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Hallo erstmal...und Danke, dass ich hier sein darf.

Wie sich jeder denken kann, gibt es einen gewissen Leidensdruck, ansonsten meldet man sich nicht in einem solchen Forum an...und daher hoffe ich auf Unterstützung.

Hier meine Geschichte:

Ich war 17 Jahre verheiratet und mein Mann entschied, dass er mit einer anderen Frau besser dran sei. Erst brach meine Welt zusammen, aber dann erkannte ich, dass mir hätte nichts besseres passieren können. Dank meiner Erfahrungen mit ihm, war für mich klar, dass ich die klassische Form der Beziehung derzeit nicht mehr anstrebe...soviel zu mir.

Dann, nachdem ich 2 Jahre Single war, begann ich auf einer neuen Arbeitsstelle... und da gab es diesen einen Arbeitskollegen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, er wäre mir nicht von Anfang an aufgefallen und zu meiner Freude schien das auch auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Er bemühte sich sehr um mich, war sehr aufmerksam und signalisierte mir immer wieder, dass er interessiert sei. Nach ein knapp 2 Monaten kam es auch dazu, dass wir an einem Mittwoch zusammen ins Kino gingen und er mich dann in der gleichen Woche freitags schon wieder treffen wollte. Klar war ich happy darüber...

Ja und als wir uns an dem Abend verabschiedete, fragte er mich, ob wir uns am nächsten Tag sehen könnten Doch da konnte ich nicht und so verabredeten wir, dass ich ihn Sonntag anriefe, wenn ich von der Arbeit komme. Hmmm...und bis dahin lief alles noch normal.
Als ich ihn dann Sonntags anrief, meinte er, er sei noch in einer anderen Stadt und wisse nicht, bis wann er komme. Ok...war enttäuscht, doch...klar, konnte ja auch mal vorkommen. Doch dann kam es ständig vor. Wir machten was aus und da ich nichts mehr von ihm hörte, fragte ich nach und bekam blöde Ausreden zu hören.

Klar...ich war am Boden zerstört und doch platze mir dann der Kragen und ich erklärte ihm, dass ich mich so NICHT behandeln lasse. Problem aber war: wir trafen uns ja immer wieder bei der Arbeit. Ich ging ihm aus den Weg und nach einer Weile kam er wieder. Und was soll ich sagen...der Anfang vom Ende. Wieder und wieder wickelte (und tut es eigentlich noch bis heute) er mich um den Finger.
Als ich länger krankgeschrieben war und er sich nicht ein einziges Mal sich bei mir meldetet, schrieb ich ihm, dass ich das Ganze rein freundschaftlich vorsetzten möchte. Klar...kein Problem...mit Smiley.
Tja, bis wir das nächste Mal auf einander trafen. Und das nicht mal bei der Arbeit! Nein...das Schicksal kann echt ein mieser Verräter sein.

Auf jedes Mal Nähe folgte dann Distanz...die ersten Monate war ich am Boden zerstört, heulte viel und dachte: na, danke...wieder mal der Falsche! Aber leider wollte mein Herz nicht meinem Verstand folgen...alles in meinem Kopf schrie: Kick diesen Typen aus deinem Leben, du hast was besseres verdient. Doch irgendwann verstand ich eines: Jedesmal wenn er sich entfernt hatte, kam er wieder zu mir zurück, wenn auch ich ihm keine Beachtung mehr schenkte.

Dann allerdings erfuhr ich, dass er versuchte, bei einer anderen Kollegin zu landen. Beim ersten Vergleich dachte ich, warum die? Beim genaueren Hinschauen war mir klar, dass wir uns innerlich sehr ähnlich sind. Sie hatte genau wie ich unglaublich viel Energie und hatte eine Trennung hinter sich, nach der sie sich nicht wieder fest binden wollte.
Ich stellte ihn zur Rede...zwang ihn sich zu entscheiden...aber wie üblich...es kam keine Antwort. Statt dessen ging es nach einer gewissen Pause weiter wie gehabt, da ihm letztendlich auch die Entscheidung dadurch erleichtert wurde, weil die Kollegin kündigte.
Da waren es also wieder wir beide. Und wenn ich das so schreibe...ja, wo bleibt da meine Selbstachtung? Keine Ahnung. Denn es kam dann ein Phase, in der wir uns mehrfach die Woche sahen und alle Treffen waren einfach nur schön. Wir hatten Spass miteinander...wir können zusammen lachen und uns unterhalten und auch der Sex ist gut. Na ja...und so ganz unrecht ist mir diese Konstellation dann auch nicht...hab ich doch alle Freiheit zu tun und zu lassen, was ich sonst noch so machen will, ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen.

Wenn er dann hört, dass ich mit Freunden verreise oder auf Konzerte gehe, dann sagt er ständig, dass er das nächste Mal mit möchte, ob er das dürfe. Klar darf er. Aber ich hake schon gar nicht mehr nach, da ich die Erfahrung gemacht habe, egal wie Feuer und Flamme er da ist...es wird nicht dazu kommen.

Im Grunde habe ich eines gelernt...er ist wie ein Bumerang...früher oder später kommt er wieder zurück. Ich lehne mich einfach zurück... Allerdings hielt ich ihn nur für egoistisch und oft auch für eine Gesässöffnung.

Bis zu dem Tag, als ich einen Link für ein Video per Mail bekam. Und da handelte es sich um Beziehungsangst. Eigentlich kein Thema, dass mich jetzt irgendwie ansprang... Aber ein paar Tage später, hatte Nachtdienst und nicht besseres zu tun, also schaute ich mir das Video an. Ja...was soll ich sagen...alles passte ganz genau. Es war, als ob die Person, die davon berichtete, meine Geschichte erzählt.
Und so habe ich angefangen, Ratgeber zu lesen, mich schlau zu machen und habe auf diesem Weg auch einiges über mich gelernt.

Aber das Ding ist jetzt das: Die einen sagen, man kann es schaffen. Die anderen, lass die Finger davon.

Ich habe diese Beziehung, die nun bereits 1,5 Jahre anhält mehrfach beendet, einmal sogar er und zwar da, als ich deutlich sagte, dass ich das SO nicht mehr wolle. Aber nach ein paar Tagen kommt er dann wieder und, wie bereits erwähnt, wickelt er mich um den Finger.

Natürlich kommt dann auch der Rat, dass der Partner eine Therapie machen solle. Schön...dazu muss aber der Partner erstmal sehen, dass er ein Problem hat! Und ich glaube nicht, dass er es so sieht.

Woher die Beziehungsangst beim kommt? Keine Ahnung. Er ist sehr introvertiert und gibt so gut wie nichts von sich preis. Ab und zu kommt ein wenig und ich weiss nur, dass er allen gegenüber so verschlossen sei und laut seiner Aussage, war er schon immer so.
Ob es vom Elternhaus kommt? Was er mir aber erzählt hat, er ist Bosnier, ist, dass, als er 7 Jahre alt war, der Krieg unmittelbar vor seiner Haustür begann. Dass er früher viel Alk. trank (heute so gut wie gar nicht mehr) und aggressiv war und sich geprügelt hat. Das war für mich schwer vorstellbar, da er sehr ruhig wirkt. Dazu hatte er gemeint, aussen schon, aber in seinem Kopf ginge es zu wie in einem Bienenstock.
Da war mir schon klar, dass dies kein leichtes Unterfangen wird und ich bekam auch von anderen zu hören, dass ich nicht sein Therapeut sei...aber...........

Was habt ihr erlebt? Gibt es eine Chance? Was kann ich tun?

03.04.2017 08:58 • 26.04.2017 #1


3 Antworten ↓


Daisho
Zitat von samay11:
Aber das Ding ist jetzt das: Die einen sagen, man kann es schaffen. Die anderen, lass die Finger davon.


Es dürfte beides richtig sein. Das hängt aber von deinen Voraussetzungen ab.
Auch wenn du nicht sein Therapeut bist, Liebe ist absolut in der Lage Menschen deutlich zu verändern. Dazu braucht es aber neben der Liebe noch weitere Voraussetzungen, zum Beispiel Konsequenz. Wie sollte er dann für sich Konsequenz finden, wenn du dich wieder auf sein Verhalten einlässt? Damit hat er ja schon keinen Grund für Änderungen.
Und wenn dir die Kraft für eine solche Konsequenz fehlt, mag es sinnvoller sein, die Finger davon zu lassen.

Mein Vorschlag wäre; suche dir eine ruhige Ecke und mache dir Gedanken über DEINE Vorstellungen - unabhängig von bestimmten Personen - einer Beziehung. Mache es schriftlich und lasse dir dabei Zeit. Manche Gedanken und Vorstellungen brauchen Zeit sich zu entwickeln. Wenn du dann deine Vorstellungen klar herausgearbeitet hast, kannst du schauen in wie weit es dir wahrscheinlich ist, dass er sich darauf einlassen kann. Wenn du eine Wahrscheinlichkeit siehst, rede mit ihm. Wahrscheinlichkeiten sind noch nicht ausreichend geeignet, er muss sich dafür entscheiden. Dann kannst du immer noch entscheiden...

12.04.2017 08:50 • #2


A


Bindunsangst beim Partner wer hat Erfahrungen?

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FeuerWasser
Zitat:
Aber das Ding ist jetzt das: Die einen sagen, man kann es schaffen. Die anderen, lass die Finger davon.


Diejenigen die sagen, man kann es schaffen, hatten selber noch nie mit Bindungsphobikern zu tun oder stecken genauso wie du, in der Phase, zu glauben,
sie könnten mit allen möglichen taktieren doch was beim Angebeteten bewirken.
Ich sag dir ganz klar, lass die Finger davon, auch wenn du es jetzt noch gar nicht an dich ran lassen möchtest. Auch bei dir und deinem Bindungsverhalten kann
etwas nicht stimmen wenn du derat an einem Mann hängst, der nicht in der Lage ist eine stabile, wechselseitige Beziehung zu führen. Du bist enttäuscht, wütend,
suchst nach Erklärungen und Entschuldigungen für sein Verhalten. Warum machst du es dir so schwer und rennst einem Mann 1,5 JAHRE hinterher der nicht bereit ist,
sich klar zu positionieren, widersprüchlich ist und dich am ausgestreckten Arm hängen lässt? Was ist denn so derart toll an ihm wenn du ihn realistisch betrachtet so gut
wie überhaupt nicht kennst, da er dich an seinem Leben gar nicht teilhaben lässt?!

Ich hatte das selbst einmal durchgemacht, das passiert mir nie mehr wieder. Du legst deinen Selbstwert und deinen Stolz ab für einen Menschen der diese Bemühungen
absolut nicht wert ist. Sinn macht es dann, wenn er sich seiner Probleme klar bewusst ist, es thematisiert, in Therapie ist und von sich aus bereit ist an sich zu arbeiten.
Da Bindungsängste symptomatisch sind (keine eigenständige Erkrankung) stecken nicht selten, weit schwerwiegendere psychische Probleme dahinter. Formen von
Persönlichkeitsstörungen, Depressionen etc.

Zitat:
Da war mir schon klar, dass dies kein leichtes Unterfangen wird und ich bekam auch von anderen zu hören, dass ich nicht sein Therapeut sei...aber...........

Streiche das ABER und setze einen Punkt dahinter!

26.04.2017 16:44 • x 1 #3


Daisho
Da kann ich Feuerwasser nur beipflichten: Man kann andere Menschen zwar in ihren Bemühungen unterstützen, sich zu verändern. Jedoch ohne deren Eigenleistung und vorherige Einsicht ist nicht viel zu wollen.

Zudem gibst du ihm ja keinen Anlass, seinen Hintern in Bewegung zu setzen. Du machst das Spiel ja schon 'ewig' mit. Also wirst du es auch beim nächsten Male mitmachen! Das ist zumindest die unterschwellige 'Erwartungshaltung'.

Hier dürfte nur Konsequenz helfen. Erkläre, was dich nervt und suche hernach den passenden Abstand. Wenn er sich wieder nähern sollte, mache klar, das du das Spiel der vergangenen Jahre nicht mehr mitmachen willst. So liegt dann die Entscheidung bei ihm. Entweder bist du ihm viel wert; Dann setzt er seinen Hintern in Bewegung und lässt sich helfen. Tappe - wenn es so passieren sollte - aber nicht in die Falle ihm sofort unterstützen zu wollen. Lasse ihn sich erst beweisen.
Andererseits, wenn er sich nicht in Bewegung setzen sollte, bleibt dir nur noch die Erkenntnis Jahre mit ihm verschwendet zu haben...

26.04.2017 18:23 • #4





Dr. Reinhard Pichler