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T
Hi zusammen,
als mein Arzt meinte das es gut sein kann das ich Hypomanisch bin fand ichs erst mal witzig(klar was sonst,war ja auch gut drauf ) Ich weiss schon was Manie ist,meine Tante,Cousine und mein Bruder sind oder waren davon betroffen,aber eben Manisch, für jeden sichtbar und nicht, etwas grenzwertig wie ich,was auch schon immer so war in bestimmten Phasen.
Sogar meinen Job habe ich nur gern gemacht wenn der Stresspegel besonders hoch war und Kollegen schon kurz vorm Koller waren,auch den ein oder anderen Spontankauf habe ich getätigt und bin oft damit rein gefallen,aber es ist nie wirklich ausser Kotrolle geraten und hat auch bei Freunden usw.seine Akzeptanz gehabt, nach dem Motto:Das ist eben Susi,ausserdem war der Unterhaltungsfaktor für andere immer recht nett und wir hatten alle Spass,eben wie heute auch noch.Ich bin immer noch mit Leuten von früher befreundet und wer mich näher kennt kann mich auch meist gut leiden,nur Neulinge haben oft ein Problem mit mir,was sich aber meist mit der Zeit ins Gegenteil wandelt.Ich finde das alles nicht ungewöhnlich,wie auch, war ja schon immer so und wenn ich die Symptome von Hypermanie lese treffen sie auf die Hälfte meiner Freunde zu,also ist für meinen Teil die Diagnose nicht gesichert schliesslich bekommt keiner meiner Freunde die Krise wenn er mich sieht,kurz gesagt es ist nur dem Arzt aufgefallen.
Nun sagt dieser das es durchaus schon immer so gewesen sein kann und niemand merkte es gerade deshalb.Das ich, ein Stressfan im Job bin und solche Sachen würden dafür sprechen.Es ist mir durchaus klar das es von ihm richtig,sogar seine Pflicht ist mir erst mal die Glückspillen zu entziehen und durch anderes zu ersetzen,dass ist auch kein Thema aber ich würde schon gern sicher Wissen ob ich in dieser Richtung gefährdet bin.
Das was ich herausgefunden habe sind immer Larifari Erklärungen,Unruhe,Agressionen,Konzentrationsschwäche/zunahme,Schlafstörungen... usw aber was für welche,solche pauschalen Probleme hat doch fast jeder der Psychische Probleme hat,oder?
Ich versuche mal zu erklären wie ich mich fühle und fände es nett wenn mir jemand etwas dazu sagen könnte,also:
Ich bin gut drauf,aber meist nur solange ich abgelenkt bin Musik höre oder unterwegs bin.
Wenn ich wo Warten muss werde ich nervös,auch wenn ich zuhause bin,oder schlafen möchte,am Pc sitze,Fern sehe usw.
bekomme ich eine tierische innere Unruhe als ob sich meine Psyche am liebsten ablösen und Davonrennen würde.
Das ist ein Gefühl als wäre man tierisch wütend,cholerisch,man spannt seine Muskeln an verkrampft sogar,eben als wäre man sehr zornig ballt die Fäuste und muss etwas tun z.B.Einkaufen gehen .Dieses Extreme ist neu und ich hoffe das ich mir durch die Diagnose nichts einbilde,allerdings waren die Depris in den letzten zwei jahren auch extrem und es mag sein das sich dadurch wirklich etwas verändert hat,so das wars fürs Erste hoffe ihr könnt damit etwas anfangen und wünsche das die Tastatur zumindest für diesen Text ihre Legastenie überwunden hat.
Dieses Hypomanische macht mir eigentlich nur bedingt Sorgen,ausser das es sich sehr verschlimmern könnte,aber da kann man ja was machen.Was mich noch etwas mehr beunruhigt liegt eher an meinen Begegnungen mit Manischen,die waren alle extrem drauf,Mein Problem im Moment ist das ausnahmslos alle Manischen die ich kenne/kannte auch mehr oder weniger an Psychosen Leiden/Litten,ist es etwa ein durchaus normaler Weg das sich aus Hypomanie,recht leicht eine Manie entwickelt,worauf wiederum eine Psychose folgt?Oder täuscht das weil man es eben auch nur den Härtefällen anmerkt,bzw.hat das etwas mit dem Schlafmangel zu tun der Halluzinationen auslösen kann und die sich bei so einer Krankheit dauerhaft Einnisten?
Wenn ja kann man dem durch mehr Schlaf,oder andere vorbeugungsmassnahmen Entgegenwirken? Das würde auch erklären warum mir mein Arzt ständig Schlaftabletten aufschwatzen möchte.

Grüss euch
Susi

14.03.2008 06:47 • 20.03.2008 #1


2 Antworten ↓


B
Zwischenbericht:

Liebe Susi (Tired),

Du hast mir viel geschrieben. Ich möchte Dir darauf auch in Ruhe und nicht oberflächlich antworten. Dein Thema ist wichtig und soll auch eine überlegte Antwort erhalten.

Im Moment habe ich nicht mehr den Kopf dazu. Deshalb noch ein wenig Geduld. Ich werde Dir am kommenden Donnerstag antworten.

Gruss

Bernd Remelius

17.03.2008 15:46 • #2


B
Hallo Susi,

jetzt wie versprochen noch vor den Feiertagen meine Antwort.

Du wirst es mir nicht übel nehmen, dass ich erst einmal darauf verweisen muss, dass eine Ferndiagnose nicht möglich ist, auch wenn Du mir recht viel geschrieben hast.
Ich kann also nur auf dieses Geschriebene reagieren, meinen Eindruck wiedergeben und versuchen, Dir darauf aufbauend einige Anregungen mit auf den Weg zu geben.
Ich hoffe, das ist o.k. so für Dich.

Grundsätzlich haben Verwandte von Menschen, die unter einer sog. bipolaren Erkrankung leiden (früher sagte man manisch-depressiv dazu) eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit gegenüber der Normalbevölkerung, ebenfalls an einer solchen Störung zu erkranken. Mir ist nicht bekannt, dass damit auch eine höhere Wahrscheinlichkeit einhergeht, noch zusätzlich psychotisch zu werden. Da würde ich mir an Deiner Stelle erstmal keine großen Sorgen machen.

Also - die genetische Komponente in der Entstehung einer bipolaren Erkrankung ist groß, größer als Umweltfaktoren oder lebensgeschichtliche Faktoren.
Aber was bedeutet nun eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit? - Die Wahrscheinlichkeit, in der allgemeinen Bevölkerung an einer solchen Störung zu erkranken, liegt bei etwa 1 - 1,5%. Ist die Krankheit auch bei nahen Verwandten aufgetreten, erhöht sich das Risiko etwa um das 7-fache - also immer noch unter 10%!

Trotzdem solltest Du in Deinem eignen Interesse die Augen offen halten. Dies ist deshalb angebracht, weil man es in der Regel selbst nicht weiß oder wahrhaben will, wenn die Krankheit tatsächlich auftritt. Deshalb ist es gut, Menschen zu haben, denen man vertraut und mit denen man über das Risiko vorher schon sprechen kann. Dies sollte auch beinhalten, was sie tun sollten, wenn deutliche Anzeichen für eine Erkrankung bei Dir zu erkennen wären und Du selbst aber nicht mehr in der Lage wärst, das zu sehen und richtig zu reagieren (sprich: Behandlung in einer Klinik).
Um diese Personen und Dich selbst da abzusichern, könntest Du sogar eine Art Patientenverfügung machen, in der Du die Bedingungen genau beschreiben kannst, unter denen eine oder zwei vertraute Personen tätig werden dürfen, auch wenn Du es selbst gar nicht wolltest, weil Dein eigenes Urteilsvermögen dann zu eingeschränkt wäre.

Das wäre der Plan, wenn DU auf wildem Wasser kentern würdest.

Nun ist aber gar nicht gesagt, ob Du überhaupt stark gefährdet bist oder ob Du nur eine gewisse Disposition in Deiner Persönlichkeit hast, die bisher oder auch nie einen Krankheitswert hat. Und dies kann, muss aber nicht, so bleiben. Du schilderst einige Episoden aus Deinem Leben, die darauf hindeuten, dass bei Dir eine solche Disposition vorliegen könnte.
Auch Dein Schreiben selbst - und das darf ich hoffentlich mit gebührendem Respekt für Dich sagen - hat für mich teilweise einen Charakter, der auch zumindest ansatzweise etwas Chaotisches, vielleicht Unkonzentriertes oder Gedankenflüchtiges hat. Aber wie gesagt, all dies muss nicht bedeuten, dass Du eine bipolare Störung mit Krankheitswert entwickelst.

Da - wenn sich eine solche Erkrankung entwickeln würde - die Probleme mit jeder Episode in der Regel aber zunehmen, würde ich Dir auf jeden Fall zu einer weiteren Abklärung bei einem Facharzt für Psychiatrie, m.E. am besten in einer Ambulanz einer psychiatrischen Klinik, raten. Dies empfehle ich deshalb, weil Du dann präventiv frühzeitig dagegen steuern könntest und Du auch Kontakte zu Fachleuten aufbauen würdest, die Du - wenn nötig - nutzen kannst und schon Vertrauen aufgebaut hättest. Abklären heißt dabei für Dich, dass Du Dir sicherer werden könntest, wie Du Dich selbst, Deine Gedanken, Deine Gefühle und Dein Verhalten realistisch einzuschätzen hast.

Ich wünsche Dir nun, dass Deine Sorgen sich als unberechtigt herausstellen werden - und wenn doch nicht, kannst Du sicherlich gut und frühzeitig dagegen steuern. Gerade die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sind in diesem Bereich deutlich gegenüber früher verbessert einzuschätzen.

Ich hoffe, ich konnte Dir einige bedeutsame Anregungen geben und wünsche Dir erstmal ein schönes Osterfest. Danach kannst Du ja sehen, was Du mit meinen Informationen und Ideen anfangen willst.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius

20.03.2008 18:39 • #3