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Hallo liebe Community,

ich habe mich hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiter weiß! Ich bin so verzweifelt.

Ich habe das Problem, dass ich aufgrund meiner Panikattacken kaum noch mit dem Bus oder der Bahn fahren kann. Die Verkehrsmittel an sich sind nicht das Problem, sondern sobald etwas mehr Leute darin sind, bekomme ich Panik - und ich rede nicht von überfüllten Bahnen. Das passiert mir auch, wenn noch genug freie Plätze darin sind. Ich muss dann immer an der nächsten Haltestelle wieder raus. Sind die Bahnen und Busse fast leer ist alles gut und ich bin entspannt.

Heute war der absolute Supergau. Ich wollte schwimmen und hab mich so drauf gefreut. Für die Strecke muss ich den Bus bis zum Bahnhof nehmen und dann in den Regionalzug steigen. Dauert insgesamt ca. 30 Minuten. Der Bus auf der Hinfahrt war ok, aber der Zug war recht voll, so dass ich dann wieder aussteigen musste. Der Zug für die Rückfahrt kam dann erst eine Stunde später. Dann musste ich ja wieder den Bus nehmen, der gut besucht war und ich habs wieder nicht geschafft drinnen zu bleiben und musste nach ein paar Minuten wieder raus. Letztendlich musste ich dann 2 km übers Feld und durch den Wald heimlaufen und war den kompletten Vormittag umsonst unterwegs. Ich schäme mich so und fühle mich als Versager.

Was ist bloß los mit mir? Das hatte ich früher nicht. Ich will wieder ganz normal leben. Kennt das hier auch jemand und hat Tipps für mich? Ich wäre so dankbar!

Liebe Grüße, Laura

12.09.2020 12:29 • 17.09.2020 #1


24 Antworten ↓


4_0_4
Hallo Laura,

bist Du mit der Symptomatik bereits in Therapie?

Ein Schamgefühl darüber ist verständlich. Dennoch ist es erst einmal wie es ist. Das würde ich versuchen abzulegen. Wenn eine Freundin dir so etwas von ihr berichten würde, wäre deine Antwort vermutlich ähnlich wie meine.

Tipps gibt es viele. Davon abhängig ob Du schon Therapieerfahrung hast.

12.09.2020 12:46 • x 1 #2


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ÖPNV - bin verzweifelt

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Danke, für deine Rückmeldung.

Ich hatte dieses Problem bereits schon einmal vor knapp 15 Jahren. Es verschwand dann von allein. Zu der Zeit suchte ich mir eine Therapeutin, die mir dann aber gesagt hat, dass eine Gesprächstherapie keinen Sinn machen würde. Sie fand, dass ich keine Probleme hätte, die aufzuarbeiten wären.

Tja, und nun ist diese Angst aber zurück, nachdem ich solange Ruhe hatte und ich weiß nicht was ich machen soll. Es schränkt mich immer mehr ein.

12.09.2020 13:19 • #3


Herr76
Zitat von Laura2023:
Hallo liebe Community,ich habe mich hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiter weiß! Ich bin so verzweifelt.Ich habe das Problem, dass ich aufgrund meiner Panikattacken kaum noch mit dem Bus oder der Bahn fahren kann. Die Verkehrsmittel an sich sind nicht das Problem, sondern sobald etwas mehr Leute darin sind, bekomme ich Panik - und ich rede nicht von überfüllten Bahnen. Das passiert mir auch, wenn noch genug freie Plätze darin sind. Ich muss dann immer an der nächsten Haltestelle wieder raus. Sind die Bahnen und Busse fast leer ist alles gut und ich ...


Dafür musst du dich nicht schämen,Schwachsinn..
Deine Psyche spielt dir einen Streich und löst das aus, dafür kannst du doch nichts und es ist nichts wofür man sich schämen muss.. Kenne das auch zu gut und habe eine kleine Pause eingelegt was das Fahren mit Bussen und Zügen betrifft und habe es dann nach und nach wieder gesteigert. Erst eine Haltestelle, dann zwei, dann drei.. Du darfst deiner Angst nur nicht komplett aus dem Weg gehen, dann beherrscht sie dich.. Also ruhig etwas üben mit dem Fahrenwas kann dir denn schlimmstenfalls passieren!? Man hat Angst umzufallen, ohnmächtig zu werden etc na und!? Sag dir immer wieder na und!? Dann ist es eben so, danach geht es auch weiter.. Ich weiss, dass das nicht leicht ist, Kämpfe ja auch heute noch damit, aber vertraue dir und deinem Körper, der ist gesund, die Psyche ärgert uns

12.09.2020 13:34 • x 1 #4


heartstowolves
Hallo,

Zitat von Laura2023:
Heute war der absolute Supergau. Ich wollte schwimmen und hab mich so drauf gefreut. Für die Strecke muss ich den Bus bis zum Bahnhof nehmen und dann in den Regionalzug steigen. Dauert insgesamt ca. 30 Minuten. Der Bus auf der Hinfahrt war ok, aber der Zug war recht voll, so dass ich dann wieder aussteigen musste. Der Zug für die Rückfahrt kam dann erst eine St

Ein Versager bist du auf keinen Fall - du kannst sogar stolz auf dich sein, dass du es weiterhin ausprobierst so gut es geht.
Was genau macht dir denn Angst, wenn du im Bus oder Bahn bist? Hast du bestimmte Gedanken, die dir da durch den Kopf gehen?

Wichtig ist, dass du jetzt nicht aufhörst die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Auch wenn du früher aussteigen musst. Versuche vor den Fahrten Atemübungen zu machen - das beruhigt. Oft hilft auch Musik auf den Ohren oder ein Hörbuch/Podcast. Versuche dich in den Situationen etwas abzulenken. Wenn ich Panik im Laden bekomme habe ich immer einen Notfallkoffer dabei: Trinken, Handy und ein Schlüsselanhänger den ich fest drücke wenn die Angst kommt.

Zusätzlich ist es wichtig, dass du in den Situationen die Angst annimmst. Ich spreche in Gedanken mit ihr also ungefähr Hallo Angst, ich weiß, dass du gerade da bist aber schau mal, hier ist keine bedrohliche Situation. Du kannst bleiben solange du möchtest und auch gehen, wann es dir passt

Ich würde dir auch raten, weiter nach einem Therapeuten zu suchen.

12.09.2020 13:41 • x 3 #5


Perle
Hallo, ich glaube nicht, dass uns die Psyche ärgert, vielmehr möchte sie uns etwas mitteilen und wir würden gut daran tun, ihr zuzuhören. Kampf hilft da meiner Meinung nach auch nicht weiter, verstärkt das Dilemma eher dann noch mehr.

Kannst Du im Rückblick erkennen, warum Du vor 15 Jahren die Panikattacken hattest? Was war damals in Deinem Leben geschehen und warum klangen die Attacken dann irgendwann wieder ab. Schreib das doch mal auf und denke darüber nach. Vielleicht ist Deine derzeitige Lebenssituation vergleichbar mit damals, so dass Du eine Parallele ziehen könntest?

LG Perle

12.09.2020 13:44 • x 2 #6


Herr76
Zitat von Perle:
Hallo, ich glaube nicht, dass uns die Psyche ärgert, vielmehr möchte sie uns etwas mitteilen und wir würden gut daran tun, ihr zuzuhören. Kampf hilft da meiner Meinung nach auch nicht weiter, verstärkt das Dilemma eher dann noch mehr.Kannst Du im Rückblick erkennen, warum Du vor 15 Jahren die Panikattacken hattest? Was war damals in Deinem Leben geschehen und warum klangen die Attacken dann irgendwann wieder ab. Schreib das doch mal auf und denke darüber nach. Vielleicht ist Deine derzeitige Lebenssituation vergleichbar mit damals, so dass Du eine Parallele ziehen könntest?LG Perle


Für mich war es schon in diesen Augenblicken ein innerer Kampf weiterzumachen und wieder Bahn oder Bus zu fahren, kann ich nicht anders benennen,auch wenn ich es gerne anders umschreiben würde.
und dass die Psyche uns etwas mitteilen will, da gebe ich dir Recht, aber in diesen Momenten ärgert sie mich schon ganz doll, obgleich man ihr zuhört könnte ja auch schönere Sachen geben, um uns auf etwas aufmerksam zu machen

12.09.2020 14:12 • x 1 #7


Perle
Das kann ich gut verstehen, dass Du es als Kampf empfunden hast, dennoch glaube ich, dass diese Bezeichnung die Angst und den Druck noch mehr verstärkt. Ich hatte auch vor einigen Jahren massiv mit dem Thema zu tun und je nach Verfassung ist es immer mal wieder da. Diese Akutsituationen sind schwer auszuhalten, vom rationalen Denken in diesen Momenten ganz zu schweigen. Der Fluchtgedanke ist dann echt extrem, bin so manches Mal aus dem Bus regelrecht heraus gesprungen.

12.09.2020 14:21 • x 3 #8


heartstowolves
Ja, ich denke auch, dass diese Bezeichnung noch mehr Druck macht bzw. die Angst verstärkt.

Ich hab erst vor ein paar Tagen einen Blog zu dem Thema gefunden indem genau das angesprochen wird. Oftmals sagen ja auch Therapeuten, dass man der Angst den Kampf ansagen soll/muss. Aber genau das ist der falsche Ansatz. Akzeptanz ist der wichtigste Schritt - auch wenn es in den Situationen unfassbar schwer ist. Aber hat man damit angefangen, dass einem eben nichts passiert und es eben nur die Angst ist, wird diese schwächer. Genauso wichtig ist auch, dass man vor solchen Expositionen die richtige Kopfeinstellung hat.
Mir ist mittlerweile aufgefallen, dass mein Therapeut noch von der alten Schule ist sprich Einfach rein ins Geschehen und es über sich ergehen lassen bis die Angst weg ist das hat bei mir aber vieles noch mehr verschlimmert.
Meine Heilpraktikerin z.B. macht mit mir immer eine Vorarbeit bevor es zur Exposition kommt. Das kann das gedankliche Rollenspiel sein oder aber die Angstgedanken finden und zu Ende denken. Das wurde in dem Blog auch gut erklärt und hat mir ein AHA-Erlebnis gegeben. Angstbewältigung bzw. Exposition ist 90% Kopfarbeit und 10% das reine tun. So fahr ich defintiv besser, als mich unvorbereitet in die Situationen zu stürzen. Das muss man aber selber ausprobieren.

12.09.2020 14:29 • x 3 #9


4_0_4
Zitat von Laura2023:
dass eine Gesprächstherapie keinen Sinn machen würde. Sie fand, dass ich keine Probleme hätte, die aufzuarbeiten wären.

*rethorische Frage* Das ist ein Scherz oder?

Mit den Symptome und den Einschränkungen die Du hast, besteht kein Therapiebedarf?
Aus meiner sicht solltest Du dir einen weiteren Therapieplatz anschauen.

Angst evolutionär und eine überlebenswichtige Funktion. Ein ungünstig programmiertes oder zu aktives Angstzentrum kann so etwas zur Folge haben.

Kurzfristig und in der Situation können folgende Dinge helfen:

- Sich aus der emotional belastenden Situation herausnehmen zu können - Beispielsweise nahe der Tür sitzen.
- Übungen die dich weg von der Angst in die Realität zurückholen.
- Übungen zum reduzieren von innerem Stress. - Atemkontrolle, äussere Reize wie z.b. einen Igelball den man unauffällig in der Handtasche kneten kann.

Langfristig halte ich es für hilfreich:

- Stressfaktoren im Leben, so weit wie möglich, abzustellen.
- einen Ressourcenpool aufzubauen
- seinen Energiehaushalt zu reflektieren.

Ich persönlich denke das man sich selbst den verunsicherten Situationen stellen sollte. Nur ist es da wichtig das man die Balance findet zwischen zu wenig und zu viel Konfrontation. Es ist deine Aufgabe das für dich herauszufinden.
Das lernt man in der Regel in einer Therapie.

Bedenke, die Angst entsteht durch eine Interpretation deines Angstzentrums. Real betrachtet bist Du sicher.

12.09.2020 14:52 • x 2 #10


4_0_4
Zitat von Perle:
dennoch glaube ich, dass diese Bezeichnung die Angst und den Druck noch mehr verstärkt.

Sehe ich auch so.

So bald man die Angst auf einen Sockel der Macht stellt und das tut man wenn man mit so einer Wortwahl die Situation verstärkt/dramatisiert.

Thema positives Denken

12.09.2020 14:56 • x 1 #11


Herr76
[quote=Perle]Das kann ich gut verstehen, dass Du es als Kampf empfunden hast, dennoch glaube ich, dass diese Bezeichnung die Angst und den Druck noch mehr verstärkt. Ich hatte auch vor einigen Jahren massiv mit dem Thema zu tun und je nach Verfassung ist es immer mal wieder da. Diese Akutsituationen sind schwer auszuhalten, vom rationalen Denken in diesen Momenten ganz zu schweigen. Der Fluchtgedanke ist dann echt extrem, bin so manches Mal aus dem Bus regelrecht heraus gesprungen. [/quote

Ja, in deinen Worten finde ich mich auch wieder

12.09.2020 15:03 • x 1 #12


L
Hallo zusammen,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten! Das freut mich und ich sehe, dass ich mit dem Problem nicht alleine da stehe.

Es ist wirklich komisch, ich kann kaum beschreiben, was mir genau in der Situation Angst macht. Vielleicht oder wahrscheinlich sind es die anderen Menschen, denn wenn die Verkehrsmittel leer sind oder nur sehr spärlich besetzt sind, kann ich ohne Probleme fahren. Steigen unterwegs jedoch immer mehr Menschen ein (es muss nicht mal richtig voll werden), reicht es mir aber und ich bekomme diesen Fluchtreflex.

Außerdem habe ich das Problem auch nicht so häufig, wenn der Bus innerstädtisch fährt, denn da hält er ja jede Minute. Sondern es tritt sehr oft bei mir auf, wenn der Bus ein Stück über die Landstraße fährt und dann drei oder sechs Minuten durchfährt ohne Halt. Da fühle ich mich dann immer wie gefangen und bekomme Panik nicht rauszukönnen.

Als das Problem vor 15 Jahren aufgetreten ist, bin ich sehr weit weg von meiner Familie gezogen und meine Beziehung ging in die Brüche. Außerdem hatte ich einen neuen Job, der mir überhaupt nicht gefiel. Dass das alles der Auslöser für meine damaligen Attacken waren, kann ich nachvollziehen. Als ich die Probleme abgestellt habe, wurde auch wieder alles gut. Wenn auch nicht sofort, aber es war weg. Ich konnte alles machen ohne Angst. Ich habe die halbe Welt bereist über Monate, heute kann ich mir nicht mal mehr vorstellen, ein Flugzeug zu betreten...

Was das heutige Problem sein soll, weiß ich leider nicht. Vor ca. 6 Monaten fing es wieder an. Erst leichter und dann heute der Supergau. Vielleicht spielt auch mein Hormonhaushalt verrückt. Vor kurzem habe ich erfahren, dass ich schwanger bin. Aber das kann ich mir nicht vorstellen.

Jedenfalls ist es schrecklich...

12.09.2020 16:23 • #13


Perle
Nun ja, auf Dich kommt aber doch eine enorme Umstellung Deines bisherigen Lebens zu! Bisher hast Du nur die Verantwortung für Dich getragen aber jetzt kommt die Verantwortung für Dein Kind hinzu. Neben der Umstellung des Hormonhaushalts verändert sich doch gerade Dein ganzes Leben. Also wenn das kein Grund ist, dann weiß ich auch nicht

12.09.2020 16:37 • x 2 #14


L
Das stimmt Perle, da hast du absolut recht.
Aber die Probleme haben doch schon vor einigen Monaten wieder angefangen und schwanger bin ich erst seit ein paar Wochen. Deshalb bin ich ja so verunsichert und weiß nicht, ob es damit zusammenhängt.

12.09.2020 16:39 • #15


4_0_4
Dann solltest Du vielleicht mal reflektieren was an belastenden Dingen in dieser Zeit war(?)

12.09.2020 16:45 • x 1 #16


Perle
Hast Du denn über die letzten Monate mal nachgedacht, was da alles so in Deinem Leben passiert ist? Das müssen nicht immer riesengroße Sachen sein, auch viele kleinere Geschehnisse können, wenn man sie addiert, durchaus mal Attacken auslösen.

Mir fällt gerade noch ein, dass vor 6 Monaten Corona massiv in unser allen Leben trat, mit unterschiedlichen Auswirkungen. Bei vielen Menschen löste das Ängste aus. Und bei Dir?

12.09.2020 16:47 • x 2 #17

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L
Ich denke sehr viel darüber nach, aber mir fällt nicht wirklich ein, was in den letzten Monaten belastend gewesen sein soll. Es waren eigentlich sogar sehr schöne Monate. Das hört sich vielleicht total blöd an, da ja jeder sein Päckchen zu tragen hat, aber ich wüsste es wirklich nicht. Gibt es eine Möglichkeit das herauszufinden? Erst nachdem die Attacken wieder angefangen haben, fühle ich mich schlecht. Vorher war eigentlich alles ok.

Ich versuche einfach morgen wieder mit Bus/Bahn zu fahren.

12.09.2020 16:54 • x 1 #18


Perle
Was hast Du denn Schönes erlebt? Auch das kann ja durchaus aufwühlend sein und zu gewissen Überreaktionen führen.

12.09.2020 17:03 • #19


L
Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber durch Corona hatten mein Mann und ich viel mehr Zeit als vorher miteinander. Das empfand und empfinde ich als sehr positiv. Wir sparen uns beide den Weg zur Arbeit und arbeiten von daheim aus. Wir haben einen großen Garten und haben da gemeinsam gewerkelt und sind viel gewandert. Das habe ich sehr genossen. Tja, und dann ist wohl auch das Kleine entstanden. Was uns auch beide sehr freut, aber natürlich weiß ich, dass uns eine anstregende Zeit bevorsteht. Aber Millionen von Frauen haben das ja auch vor mir geschafft.

12.09.2020 17:10 • #20


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