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Guten Abend

Ich (26, w) würde mich über Meinungen, Tipps und vl. Leidensgenossen freuen.

Auf Grund meines Jobwechsels bin ich seit ein paar Wochen auf Öpnv angewiesen. Ich weiß jedoch nicht, wie ich es noch länger aushalten soll.

Sobald ich in BusBahn sitze, bzw. schon am Bahnhof beginnt Ekel, Angst und Kopfschmerz.

Der Stoff des Sitzes, die schmierigen Griffe, die Gerüche, die Luft. Ich ekel mich so. Ich Ekel mich vor meiner Tasche, die den Sitz berührt hat, vor meinen Handy, dass ich ja im Bus etc. anfasse. Es begleitet mich den ganzen Tag dieser Ekel. Desinfizieren, Duschen hilft nur bedingt. Ich habe mich letzens nach dem Bus kurz auf das Sofa gesetzt- jetzt ist das Sofa für mich „kontaminiert“.

Die Gerüche der anderen Menschen: süßliches Parfum, Schweiss, Obdachlose - ich bekomme davon entsetzliche Kopfschmerzen und Übelkeit über Stunden.

Dazu die Angst vor Menschen, dass ich überfallen werde, in die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig falle, ich beklaut werde, verfolgt, beobachtet etc. Ich kann mich nicht beruhigen, es kommen sofort neue Eindrücke, Ängste, Gerüche…

Ich weiß jedoch, dass es 1. ein Privileg ist, nicht den Öpnv nutzen zu können und ich jetzt quasi ein Luxusproblem habe…
Ich möchte mich auch der Herausforderung stellen.

Ich habe eine diagnostizierte Anpassungsstörung also brauche ich vl. noch mehr Zeit für die Gewöhnung…

denkt ihr…
1. ich sollte mich nicht so anstellen und mich zusammenreißen, schließlich muss da jeder durch

2. es akzeptieren, dass ich sensibler bin und versuchen möglichst auf Fahrrad und Auto umzusatteln wenn irgend möglich?

3. Zum Arzt gehen

Ich bedanke mich für Antworten.

einen schönen Abend

13.09.2023 19:14 • 15.11.2023 x 2 #1


18 Antworten ↓


Hi.
Es ist nicht jeder für Bus und Bahn geschaffen. Ich gehöre auch dazu. Bei mir ist es aber kein Ekel sondern Angst vor Belästigung, dass der Zug stehenbleibt im Tunnel etc
Ich fahre auch lieber Auto.
LG Nicky

A


Angst und Ekel in ÖPNV - muss ich mich zusammenreißen?

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Ich kenne das leider auch. Bin ländlich aufgewachsen, wo eigentlich nur ältere Menschen und Schulkinder Bus fahren, daher ging es dort. Später habe ich dann nur das Auto genutzt.

Momentan bin ich auch auf Bahn angewiesen und ich leide auch ziemlich darunter. Ängste habe ich weniger, aber den Ekel kann ich sehr gut nachvollziehen. Wenn ich überlege wer da teilweise vor mir drauf saß, möchte ich am liebsten nicht einsteigen. Gerade im Sommer wenn man leicht bekleidet ist. Ich hoffe dass es sich irgendwann legt, wenn ich mich damit konfrontiere (wie bei Ängsten und Zwängen). Aber habe da auch meine Zweifel, denn ich bin einfach von jeher ein Mensch der sich sehr schnell ekelt und in der Öffentlichkeit oft Probleme mit Verschmutzung hat…

Vielleicht kannst du ja erstmal es so handhaben, dass du deine Kleidung immer wechselst wenn du nach Hause kommst, und Desinfektionstücher mitnimmst und dir beim aussteigen die Hände abwischst…

@Kimi97
Denke dir nichts, denn du hast es versucht, so gut es geht. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Ich tue mich z.B in Sachen Busfahren schwer, weil ich die Bewegungen des Busses schwer ertrage und mir davon schlecht wird. Ich kann auch als Beifahrer in vielen Autos (je nach Fahrer) nicht länger mitfahren. Das hat mit meinem Gleichgewichtssinn zu tun.

Zitat von Kimi97:
Sobald ich in BusBahn sitze, bzw. schon am Bahnhof beginnt Ekel, Angst

Ja, ging mir in der Vergangenheit ähnlich. Angst vor Bakterien und Ansteckung von anderen waren an der Tagesordnung. Ebenso der Ekel vor den Sitzen und Anfassen der Haltestangen, ich zog immer meine Jackenärmel über die Hände und fasste diese dann an. Im Sommer habe ich mich dann meist mit der Armbeuge festgehalten, sonst aber sofort die Hände gewaschen, wenn ich an der Arbeit war und auch wieder, wenn ich zu Hause war.
Dachte oft, eigentlich muss man die Klamotten sofort in die Waschmaschine stecken und jeden Tag etwas anderes anziehen.


Auch die Angst vor Angriffen belasteten mich sehr (hatte schon mal eine fast eskalierte Messerattacke in der Bahn mitbekommen, war aber nicht involviert, jedoch nah dran).

Ich weiß nicht, ob das übertrieben ist, ich denke teilweise, dass es normal ist, wenn man mit Massen in der Bahn oder im Bus unterwegs ist.
Das sind Gründe von anderen, wie @Hicks bereits beschrieb. Mir wurde auch oft übel im Bus und in der Bahn durch das Gewackel und Geruckel. Nachdem ich irgendwann mal versucht habe, wieder eine kurze Strecke mit dem Bus zu fahren und kein Platz mehr nach vorn frei war, habe ich mich auf einen Rückwärts-Sitz gesetzt und danach war mir fast 2 Tage übel mit Schwindel.

Selbst im Auto ist es zeitweise unangenehm als Beifahrer, aber auf de Autobahn geht es, da sind auch nicht so viele Kurven.

Da ich in Rente bin, muss ich nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, darüber bin ich aber auch ziemlich froh.

Zitat von Kimi97:
. Zum Arzt gehen

Nicht zum Arzt, zum Therapeuten. D.h., wenn dein Leben davon so beeinträchtigt wird, dass es dich stark belastet. Wenn du eine Alternative hast, ist es nicht unbedingt nötig.
Ich habe Angst vor dem Autofahren und bin auf ÖPNV angewiesen. Für mich wäre es fatal, ihn nicht nutzen zu können, weil ich dann nirgends hinkäme, auch nicht zur Arbeit.

Warum fährst du nicht mit dem Auto?

Zitat von Kimi97:
Ich ekel mich so


Denk um. Das Immunsystem muss trainiert werden und am besten gelingt das auf diese Art. Und folgendes:

Unsere Haut ist ausreichend Barriere und Schutz vor dem Aussen.
Schleimhäute wie Nase, Augen, Hals reagieren, wenn sie einen Eindringling erkennen.

Selbst die Lunge hat ihre Abwehrreaktionen.

Ist das alles trainiert, dann hast du den besten Schutz gegen Viren und Bakterien und das ist super wichtig. Insofern ist der Ekel zwar verständlich, aber für dein Immunssystem gibt es nichts besseres, als mitten im Gemenschel zu sein.

Vielleicht hilft dir das ein bisschen.

Zitat von Icefalki:
Denk um. Das Immunsystem muss trainiert werden und am besten gelingt das auf diese Art. Und folgendes: Unsere Haut ist ausreichend Barriere und Schutz vor dem Aussen. Schleimhäute wie Nase, Augen, Hals reagieren, wenn sie einen Eindringling erkennen. Selbst die Lunge hat ihre Abwehrreaktionen. Ist das alles ...

Coole Denkweise.
Ob das in der Praxis so leicht funktioniert?
Ich habe auch mal versucht, ähnlich zu denken mit meinem Herzrasen und versucht, zu denken, dass das immer wie ein Training ist für den Herzmuskel. Hat leider nicht geklappt

Mir hatte mal ein Mitfahrer in den Nacken genießt und danach wurde ich krank. Wobei ich damals ja regelmäßig mit öffentlichen fuhr. War aber nur einmal vorgekommen.

In der U-bahn früher hat mir mal jemand direkt ins Gesicht geniest, natürlich wurde ich danach auch krank. Heute lebe ich in einer Kleinstadt, vermeide es aber auch nach Möglichkeit mit dem Bus zu fahren. Letztesmal hüpfte bei mir ein Floh rum und bin froh, daß ich den nicht mit nach Hause eingeschleppt habe.

Das Einzige was hilft, wenn man auf die Öffis angewiesen ist, ist eine Änderung der eigenen Einstellung dazu. Statt sich auf das unangenehme zu konzentrieren, Dinge suchen die schön sind und dann den Fokus darauf verlegen. Also rausschauen, Blumen und Bäume, sowie schöne Sehenswürdigkeiten anschauen und sich so ablenken. Das hilft mir ganz gut.

Man muss leider auch zugeben, dass die meisten von uns im Lande mittlerweile sehr verwöhnt sind, was den Individualverkehr betrifft.
Zu viele sitzen alleine in einem (fetten) Wagen und stecken im Stau.
Effektiv ist das schon lange nicht mehr und war es nie.
Daher bin ich eigentlich schon ein absoluter Befürworter, die öffentlichen Verkehrsmittel weiter auszubauen und auch nutzbar zu machen für die Leute.
Mit einem Individualverkehr, wie wir ihn jetzt haben, ist das umwelttechnisch auch ein absoluter Mega-Gau.
Ich tue mich mit Busfahren wie gesagt auch schwer wegen meiner Übelkeit, werde aber trotzdem weiter versuchen es irgendwie hinzubekommen, zumindest auf Kurzstrecken, sofern das Fahrrad nicht geht.
Vielleicht hilft es mir auch etwas, wenn das Vibrieren des Motors durch neue Elektrobusse etwas abgemildert wird.

Zitat von Hicks:
Ob das in der Praxis so leicht funktioniert?


Alles ist doch Ansichtssache. Wenn ich in der größten Angst richtig zornig wurde und dachte: OK, dann sterbe ich eben, war die Angst weg.

Später habe ich mich bei aufkommenden Ängste immer gefragt: Stopp, was belastet mich wirklich? Und meistens war es ein Konflikt, den ich nicht gelöst habe.

Und bei Ekel könnte man sich damit beschäftigen, dass man Angst vor Menschen hat, oder Angst davor, dass etwas in uns eindringen könnte, oder eben generell, dass man sich allem und jedem schutzlos ausgeliefert fühlt.

Dafür kann man aber Handschuhe und FFP Maske tragen. Nur als Idee.

Bei mir geht es darum, dass ich irgendwie handlungsfähig bleibe, da alles, das ich schlecht kontrollieren kann, mir Stress macht.

Ich bin auch eine zeitlang mit Bus und Bahn gefahren.
Und ich bin mega glücklich und dankbar, dass ich ein eigenes Auto habe.
Ekel hielt sich bei mir in Grenzen. Aber es ist schon recht ekelig, die verschiedenen menschlichen Ausdünstungen riechen zu müssen. Auch wenn jemand nur ein stinkendes Frikadellenbrötchen im Bus isst und am besten noch danach rülpst.
Bei Gerüchen reagiere ich sehr empfindlich. Aber wie gesagt, das ging eigentlich alles.
Schlimmer war für mich die Angst vor Belästigungen oder ausgelacht zu werden.
Kinder sind da z.B. sehr frech. Wenn du einmal auffällst, dann sprechen die ganz laut über dich.
Und ich wurde auch schon belästigt. Mal als Jugendliche, da riß mir so ein Doofmann die Jacke auf und wollte meine Brust sehen.
Und einmal als ich während meines Anerkennungsjahres zur Arbeit fuhr, machte mich ein Ausländer an. Der setzte sich neben mich und quatschte die ganze Zeit der Fahrt auf mich ein, er sei Frauenarzt und noch mehr Mist.
Zum Glück habe ich da recht „cool“ reagiert, mich nicht aufgeregt. Und dann konnte ich endlich aussteigen.
Und ich denke: NIE wieder.

Für dich würde ich auch eine Therapie für sinnvoll halten.
Das sind ja wirklich starke Ängste, die dich beeinträchtigen.
Ich wünsche dir viel Erfolg.

Ich fahre schon mein Leben lang mit ÖPNV und habe mich noch nie mit irgendetwas angesteckt oder sonstige negative Erfahrungen gemacht. Nur in den letzten Jahren nerven mich bestimmte Lärmbelästigungen durch zu laute Kopfhörer, Spielen auf dem Handy mit lauten Geräuschen, laute Telefoniererei womöglich auch mit angeschaltetem Lautsprecher, so dass man auch den Gesprächspartner hört, Kleinkindergeschrei u.ä.

@Lukia ich studiere nochmal (Euro!)

Ich würd auch eher dazu raten dich mit deinen Ängsten auseinander zu setzen. So schmutzig wir du es glaub ich empfindest sind Bus und Bahn nicht. Da dürftest du dich nirgendwo an öffentlichen Orten hinsetzen und was anfassen.

Ich fahr nur mit Bus und Bahn. Es ist für mich auch keine Freude aber eigentlich steig ich ein und an der Haltestelle aus. Kein Mensch macht was. Die wollen alle auch nur an das Ziel. Ich schau nach draußen und die Landschaften an. Dafür kommst du selten in einen Stau. Oft fahren wir an stehenden Autos vorbei. Ich wasch mir auf der Arbeit und Zuhause direkt einmal die Hände. Die Klamotten wechsel ich nur wenn ich mich ins Bett legen möchte.
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Zitat von Kimi97:
Guten Abend Ich (26, w) würde mich über Meinungen, Tipps und vl. Leidensgenossen freuen. Auf Grund meines Jobwechsels bin ich seit ein paar ...

Moped kaufen und zur Arbeit heizen

Ich ekle mich auch manchmal im Öffentlichen Nahverkehr. Ich meide ihn und mache über 90 Prozent meiner Wege mit dem Fahrrad. Aber: in Indien ist es viel schlimmer, unsere Bahnen und Busse sind fast so sauber wie in Japan. Falls du weiterhin die Öffentlichen nutzen musst, drehe mal den Ekel um und verwandele ihn in etwas Gutes: Du bringst Sauberkeit und Angenehmes in den Öffentlichen Nahverkehr, sei stolz darauf, das ist auch Schutz. Krank wirst du von den Sitzen und Menschen nicht. Eine Erkältung kannst du dir auch im Büro oder in der Kirche holen. Wenn dein Leidensdruck zu stark ist, dann doch einen Psychologen aufsuchen und mit ihm/ihr darüber sprechen.

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Dr. Christina Wiesemann
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