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piero
Hallo ihr Lieben!

Ich bin neu hier und stelle mich kurz vor:
Mein Name ist Piero und ich bin 26 Jahre alt. Bin in einer glücklichen Beziehung und habe mein Hobby als Beruf.

Trotz allem leide ich seit gut einem Jahr an einer Angst- bzw. Panikstörung. Seit kurzem bin ich deshalb auch in Therapie.

Alles fing vor einem Jahr an als ich plötzlich aus dem nichts in die bisher stärkste Panikattacke gekommen bin. Ich dachte ich habe einen Herzinfarkt und würde sterben.

Es hat sich natürlich rausgestellt, dass es keine wirklich Lebensbedrohliche Situation war. Seit diesem Tag habe ich Angst vor diesem Gefühl.

Jede Nacht wenn ich zu Bett gehe, fangen meine Beschwerden an. Es melden sich Trigger wie Schmerzen im Rücken, Kopf, Armen oder auch in der Brust. Taubheits Gefühle oder willkürliche undefinierbare Angst.

Schon länger äußern sich diese Gefühle nicht mehr in blanke Panik sondern in einem Gefühls- bzw. Gedankenchaos. Ich habe nachts das Gefühl verrückt zu werden wenn es so weiter geht.
Ich bin wütend auf mich selbst und auf diese Angst. Ich will das in den Griff bekommen aber ich weiß nicht wie!

Seit meiner Therapie habe ich das Gefühl, dass es schlimmer geworden ist. Ich habe 1mg Tavor vom Arzt bekommen aber versuche diese nicht einzunehmen. Selbst wenn ich sie mal nehme, bringen sie nicht wirklich viel.

Habt ihr Erfahrungen mit ähnlichen Problemen?

Ich bedanke mich für jeden Beitrag!

12.10.2021 16:00 • 22.03.2024 x 4 #1


60 Antworten ↓


rednaxela
Hallo Piero und willkommen im Forum
Deine Ängste, Sorgen und auch deinen Frust kann ich verstehen und nachvollziehen.
Ich hab/hatte das zwar nicht Nachts, dafür mehrmals am Tag anhaltende Panik, ständige Angst.
Diverse körperliche Symptome (Bauchschmerzen, schwitzige Hände, Zittern, Kälteschauer, etc.) sowie Psychische (Angst umzufallen, Angst mich übergeben zu müssen, diverse Krankheitsängste, Derealisation, Depersonalisation, diffuse Gedanken). Auch war ich an dem Punkt an dem ich mir dachte: Sch*** drauf, wirst du halt verrückt, ist mir inzwischen auch egal.

Wenn ich das richtig lese, bist du bereits in Therapie?
Wie lange denn schon?
Mir hat die Therapie sehr zu einem normalen Leben zurück geholfen.

Hast du Tavor als Notfallmedikament bekommen?
Hast du mit dem/der Psychiater/in schon mal über eine Dauermedikation gesprochen?
Mir hat in der akuten Phase ein Antidepressivum sehr geholfen, was ich immer noch täglich einnehme.
Tavor bzw. Lorazepam habe ich auch zu Hause, es ist wegen seiner Suchtgefahr für mich aber ein absolutes Notfallmedikament.

Allgemein Erfahrungen, die in deine Richtung gehen, werden aber viele hier schon gemacht haben ^^
LG

12.10.2021 16:42 • x 1 #2


A


Nächtliche Panik und Angst - starke Frustration

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piero
Danke für deine Antwort!
Es ist aufjedenfall ein Trost zu wissen, dass ich nicht alleine bin.

Ich bin erst seit kurzem in Therapie und habe bis jetzt meiner Therapeutin eher von meinem Zustand berichtet und sie hat mir Atemübungen beigebracht die ich mehrmals täglich auch ausübe.
Bin also noch relativ am Anfang.

Tavor habe ich auch als Notfall Medikament und versuche es auch kaum bis garnicht einzunehmen.

Über eine Dauermedikation haben wir noch nicht gesprochen. In wie weit haben dir die Antidepressiva weiter geholfen?

Ich habe mich mein Lebenlang vor medikamentösen Eingriffen gedrückt. Aber wenn mir heute etwas meine Lebensqualität zurück geben könnte würde ich das mit Freuden annehmen.

Ich hoffe dass ich früher oder später auch behaupten kann dass es mir besser geht und ich bedanke mich für deinen Beitrag.

Liebe Grüße aus dem Schwarzwald.

12.10.2021 18:18 • x 1 #3


rednaxela
Dann hast du ja noch ein wenig Therapie vor dir und stehst noch ziemlich am Anfang. Es werden sicherlich auch irgendwann Fortschritte kommen. Aber auch Rückschritte. Diese gehören dazu.

Ehm in erster Linie wirkt das Antidepressivum angstlösend und antriebssteigernd. Angstlösend könnt ich so unterschreiben. Mir wurd das mal so erklärt, dass sie den Stresslevel ein wenig senken. Wunder darf man nicht erwarten, aber ich bin rückblickend froh, sie genommen zu haben, trotz Angst vor Nebenwirkungen (ich oller Schisser ). Nebenwirkungen hab ich nämlich genau gar keine.

Die Therapie halte ich aber für den wichtigeren Baustein im Genesungsprozess. Das Antidepressivum erhält bei mir quasi die Therapiefähigkeit. Und auch wenn du es gerade vielleicht anders siehst: Es wird bergauf gehen, es werden bessere Zeiten kommen.

12.10.2021 18:37 • x 1 #4


piero
Ja, dass ich noch am Anfang bin ist mir bewusst.
Ich bin positiv gestimmt und freue mich auch auf die weiteren Therapiestunden!

Vielen Dank für die aufbauenden Worte

12.10.2021 19:20 • x 2 #5


Jenny12
Bist du allgemein ein ängstlicher Mensch?

12.10.2021 19:34 • #6


F
Zitat von piero:
Bin in einer glücklichen Beziehung und habe mein Hobby als Beruf.
Trotz allem leide ich seit gut einem Jahr an einer Angst- bzw. Panikstörung. Seit kurzem bin ich deshalb auch in Therapie.

Lieber Pietro,
willkommen hier im Forum. Ich kenne den plötzlichen Einbruch, den Du erlebt hast und noch erlebst. Es ist grausam. Beim ersten Mal dachte ich auch, ich sei verrückt geworden und das wars dann wohl. Nein, weit gefehlt. Es hat eine lange Vorgeschichte. Sicher auch bei Dir. Zu lange tapfer "funktioniert" und es allen immer Recht zu machen versucht. Irgendwann wird es zu viel, das kann man dann Burnout nennen oder Panik, Depression oder seelische Erschöpfung. Tue Dir Gutes ab jetzt. Es wird besser.
Liebe Grüße

12.10.2021 19:40 • x 1 #7


piero
Zitat von Jenny12:
Bist du allgemein ein ängstlicher Mensch?


Eigentlich nicht. Ich würde mich sogar als vergleichsweise sehr mutigen Menschen bezeichnen. Bis auf diese nächtlichen Ängste..

12.10.2021 21:40 • #8


piero
Zitat von Fauda:
Lieber Pietro, willkommen hier im Forum. Ich kenne den plötzlichen Einbruch, den Du erlebt hast und noch erlebst. Es ist grausam. Beim ersten Mal ...


Ja ich glaube auch, dass es einfach viel auf einmal geworden ist.
Diese Probleme sind mir auch nicht Fremd mein Vater hat mir das vorgelebt und ich habe mich immer um ihn gekümmert. Hätte niemals gedacht, dass ich selber in dieses Loch falle.
Jetzt kann ich erst nachvollziehen weh es ihm seit Jahren gehen muss.

Ich war eigentlich in meinem Umfeld immer derjenige der sich um die anderen gekümmert hat. Dass ich jetzt in dieser Situation gelandet bin bedrückt mich deshalb wahrscheinlich um so mehr.
Ich fühle mich schwach und machtlos..

12.10.2021 21:43 • x 1 #9


rednaxela
Zitat von piero:
Ja ich glaube auch, dass es einfach viel auf einmal geworden ist. Diese Probleme sind mir auch nicht Fremd mein Vater hat mir das vorgelebt und ich ...

Da erkenne ich mich selbst wieder. Aber auch der stärkste Mensch bleibt davon nicht verschont.

habe mich nie geschont und schon gar nicht auf meinen Körper gehört. Der hatte zu funktionieren. Bis er das nicht mehr wollte.

12.10.2021 22:16 • x 1 #10


F
Zitat von piero:
Ja ich glaube auch, dass es einfach viel auf einmal geworden ist. Diese Probleme sind mir auch nicht Fremd mein Vater hat mir das vorgelebt und ich habe mich immer um ihn gekümmert. Hätte niemals gedacht, dass ich selber in dieses Loch falle. Jetzt kann ich erst nachvollziehen weh es ihm seit Jahren gehen muss. Ich ...

Du darfst davon ausgehen, dass Du: so schwach und hilflos Du Dich fühlst auch stark und mächtig bist. Die starke Energie hat sich nur in die andere Richtung gedreht. Vielleicht hilft Dir auch dieser Gedanke ein wenig.

12.10.2021 22:26 • x 2 #11


piero
Zitat von Fauda:
Du darfst davon ausgehen, dass Du: so schwach und hilflos Du Dich fühlst auch stark und mächtig bist. Die starke Energie hat sich nur in die andere ...

Das ist wirklich ein hilfreicher Gedanke! Jetzt heißt es die Energie auch wieder auf die richtige Seite zu bekommen.

12.10.2021 22:48 • x 1 #12


piero
Zitat von Suesssauer:
Da erkenne ich mich selbst wieder. Aber auch der stärkste Mensch bleibt davon nicht verschont. habe mich nie geschont und schon gar nicht auf meinen ...


Das musste ich auch auf die harte Weise lernen.
Wie gehst du mittlerweile damit um? Und wann merkst du dass es zu viel des Guten wird?

12.10.2021 22:51 • #13


Nora5
Zitat von piero:
ch würde mich sogar als vergleichsweise sehr mutigen Menschen bezeichnen. Bis auf diese nächtlichen Ängste..

Lieber Piero

Schön, dass Du da bist. Ich habe alles von Dir hier in dem threat gelesen. Ich erkenne mich in Vielem wieder. Ich haeb auch meine Psychiaterin komisch angeguckt, als sie mir Pregabadil verschrieb, weil das eigentlich bei generalisierter Angststörung idiziert ist und ich das nicht habe. Ich habe ihr erklärt, dass ich im Vergleich zu den meisten, die ich kenne und mit denen ich eng oder weniger eng zu tun habe, allgemein mutig bin und weniger Angst habe als andere. Eeben nur meine Angst vor dem spezifischen Auslöser. Sie sagte, das ist egal, Angst oder Panik zeige sich bei jedem anders, dies sei individuell und ich solle mich nicht an der Beschreibung des Medikaments stören, es löse Angst und sei nur so damals zugelassen worden mit dieser Indikation, das sei aber egal. Diese Erklärung hat mir etwas geholfen. Mir ging es vor allem darum, dass ich bei schwerer Angst etwas einnehmen kann, was nicht abhängig macht und mich nicht so dämpft.

Bei Tavor kenne ich es auch, dass es mal bei 1/2 mg ganz stark gewirkt hat und mal auch bei 1mg für mein Gefühl gar nicht. Ich habe mich da hinein gesteigert und vermutlich so viel innere Abwehr erzeugt, dass selbst das Tavor nicht wirken konnte. Ich wehre mich innerlich so dagegen, weil mir die Medikamente viel Angst machen. Ich vermeide dies auch immer sehr.
Vielleicht kann es Dir auch ein bisschen helfen, Dich darauf einzulassen. Du wirst von Tavor nicht sofort schwer abhängig. Das kannst Du auch ein paar Mal nehmen und Dir Entlastung gönnen, ohne dass etwas passiert. Wenn es bei Dir ähnlich ist wie bei mir damals, blockierst Du Dich vielleicht selbst völlig und dann hilft nichts mehr. Vielleicht ist DAS genau Dein Thema, dass Du quasi kapitulierst und auch die Medikamente jetzt mal für eine kurze Zeit als Hilfe für Dich zulässt. Ich würde vermuten, dann wirkt das auch. Und es soll ja ein Bedarfsmedikament sein und dazu gibt es auch noch viele Alternativen. Du bist ja dann eh nicht der Typ, der alles unreflektiert einwirft. Also bist Du da dann auch nicht so gefährdet. Bei mir ist es glaube ich so, dass ich als Kind sehr wach sein musste, um Bedrohliches sofort zu scannen und deshalb, wenn diese Ängste bei mir aktiviert sind, wehre ich mich gegen alles, was mein Bewusstsein etwas runter holt.

Ich drücke Dir sehr die Daumen, dass Du bald besseren und heilsamen Schlaf findest,
Nora

12.10.2021 22:54 • x 1 #14


piero
Zitat von Nora5:
Lieber Piero Schön, dass Du da bist. Ich habe alles von Dir hier in dem threat gelesen. Ich erkenne mich ...


Hallo Nora,

danke für deinen aufschlussreichen Beitrag.
Da könntest du recht haben. Vielleicht wehre ich mich zu sehr dagegen.
Deine Erfahrungen helfen mir aufjedenfall weiter.
Wie gehst du heute mit deiner Angst um? Kannst du diese mittlerweile gut kontrollieren?

12.10.2021 22:58 • x 1 #15


rednaxela
Zitat von piero:
Das musste ich auch auf die harte Weise lernen. Wie gehst du mittlerweile damit um? Und wann merkst du dass es zu viel des Guten wird?

Inzwischen merke ich ganz gut, wenn es zu viel des Guten wird. Habe gelernt nicht zu allem Ja sagen zu müssen und auch mal einen Gang runter zu schrauben. Das ist völlig okay.
Den Umgang lerne ich aber in der Therapie. Wir sprechen viel darüber wie die Zeit seit der letzten Sitzung war, was man anders machen könnte, was bis zum nächsten mal noch so ansteht, usw. das tut ganz gut. Auch Bestätigung zu bekommen das das, was man macht, richtig ist.

12.10.2021 23:02 • x 1 #16


piero
Kleines Update:

Ich habe letzte Nacht geschlafen wie schon lange nicht mehr. Fühle mich heute dementsprechend Fit und sehr gut gelaunt!

Eure Kommentare und euer Mitgefühl haben sicherlich ihren Beitrag dazu geleistet und deshalb bin ich jeden hier dankbar

Ich hoffe weiterhin mit euch zu interagieren und gebe euch gerne auch in Zukunft Updates zu meinen laufenden Behandlungen. Wer das Bedürfnis hat zu sprechen kann sich gerne auch per direkte Nachricht an mich wenden.

Liebe Grüße

13.10.2021 14:58 • x 2 #17

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rednaxela
Das ist schön zu hören

13.10.2021 15:18 • x 1 #18


Susanne05
Hallo Piero,
Hab mal alles hier überflogen.
Ich kenn das auch alles, was du so schreibst. Auch die Angst verrückt zu werden hatte ich am Anfang.
Bin nicht verrückt geworden und du wirst das auch nicht.
Nun meine eigentliche Anmerkung zu deinem Startbeitrag:
Du schreibst du bist wütend auf dich selbst. Auch das kenne ich vom Anfang und wenn ich sowas lese tut es mir irgendwie selbst weh. Ich bin nicht mehr wütend auf mich selbst. Irgendwann hab ich Mitgefühl für mir selbst entwickelt. Du hast nun schon die Angststörung und bist extra noch wütend. Das ist wie doppelt bestraft. Angststörung reicht ja eigentlich.
Vielleicht kannst du auch die Wut gegen dich in etwas Mitgefühl für dich selbst umwandeln.

LG Susanne

13.10.2021 15:20 • x 1 #19


piero
Zitat von Susanne05:
Hallo Piero, Hab mal alles hier überflogen. Ich kenn das auch alles, was du so schreibst. Auch die Angst verrückt zu werden hatte ich am Anfang. ...


Hallo Susanne,

Da hast du recht. Ich sollte mich nicht auch noch selbst bestrafen.
Aber vor allem in den schweren Phasen ist es leichter gesagt als getan.

Ich denke wie du schon sagst ich sollte Mitgefühl mit mir haben. Nur ist das bei mir im Moment ein sehr schmaler Grad zwischen Mitgefühl und Selbstmitleid.

Ich wünsche dir einen schönen Abend

13.10.2021 19:32 • x 1 #20


A


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