer Trennung, weil da ein Mensch ist, mit dem man so eine Einheit war,
so etwas wir gegen die Welt, man konnte dann drüber reden und fühlt sich nicht so alleine damit.
Zitat von Barnslig:
Momentan bin ich noch krankgeschrieben, aber in 9 Tagen könnte ich rein theoretisch wieder arbeiten gehen... Weiß nicht, was richtig ist..

Ich würde abwarten, wie es sich entwickelt. Schauen was dir gut tut, ob mal spazieren gehen, Leute zum reden
haben, Musik hören.

Dass man sich das im akuten Zustand nicht vorstellen kann, wieder zu funktionieren kenn ich gut.
Aber es kann andererseits auch helfen, wieder einen Alltag zu haben, etwas Ablenkung.

Die Kollegen fragen ja auch schonmal nach, da muss man halt schauen, wie es passt.
Bei mir war es so nach dem Tod von meinem Vater,dass ich Wochen danach so dünnhäutig war, dass ich nicht drüber reden mochte und das konnte ich dann auch so sagen auf der Arbeit.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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