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A
Hallo zusammen,

nachdem ich hier so viel gelesen habe, habe ich echt lange überlegt, ob ich auch ein Thema eröffnen sollte. Letztendlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mir hier einmal die Seele ausschreibe und auf hilfreiche und verständnisvolle Antworten hoffe.

Angefangen hat alles mit psychosomatischen Beschwerden in der Schule, ich hatte eine Magenentzündung und einen Reizdarm. Daraufhin hatte ich Kloß im Hals, Atemprobleme, etc. Alles psychosomatisch bedingt (so wie ich jetzt weiß und so wie mein Arzt mir das diagnostiziert hat). Damals war ich 13 und seit diesem Jahr mache ich so ziemlich viele Krankheiten durch. Jedenfalls resultierte das alles eines Tages in einer Panikattacke, als ich im Zug auf dem Weg zur Universität war. Mein Freund holte mich ab und ab dem Punkt war es nicht mehr möglich Zug zu fahren. Das ging dann tagelang soweit, dass es sich generalisierte - plötzlich ging kein Busfahren mehr, nur noch einkaufen in der Nähe, ich achtete auch immer mehr auf meinen Körper und arbeiten ging auch nur mit dem Auto (also selbst hinfahren). Dann bekam ich eines Tages auf der Fahrt zur Arbeit eine sehr schlimme Panikattacke. Dachte ich zumindest, weil ich daraufhin beim Arzt war und er mir eine Sinustachykardie diagnostizierte. Mein Puls war bei 110, höher als gewöhnlich. Daraufhin machte er ein Langzeit EKG und nachdem er sich das Ergebnis anschaute, meinte er nur, dass ich daran sterben könnte, weil er tagsüber locker auf 120, 140, 160 ist, ohne, dass ich Sport mache (also nur während einer Autofahrt, während ich Zähne putze, während ich draußen einfach mal nur stehe). Das weiß ich übrigens daher, weil er mich beauftragte, alle Zeiten aufzuschreiben, wo ich was gemacht habe. Jedenfalls sah man dennoch, dass ich ausschließlich im Schlaf einen Puls von 69 bekam. Dies erklärte, dass es auch psychisch bedingt sein kann. SO und jetzt kommt der Punkt. Entschuldigt mich bitte, dass es so lang wird, aber ich versuche es schon kurz wie möglich zu fassen!

Der Punkt ist, dass ich einfach mal auf mich achtete, wie ich mich fühle, was ich fühle, etc. Und immer, wenn ich rausgehen möchte, bekomme ich Panikzustände und einen erhöhten Puls bis 170, zittern und komme überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Es ist nicht Mals mehr möglich eben einkaufen zu gehen, geschweige denn etwas spazieren zu gehen. Was ich schaffe ist evtl. einmal um den Block, aber ganz schwierig. Ich bekomme massive Derealisationsprobleme und bin danach fix und fertig.
Allerdings habe ich die Herzanfälle leider auch nach dem Essen - ich bekomme manchmal SO starkes Herzklopfen und Herzrasen, dass ich bspw. vorgestern noch den Krankenwagen geholt habe, weil es mir so schlecht ging. Ich hatte kalte Hände und Füße, Kopfschmerzen, Unruhe, Zittern und Herzklopfen nach dem Essen - und plötzlich aus dem Nichts bekam ich Herzrasen, aber so schlimm, dass es sich nicht mehr beruhigte. Der Krankenwagen kam und bestätigte mir den hohen Puls. Sie wollten mich ins Krankenhaus bringen, war jedoch wegen meiner Agoraphobie nicht möglich, ich bat sie zu Hause zu bleiben, weil der Versuch allein in den Krankenwagen einzusteigen, ergab, dass ich einen Puls von 170 bekam - so viel Angst habe ich, wenn ich weite Entfernungen in Erwägung ziehen muss (verstehe bis heute nicht, wieso). Jedenfalls war der Rettungsdienst so nett und hat mir einen Arzt nach Hause gerufen, welcher jedoch die reinste Katastrophe für mich war (sorry für den Ausdruck), aber er hat mich nicht Mals angesehen, hat nach mir gegriffen und mich in den Krankenwagen GEZWUNGEN und meinte, dass er mich mit so einer Herzfrequenz NICHT zu Hause lassen kann. Ich habe ihn fast schon angebettelt, dass er mich bitte loslassen soll und ich zu Hause bleiben möchte und AUF KEINEN FALL ins Krankenhaus möchte! Er hat mich gezwungen mich auf die Liege zu setzen und hat mich angeschnallt und mich festgehalten, obwohl ich einen Puls von 180 hatte und gar nicht mehr liegen oder sitzen konnte in diesem Zustand - ich war total in Panik und wollte nur noch heulen - habe ich dann auch, weil ich dachte, ich sterbe gleich. Mir gings so schlimm. Es war echt ein Trauma für mich, zum Glück war die Frau aus dem Rettungsdienst da.
Angekommen im Krankenhaus wurde ich in die Notfallambulanz gebracht und EKG war ständig auf 140-170 für DREI VERDAMMTE STUNDENLANG! Als würde mir der Vorfall zu Hause nicht reichen. Die Krankenschwester war wieder die unterste Schublade, weil er mir noch nicht Mals ein Glas Wasser zum Trinken gegeben hat und meinte, dass sie gerade zu tun hat. In dieser Panik brauchte ich aber Wasser und entschuldigte mich sogar dafür, worauf nur die Antwort kam Das hat nichts mit Entschuldigung zu tun und motzte mich an, obwohl sie sogar meinen Puls am Monitor sah. Ich bin echt gestorben. Letztendlich bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben eine halbe Tavor, nahm sie dann aus Verzweiflung sogar ein, jedoch tat sich gar nichts an meinem Puls. Ich wollte wie zuvor immer noch nach Hause und hatte echt Angst dort zu sterben wegen dem hohen Puls (wie es ja mein Hausarzt so schön gesagt hatte). Dann haben sie eine Psychiaterin geholt, damit sie mich beruhigt - von ihr kam nur, dass ich stabil und aufnahmefähig bin und dass der Puls NICHTS mit der Psyche zu tun hat. Alle waren sehr überfragt. Als ich sagte, dass ich nicht mehr kann und mein ganzer linker Arm einschläft, hat der Arzt mir letztendlich einen Betablocker in die Vene gespritzt und der Puls ging runter von 170 bis 100 - WAS EINE ERLEICHTERUNG.
Nachts wurde ich dann unter Beobachtung gehalten und daraufhin entlassen mit der Angabe, dass ich pulsfrequenzsenkende Medikamente einnehmen soll, aber keine Betablocker - bis jetzt haben sie mir allerdings nicht geholfen.
Rausgehen funktioniert gar nicht mehr nach dem Anfall und nachdem ich sah, dass der Puls nicht von alleine runtergeht. Alles erscheint mir gefährlich - alle Orte, alles unreal, ach ja und ich habe noch eine vierjährige Trennung hinter mir, wo mich mein Freund verlassen hat - kurz vor Verlobung auch noch. Das belastet mich ebenso. Es ist alles so hart, aber am meisten macht mir die Agoraphobie zu schaffen. WIE KOMM ICH DENN DAVON NOCH LOS und wieso helfen mir keine Ärzte.
In Therapie bin ich bereits seit 2 Jahren. Vor der Diagnose Sinustachykardie war alles ok, es ging bergauf. Jetzt geht alles nur noch bergab.

Ich bedanke mich fürs Lesen, das bedeutet mir wirklich viel. Ich hoffe auf ein paar Antworten

20.01.2022 22:02 • 02.02.2022 x 2 #1


26 Antworten ↓


A
Ich wäre über Antworten so dankbar

20.01.2022 22:13 • #2


A


Starke Agoraphobie?

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P
Bei mir hat alles angefangen mit 17 im Zug zur Schule. Musste auf Toilette und danach hatte ich Angst irgendwo hinzugehen wo nicht in unmittelbarer Nähe eine Toilette ist. Daraus wurde eine Agoraphobie (ohne Panik). Ich hab mein Jura studium in Griechenland abgebrochen, ich war dort ein Jahr lang weil ich nicht wusste wie ich wieder nach Deutschland kommen soll. Depression fing an. In Deutschland Druck aus allen Seiten ich sollte gefälligst ne Ausbildung machen, Führerschein, mit Freunden ausserorts Nachts amüsieren oder wenigstens arbeiten, ... mir würde ja nix fehlen, ich werfe meine Lebensjahre in den Müll, hab versucht ne Ausbildung anzufangen, nach einem Tag abgebrochen. Stress pur...da kam die Panikstörung. Ich konnte nur ca. 1 km von meiner Wohnung weggehen.... usw usw...

Also dein Arzt ist voll der Held. Wenn jemand Angst hat dann will derjenige etwas hören dass ihm die Angst etwas reduziert, stattdessen sagt er dir dass du jederzeit sterben könntest (das gilt sowieso für jeden, ob er gesund ist, ob er Herzprobleme hat von denen er nix weiss ..). Natürlich hast du dann panische Angst dass du jederzeit stirbst. Es gibt Tabletten gegen erhöten Puls, ich kenn mich mit Herzkrankheiten nicht aus aber ne Menge Menschen leiden an erhöhten Pulsdruck, denen sagt man doch auch nicht übrigens ihr habt ein Herzproblem, jeder Sonnenaufgang kann vielleicht ab heute euer letzter sein. Bei dem Arzt wäre ich nie wieder gegangen.

Derealisation? Du musst heftige Angstzustände haben.. keine Sorge aber, das Gefühl der Angst ist für dein Herz ungefährlich, glaub nicht dass dein Herz aufhört zu schlagen aufgrund der Angst. Falls jemand sowas behauptet dann soll er lieber schweigen (finde ich). Jemandem der Angst hat ist nicht geholfen in dem man im noch mehr Angst einjagt.

20.01.2022 22:24 • x 1 #3


Delfin36
Oh man wie musst du gelitten haben tut mir soooo leid was die da mit dir gemacht haben…
Ich hätte gar nicht gedacht das man gezwungen werden kann, dass ist erschreckend zu lesen.
Wie geht es dir denn jetzt? Und hast du evtl. mal über Sport nachgedacht weil das den Puls auf natürliche Weise senken soll? Kein Kaffee, gesunde Ernährung usw. gehört natürlich auch dazu️

20.01.2022 22:39 • x 2 #4


A
Also ich muss ehrlich gestehen, dass der Anfang deiner Geschichte meiner ähnelt, weil ich in der Zeit, in der ich diese Magen- und Darmbeschwerden hatte, ebenfalls unter Toilettenprobleme litt – ich schämte mich auf der Toilette "laut" zu werden und regelte es so, dass ich bis nach Hause nichts mehr aß und nicht auf die Toilette ging. Zudem hatte ich auch starke Angst im Klassenraum, ausversehen "was rauszulassen". Letztendlich ging es dann soweit, dass ich mir irgendwann sagte: "Okay, so geht es nicht weiter – ich gehe von nun an IMMER aufs Klo", weil ich sonst zu starke Schmerzen bekam und was geschah? Genau dasselbe wie bei dir – die Toilette musste direkt in der Nähe sein. Das war alles bei mir auch mit 16 Jahren und ging dann so bis ich 20 wurde. Danach kam die Panikstörung und darauffolgend die Agoraphobie. Jetzt traue ich mich gar nicht mehr raus, nach dem Essen erst recht nicht, weil ich davon Herzrasen bekomme.
Heftig, wie bist du dann nach Deutschland wieder zurückgekommen? Wow Jura, ich studiere zurzeit Lehramt… Musste das jedoch wegen all dem Ganzen pausieren
Diesen Druck kenne ich so gut… Bei mir heißt es auch jedes Mal "reiß dich doch zusammen, du bist erst 23, leb doch dein Leben" etc. ABER WIE? WENN ICH ANDAUERND ZITTERE UND HERZKLOPFEN, HERZRASEN HABE? Ich kann dich so gut nachvollziehen…
Nur 1km weitergehen? Kommt mir bekannt vor, wie bist du daraus gekommen? Nimmst du Medikamente? Klinik? Welche Therapie? (Wenn du es natürlich mit mir teilen möchtest).

Ich war wirklich bei zich Kardiologen, bei zich Hausärzten. Jeder sagt was anderes. Mal sagen sie, ich solle Tabletten nehmen, andere dagegen schieben es auf meine Angststörung und sagen, ich solle es erstmal behandeln lassen. Letztendlich habe ich mich nach einem Jahr hin und her für die Tabletten entschieden und nehme momentan diese ein, allerdings sind das keine Betablocker, weswegen ich immer noch nicht darauf vertraue, dass das Herzrasen komplett weg ist. Und ja, den Arzt habe ich selbstverständlich gewechselt und seitdem kam das ja auch mit der Agoraphobie, weil ich das Gefühl hatte, ich bin nur noch zu Hause in meinem Bett sicher (wegen dem niedrigen Puls).

Ja, ich leide zeitweise aufgrund meinen Ängsten unter purer Derealisation.

21.01.2022 00:02 • #5


A
Oh ja, ich habe sehr stark gelitten… Dachte wirklich, das wars jetzt für mich. Ich wusste auch nicht, dass man gezwungen werden kann?
Jetzt geht es mir pulsmäßig gut im Moment, jedoch traue ich mich gar nicht mehr raus und alles erscheint mir unwirklich. Ich bin sehr aufgewühlt wegen vorgestern und gestern und weiß einfach nicht, wie ich diese Agoraphobie besiegen soll… Ich will doch nur wieder normal rausgehen können Momentan kann ich aus Trauer, Verzweiflung und Schock nichts essen und habe keine Kraft für nichts. Muss das glaube ich erst alles verarbeiten.
Sport ist momentan aus Angst wegen meinem Puls nicht möglich… Nehme zunächst die Tabletten, in der Hoffnung, dass sich was ändert.

21.01.2022 00:05 • #6


A
Ich kann nicht schlafen… jemand wach…

21.01.2022 02:33 • #7


P
Zitat von Agoraphobie:

Zitat:Ich weiss nicht mal ob es 1 km war. AD habe ich bereits in Griechenland begonnen zu nehmen.
1-2 Jahre hab ich nix gemacht. Dann habe ich ne Verhaltenstherapie gemacht wegen der Agoraphobie. Musste langsam an Orten gehen wo ich Angst spüre und möglichst lange dort bleiben. Die unangenehme Gefühle, Symptome und Gedanken kommen zwar auch aus heiterem Himmel, aber nicht die Panik selbst. Das man sich in Panik versetzt kommt von mir, wegen meines falschen Verhaltens (leichter gesagt als getan, ich hatte heute morgen auf der Fahrt zur Arbeit ne PA, natürlich wird man panisch.. ich habe heute gelernt das diese Atemübungen extrem hilfreich sind. Ich hatte von denen gehört/gelesen aber nicht ernstgenommen. Muss mich besser darüber informieren).
Ich hab so mein Radius ausgeweitet, hatte auch kein Führerschein, musste mit öffentlichen Fahren... aber Gott sei Dank war neben meiner Hochschule ein Krankenhaus, der liebe Gott hat es so eingerichtet und in meiner ersten Arbeitsstelle war daneben so firmeninternes Rettungsdienstfahrzeug vor dem Büro der Betriebssanitäter. Betten zu Gott, zur der heiligen Jungfrau Maria Mutter Gottes und zu meinem Schutzpatron Hl. Kyprianos, die haben alles gemacht.
Keine Sorge deine Agoraphobie mit oder ohne Therapie wird irgendwann von alleine nachlassen. Aber klar in einer Verhaltenstherapie lernst du dass die Symptome kommen und gehen, dass die negativen Gedanken dich nicht hindern sollen raus zu gehen etc..

21.01.2022 10:56 • x 2 #8


M
Uhje, das klingt nach einer schlimmen und sehr kräftezehrenden Erfahrung mit dem Rettungsdienst.

Helfen deine herzfrequenzsenkenden Medikamente denn gegen das Herzrasen oder auch dagegen nicht? Gegen deine Ängste werden die Tabletten nicht helfen, die können ja nur das Symptom des Herzrasens lindern. Aber deine Angst kann weniger werden, wenn du Vertrauen in das Medikament bekommst, also sobald du merkst, dass das Herzrasen nicht mehr oder weniger stark kommt.
Dass du nach dem Erlebnis im Krankenhaus fix und fertig bist, ist glaube ich keine ungewöhnliche Reaktion. Vermutlich musst du dir gerade erst mal ein bisschen Zeit geben, um dich wieder zu erholen. Dass es dir jetzt schlechter geht ist kein Wunder, aber das heißt nicht, dass es so bleibt. Wie du schreibst musst du das ja erst mal verarbeiten. Und vielleicht schaffst du es, das Erlebte etwas umzudeuten für dich. Also das war alles jetzt sehr schrecklich und die Leute waren alle überhaupt nicht nett zu dir (und dass die jetzt wegen Pandemie wahrscheinlich noch gestresster sind, mag das vielleicht erklären, aber nicht entschuldigen) darüber muss glaube ich, gar nicht diskutiert werden. ABER egal wie schrecklich es war, DU hast das überstanden. Und obwohl du sooooo furchtbare Angst hattest bist du NICHT gestorben.

Hast du dich eigentlich schon mal um eine Therapie bemüht? Nachdem was du schreibst hast du ja noch keine gemacht und gleichzeitig bist du sehr fokussiert auf die körperlichen Symptome. Da kann eine Psychotherapie sehr gut helfen, zu lernen damit umzugehen, vor allem Verhaltenstherape. Und wenn du gerade auch im Alltag schlecht klar kommst, ist es vielleicht auch nicht doof einfach zu gucken, was es bei dir in der Nähe für psychosomatische Kliniken gibt. Davon gibt es eigentlich in jedem Landkreis eine und normalerweise können die einen auch recht schnell (1-2 Wochen) aufnehmen.
Und hast du dir generell schon mal so Selbsthilfe Tipps zu Panikattacken im Internet/Büchern durchgelesen?
Wichtig finde ich immer den Punkt, sich mit Ängsten/Panikattacken nur zu konfrontieren, wenn man die Kraft dazu hat. Und wenn die Kraft dazu gerade absolut fehlt, muss man vielleicht auch erst mal an anderer Stelle ansetzen und gucken, dass du überhaupt erstmal wieder so viel Kraft hast, dass du dich deinen Ängsten stellen kannst. Sich Ängste zu stellen ist zwar wichtig und langfristig der einzige Weg, aber halt auch anstrengend.

21.01.2022 11:14 • x 2 #9


A
@Petros1985
Was für eine AD hast du genommen, wenn ich fragen darf? Und konntest du an diesen Orten bleiben, an denen du dich konfrontieren musstest? War das bei dir auch so, dass du am Zittern warst und Herzrasen, dann noch diese Derealisation, also dass die Umgebung so komisch aussah und dass du wieder nach Hause zurückgelaufen bist? Bei mir ist es momentan nämlich so. Ich habe auch das Gefühl, je weiter ich gehe, desto mehr bleibt mir die Luft aus – leider. Ich hatte heute auch eine Panikattacke und normalerweise hole ich wie letztes Mal auch den Krankenwagen meinem rasenden Puls, aber diesmal habe ich versucht in eine Tüte einzuatmen und rumzulaufen und siehe da, es ging mir besser danach – war zwar noch sehr schlimm am Zittern, aber danach war es in Ordnung. Bin so froh darüber und ich hasse es einfach nur – das Schlimmste bei mir ist das Herzrasen! Das versetzt mich richtig in Panik! Und was ist bei dir der Auslöser für die Panik? Wow, okay. Das mit dem Krankenhaus gibt natürlich Sicherheit. Meinst du echt, dass das irgendwann weggehen wird? Ich verliere schon fast die Hoffnung… Mir geht es psychisch gar nicht mehr gut in der Hinsicht, ich will mal wieder ohne Zittern und Herzrasen rausgehen… Mal ganz normal. Und will auch einfach mal wieder in ein Cafe mit Freundinnen, das habe ich auch sehr lange nicht mehr gemacht, weil ich jedes Mal den Krankenwagen holen musste (ist ja weit von meinem zu Hause entfernt…).

23.01.2022 01:02 • #10


A
@menschlein
Ja, es war auch wie ein Trauma…
Die Medikamente helfen mir bis jetzt noch nicht, weil sonst hätte ich doch nicht wieder diesen hohen Puls bei dem Anfall denke ich… Zumal ich ab und zu auch mal gemessen habe und der ist leider immer noch sehr hoch im Sitzen… Mal schauen. Es dauert ja auch bis die wirken, sagte mir man.
Ich wäre schon dankbar, wenn das mit dem Herzrasen wieder unter Kontrolle gehalten werden könnte, weil mir das echt die schlimmsten Sorgen bereitet mit meiner Sinustachykardie. Stimmt, ich denke auch, dass mir das Medikament evtl. helfen könnte, obwohl es für mich heute ja eine reinste Enttäuschung war bei der Panik.
Stimmt, ich lebe immer noch und ich danke dir vielmals für deine lieben Worte und den Zuspruch!
Ja, ich bin momentan in einer Verhaltenstherapie, allerdings ist die Fahrt aufgrund meiner Agoraphobie sehr erschwert… Der Psychologe meinte, wenn es so weitergehen sollte und ich nicht teilnehmen kann, müsste er mich in eine Klinik einweisen und das will ich gar nicht – ich habe echt Angst davor! Ich möchte das nicht – nicht nochmal! Ich war nämlich im Sommer für 10 Wochen in einer psychosomatischen Klinik und es hat mir kaum geholfen, ganz im Gegenteil…
Was meinst du mit Kraft gewinnen? Medikamente? Oder einfach mal alles loslassen und zu Hause einigeln?
Könnt ihr mir noch irgendwelche Tipps für Herzrasen und Panikattacken, Ängsten an sich geben?

23.01.2022 01:08 • #11


P
Ich hatte/habe Venlafaxin. Ist auch gegen Angst. Ich bin erstmal paar Schritte mehr als die paar Hundert Meter die ich von meinem Haus entfernt sein konnte. Dann hatte ich Angst und blieb dort so lang ich konnte. Ich bin auch schwimmen gegangen weil das Hallenbad gegenüber meiner Wohnung war. Die Therapeutin hat gemeint jemand der sport macht wird dem sein Körper ist es gewohnt das sein Puls schneller hochgeht und sein Puls normalisiert sich auch schneller. Natürlich hatte ich zittern und erhöhten Herzschlag, Sehstörung, etc.. ich bin auch oft schnell nach hause gelaufen. Ich kann mich erinnern ich konnte meine Grenze nicht überschreiten dann hab ich mich auf ner Bank gesetzt und war dann hause gelaufen und war traurig..
Die meisten Menschen haben bei einer Panikattacke das Problem mit dem Herz, glauben sie bekommen einen Herzstillstand. Ich habe mehr das Problem mit dem ersticken und etwas mit der Übelkeit/angst zu würgen, erbrechen (wobei des auch mit dem ersticken zusammenhängt, da ich angst habe ich würde würgend erbrechen und der würgereiz/brechreiz wird nicht aufhören und ich werde ersticken). Ich hab aber erfahren dass ein guter trick die sache mit dem paar mal in einer tüte ein und ausatmen. Ab heute werde ich eine kleine tüte mitschleppen
Es gibt in facebook eine Gruppe die nennt sich agoraphobie, kannst dich da anmelden wenn du willst und andere Erfahrungen lesen.
Keine Sorge, als ich 22 war, war ich in deinem Zustand.

23.01.2022 02:12 • x 1 #12


M
Und w@Agoraphobie
Das kann ich gut verstehen, dass du nicht in eine Klinik willst. Will ich selbst auch nicht ;D
Meine ambulante Therapeutin rät mir immer wieder dazu, aber ich schiebe das vor mir her. Und im Moment habe ich wieder die Hoffnung, dass es auch ohne geht und ich mir einfach nur mehr Zeit geben muss. Mir sind halt die letzten Wochen mal wieder ein paar Sachen aufgegangen was meine Angst befeuern könnte. Allerdings ist die Situation bei mir auch nicht so übel wie bei dir. Die Standard Alltagssachen (Arbeit, Einkaufen) bekomme ich hin, aber hab halt auch einen nicht allzu großen Radius, aber hab z.B. nie den Krankenwagen rufen müssen.

Und freut mich zu hören, dass du es geschafft hast rauszugehen und dann mit dem Trick in eine Tüte zu atmen deine Panik aushalten konntest. Das klingt doch nach einem guten Schritt!

Magst du erzählen was für Medikamente du nimmst? Und falls das nicht hilft kann da ja vermutlich auch auf ein anderes gewechselt werden.

Für das Kraft gewinnen/sich erholen gibt es kein Patentrezept. Ja vielleicht sind es Medikamente, vielleicht ist es Alltagsstress rausnehmen (ich weiß nicht ob du arbeitest oder studierst o.ä.). Ich weiß nicht wie es bei dir mit Freunden und Familie ist und ob du da von irgendwem Zuspruch/Unterstützung erfahren kannst. Oft hilft es ja auch einfach schon darüber zu sprechen wie es einem geht und von anderen zu hören wie die gerade zurecht kommen. Allerdings sich komplett zu Hause einigeln ist es eher nicht. Also vielleicht mal für 1-2 Tage oder so aber nicht für längere Zeit. Aber das ist halt auch sehr individuell was einem gut tut. Vielleicht auch was künstlerisches wie malen/Musik machen/Musik hören/ein gutes Buch lesen/was gutes kochen. Manchmal muss man auch ein bisschen ausprobieren was einem gerade gut tut.

Und was Tipps bei akuten Panikattacken angeht:
Gegen die Derealisation hilft es mir oft Dinge zu berühren und zu fühlen im Winter z.B. Winterjacke anfassen, die Jeans, dann den Schal, den Klettverschluss an der Jacke und bei allem genau zu spüren wie sich das anfühlt.
Mir hilft bei Panik generell Ablenken gut. Also Denkaufgaben (in 7er Schritten von 100 runter zahlen) oder mir genau meine Umgebung anzusehen (Welche Schuhe tragen die anderen Menschen hier? Was für Autos stehen in der Straße und was für Farben haben die? Was für Pflanzen gibt es?). Also generell irgendwie den Fokus weg von mir und meinem Körper hin zur Umwelt zu bekommen. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass die Symptome nur von der Panik kommen und mir eigentlich nichts können - hilft in der Situation dann oft aber auch nur bedingt.

23.01.2022 10:16 • x 1 #13


M
@Agoraphobie
Ah und Sport und Bewegung kann natürlich auch gut tun oder auch Entspannungsübungen. Hatte ich gerade ganz vergessen.

23.01.2022 10:24 • x 1 #14


A
@Petros1985

Achso, also nimmst du sie immer noch ein? Okay, dann muss ich das wahrscheinlich auch Schritt für Schritt üben. Also erstmal nur bisschen weiter weg und immer weiter entfernen, richtig? Wie schön, dass du schwimmen warst. Und wie geht es dir momentan? Kannst du dich weiter als von zu Hause entfernen? Stimmt, Sport hilft natürlich.
Ja, das mit dem Ersticken kenne ich sogar. Manchmal rückt das Herzrasen in den Hintergrund und plötzlich kriege ich keine Luft mehr, habe das Gefühl im Park einfach die Kontrolle zu verlieren, als hätte man keinen Halt und nicht die vier Wände und bäm, mir wird schwarz vor Augen und ganz schnelles Herzrasen. Ich habe keine Ahnung, wie man sowas überwinden soll…
Danke für die Info! Wow, und jetzt bist du wie alt, wenn ich fragen darf?

23.01.2022 15:53 • #15


P
Ja genau so.
Ich bin jetzt 36 Jahre alt. Ich nehm die Tabletten weiterhin. Ich fahr seit Jahren mit meinem Auto na Griechenland, kann in vollen clubs rein... das wirst du auch

23.01.2022 15:56 • x 1 #16


P
@menschlein macht ne Online-Therapie glaub ich, vielleicht kann sie dir ja eine Nachricht schreiben, dann könnt ihr euch austauschen, ihr seit auch im selben Alter glaube ich.

23.01.2022 15:58 • x 1 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

A
@menschlein
Ich war ja bereits da… Aber da macht man leider nichts anderes als Entspannungsübungen, Yoga, Gruppentherapie, die mir nichts gebracht haben und auch Einzeltherapie, was ich ja sowieso versuche, ambulant durchzuführen. Weiterhin habe ich niemanden bei mir, der das Rausgehen mit mir übt und wozu soll ich dann in eine Klinik? Ich verstehe das nicht und ich fühle mich auch ehrlich gesagt nicht verstanden. Zu Hause geht’s mir damit besser und ich übe es mit meinen Eltern oder alleine – also das Rausgehen. Für meine Familie ist es leider jedoch trotzdem immer noch eine enorme Belastung. Bei mir fängt es ja leider schon damit an, wenn ich dran denke, rauszugehen. Direkt kriege ich so eine innere Unruhe und spanne mich sehr stark an. Und wenn ich dann weiß, aha okay, wir fahren auch noch weiter weg oder gehen weiter als sonst, dann kriege ich Herzrasen und Schweißausbrüche, kalte Hände und Füße.
Wenn ihr mich jetzt fragen würdet "warum denn?", dann könnte ich das nicht Mals genau beantworten, aber ich verbinde das Rausgehen einfach mit meinem Herzanfall und der Panikattacke, welches ich draußen erlebt habe, bevor es so schlimm wurde. Dieses Ausgeliefertsein und diese Hilflosigkeit draußen und im Auto. Und auch, dass ich draußen und woanders einfach nicht runterkomme, zu viele Reize, zu viel los, zu viele Menschen, zu offen, zu weit, ich würde es so beschreiben. Gleichzeitig habe ich ja leider diese Magen- und Darmbeschwerden, die mich ebenfalls sehr belasten – und da brauche ich ebenfalls nicht nur eine Toilette, sondern mein zu Hause, um einfach Ruhe zu haben und Runterzukommen. Genauso triggert mich die Umgebung, ich will einfach in meiner eigenen sicheren Umgebung zu Hause sein, sonst ist mir das schon zu viel, allein, wenn ich weiter weg bei meiner Tante bin… Könnt ihr das nachvollziehen oder bin ich jetzt total verrückt?
Wie gehst oder fährst du eigentlich zu der ambulanten Therapie hin? Für mich ist das echt schwierig, weil ich jedes Mal Herzrasen davon bekomme und total angespannt bin, kriege dann auch Kopfweh, Zittern, hohen Blutdruck und will einfach nur nach Hause. Die Umgebung sieht dann einfach komisch aus. Ich zwinge mich schon… Dahin zu gehen, um nicht in einer Klinik zu landen.
Ja, das ist ja schon mal gut, dass du die alltäglichen Sachen erledigen kannst, bei mir ist das momentan leider nicht der Fall – habe zu starke Angstzustände. Leider.
Ja, ich nehme Ivabradin – das ist ein pulsfrequenzsenkendes Medikament, aber bis jetzt merke ich keine Wirkung außer die Müdigkeit.
Ich fühle mich momentan so als würde ich zu Hause sehr viel Kraft tanken, ich will einfach keine Erwartungen mehr erfüllen und mich nicht mehr unter Druck setzen. Mein ganzer Körper bebt wegen meinem Herzklopfen und meine ganzen Muskeln tun weh, die Beine vibrieren… Ich glaube, ich bin einfach zu gestresst und ich möchte mich im Moment einfach nur erholen von dem Ganzen.
Übrigens ist mir aufgefallen, dass ich das Zittern und das Herzrasen IMMER nach dem Essen kriege oder wenn ich rausgehe. Nach dem Essen ist es besonders schlimm – hatte ich heute wieder…
Danke für die ganzen Tipps!

23.01.2022 16:04 • #18


A
Wow, Respekt!
Das gibt mir Hoffnung...
Ich will das auch schaffen

@Petros1985

23.01.2022 16:04 • #19


A
@Petros1985

Das wäre super nett! @menschlein

23.01.2022 16:05 • #20


A


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