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HaZelGreY
Ich war hier schon länger nicht mehr aktiv, da ich in den letzten 11 Monaten in 3 verschiedenen Kliniken war, sozusagen bin ich von einer zur nächsten weitergereicht worden und kam mir vor wie ein hoffnungsloser Fall.
In der letzten Klinik wurde ich das erste Mal in 22 Jahren tiefenpsychologisch behandelt.
Dies führt nun meine neue Therapeutin auch fort.
Eigentlich ist meine Situation in den ganzen Monaten voller Therapie und Medikamente um Nichts besser geworden, eher gefühlt noch ein Stück schlechter was mich unheimlich verzweifeln lässt.
Immer wenn ich das Gefühl hatte es geht einen kleinen Schritt voran, rutscht es in kürzester Zeit wieder den Abhang runter.
Alles was mir wichtig ist geht daran kaputt.
Ich bin zu keiner Zeit symptomfrei.
Es ist so wahnsinnig anstrengend.
Jetzt war ich Montag bei meinem Psychiater und habe ihn nochmals auf meine Medikamente angesprochen. Ich nehme 2 verschiedene Tabletten und es tut sich gefühlt seit Monaten überhaupt nichts.
Um diese umzustellen wollte er ein aktuelles EKG da meine Qtc Zeit beim letzten vor 2 Monaten schon verlängert war (458).
Also war ich am Donnerstag wieder beim Hausarzt um ein aktuelles zu schreiben. Jetzt ist innerhalb von 2 Monaten diese Zeit auf 490 gewandert und in mir bricht eine Welt zusammen.
Natürlich habe ich wieder gegoogelt und das ist nun der Supergau für mich, dass ich Tabletten gegen meine Herzneurose nehme, die jetzt meinem Herzen schaden.
Ich weiß nicht wie ich da raus kommen soll und woher ich meine Hoffnung und Zuversicht noch nehmen soll.

05.09.2021 16:15 • 07.10.2021 x 2 #1


28 Antworten ↓


Schlaflose
Zitat von HaZelGreY:
Ich bin zu keiner Zeit symptomfrei.

Das wirst du auch nie erleben, denn niemand ist komplett symptomfrei. Irgendwas ist immer, selbst bei Kindern. Es hängt davon ab, was es für Symptome sind und wie man sie bewertet.

05.09.2021 18:12 • x 2 #2


A


Nichts hilft - Wie soll es weiter gehen?

x 3


HaZelGreY
@Schlaflose
Da hast du recht und das ist mir bewusst.
Ich kann nun mal nicht damit umgehen wir es mir jeden Tag aufs neue schlecht geht.
Und das zu akzeptieren damit tu ich mir nach der langen Zeit wirklich sehr schwer.
Weil ich mich echt frage warum und wozu.
Vielleicht jammer ich auch zu viel, das gebe ich gerne zu.

05.09.2021 18:18 • x 1 #3


Sonja77
Wie geht es dir denn heute meine Liebe?
Ich denke die meisten hier wissen wie es dir geht und die meisten von uns haben täglich Symptome oder Schmerzen

Ich selber bin seit Januar 2018 nie mehr einen ganzen Tag Symptom frei gewesen
Stundenweise ja aber nicht einen ganzen tag.

Das wichtigste ist was du daraus machst
Nimmst du es an und lebst dein Leben weiter oder steigerst du dich komplett in die Symptome rein.letzteres macht dir das Leben zur Hölle

Was machst du genau dagegen das es besser wird?
Was machst Du für dich?

Lässt du dich hängen oder versuchst du das beste daraus zu machen?

Liebe Grüße

07.09.2021 13:28 • x 4 #4


HaZelGreY
Liebe @NIEaufgeben,

Ich muss zugeben ich bin trotzig wie ein kleines Kind und hoffnungslos.
Ich bin verzweifelt und ja, sicher lass ich mich auch hängen und steiger mich in das negative rein. Ich weiß nur nicht, warum es nach 22 Jahren und etlichen Therapien, Klinken, Medikamenten etc. Nicht dauerhaft besser wird und mittlerweile weiß ich nicht wo ich meine Kraft und Hoffnung nehmen soll, wenn so gar nichts mehr geht.
Jetzt noch seit dem Absetzen der Medikamente der Massive Schwindel obendrauf und die QTc Zeit ist auch noch nicht besser und das triggert mich jeden Tag.
Heute wieder EKG gehabt.
Ich weiß nicht mehr weiter echt....
Und ich weiß, dass es viele viele viele gibt denen es ähnlich oder schlechter geht, nur kann ich für mich irgendwie nicht den Weg finden und ich wünsche es mir so sehr. Die Angst und die körperlichen Symptome gewinnen immer.
Ich lasse sie gewinnen und fühle mich ausgeliefert......

24.09.2021 17:34 • x 1 #5


Sonja77
Zitat von HaZelGreY:
Liebe @NIEaufgeben, Ich muss zugeben ich bin trotzig wie ein kleines Kind und hoffnungslos. Ich bin verzweifelt und ja, sicher lass ich mich auch ...

Ich glaube einfach du hast dich aufgegeben.

du hast aufgegeben zu kämpfen
du hast es aufgegeben für das schöne und gute in deinem Leben zu kämpfen

du hast vergessen wie stark du sein kannst

ich bin aber überzeugt das du es schaffen kannst wieder an dich zu glauben

du kannst es schaffen wieder stark zu sein und zu kämpfen

die Angst ist nicht stärker als du,das glaubst du nur weil es sich mittlerweile so eingependelt hat das du sie sowieso gewinnen lässt

Kopf hoch meine Liebe und fange an zu leben.

du bist nicht deine Symptome
und du bist nicht deine Angst

nimm dir dein Leben wieder zurück und mache jeden Tag das beste draus

du kannst es daran habe ich keinen Zweifel

24.09.2021 17:43 • x 3 #6


HaZelGreY
@NIEaufgeben,

Das sind ganz tolle und liebe Zeilen.
Ich wünsche mir so sehr, wieder zu leben und nicht auf die Symptome zu warten und mich dann rein zu steigern. Zumal die so oder so kommen, auch ohne mein drauf achten.
Ich will so gerne los legen.
Aber du hast recht, irgendwie habe ich mich nach den vielen Rückschlägen aufgegeben....

24.09.2021 17:49 • x 1 #7


Sonja77
Du bist auf jeden Fall nicht alleine damit

Ich und viele andere hier drin kämpfen jeden einzelnen Tag gegen Symptome und schmerzen.

Die Frage ist nur was man daraus macht

Ein Wunder wird nicht geschehen also müssen wir erlernen so zu leben und das beste daraus zu machen

Aber schon das wissen das man nicht alleine damit ist kann helfen sich weniger hilflos zu fühlen

24.09.2021 18:28 • x 2 #8


silverleaf
Liebe HaZelGreY,

Du bist ganz sicher nicht alleine damit !

Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es Dir geht, und eine Lösung dafür habe ich auch noch nicht, ich stecke auch schon seit Jahren in Therapie und frage mich manchmal, wohin das alles führen soll, aber ein paar Dinge habe ich inzwischen für mich verstanden, keine Ahnung, ob der eine oder andere Gedanke vielleicht hilfreich für Dich sein könnte:

Im Wesentlichen kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen, die einzig wirklich gangbare Möglichkeit ist, einfach immer wieder aufzustehen, egal, wie oft man hinfällt.

Zitat von HaZelGreY:
Und das zu akzeptieren damit tu ich mir nach der langen Zeit wirklich sehr schwer.

Leider ist das aber der einzige Weg. Es hilft an dieser Stelle nur radikale Akzeptanz. Ohne radikale Akzeptanz geht es nicht. Das heißt aber nicht, dass es einem nicht einmal richtig schlecht gehen darf, es darf (und sollte sogar) diese Tage geben (die sind auch wichtig für den Heilungsprozess), an denen auch die Trauer über die gesundheitliche Situation mal Raum kriegen darf.
Auch diese Trauer möchte gefühlt werden, ansonsten schickt sie uns fleißig Symptome über Symptome.

Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, keinen einzigen Tag symptomfrei zu sein. Ich habe diverse psychische Diagnosen, auch welche von denen, die als nicht heilbar gelten, und zusätzlich Multiple Sklerose. Ich habe also jeden Tag vor Augen, was alles in meiner Psyche und in meinem Körper nicht stimmt, und die Prognose ist eher so, dass sich meine Situation Schritt für Schritt weiter verschlechtern wird.

Ich war auch schon an diesem Punkt, an dem ich mich gefragt habe, wofür ich eigentlich noch kämpfe.
Zum Glück habe ich es bislang geschafft, mich immer wieder aufzurappeln, egal, wie besch*** die Situation gerade ist. Ich habe mir angewöhnt, mich auf keinen Fall mit anderen Menschen zu vergleichen. Es ist zum Beispiel so, dass ich immer wieder in stationäre Behandlung muss und da ständig auf Patienten treffe, die alle viel schneller als ich Fortschritte machen, mit denen die Therapeuten super zufrieden sind, und ich kann immer nur Mäuseschritte machen, und ganz oft geht es nach 3 Schritten vorwärts erstmal wieder 5 Schritte zurück.
Aber ich habe für mich akzeptiert, dass das halt nunmal meine Geschwindigkeit ist. Es gibt viele Therapeuten, die nicht mit mir arbeiten können/wollen/dürfen, aber es gibt dazwischen auch immer welche, mit denen es geht. Die mich verstehen, die mir klarmachen, dass es an der Schwere meiner Erkrankung liegt, dass ich nicht so schnell kann wie die anderen Patienten. Und dann schöpfe ich wieder Mut.
Ich habe immer wieder besch*** Therapiestunden, in denen ich denke, dass ich es einfach nie begreifen werde, aber es gibt dazwischen auch welche, in denen ich merke, dass ich Fortschritte mache.
Diese Fortschritte sind für andere Menschen vielleicht nicht der Rede wert, aber für mich sind sie viel wert.
Ich kann meine psychischen Zustand verbessern, zwar nur Schritt für Schritt und in meinem Tempo, aber es geht. Und inzwischen lasse ich mir das auch von anderen Menschen nicht mehr schlechtreden. Natürlich gibt es auch da Tage, an denen ich das nicht so gut wegstecken kann, wenn z.B. ein Gutachter mich als zu krank für Therapie einstuft und deswegen denkt, ich sei der Behandlung nicht wert, weil es eh nicht bringe und keine ausreichenden Fortschritte zu erwarten seien, an solchen Tagen geht es mir auch mal länger dreckig, aber auch das geht irgendwann vorbei und es geht irgendwie weiter.

So langsam es vielleicht auch geht, und auch wenn Heilung oder Symptomfreiheit nicht zu erreichen sein werden, so gibt es doch Verbesserungen und Fortschritte zu erzielen, und für die lohnt es sich zu kämpfen.

An schlechten Tage sehe ich auch nur das Danke und das Schlechte, aber es gelingt mir inzwischen schon besser, auch die positiven Momente und Aspekte zu sehen und wahrzunehmen und einfach als guten Moment abzuspeichern, völlig egal, was morgen kommt. Diesen positiven Moment hat es gegeben und den kann mir keiner wegnehmen. Und so sammele ich diese positiven Momente Stück für Stück, nicht nur die negativen, und fordere mich immer dazu auf, alle Aspekte einer Sache zu sehen und mir diese alles ist schlecht-Gedanken nicht mehr so zu erlauben.
Es ist eine Übungssache, fast wie Sport. Man kann es trainieren.
Zitat von HaZelGreY:
Ich lasse sie gewinnen und fühle mich ausgeliefert

Und dann passiert auch das nicht mehr so häufig. Man nimmt den Symptomen so die Macht und schafft es Stück für Stück immer besser, selber die Oberhand zu behalten.
Man braucht einen eisernen Willen, am Ball zu bleiben, weder aufzugeben noch darauf hoffen, dass ein anderer Mensch einen retten kann, das kann man nur selber.
Und so versuche ich, mich Schritt für Schritt aus dem Sumpf herauszuarbeiten. Und das auch inklusive der Tage, an denen nichts geht, dafür verurteile ich mich nicht mehr so harsch, sondern akzeptiere sie als notwendigen Teil des Prozesses, zumindest versuche ich das (klappt natürlich auch nicht immer ).
Das Wichtige ist nur, immer wieder aufzustehen. Das Hinfallen ist nicht das Problem, das Liegenbleiben ist es. Egal, wie oft man hinfällt, es kann trotzdem besser werden, solange man immer wieder aufsteht. Dann kann es besser werden!

Ich wünsche Dir alles Gute und ganz viel Kraft!

LG Silver

25.09.2021 01:53 • x 7 #9


HeikoEN
Wenn nichts hilft, ggf. mal über eine andere Therapieform nachdenken?

25.09.2021 09:26 • #10


HaZelGreY
Liebe @silverleaf

Herzlichen Dank für Deine Worte.
Ich bin beeindruckt von deiner Sicht und deinem Weg, wie du es schaffst immer wieder loszulassen und weiter zu machen, das schöne und wertvolle Leben nicht aus den Augen verlierst.
Und auch, wenn du sicher ein ziemlich großes Päckchen zu tragen hast, machst du weiter.
Ja, ich bleibe zu lange liegen und ernte damit einen Misserfolg nach dem anderen. Und auch wenn sicher jedes Schlechte auch etwas Gutes in sich trägt, will ich es nicht sehen.
Es ist mir zu belastend, da habe ich eine trotzige ich will das nicht mehr spüren müssen Einstellung. Ich weiß, dass ich so nicht weiter komme.
Zulassen, akzeptieren und Loslassen, das auch auf Dauer zu können und nicht nur für Minuten wünsche ich mir und Vertrauen in das Leben und meinen Körper zu finden.. Ich denke ich muss alles kontrollieren können, kann ich aber nicht....



@HeikoEN

Was schlägst du da vor ?
Einiges habe ich ja schon hinter mir...
Bin aber immer offen für Neues...

Wobei ich schon denke, dass nur Krücken von außen kommen können, gehen kann nur ich.

25.09.2021 11:08 • #11


HeikoEN
Wenn Du ja schon einiges hinter Dir hast, ist das gut, denn damit weißt Du, dass das so nicht funktioniert.

Ich empfehle eine gefühlsbasierte Methode, weg von tiefenpsychologisch, kognitiv etc., denn die Gefühle sind einerseits das, was ja die Probleme macht, andererseits kommen genau diese bei den erstgenannten Ansätzen nicht vor bzw. werden nicht genutzt.

Kognitiv verstehst Du ja wahrscheinlich auch Deine Probleme, somit ist der Kopf abgeholt.

Nur die Gefühle (z.B. Ängste) sind das Problem.

Auch die Manifestierung in körperliche Symptome, die sich ggf. in Herzproblemen etc. äußern, sind letztlich ja nur ein Signal. Konzentriert man sich darauf, u.U. mit Medikamenten, kann das sicher über Jahre oder Jahrzehnte mehr oder weniger gut gehen, löst aber die eigentliche Probleme oder Ursachen nicht. Je nach Problem oder Schweregrad lassen die Gefühle auch nicht los.

Die Frage ist ja, woher kommt die Angst und warum ist sie da?

Ich bin sicher, mit ein wenig Biographiearbeit kommt man sehr schnell auf mögliche Ursachen und kann dort ansetzen mit einer Therapiemethode, die den Verstand außen vorlässt und mehr die damit verbundenen Gefühle betont, damit arbeitet und letztlich löst.

Klinik, Medikamente und Verhaltens- oder tiefenpsych. Therapie ist nicht ansatzweise die Endstation und sicher auch keine Lebensperspektive.

25.09.2021 11:22 • x 1 #12


HaZelGreY
Woher die Angst kommt, da bin ich glaube ich schon auf die Ursache gekommen. Nur warum sie heute noch da ist, das fällt mir etwas schwerer zu glauben, fühlen etc.
Und diese Gefühle zulassen gelingt mir eher nicht, das schlimme ist, dass ich mich gegen sie stelle und dagegen ankämpfe.
Aber diesen Kampf kann ich nicht gewinnen, das zeigen die letzten 22 Jahre.
Und es ist im Laufe der Jahre auch immer schlimmer geworden.

Danke für deine Ideen und Anregungen.

25.09.2021 12:02 • #13


silverleaf
Liebe Hazel,

sehr gerne !

Es ist ein Kampf, täglich aufs Neue, und ich habe ja auch selber immer noch sehr viele Tage, an denen mir das alles nicht so gut gelingt, nur habe ich mir es über die Zeit erarbeiten können, einen nachsichtigeren und geduldigeren Umgang damit zu finden. Mich also nicht dafür fertigzumachen, wenn es mal nicht klappt, aber auch nicht liegenzubleiben, sondern weiterzumachen, sobald es wieder geht.

Ich wünsche Dir wirklich ganz viel Kraft für Deinen Weg und möchte Dich wirklich ermutigen, einfach nicht aufzugeben !

LG Silver

Zitat von HeikoEN:
Ich empfehle eine gefühlsbasierte Methode, weg von tiefenpsychologisch, kognitiv etc., denn die Gefühle sind einerseits das, was ja die Probleme macht, andererseits kommen genau diese bei den erstgenannten Ansätzen nicht vor bzw. werden nicht genutzt. ... Klinik, Medikamente und Verhaltens- oder tiefenpsych. Therapie ist nicht ansatzweise die Endstation und sicher auch keine Lebensperspektive

Deine Aussagen überraschen mich etwas. Ich kann mir in etwa vorstellen, in welche Richtung Deine Überlegungen gehen, aber in dieser Verallgemeinerung entsteht in Deinen Schilderungen ein Bild von Therapie, dass so meiner Meinung nach nicht ganz zutreffend ist.
Ich weiß jetzt nicht, wo Du Deine Therapieerfahrungen gemacht hast, aber es stimmt nicht, dass in der tiefenpsychologischen- und in der Verhaltenstherapie nicht mit Gefühlen gearbeitet wird, das ist einfach nicht wahr.
Es sind beides Therapieformen, die sehr wohl mit Gefühlen arbeiten (alles andere würde ja auch keinen Sinn machen, denn wie Du selber sagst: Es sind ja die Gefühle, die Probleme machen) und bei beiden Therapieformen steht auch (in unterschiedlicher Intensität) die Biographiearbeit am Anfang der Therapie. Die Tiefenpsychologie steigt dann tiefer in die Biographie ein und setzt ihren Schwerpunkt dort (Mustererkennung aus der Vergangenheit), die Verhaltenstherapie geht eher ins Hier und Jetzt (Wie kann ich die Erkenntnisse jetzt praktisch umsetzen), aber beide Therapieformen sind darauf ausgelegt, einen positiven Umgang mit den eigenen Gefühlen zu finden, nur auf unterschiedlichen Wegen. Auch die Therapieformen, die sich offiziell kognitiv nennen, zielen auch auf den Umgang mit schwierigen Gefühlen ab, nur auf einem Weg, der erstmal über das Kognitive geht, aber auch dort mit dem Ziel, einen Umgang mit schwierigen Gefühlen zu finden. Auch körperzentrierte Methoden haben den Umgang mit Emotionen zum Ziel.
Davon abgesehen gibt es ja offiziell nur 3 Therapieformen, unter die alle auch spezifischeren Methoden einzuordnen sind, zumindest wenn man bei ausgebildeten psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten Therapie macht. Die sind entweder a) Verhaltenstherapeuten oder b) tiefenpschologisch arbeitende Therapeuten oder c) Therapeuten, die mit Analyse arbeiten.
Sämtliche auch primär emotionszentrierten Therapieformen fallen unter eines dieser Dächer.
Auch die Therapieformen, die primär kognitiv ausgerichtet sind, haben den Umgang mit schwierigen Emotionen zum Ziel.
Auch Therapieformen, die stärker körperzentriert arbeiten, fallen unter eines dieser Dächer (die Analyse setze ich mal in Klammern, damit habe ich keine Erfahrung, die meisten Therapeuten arbeiten ja tiefen- oder verhaltenspsychologisch).

Und natürlich kann Therapie, weder ambulant noch stationär, eine Endstation oder eine Lebensperspektive sein, da stimme ich Dir zu. Zumindest sollte sie es nicht sein. Aber das ist ja auch gar nicht der Sinn von Therapie. Therapie hat immer zum Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Und einen in die Lage zu versetzen, eben genau diese Perspektiven, von denen Du gesprochen hast, aufzubauen. Denn in vielen psychischen Krankheitsbildern ist ja gerade dieser Aufbau einer Perspektive ein zentrales Problem.
Therapie gibt einem die Werkzeuge, mit dem eigenen Leben besser klarzukommen, die persönliche Anwendung und Umsetzung obliegt jedem Patienten selber. Und ja, es gibt auch die Patienten, die diese Hilfe zur Selbsthilfe nicht als diese annehmen können oder wollen und dann durchaus fast ein Leben lang in Therapie bleiben, solche Patienten habe ich auch kennengelernt, man darf aber auch nicht aus den Augen verlieren, dass es durchaus auch psychische Krankheitsbilder gibt, die so schwer sind, dass sie eine sehr lange therapeutische Begleitung benötigen.
Das als Endstation zu bezeichnen finde ich etwas despektierlich.

Du machst mir einen recht therapieverdrossenen Eindruck, und es tut mir leid, wenn Du negative Erfahrungen mit den klassischen Therapieformen gemacht hast, aber Deine Verallgemeinerungen und Schlussfolgerungen verzerren meiner Meinung nach nach das Bild auf das, was Therapie leisten kann, wenn sie richtig angewendet und eigesetzt wird.

LG Silver

25.09.2021 17:07 • x 5 #14


HeikoEN
Du musst die verschiedenen Therapieformen ja hier nicht verteidigen und es geht nicht um gut oder schlecht.

Es ging um eine persönliche Stellungnahme meinerseits und darum, was es noch so gibt. Es tut mir leid, wenn Du meine Ausführung nicht verstanden und es als allgemeine Kritik auf die klassischen Therapieformen verstanden hast.

Ich kann aus meiner Erfahrung berichten, dass auch die tiefpsych. Therapie das alles nicht leistet. Dazu kommen weitere Faktoren wie z.B. die Beziehung zum Therapeuten bzw. auch dessen Kenntnisstand und Erfahrung, was aus meiner Sicht entscheidende Parameter sind!

Allein Deine Bewertung, dass die Gefühle schwierig sind, spricht Bände, denn es gibt keine schwierigen Gefühle.

Therapie sollte aus meiner Erfahrung nach auch immer ein klar definiertes Therapieziel haben, woran es oft mangelt, wenn man sich hier die Ausführungen der Betroffenen durchliest.

Schlussendlich möchte ich hier keine endlose Diskussion führen, in der es um Therapiemethoden und deren Vor- oder Nachteile geht. Ich denke, da kann dieses Forum auch ausreichend informieren und jeder kann Therapieverläufe einzelner Betroffenen verfolgen.

Es ging ja um die Frage, was es noch so alles gibt und meine Empfehlung habe ich oben abgegeben. Es liegt an jedem selbst, sich zu informieren, insb. dann, wenn man an einem Punkt ist, an dem nichts mehr hilft, wie auch oben beschrieben. Genau dann scheinen ja die klassischen Therapieformen, wie Du sie beschreibst, eben keine Perspektive zu bieten.

Und warum daran festhalten, wenn es auch noch andere Wege gibt?

27.09.2021 09:43 • x 1 #15


Flame
Es wird halt immer eng,wenn man aufgrund einer Herzerkrankung gewisse Medikamente nicht nehmen darf.

Ich denke,hochdosiertes Baldrian wäre u.U, möglich.
Besprich das mal mit Deinem Psychiater.

27.09.2021 11:12 • x 1 #16


-IchBins-
Wenn man sich klar macht, dass man nicht seine Gedanken ist, ist es leichter, das war meine Erfahrung. Ich habe einige Therapien und Klinikaufenthalte hinter mir, leider ohne Erfolg.
Ich habe begonnen, mich selbst an die Hand zu nehmen.
Ich finde Therapien verwirren oft. Gerade, als ich nicht mehr weiter wusste. Dann wurde dies und das vorgeschlagen und ich verlor mich wieder in die Vorschläge (weil ich dachte, dass dies der richtige Weg sei, da ich ja gerade selbst nicht wusste) und wunderte mich, warum es nicht klappt oder mir es während der Therapie und danach noch schlechter ging.
Ich hatte mich entschiednen, ohne Einfluss von Therapeuten (Therapien) meinen Weg zu gehen und habe ihn gefunden.

27.09.2021 11:18 • x 2 #17

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silverleaf
Zitat von HeikoEN:
Es tut mir leid, wenn Du meine Ausführung nicht verstanden und es als allgemeine Kritik auf die klassischen Therapieformen verstanden hast

Ich vermute, dass eher Du meine Worte nicht verstanden hast.
Was Du in Deinem ersten Beitrag dazu und in diesem Beitrag jetzt auch wieder tust, ist, Deine persönlichen Erfahrungen als allgemeingültige Wahrheiten darzustellen, zu Verallgemeinerungen zu kommen, die einfach in dieser verallgemeinerten Form nicht zutreffen und lediglich Deine Erfahrungen widerspiegeln.
Aussagen wie
Zitat von HeikoEN:
andererseits kommen genau diese bei den erstgenannten Ansätzen nicht vor bzw. werden nicht genutzt.
sind in dieser verallgemeinerten Form schlicht und ergreifend falsch.
Es sind Hypothesen Deinerseits, die Dein persönliches Erleben wiedergeben, aber Du stellst es hier so da, als sei das halt so, was aber nicht der Fall ist. Zitiere hier doch bitte nur eine seriöse Quelle, in der etwas von dem steht, was Du hier postulierst. Du wirst vermutlich keine finden, aber ich wäre gespannt, Deine Quellen kennenzulernen. Solche Behauptungen wie oben aufzustellen und durch die gewählte Formulierung als Wahrheit zu präsentieren ist einfach nur Polemik.

Es ist ja völlig legitim, seine persönlichen Erfahrungen mitzuteilen, aber man sollte diese nicht als allgemeingültig Wahrheiten formulieren, die in ihrer Verallgemeinerung unzutreffend sind und im schlimmsten Fall Leute, die auf der Suche nach Hilfe sind, davon abhalten, eine Therapie zu versuchen und ihre eigenen Erfahrungen zu machen.
Und zu behaupten, die klassischen Therapieformen würden nicht mit Emotionen arbeiten, ist einfach dermaßen realitätsfern, dass ich das nicht umkommentiert so stehen lassen kann, weil ich solche Aussagen wirklich nicht ungefährlich finde.

Zitat von HeikoEN:
Allein Deine Bewertung, dass die Gefühle schwierig sind, spricht Bände, denn es gibt keine schwierigen Gefühle.

Du kannst Deine Gefühle ja gerne anders bezeichnen, aber meine Art der Formulierung entspricht meiner Wahrnehmung, und die kannst Du mir nicht absprechen. Das, was Du hier tust, nennt sich Gaslighting.
Ich empfinde durchaus viele Gefühle als schwierig, ich sage ja nicht, dass sie schlecht sind (das wäre übrigens eine negative Bewertung, schwierig ist das nicht unbedingt, schwierig ist für mich relativ wertneutral). Und aus Gesprächen mit hunderten von Mitpatienten kann ich sagen, dass eine sehr große Anzahl an Menschen ihre Gefühle hin und wieder als schwierig erleben. Und Du kannst diesen Menschen ihre Wahrnehmung nicht einfach absprechen.
Zitat von HeikoEN:
Dazu kommen weitere Faktoren wie z.B. die Beziehung zum Therapeuten bzw. auch dessen Kenntnisstand und Erfahrung, was aus meiner Sicht entscheidende Parameter sind!

Ich habe an keiner Stelle etwas anderes behauptet und stimme Dir zu, aber dieses Argument hat an dieser Stelle rein gar keine Relevanz, denn auch in den klassischen Therapieformen sind die Beziehung zum Therapeuten und die Erfahrung des Therapeuten die entscheidenden Parameter. Dieser Faktor ist für Deine Argumentation gegen die klassischen Therapieformen also irrelevant.
Zitat von HeikoEN:
Ich kann aus meiner Erfahrung berichten, dass auch die tiefpsych. Therapie das alles nicht leistet

Nun, das tut mir leid für Dich, aber das liegt dann eher daran, dass Du Pech mit Deinen Therapeuten hattest und sagt lediglich etwas über Deine Therapeuten aus, aber doch nicht grundsätzlich über die Tiefenpsychologie an sich.
Ich spreche Dir Deine Erfahrungen ja gar nicht ab (übrigens im Gegensatz zu Dir!), ich sage nur, dass Du daraus keine allgemeingültigen Wahrheiten ableiten kannst.

Zitat von HeikoEN:
Und warum daran festhalten, wenn es auch noch andere Wege gibt?

Du hast bislang von diesen anderen Wegen aber recht wenig geschrieben.
Und ich würde mal die Vermutung anstellen, dass der eine oder andere andere Weg, den Du vielleicht meinst, vielleicht sehr wohl auch Teil der klassischen Therapieformen ist und Du bislang nur nicht die entsprechenden Therapeuten gefunden hast.
Zitat von HeikoEN:
Genau dann scheinen ja die klassischen Therapieformen, wie Du sie beschreibst, eben keine Perspektive zu bieten

Auch hier: Nur weil Du bislang in den klassischen Therapieformen keine Perspektive für Dich gefunden hast, kannst Du daraus nicht die verallgemeinerte Wahrheit ableiten, dass die klassischen Therapieformen keine Perspektiven zu bieten haben. Auch hier kommst Du erneut zu einer verallgemeinerten Aussage, die in dieser verallgemeinerten Darstellung und Formulierung einfach nicht zutrifft.
Damit sprichst Du tausenden von Menschen ihre persönlichen Erfahrungen ab, die in einer klassischen Therapieform sehr wohl eine Perspektive gefunden haben.

27.09.2021 18:18 • x 3 #18


J
Hey.

Wenn du doch gerade erst angefangen hast mit der tiefenpsychologischen Therapie, bleib dran. Ich mache sie seit 1,5 Jahren und ich bin einfach nur super zufrieden. Ich war wirklich schlecht dran zuvor. Hatte zuvor 2 stationöre Aufenthalte in psychosomatischen Kliniken hinter mir und dachte 3 Jahre lang, es gibt keinen Ausweg aus dieser Hölle aus täglicher Unruhe und Panik. Heute bin ich nahezu symptomfrei. Kann es manchmal selbst kaum glauben.

Entscheidend war, dass die Therapeutin mir einen Weg gezeigt hat, Gefühle zuzulassen. Und soviel sei verraten: es geht nicht um das Gefühl Angst... Die Panik ist nicht das Gefühl, um das es geht. Sondern meiner Erfahrung nach geht es um Gefühle wie Trauer, Wut, Enttäuschung... all diese Dinge. Aber statt diese Gefühle anderen zu zeigen und zuzumuten, bekommen wir Angst. Weil wir sehr früh gelernt haben, dass wir unsere (instabilen) Eltern mit diesen Gefühlen überfordert hätten.

Es braucht lange, um Unruhe / Panik durch echte Gefühle zu ersetzen. Es ist wie ein hartes Umlernen, das viel Mut und Entschlossenheit braucht. Aber es geht und die Angst lässt dann mit und mit quasi ganz von selbst nach. So meine Erfahrung.

Lass dich auf die tiefenpsychologische Therapie vielleicht mal eine Zeit lang ein. Die Therapeutin wird dich begleiten und mit dir erarbeiten, welche Gefühle du zurzeit nicht zulassen kannst. Die Angst schnell weghaben zu wollen ist sooo verständlich, aber gib dir Zeit. Druck raus.

Wünsche dir alles Gute

28.09.2021 00:10 • x 3 #19


HaZelGreY
@joLa

Ja, das stimmt was du sagst und das weiß ich bei mir auch schon, dass die Angst bei mir für etwas anderes steht und sozusagen der unangenehme Platzhalter ist der immer einspringt und mir sozusagen zur Seite steht.
Ich hoffe nur, dass bei mir auch noch iwann der Punkt kommt, dass es dauerhaft besser wird.
Das schwere an der ganzen Sache ist ja, dass nur ich mir wirklich da raus helfen kann.
Natürlich gehe ich weiterhin zur Therapie, ich habe ja nichts zu verlieren. Ich habe schon soooooo vieles versucht und jetzt bleib ich da auch dran.
Trotz allem denke ich der Schlüssel liegt in mir, ich kann ihn nur (warum auch immer) nicht finden.

Ich freue mich für dich, dass du Erfolge verspürst und, dass es dir besser geht.
Bleib dran... alles liebe für dich

28.09.2021 10:08 • #20


A


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Dr. Christina Wiesemann