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Liebe Forenmitglieder,

ich (M, 39) stehe kurz vor der Hochzeit und leide möglicherweise unter Bindungsangst.
Dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob ich unter Bindungsangst leide, oder ob es normal ist, dass ich nach ein paar Monaten/Jahren wieder den Drang verspüre, frei zu sein (Serielle Monogamie?). Sollte es normal sein, dass Beziehungen eine Halbwertszeit haben und irgendwann enden, wäre es recht teuer (nicht nur finanziell) zu heiraten - dann wäre es auch Quatsch, nicht auf meine Ängste zu hören. Doch sollte ich unter Beziehungsangst leiden, die sich vielleicht lösen können, so sollte ich eben nicht auf mein Angst-Bauchgefühl hören, sondern daran zu arbeiten.

In meinen über 20 Jahren Beziehungserfahrungen haben Partnerschaften bis max. 4 Jahre lang gehalten, daher würde ich mich prinzipiell für beziehungsfähig halten. In Beziehungen gehe ich recht auf den Partner ein und neige dazu, mich selbst nach einigen Jahren nicht mehr zu spüren und nur noch nach Autopilot zu funktionieren. Wenn die Zweifel und das Unbehagen dann so stark werden, dass ich den anderen nicht mehr ertragen kann, trenne ich mich und fühle mich schnell wieder lebendig, frei und empfinde tiefen inneren Frieden. Das muss doch auch mit einem Partner möglich sein, oder?

Meine jetztige Freundin habe ich vor 4 Jahren kennen gelernt und wir planen Donnerstag zu heiraten. Da sie aus einem anderen Kulturkreis kommt, wo die Heirat noch dazugehört, ist es ein Schritt, der ihr und ihrer Familie besonders wichtig ist und sie freut sich darauf, mich zu heiraten und dieses besondere Fest zu erleben. Ich persönlich brauche kein teueres Fest, würde es aber tun, um ihr diesen besonderen Lebens-Moment zu schenken.

Mein Problem ist, dass ich seit Monaten oder gar Jahren wieder Angst vor der Nähe habe und am liebsten wieder frei sein würde. Dieses Angst-Bauchgefühl nehme ich wahr, als dass ich wenig Gefühle mehr für meine Partnerin habe (bzw. die Angst die Liebe erdrückt und ich mich unfrei und vereinnahmt fühle), dass ich mich flüchte in Job, Studium, an meinen Computer und dass ich nachts Panikattacken habe, mein Herz rast und ich nicht mehr schlafen kann. Das wird schlimmer, je näher die Heiratplanung rückt. Meine Zukuftsvorstellungen sind dann düster, in denen ich befürchte nur noch zu funktionieren. Als wenn das Leben dann gelaufen sei. Ich nehme zudem andere Frauen wahr und finde diese interessant, obwohl meine Freundin echt super ist und ich ein treuer Mann bin. Vielleicht sind das alles nur Fluchtstrategien meiner Ängste?

Normalerweise würde ich auf mein Bauchgefühl hören und ehrlich die Beziehung beenden. Ich habe auch schon zwei Mal in unserer Zeit mit ihr darüber gesprochen, die Beziehung zu beenden und einen Schlussstrich ziehen wollen, doch sie konnte mir als erste von vielen Beziehungen den Erwartungsdruck nehmen und danach habe ich wieder Gefühle wahrgenommen. Darum glaube ich, falls es einen Ausweg für mich und mein Verhalten gibt, könnte Sie der super Partner für mich sein, mit dem ich wachsen kann. Ich spreche mit ihr über meine Ängste, obwohl ich sie damit sicher immer verunsichere und verletze. Ich will für sie da sein und hoffe, dass sich bei mir wieder die Liebe entwickeln kann, die ich immer wieder mal empfunden hatte. Wenn es einen Ausweg gibt aus der Angst und der Idee der Beziehung auf Zeit, möchte ich ihn gerne wagen und kennen lernen.

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Hat sich jemand in einer ähnlichen Situation befunden und kann inspirierende Gedanken dazu geben? Ist das, was ich da erlebe Bindungsangst und hat jemand mit Bindungsangst den Sprung ins kalte Wasser mit einer Ehe schon einmal erfolgreich gewagt? Welche Strategien haben sich bewehrt, uns selbst auf die Schliche zu kommen und den Knoten (auf Dauer?) zu lösen? Ich bin gespannt auf Eure Antworten.

13.06.2016 07:08 • 14.06.2016 #1


2 Antworten ↓


Z
Ich habe die Erfahrung gemacht,dass essehr wichtig ist, Konflikte anzusprechen und gemeinsam danach zu schauen,dass eine, für beide tragbare Lösung gefunden wird. So kann das Vertrauen wachsen. Der Eine weiß, woran er ist und kann verstehen, der Andere macht die Erfahrung, dass sein Partner bereit ist, zu bleiben und mit ihm an der Lösung der Probleme zu arbeiten. Und du wirst sehen, je mehr ihr zusammen bewältigt, um so sicherer kannst du dich fühlen und um somehr wachst ihr zusammen.

Ich wünsche euch Durchhaltevermögen, die dafür notwendige Kraft und ganz, ganz, ganz viel Glück.

13.06.2016 14:53 • x 1 #2


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Zitat von Zärtlich Liebende:
Ich habe die Erfahrung gemacht,dass essehr wichtig ist, Konflikte anzusprechen und gemeinsam danach zu schauen,dass eine, für beide tragbare Lösung gefunden wird. So kann das Vertrauen wachsen. Der Eine weiß, woran er ist und kann verstehen, der Andere macht die Erfahrung, dass sein Partner bereit ist, zu bleiben und mit ihm an der Lösung der Probleme zu arbeiten. Und du wirst sehen, je mehr ihr zusammen bewältigt, um so sicherer kannst du dich fühlen und um somehr wachst ihr zusammen.

Ich wünsche euch Durchhaltevermögen, die dafür notwendige Kraft und ganz, ganz, ganz viel Glück.


Herzlichen Dank für Dein Feedback. Es stimmt - sich über seine Gedanken und Gefühle auszutauschen ist die Basis, damit dies gelingen kann. Liebe ist Vertrauen. Liebe ist Arbeit. Angst, die man unausgesprochen in sich stärker werden lässt, frisst Liebe auf. Vielleicht habe ich diese Ängste auch nur, weil ich nicht mehr daran glaube, dass eine Beziehung auf Dauer glücklich sein kann? Dann wäre es vielleicht sogar eine Glaubensfrage und ich sollte an meinen Glaubenssätzen und Überzeugungen arbeiten...

14.06.2016 07:11 • x 1 #3





Dr. Reinhard Pichler