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Hallo zusammen,

mein Freund und ich sind seit ca. 2,5 Jahren zusammen und bis vor wenigen Monaten lief es super, wir waren verliebt wie am ersten Tag. Dann hat er sich plötzlich immer mehr von mir distanziert, so dass wir wenige Wochen, nachdem ich das zum ersten Mal bemerkt habe, fast gar keinen Kontakt mehr hatten. Bei der überfälligen Aussprache meinte er, irgendwie funktioniere es nicht mehr für ihn. Wir beschlossen eine Trennung auf Zeit (ca. einen Monat). Ich war total perplex, konnte das Wenige, was er mir als Begründung genannt hat, nur bedingt nachvollziehen. Nach Ablauf der Trennungsfrist haben wir uns nun wieder getroffen und gründlicher ausgesprochen. Dabei kam heraus, dass er wohl seit einiger Zeit generell das Gefühl hat, er habe die Fähigkeit verloren, zu lieben und in einer festen Beziehung zu sein. Gleichzeitig vermisse er mich aber sehr und könne es sich absolut nicht vorstellen, dass ich nicht mehr Teil seines Lebens bin. Man hat ihm die tiefe Verzweiflung deutlich angemerkt, da er zur Zeit einerseits nicht mit mir - oder irgendwem - eine Liebesbeziehung führen kann, andererseits aber auch nicht mit mir Schluss machen will. Er möchte sogar gerne Zeit mit mir verbringen, Dinge unternehmen, die wir früher auch gemacht haben, aber eben ohne den Druck, dass es sich wie eine Beziehungsverpflichtung anfühlt.
Er hat weiterhin berichtet, dass ihm soziale Kontakte jeglicher Art momentan schwerfallen und es ihm auch z.B. vollkommen widerstehe, neue Leute kennenzulernen. In dem Zusammenhang hat er wiederholt betont, dass es nicht so ist, dass er speziell für mich keine Gefühle aufbringen kann, sondern sich nicht vorstellen kann, für irgendwen romantische oder sexuelle Gefühle zu empfinden. Begonnen hat das alles in einer Phase, in der sich sehr viel in seinem Leben (beruflich und privat) verändert hat. Diese Umbrüche sind nicht immer reibungslos verlaufen und er hatte mit vielen Hürden zu kämpfen, hatte zum Teil auch große finanzielle Sorgen usw. Bereits zu Anfang, als er begonnen hat, sich von mir zu distanzieren, habe ich mich gefragt, ob da ein Zusammenhang besteht. Nun weist er nicht unbedingt alle klassischen Merkmale einer Depression auf, andererseits klingen doch einige der genannten Punkte schon sehr danach... Was sind eure Meinungen? Könnte es so sein, dass er durch den Stress der letzten Monate doch in eine Depression geraten ist, die seine Liebesfähigkeit außer Funktion gesetzt hat? Wäre ein Gang zum Thearapeuten ratsam? Oder glaubt ihr, dass wir eher nach Ausreden suchen, weil wir nicht akzeptieren wollen, dass unsere Liebe halt einfach eines natürlichen Todes gestorben ist?
Vielen Dank schon mal für eure Gedanken!

10.06.2018 09:44 • 12.06.2018 #1


6 Antworten ↓


ollie69
Hi,

hört sich ziemlich seltsam an...vor allen dingen,dass er dich trotzdem sehr vermisst.
Klar, bei einer Depression ist eine Beziehung für denjenigen enormer Streß,weil er seinem Partner nicht gerecht werden kann...

Kommt es denn noch zu Intimitäten (Kuß,kuscheln etc.),wenn ihr euch trefft und wie ist die Stimmung,wenn er bei dir ist?

10.06.2018 15:32 • #2


A


Freund kann keine Liebe mehr empfinden - Depression?

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S
Wir haben uns ja, seitdem er mir eröffnet hat, dass er gerade keine Beziehung führen kann, nicht mehr gesehen (ist erst paar Tage her, und davor hatten wir ja Pause). Aber bei dem Gespräch war es so, dass wir nach einer Weile ziemlich erleichtert waren, dass wir jetzt beide besser verstehen, was los ist. Wir haben ein bisschen zusammen geweint, ein bisschen zusammen gelacht über die Absurdität der Situation, dann haben wir sogar noch ein wenig ganz normal geredet - also darüber, was sonst so in unserem Leben gerade los ist usw. Die Stimmung war da sehr gut eigentlich, wir haben es beide genossen, wieder mal beieinander zu sein. Wir haben uns zum Abschied umarmt, ziemlich lange, und ich hatte durchaus das Gefühl, dass ihm das guttut. Es war sogar recht süß, ich habe ihn nämlich gefragt, ob ich ihn in den Arm nehmen darf, und er meinte ja, er habe sich selbst nicht getraut zu fragen... Es ist also wohl schon so, dass er Angst hat, mich mit der ganzen Situation zu verletzen bzw. verletzt zu haben, denke ich.
Aber mehr als Umarmen ist nicht und wird auch jetzt erst mal nicht sein, schätze ich. Ich habe ihm später dann noch mal geschrieben und mich bedankt, dass er so offen war und wir so gut darüber reden konnten. Er hat dann auch gleich geantwortet und gesagt, dass es ihm gutgetan hat zu reden und dass er sich darauf freut, mich wiederzusehen. Wir haben uns bereits, als er bei mir war, für in einer Woche an unserem ursprünglich üblichen Date-Tag zum Essen verabredet.

In der Tat recht verwirrend das Ganze... Ich weiß, dass er normalerweise jemand ist, der kein Problem damit hat, klare Schlussstriche zu ziehen. Er hatte zwei längere Beziehungen vor mir und immer war er es, der es sehr konsequent beendet hat, als er gemerkt hat, dass er keine Gefühle mehr hat bzw. ihn zu viel in der Beziehung stört. Es ist ihm dann auch immer gelungen, sehr schnell über die Trennung hinwegzukommen. Aber mich, sagt er, könne er keinesfalls loslassen...

10.06.2018 18:16 • #3


Thor
Muss nicht immer etwas mit Depression zutun haben, gibt auch verschiedene Formen. Klingt für mich eher nach Burn Out, da hockt die Blockade überall, auch zu den Menschen die man eigentlich mag. Gut das ihr euch jetzt ausgesprochen habt, hat er generell ein Beziehungsproblem oder fühlt sich eher unfähig an Problemen zu arbeiten? Bestimmt hat er den letzten Satz von dir auch schon zu anderen gesagt. Was du auf keinen Fall tun solltest, wäre ihn zu bedrängen, lass das mal alles sacken und schau wie sich das Entwickelt. Ist aufjedenfall schon mal gut das er so offen zu dir war, das fällt vielen nicht leicht. Und ja, man will die Liebst auch nicht unbedingt mit den eigenen Problemen belasten, vorallem wenn die Beziehung relativ frisch ist, weiss man nie wie der andere etwas aufnimmt.

10.06.2018 21:10 • #4


S
Hallo Thor,

also beziehungsunfähig ist er nicht (bzw. war er bisher nie), und ich glaube jetzt ehrlich gesagt auch nicht, dass er das, was er mir gesagt hat, schon zu mehreren gesagt hat. Wie gesagt weiß ich ja, wie seine anderen Beziehungen geendet haben.
Was du vom Burnout geschrieben hast, finde ich interessant, daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber das scheint mir doch sehr plausibel. Er ist selbstständig und da gibt es vieles, was ihn enorm belastet (also so Sachen wie, dass er es sich nicht mal erlauben kann, bei einer Grippe mal eine Woche nicht zu arbeiten, ohne fürchten zu müssen, am Ende des Monats keine Rechnungen mehr zahlen zu können). Und er war schon immer jemand, der sich bei Problemen eher in sich zurückgezogen hat. Außerdem belastet es ihn auch sehr, selbst eine Last für jemanden zu sein. Kann sein, dass er da in so eine negative Spirale reingekommen ist. Ich hab ihn gefragt, was er empfinden würde, wenn ich einen anderen hätte; da meinte er, dass das schon schlimm für ihn wäre, aber sein erster Gedanke wäre wohl, dass ich dann wahrscheinlich besser dran wäre...

Bedrängen wäre auch meiner Meinung nach völlig falsch. Wie gesagt haben wir vor uns zumindest so einmal alle ein bis zwei Wochen zu sehen - und dann schau ich mal.

10.06.2018 22:02 • #5


S
Hallo liebe Spätzle!

Ich schreibe dir mal meine Gedanken als ältere Frau, 51, die seit 32 Jahren in einer Beziehung lebt. Also bei uns war es so, dass auch nach ca. 2 bis 3 Jahren die Verliebtheit endete und wir in unsere erste große Krise schlitterten. Ich wollte nämlich unbedingt weg von meinen Eltern und das ging nur, indem wir zusammen ziehen würden. Ich alleine hätte das finanziell niemals hinbekommen. Damit überforderte ich meinen Partner aber total. Denn auch bei ihm waren die ersten Verliebtheitsgefühle dabei zu verschwinden und er spürte großen Druck, unsere Beziehung in die nächste, sehr viel verbindlichere Ebene zu bringen. Wir lösten das ganze durch Reden und indem wir einander Zeit gaben.

Dein Freund scheint mir ebenfalls unter sehr großem Druck zu stehen und er deutet seine Gefühlslage dir gegenüber völlig falsch. Warum? Weil er Angst hat vor der zusätzlichen Verantwortung, die er in einer längeren Beziehung zwangsläufig haben wird. Du bist ja, wie ich sehe, in einem Alter, in dem auch die Familienplanung Thema werde könnte. Dazu fühlt er sich aber aufgrund seiner beruflichen Situation außerstande. Habt ihr über so was mal geredet?

Wie stehst du denn selbst dazu? Liebst du deinen Freund so sehr, dass du ihm zu Liebe auf eine Familie verzichten würdest? Wenn ja, dann sag ihm das. Nimm ihm den Druck, unter dem er offensichtlich leidet. Sei ihm eine verlässliche starke Partnerin, die nicht fordert, sondern gibt. Kannst du das? Sei ehrlich zu dir selbst!

Ihr steht jetzt an einer entscheidenden Schwelle eures Lebens. Verliebtheit, so schön sie ist, dauert leider nicht ewig. Aber da, wo die Verliebtheit aufhört, beginnt Liebe. Diese aber bleibt nicht, wenn man nicht ständig darum kämpft. Zeit, erwachsen zu werden, liebe Spätzle! Ich wünsche dir von Herzen alles gute, viel Kraft und dass du die richtige Entscheidung und die richtigen Worte zur rechten Zeit findest!

Alles Liebe
Sally

11.06.2018 10:29 • x 1 #6


Soraya72
Hallo Spätzle,

ich kenne Deinen Freund natürlich nicht, aber deine Geschichte erinnert mich an an eine Beziehung, die ich mal mit Anfang 20 hatte. Um das Ganze abzukürzen - es war eben so, dass er mich nicht mehr liebte. Er mochte mich natürlich noch, er wollte mich auch gern als Freundin behalten, aber Liebe war da eben keine mehr. Sowas passiert. Es gibt keine Garantie für Liebe

Alles Gute

12.06.2018 08:49 • #7





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