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Hallo zusammen,
erst einmal zu mir: Ich bin ein 34-ig jähriger gleichgeschlechtlich Mann und lebe in der Schweiz.
Ich war beruflich ziemlich oft in New York, vor ca 1.5 Jahren war ich mehrere Monate da. Dort habe ich einen Typen kennengelernt mit dem ich erst ein sehr unverbindliches freundschaftliches Verhältnis hatte. Wie das bei uns Gays so läuft auch verbunden mit sex. Ich glaube, weder er noch ich waren damals wirklich sehr stark emotional aneinander gebunden und bei meiner Abreise habe ich einfach gesagt, wir bleiben in Kontakt. Ich bin dann in Folge noch einmal etwa zwei Monate nach NY und wir hatten wieder eine gute Zeit zusammen. Ich weiss, dass weder bei Ihm noch bei mir etwas anderes parallel dazu gelaufen ist. Ich bin nicht so der typische gleichgeschlechtlich und er überhaupt nicht.
Nun, nach diesen zwei Monaten bin ich wieder zurück in die Schweiz. Wir waren zwar laufend in Kontakt, aber dann hat sich die Sache wieder sehr abgekühlt. Er hat mich dann in Folge, nach etwa zwei Monaten abstinenz in der Schweiz besucht und wir hatten eine wirklich gute Woche zusammen. In der Folge sind wir immer in Kontakt geblieben, per sms oder kurze Telefonate. Wir haben so nach dem Motto gelebt, wir mögen uns, aber wir bleiben offen für etwas neues, weil eine Beziehung auf diese Distanz wirklich nicht unbedingt was wünschenswertes ist. Ich habe ihn dann noch einmal besucht und wir hatten wieder eine gute Zeit zusammen. In Folge bin ich nach Afrika (auch beruflich) für zwei Monate. Weiterhin lockerer Kontakt. Ich habe ab+zu eine sms geschickt und er hat mich etwa einmal pro Woche angerufen. Immer nur kurz, aber der Kontakt ist nie abgebrochen. In Afrika hatte ich eine kurze Affäre, aber das war eher ein Zeitvertreib als etwas anderes. Horror, diese oberflächliche Art und Weise. Ich habe natürlich immer gehofft, dass ich irgendwo einen Typen treffe, bei dem es mir wirklich den Finger reinnimmt und etwas daraus entwickeln könnte.
Mit meinem Freund in NY hatte ich so eine Art Sicherheitsbackup und einen guten Freund, mit dem ich regelmässig in Kontakt war. Nun, die Sache ist wirklich sehr anstrengend so. Man weiss nie recht woran man ist, und meine berufliche Tätigkeit erlaubt es mir erst etwa in einem halben Jahr dauerhaft nach NY zu ziehen. Für ihn kommt ein Wegzug in den nächsten Jahren nicht in Frage, weil er in einer Ausbildung ist.
Nun habe ich mich (ich war mir meiner Sache absolut nicht sicher) wieder einen Trip nach NY gebucht für Neujahr. Als ich angekommen bin war die Unsicherheit wirklich sehr gross wie es weitergehen soll.
Er hat mir dann eröffnet, dass die Sache zwischen uns einfach schon sehr unsicher sei, in vieler Hinsicht, und dass er einen Typen kennengelernt habe, bei dem er sich vorstellen könnte, dass sich etwas weiteres daraus entwickelt. Er wollte diesen dann mitnehmen um Silvester zu feiern. Worauf ich natürlich nicht eingegangen bin. Nun, er hat dann gesagt (was ich voll und ganz verstehe, schliesslich hätte mir das gleiche passieren können) dass er mit seinem neuen Freund Silvester feiern möchte, da er nicht eine verheissungsvolle Affäre opfern möchte zugunsten von mir (der ja wirklich eine sehr unsichere Sache ist). Er hatte extrem Mühe mir das zu sagen. Das weiss ich mit Gewissheit. Nun, abgesehen von Silvester (wo ich wirklich gelitten habe ohne ihn) hatten wir wieder eine fantastische Woche zusammen. Viel Gefühlschaos, aber sehr viel positives. Wir haben uns einfach wunderbar verstanden. Nur gab es diesmal keinen Sex. Er hat gesagt, dass er Beziehungsmässig treu bleiben will und kein Doppelspiel beginnen will. Das verstehe ich und ich habe das so auch voll und ganz akzeptiert. Irgendwie stand einfach immer die Distanz im Weg und die Tatsache, dass auch die Zukunft so ungewiss ist. Nun, gegen Ende meines Besuchs haben wir noch einmal miteinander intensiv gesprochen und wir waren uns einig, dass wir eigentlich sehr gut zusammenpassen würden, aber er hat gesagt, dass für Ihn, verbunden mit der unverbindlichkeit unserer Beziehung generell, die Sache vorbei sei für den Moment und wir weiterschauen können, wenn ich wieder zurück sei. Ok, ich habe das dann schweren herzens irgendwie versucht zu akzeptieren. Insbesondere weil er ja auch einen neuen lover hat. Er hat immer diese Distanz betont und immer dieses im Moment ist es besser wenn wir einfach Freunde bleiben (wie ich diesen Spruch hasse).
Ich bin dann zurück in die Schweiz, habe mich emotional etwas erholt, aber gleichzeitig auch meinen definitiven Wegzug nach NY geplant. Der ist mittlerweile ziemlich sicher, aber halt eben nicht ganz.
Nun bin ich nach drei Wochen Schweiz schon wieder in NY und wir haben uns getroffen. Ich wollte das erst unverbindlich machen, aber irgendwie bin ich dann für eine Nacht bei ihm gelandet. Wir haben zwar zusammen geschlafen, hatten aber keinen sexuellen Kontakt was mich extrem gestresst hat. Ich
habe ihm das auch gesagt und er hat gemeint, dass er erst der Sache klar werden wolle, bevor wieder etwas zwischen uns läuft. Gleichzeitig aber von gemeinsamen Ferien in Europa gesprochen und davon, dass wir die Freundschaft vertiefen sollten.
Nun, dann habe ich Ihn gezwungen Farbe zu bekennen und Ihm gesagt, dass ich Klarheit haben wolle. Ich hab ihm auch gesagt, ich sei sehr verliebt (was auch stimmt) und dass ich Ihn NIE WIEDER sehen wolle, wenn er mich nicht über seine Affäre besser unterrichtet und sagt was Sache von seiner Seite her ist. Er hat mir dann in einer unglaublich langen Rede erklärt, dass ich ihm extrem wichtig sei und dass es für ihn die Alternative nicht gibt, dass wir uns nie wieder sehen. Er war richtig beharrlich und hat darauf bestanden, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben. Er hat aber auch gesagt, dass die Situation mit Distanz etc einfach zu kompliziert sei und er das in Kauf nimmt, zugunsten seiner jetzigen Affäre (die ist mittlerweile etwa sechs Wochen alt) halt allenfalls den Kontakt mit mir abbrechen würde. Aber dass er das wirklich sicher auf keinen Fall wolle.
Nun, jetzt ist mir die Sache wirklich zu anstrengend geworden, weil es mich einfach emotional zerrissen hat. Ich habe ihm gesagt, dass ich auf Distanz gehen muss um mich emotional zu befreien.
Und das ist wirklich extrem schwierig. Ich geh durch die Hölle im Moment. Es zerreist mich fast und ich weiss nicht ob ich mir noch Hoffnungen machen soll mit ihm oder nicht. Klar hat er jetzt seinen lover aber ich habe immer noch den Eindruck, wenn ich hier wäre könnte sich allenfalls doch noch etwas ergeben. Ich weiss zwar, dass ich ab Mitte Jahr sehr wahrscheinlich definitiv in NY sein werde und habe ihm das auch gesagt. Mit oder ohne ihn werde ich hier sein. Aber ich weiss einfach nicht ob es eine Zukunft gibt zusammen oder nicht. Ob ich mich komplett emotional von ihm zu befreien suchen soll oder nicht. Im Moment ist es an mir mich allenfalls wieder zu melden. Ich habe mich entschlossen jetzt mal ein paar Wochen gar keinen Kontakt zu haben um die Wogen etwas zu glätten. Aber es ist extrem schwierig im Moment.
Ich glaube nicht, dass es DIE grosse Liebe ist, aber wer die gleichgeschlechtlich Welt kennt, der weiss, dass Ehrlichkeit nicht immer ganz einfach ist. Und bis zu dieser Ungewissheit sind wir sehr ehrlich zueinander. Und ich bin eigentlich fest überzeugt, dass sich aus dieser Beziehung etwas wunderbares langjähriges entwickeln könnte.

Hat jemand von Euch schon etwas ähnliches erlebt? Hoffnung? Keine Hoffnung?

31.01.2009 00:03 • 03.02.2009 #1


4 Antworten ↓


L
Na ja, ich muss dazu noch sagen, dass wir beide glaube ich eigentlich eben sehr viele emotionen in diese ganze Sache investiert haben im letzten Jahr, uns dies aber einfach nicht eingestanden haben. Weil eben alles so kompliziert ist. Man kann Gefühle ja bis zu einem gewissen Punkt unterdrücken. Aber er hat mir zum beispiel lang und breit erklärt, wie er manchmal am Abend anrufen wollte (6 Stunden Zeitunterschied, da ist bei mir tiefe Nacht) um mich anzuschreien und vorzuwerfen, wieso ich nicht hier sei. Er wollte mich einfach oft sehen und er konnte nicht.
Das selbe gilt für mich auch. Ich habe mich so oft in meine Decke verkrallt mit der Vorstellung dass er das sei.
Für mich eine sehr komplizierte und im Moment gerade sehr verzweifelte Angelegenheit....

31.01.2009 00:14 • #2


A


Distanzbeziehung - Liebeskummer - gleichgeschlechtlich - Freundschaft

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A
Hallo LukyStrike,

habe lange über deinen Beitrag nachgedacht bevor ich jetzt schreibe. Mir werfen sich da ein paar Fragen auf, die ich dir gerne stellen würde.

Wenn er doch wusste, dass du in absehbarer Zeit nach NY ziehst, warum hat er nicht warten können?
Ziehst du nach NY wegen ihm oder vorranging weil du dich dort beruflich austoben willst?

Deine Frage ob noch Hoffnung besteht oder nicht... Das kommt drauf an, wie lange du Zeit hast und ob es nur diesen einen Mann für dich gibt, würde ich sagen. Du könntest hoffen, wenn du erstmal in NY wohnst und du die Distanzgeschichte somit aus dem Weg geräumt hast und sein neuer Lover sich als schlechte Partie herausstellt, dass ihr zusammenfinden. Aber möchtest du darauf hoffen? Darauf warten?

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist er dabei sich mit dem Neuen eine Beziehung aufzubauen. Er ist ihm treu, er steht zu ihm und hat dir ja auch zu Silvester ganz klar gemacht, mit wem er diese Nacht verbringen will.

Ich glaube dein Freund ist ein cooler und ehrlicher Typ. Vielleicht solltest du ihm glauben wenn er sagt, dass euer Weg nur Freundschaft sein kann.

Sei mir nicht böse, wenn ich die Sache nicht so rosig sehe, ja!!

Schicke dir ein Lächeln in die Ferne

01.02.2009 08:47 • #3


L
Lieber Aqua,

Sorry, ich schreibe glaube ich etwas viel...
herzlichen Dank für Deine Antwort. Du hast mit Deinen Fragen die Sache sehr wahrscheinlich ziemlich auf den Punkt gebracht.
Was mir einfach wirklich grosse Probleme bereitet ist diese Unsicherheit. Dass er immer sagt, wenn Du sicher hier wärst würde sich das ev anders entwickeln, aber Du bist ja nicht definitv hier.
Und dann diese Vertiefung der Freundschaft die er sich wünscht, und die ich ihm wirklich abnehme. Aus unserer Konversation hat sich das ergeben, dass das wirklich nicht nur hohle Worte sind. Und im Moment kann ich dieses Angebot einfach nicht annehmen und ich weiss auch nicht, ob ich dieses Angebot irgendwann annehmen kann ohne dass sich wieder Emotionen ausbreiten. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt bekanntlich. So bin ich wirklich zerrissen. Einerseits möchte ich ihn als Freund behalten, weil er mir wirklich sehr viel wert ist. Anderseits habe ich angst, dass ich mich in eine Abhängigkeit bringe, die ich gar nicht will. Darum habe ich ihm ja auch erklärt, dass ich bis auf unbestimmte Zeit Abstand brauche. Es schmerzt einfach so unglaublich. Ich habe Mühe zu schlafen, ich verliere Gewicht (was nicht extrem schlimm ist...) und ich habe wieder mit Rauchen angefangen nach sechs Jahren abstinenz. Nun, es ist glaube ich alles unter Kontrolle meist, aber es ist extrem schwierig.

Was das berufliche Austoben in NY betrifft, so hat das nicht nur berufliche Gründe (mit meinem Beruf bin ich eigentlich prinzipiell zufrieden). Ich habe mich relativ spät, also vor acht Jahren als gleichgeschlechtlich geoutet und irre seither irgendwie durch das Leben. Mal ein paar Monate in Afrika, mal ein paar Monate in Osteuropa, dann wieder ein halbes Jahr NY etc. Aber immer mit meiner Wohnung in der Schweiz und meist auch da. Ich habe den Eindruck, ich versuche immer wegzugehen, nehme mich aber selber nicht mit. Diese Fluchtversuche bringen nichts und offenbar bringe ich es in der Schweiz privat im Moment nicht auf die Reihe. (Obwohl ich wirklich sehr gute Freunde und ein gutes funktionnierendes Umfeld habe). Darum glaube ich eben, ich muss mal definitiv weg und muss mich dabei auch selber mitnehmen. Ich muss mich irgendwie aus meiner traditionellen Schweiz mit einer Stabilität, die auch gefangen nehmen kann entfernen um in eine neue Stabilität gelangen zu können.

Mein Freund hier hat mir eine gute Aussicht auf Stabilität gegeben im letzten Jahr. Ich glaube nicht, dass er es zwingend persönlich sein muss, der mich auffangen kann. Er hat bei mir einfach extrem diese Hoffnung geweckt. Und da es die letzten acht Jahre in der Schweiz nicht geklappt hat muss ich glaube ich ein Risiko eingehen und mein Glück woanders versuchen. Sonst bin ich in zehn Jahren immer noch in der Schweiz und immer noch am gleichen Ort und mache mir nur Vorwürfe und beginne womöglich noch mein eigenes Land und mein Umfeld zu hassen ohne dass diese etwas dafür können.

Ich glaube, ich bin einfach an einem Wendepunkt angelangt in meinem Leben und viele meiner Hoffnungen haben sich in meinem Freund hier personalisiert...

01.02.2009 16:25 • #4


A
Lieber Luckystrike (rauchst du das Zeug ?)

ich kann dir nur viel Glück auf deinem Weg wünschen. Ich denke du wirst deine Träume, Wünsche und Hoffnungen, die die Zeit mit deinem Freund in NY geweckt hat, erfüllt bekommen.... weil du so wie du dich anliest, nicht nur ein Träumer zu sein scheinst. Du müsstest dich nur gedulden

Als mein Wendepunkt im Leben kam, bin ich 7 Jahren weg gewesen. Aber erst als ich wieder zu Hause war, fand ich mich wirklich.

Aber das weisst du, dass du dein Herz und deine Seele mitnehmen wirst.. Weglaufen kann man vor den Sorgen die darin wohnen nicht!

Ich hoffe du bist bald wieder frohen Mutes und kannst auf die Zeit mit deinem Freund, mit einem Lächeln sehen.

LG Melanie..

03.02.2009 13:05 • #5




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