nachdem ich hier so viel gelesen habe, habe ich echt lange überlegt, ob ich auch ein Thema eröffnen sollte. Letztendlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mir hier einmal die Seele ausschreibe und auf hilfreiche und verständnisvolle Antworten hoffe.
Angefangen hat alles mit psychosomatischen Beschwerden in der Schule, ich hatte eine Magenentzündung und einen Reizdarm. Daraufhin hatte ich Kloß im Hals, Atemprobleme, etc. Alles psychosomatisch bedingt (so wie ich jetzt weiß und so wie mein Arzt mir das diagnostiziert hat). Damals war ich 13 und seit diesem Jahr mache ich so ziemlich viele Krankheiten durch. Jedenfalls resultierte das alles eines Tages in einer Panikattacke, als ich im Zug auf dem Weg zur Universität war. Mein Freund holte mich ab und ab dem Punkt war es nicht mehr möglich Zug zu fahren. Das ging dann tagelang soweit, dass es sich generalisierte - plötzlich ging kein Busfahren mehr, nur noch einkaufen in der Nähe, ich achtete auch immer mehr auf meinen Körper und arbeiten ging auch nur mit dem Auto (also selbst hinfahren). Dann bekam ich eines Tages auf der Fahrt zur Arbeit eine sehr schlimme Panikattacke. Dachte ich zumindest, weil ich daraufhin beim Arzt war und er mir eine Sinustachykardie diagnostizierte. Mein Puls war bei 110, höher als gewöhnlich. Daraufhin machte er ein Langzeit EKG und nachdem er sich das Ergebnis anschaute, meinte er nur, dass ich daran sterben könnte, weil er tagsüber locker auf 120, 140, 160 ist, ohne, dass ich Sport mache (also nur während einer Autofahrt, während ich Zähne putze, während ich draußen einfach mal nur stehe). Das weiß ich übrigens daher, weil er mich beauftragte, alle Zeiten aufzuschreiben, wo ich was gemacht habe. Jedenfalls sah man dennoch, dass ich ausschließlich im Schlaf einen Puls von 69 bekam. Dies erklärte, dass es auch psychisch bedingt sein kann. SO und jetzt kommt der Punkt. Entschuldigt mich bitte, dass es so lang wird, aber ich versuche es schon kurz wie möglich zu fassen!
Der Punkt ist, dass ich einfach mal auf mich achtete, wie ich mich fühle, was ich fühle, etc. Und immer, wenn ich rausgehen möchte, bekomme ich Panikzustände und einen erhöhten Puls bis 170, zittern und komme überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Es ist nicht Mals mehr möglich eben einkaufen zu gehen, geschweige denn etwas spazieren zu gehen. Was ich schaffe ist evtl. einmal um den Block, aber ganz schwierig. Ich bekomme massive Derealisationsprobleme und bin danach fix und fertig.
Allerdings habe ich die Herzanfälle leider auch nach dem Essen - ich bekomme manchmal SO starkes Herzklopfen und Herzrasen, dass ich bspw. vorgestern noch den Krankenwagen geholt habe, weil es mir so schlecht ging. Ich hatte kalte Hände und Füße, Kopfschmerzen, Unruhe, Zittern und Herzklopfen nach dem Essen - und plötzlich aus dem Nichts bekam ich Herzrasen, aber so schlimm, dass es sich nicht mehr beruhigte. Der Krankenwagen kam und bestätigte mir den hohen Puls. Sie wollten mich ins Krankenhaus bringen, war jedoch wegen meiner Agoraphobie nicht möglich, ich bat sie zu Hause zu bleiben, weil der Versuch allein in den Krankenwagen einzusteigen, ergab, dass ich einen Puls von 170 bekam - so viel Angst habe ich, wenn ich weite Entfernungen in Erwägung ziehen muss (verstehe bis heute nicht, wieso). Jedenfalls war der Rettungsdienst so nett und hat mir einen Arzt nach Hause gerufen, welcher jedoch die reinste Katastrophe für mich war (sorry für den Ausdruck), aber er hat mich nicht Mals angesehen, hat nach mir gegriffen und mich in den Krankenwagen GEZWUNGEN und meinte, dass er mich mit so einer Herzfrequenz NICHT zu Hause lassen kann. Ich habe ihn fast schon angebettelt, dass er mich bitte loslassen soll und ich zu Hause bleiben möchte und AUF KEINEN FALL ins Krankenhaus möchte! Er hat mich gezwungen mich auf die Liege zu setzen und hat mich angeschnallt und mich festgehalten, obwohl ich einen Puls von 180 hatte und gar nicht mehr liegen oder sitzen konnte in diesem Zustand - ich war total in Panik und wollte nur noch heulen - habe ich dann auch, weil ich dachte, ich sterbe gleich. Mir gings so schlimm. Es war echt ein Trauma für mich, zum Glück war die Frau aus dem Rettungsdienst da.
Angekommen im Krankenhaus wurde ich in die Notfallambulanz gebracht und EKG war ständig auf 140-170 für DREI VERDAMMTE STUNDENLANG! Als würde mir der Vorfall zu Hause nicht reichen. Die Krankenschwester war wieder die unterste Schublade, weil er mir noch nicht Mals ein Glas Wasser zum Trinken gegeben hat und meinte, dass sie gerade zu tun hat. In dieser Panik brauchte ich aber Wasser und entschuldigte mich sogar dafür, worauf nur die Antwort kam Das hat nichts mit Entschuldigung zu tun und motzte mich an, obwohl sie sogar meinen Puls am Monitor sah. Ich bin echt gestorben. Letztendlich bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben eine halbe Tavor, nahm sie dann aus Verzweiflung sogar ein, jedoch tat sich gar nichts an meinem Puls. Ich wollte wie zuvor immer noch nach Hause und hatte echt Angst dort zu sterben wegen dem hohen Puls (wie es ja mein Hausarzt so schön gesagt hatte). Dann haben sie eine Psychiaterin geholt, damit sie mich beruhigt - von ihr kam nur, dass ich stabil und aufnahmefähig bin und dass der Puls NICHTS mit der Psyche zu tun hat. Alle waren sehr überfragt. Als ich sagte, dass ich nicht mehr kann und mein ganzer linker Arm einschläft, hat der Arzt mir letztendlich einen Betablocker in die Vene gespritzt und der Puls ging runter von 170 bis 100 - WAS EINE ERLEICHTERUNG.
Nachts wurde ich dann unter Beobachtung gehalten und daraufhin entlassen mit der Angabe, dass ich pulsfrequenzsenkende Medikamente einnehmen soll, aber keine Betablocker - bis jetzt haben sie mir allerdings nicht geholfen.
Rausgehen funktioniert gar nicht mehr nach dem Anfall und nachdem ich sah, dass der Puls nicht von alleine runtergeht. Alles erscheint mir gefährlich - alle Orte, alles unreal, ach ja und ich habe noch eine vierjährige Trennung hinter mir, wo mich mein Freund verlassen hat - kurz vor Verlobung auch noch. Das belastet mich ebenso. Es ist alles so hart, aber am meisten macht mir die Agoraphobie zu schaffen. WIE KOMM ICH DENN DAVON NOCH LOS und wieso helfen mir keine Ärzte.
In Therapie bin ich bereits seit 2 Jahren. Vor der Diagnose Sinustachykardie war alles ok, es ging bergauf. Jetzt geht alles nur noch bergab.
Ich bedanke mich fürs Lesen, das bedeutet mir wirklich viel. Ich hoffe auf ein paar Antworten
20.01.2022 23:02 • • 02.02.2022 x 2 #1