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22.02.2010 19:38 • 16.05.2021 #1


41 Antworten ↓


Hi,

also der Weg aus den Symptomen (ohne Rückfallprophylaxe und ohne weitere Beachtung zu verändernder Lebenssituationen) hat bei mir nur einige Wochen gedauert. Und ja, ein angstfreier, normaler Alltag ist wieder erreichbar...

Inwiefern sind es bei dir viele Baustellen? Und was tust du bisher gegen die Angst?

Liebe Grüße
Christina

A


Erfahrungsberichte Agoraphobie?

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Hallo ,ich hatte vor über 12 Jahren Agoraphobie ,zum Schluss ging nix mehr ohne Antidepressivum ,hab dann über einen Psychologen eine psychos. kur bekommen für 6 wochen -der wille ist aber entscheidend ,geduld und disziplin ,ich hasse diese worte manchmal auch ,aber ohne geht es nicht ,die panikattacken verschwanden sofort ,also sobald ich die attacke durchgestanden hatte ,kam sie nicht wieder ,die angst vor der angst blieb fast 2 jahre ,das ist aber normal ,aber ich hab wirklich immer wieder positiv gedacht ,auch an tagen wo es mir nicht so gut ging ,bin ich raus auf die strasse ,ins kino ,auto gefahren ,heute lebe ich ohne agoraphobie ,hab noch 2 kinder bekommen ,ziehe grad um -agoraphobie ist wirklich heilbar ,ich hab mir auch damals ein buch gekauft -leben aus der angst o.s.ä. und hab progressive muskelentspannung geübt ,gedankenstopp gemacht usw. du kannst es auch schaffen -panik kam nie wieder ,wenn mir mal komisch wird ,dann lenke ich mich bewusst ab und atme in den bauch und das klappt immer !ein ängstlicher mensch bin ich aber schon immer ,zur zeit quält mich die angst vor krankheiten

@ Christina: Das klingt super, Glückwunsch. Man soll ja immer an einzelnen Situationen arbeiten, deshalb sind es doch recht viele Baustellen bei mir. Manchmal kann ich nicht alleine einkaufen, Auto fahre ich schon lange nicht mehr alleine und meistens auch nur als Beifahrer, Züge geht so, Busse gehen garnicht, Flugzeug geht, alleine auf ne Party mit viel Überwindung, alleine zu Verabredungen mit viel Überwindung, alleine am Balkon = mir wird schwindelig und schlecht, den ganzen Abend Alk. in einer Kneipe geht so.... . Das sind leider meine Baustellen. Aber besonders im Bereich Auto fahren und alleine bummeln gehen / an der Hauptstraße entlang gehen mache ich schon Fortschritte. Seit alles durchgekommen ist fällt es mir schwer nicht ständig daran zu denken wovor ich als nächstes Angst habe.

@ Lenya73: Der Wille ist da (mittlerweile bin ich sogar stinksauer auf die Angst) und motiviert bin ich ungemein, vielleicht mangelt es etwas an der Geduld. Ich habe mittlerweile eine riesen Buchsammlung und zum Glück einen sehr netten Therapeuten.

Vielen Dank schon mal für die Rückmeldungen. Das macht auf alle Mut und Hoffnung. Ich habe einfach Angst einen Job anzunehmen und dann wieder zusammenzubrechen weil mir die Panik vor der Fahrt oder wegen was auch immer einen Strich durch die Rechnung macht.

P.S. Ich bin wirklich sehr froh, dass ich in meinem Freundeskreis und bei meiner Familie auf so viel Verständnis und Rückhalt stoße. Das nimmt schon mal einiges an Stress.

Zitat von Miasma:
Ich habe einfach Angst einen Job anzunehmen und dann wieder zusammenzubrechen weil mir die Panik vor der Fahrt oder wegen was auch immer einen Strich durch die Rechnung macht.


ich kenn das -und genau da hab ich angesetzt ,hab mich erst nur ins auto gesetzt ,am nächsten tag ein stück gefahren ,anfangs mit meinem mann zusammen ,dann kam der erste arbeitstag und auch noch autobahn ,als erstes hab ich laut gesungen ,radio angemacht ,das lenkt ab ,an der ampel hab ich laut vor mich hin alle nummernschilder aufgesagt ,werbeplakate -alles um die gedanken nicht auf die angst zu lenken ,das klingt alles saublöd ,aber es hilft und funktioniert -aber wie oben schon erwähnt ,da gehen paar wochen ins land.

Zitat von Miasma:
Man soll ja immer an einzelnen Situationen arbeiten, deshalb sind es doch recht viele Baustellen bei mir.
Nein, man braucht bloß daran zu arbeiten, die Angst bzw. die Symptome zuzulassen. Die Situationen sind letzten Endes gleichgültig. Im Gegenteil, wenn man an den Situationen arbeitet, läuft man Gefahr, nur das Aushalten von Angst und damit die Leidensfähigkeit zu trainieren. Das kann die Angst sogar schlimmer machen.

Liebe Grüße
Christina

Zitat von Lenya73:
Zitat von Miasma:
Ich habe einfach Angst einen Job anzunehmen und dann wieder zusammenzubrechen weil mir die Panik vor der Fahrt oder wegen was auch immer einen Strich durch die Rechnung macht.


ich kenn das -und genau da hab ich angesetzt ,hab mich erst nur ins auto gesetzt ,am nächsten tag ein stück gefahren ,anfangs mit meinem mann zusammen ,dann kam der erste arbeitstag und auch noch autobahn ,als erstes hab ich laut gesungen ,radio angemacht ,das lenkt ab ,an der ampel hab ich laut vor mich hin alle nummernschilder aufgesagt ,werbeplakate -alles um die gedanken nicht auf die angst zu lenken ,das klingt alles saublöd ,aber es hilft und funktioniert -aber wie oben schon erwähnt ,da gehen paar wochen ins land.
Genau so mach ich das auch liebe Lenya73 und habe erste Erfolge damit.. Autofahren) und bald Autrobahn,,.. Gebt nicht auf Konfrontation ist alles das einkaufen klappt schon wieder besser,, und bmmeln Shopping auch Kino essen gehen auf Partys ,, Kegeln reisen alles top wieder.. es lohnt an sich zu arbeiten...und Diziplin und eisernen Willen ,und Gedult


euch alles Gute

LG suma

Also bei mir hat sich das durch Ablenkung alles nur zugespitzt. Ich musste vor 5 Jahren von der Autobahn abgeholt werden. Letztes Jahr (01.01.09) habe ich es gewagt 50km Autobahn zu fahren, bin danach noch recht lange eine Autobahnähnliche Schnellstraße gefahren bis die erste schlimme Panikattacke kam. Anschließend wurd es immer schlimmer, je mehr es mit Ablenkung und Selbstbelohnung funktioniert hat, desto härter kam es im Sommer zurück. Erst war es das Auto fahren, also ab in den Zug (kein Problem), dann wurde die Strecke umgebaut und es gab Busersatz (Panikattacke Busfahrer ist gefahren als ob der Teufel hinter ihm her wäre). Also auch kein Bus mehr, Zug ging danach kaum noch.
Seit Therapiebeginn stellt der Therapeut immer wieder Fragen Richtung Agoraphobie. Ich wollte es am Anfang nicht wahrhaben (stehe oft auf der Bühne, gehe gerne auf Konzerte, gehe gerne ins Kino, bin gern in fremden Städten).
Jetzt werden mir aber viele andere Situationen bewusst (eben auch einkaufen, alleine rumlaufen, etc.) und es ist nicht nur das Auto fahren. Vielleicht sollte ich das Auto fahren als letzten Hilferuf meines Körpers ansehen, der so stark durchgebrochen ist um mir quasi auf Stirn zu tippen mit dem Schrei MACH WAS GEGEN DEINE AGORAPHOBIE !
Ich arbeite momentan intensiv in den Situationen mit dem ABC der Gefühle und starkem auf mich einreden. Es sind nach außen kleine Schritte (5km Angstfrei fahren, 2 Stunden allein durch die Stadt bummeln), für mich sind sie in der Situation riesig.
Aber es ist für mich noch nicht wirklich vorstellbar, dass dieses Angstdasein irgendwann mal weggeht.
Für mich hat der Begriff Agoraphobie eine ziemlich ambivalente Interpretation. Einerseits ist es der Drang nicht weggeschlossen zu sein und andererseits der Drang sind wegzuschließen. Das ist für mich nicht greifbar.
Prinzipiell möchte ich mein Leben zurück, aber wie lange es dauert und ob es überhaupt zurückkommt kann mir irgendwie niemand sagen.

Zitat von Miasma:
Ich arbeite momentan intensiv in den Situationen mit dem ABC der Gefühle und starkem auf mich einreden. Es sind nach außen kleine Schritte (5km Angstfrei fahren, 2 Stunden allein durch die Stadt bummeln), für mich sind sie in der Situation riesig.
Das mit dem ABC der Gefühle ist prinzipiell richtig. Aber es sieht für mich so aus, als würdest du das und v.a. das starke auf dich Einreden letzten Endes zur Ablenkung benutzen. Wenn das so ist, wird es deine Angst verstärken, sobald es ein einziges Mal nicht klappt. Nach meiner Erfahrung und nach dem, was erfolgreiche Angstbewältiger hier schildern, geht es nur über das Zulassen von Angst. Du kannst das ABC der Gefühle nutzen, um dich überhaupt darauf einzulassen, die Angst zuzulassen. Wenn du es benutzt, um die Angst klein zu halten, funktioniert es auf Dauer nicht, dann ist es sozusagen kognitive Vermeidung. Auch der kleine Schritt, 5 km angstfrei zu fahren, ist unter solchen Bedingungen gar kein Schritt, sondern Selbstkontrolle, Kontrolle der Angst oder sogar Zufall. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es, vielleicht nur 500 m zu fahren und dabei die Angst wirklich zuzulassen. Ohne Angst oder ohne die unbedingte Bereitschaft zur Angst (ohne sie zu unterdrücken) ist es i.d.R. kein Therapieerfolg.

Zitat von Miasma:
Für mich hat der Begriff Agoraphobie eine ziemlich ambivalente Interpretation. Einerseits ist es der Drang nicht weggeschlossen zu sein und andererseits der Drang sind wegzuschließen. Das ist für mich nicht greifbar.
Ich finde es irreführend und unnötig, großartig an agoraphobischen Symptomen rumzuinterpretieren. Sie haben alle eines gemeinsam: Angst vor Kontrollverlust in irgendeiner Form. Und diese Angst gilt es, wieder auf ein normales Maß zu reduzieren. Das ist im Prinzip simpel: Verstehen des Angstkreislaufs (Was passiert im Körper? Wie kommen die körperlichen Symptome zustande? ABC der Gefühle...), kognitive Arbeit (Welche Befürchtungen habe ich? Sind die realistisch? Was kann ich tun?), Üben (= Zulassen der Angst), Abklopfen der Lebensumstände auf angstverstärkende bzw. die Angst aufrecht erhaltende Faktoren/Stressoren und Verändern derselben.

Zitat von Miasma:
Prinzipiell möchte ich mein Leben zurück, aber wie lange es dauert und ob es überhaupt zurückkommt kann mir irgendwie niemand sagen.
Es geht definitiv und muss gar nicht mal so lange dauern. Aber pass' auf, dass du beim Konfrontieren das Richtige übst und nicht nur lernst, die Angst besser zu unterdrücken.

Liebe Grüße
Christina

Schau ruhig mal rein...

Dazu kann ich nur sagen, wenn ich wie heute meine kleinen 5km selbst fahre und trotz aufkommender Panik mir sage, dass ich nicht umkippen kann und dass keinerlei Gefahr in dieser Situation besteht dann mach ich das nicht falsch. Wenn ich mir dabei sage trotz Angst zu fahren und wenn sie richtig hochkommt nicht rechts ran zu fahren, dann unterdrücke / ignoriere ich die Angst nicht. Ich bin heute auf der Hinfahrt mehr als nervös geworden und mein Herz stand mir sonstwo, aber ich bin weitergefahren und wenn das falsch ist dann weiß ich nicht ob ich jemals frei von Angst sein werde. Auf der Rückfahrt war ich anfangs sehr ängstlich, wollte erst garnicht selbst fahren, hab es aber getan und auf den letzten 2km hab ich mich das erste Mal seit Jahren sicher im Auto gefühlt und der Verkehr hinter mir war mir total egal. Natürlich möchte ich meine Angst los werden und am liensten ignorieren, aber ich halte sie wenn sie kommt aus und sage mir, dass es aktuell keine wirkliche Bedrohung gibt.

Ist das nicht der richtige Weg?

Zitat von Miasma:
Wenn ich mir dabei sage trotz Angst zu fahren und wenn sie richtig hochkommt nicht rechts ran zu fahren, dann unterdrücke / ignoriere ich die Angst nicht. Ich bin heute auf der Hinfahrt mehr als nervös geworden und mein Herz stand mir sonstwo, aber ich bin weitergefahren und wenn das falsch ist dann weiß ich nicht ob ich jemals frei von Angst sein werde. Auf der Rückfahrt war ich anfangs sehr ängstlich, wollte erst garnicht selbst fahren, hab es aber getan und auf den letzten 2km hab ich mich das erste Mal seit Jahren sicher im Auto gefühlt und der Verkehr hinter mir war mir total egal. Natürlich möchte ich meine Angst los werden und am liensten ignorieren, aber ich halte sie wenn sie kommt aus und sage mir, dass es aktuell keine wirkliche Bedrohung gibt.

Ist das nicht der richtige Weg?
Doch, das ist genau richtig so: die Angst zulassen, auch wenn sie stark wird. Damit erlebst du dann, dass sie wieder nachlässt und das sogar von selbst - ohne dass du sie niederkämpfen müsstest. Es geht darum, die Angst auszuhalten, nicht den Kampf gegen die Angst und ihre Symptome zu trainieren und auszuhalten.

Liebe Grüße
Christina

Das ist genau das was ich meine mit auf mich einreden. Ich rede dahingehend auf mich ein, dass ich nicht umkippen kann, es immer vorbeigegangen ist und ich auch diesmal einfach warten muss, es wird nachlassen und mir kann nichts passieren. Ich schaue mir meine Umgebung genau an und stelle für mich fest, dass es keinerlei reelle Bedrohung in diesem Augenblick für mich gibt und es dementsprechend keinerlei Gründe für meine Angst gibt.

Hi,

ich sehe das genauso, man muss die Angst zulassen! Ich habe seit 2 Jahren Agoraphobie, aber mittlerweile habe ich immer mehr den Drang zu leben und zwar so wie ich es will und nicht wie es meine Krankheit will. Seitdem ich ( mit Hilfe von Hypnose und Therapie ) die Gedanken habe, dass nicht mehr die Angst meinen Tagesablauf bestimmt, sondern ich geht es mir wesentlich besser. Ich fahre mittlerweile wieder mit dem Auto und fahre manchmal mit Absicht langsamer, wenn eine Ampel kurz davor ist auf Rot umzuschalten und dann stehe ich da an der Ampel, wo ich vor 3 Monaten fast aus dem Auto gestiegen bin um abzuhauen. Mittlerweile denke ich, selbst wenn eine PA kommt, mir kann nichts passieren! Ich habe mittlerweile immer mehr Situationen, wo ich denke, wenn eine PA kommt, sie wird auch wieder verschwinden. Ich lasse sie einfach zu und so werden sie bei mir immer schwächer und kürzer. In vielen Situationen, welche ich gemieden habe, kann ich mittlerweile wieder ohne Symptome gehen. Klar habe ich auch Rückschläge, aber dann denke ich, dass das jetzt halt wieder etwas schlechter war, das nächste Mal ist es wieder besser und so ist es meistens. Was meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Punkt ist, dass die Angst verschwindet ist, dass man den Willen hat aus dieser Krise rauszukommen und zuzulassen, dass es einem gut gehen darf.

Das ist super.
Hatte grade nach 3 Wochen endlich noch einmal einen Termin bei meinem Therapeuten und der war begeistert. Er meinte ich würde alles richtig machen und sollte einfach noch mehr und vor allem alleine üben (bisher war mein Mann als Beifahrer dabei). Besonders soll ich den Schwierigkeitsgrad anziehen und täglich mehrmals alleine Auto fahren. Alleine durch die Stadt laufen mache ich ja eh schon.
Das hab ich dann doch mal gebraucht, eine positive Rückmeldung und die Bestätigung das richtig zu machen.
In diesem Sinne ein riesiges WUHU

Das mit den roten Ampeln geht mir mittlerweile genauso. Es ist ein bewußtes in die Situation Hineingehen und genießen, dass nichts passiert.
Ich freue mich sehr über jeden Fortschritt hier im Forum und es baut mich auf und gibt mir Kraft.

Ganz liebe Grüße, berlina
Sponsor-Mitgliedschaft

Ein kleines P.S. Es handelt sich bei mir zum einen um eine Agoraphobie, meine Angst ist jedoch auch traumatisch und genuin bedingt. Daher halt kleine Abweichungen vom üblichen Therapieplan.

Liebe Miasma,

Du machst das super!!

Auch von mir ein dickes WUHA!

Liebe Grüße, berlina

Ihr glücklichen, meine Krankenkasse zahlt keine Therapie oder einen Seelenflicker.
Daher muss ich alleine durch mein Leben der Ängste laufen.
Doch ich wünsche jedem FETTES GLÜCK der seiner Heilung näher kommt.

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Dr. Hans Morschitzky
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