Ich habe das Bedürfnis, meine Gedanken und Gefühle bzw. Erlebnisse irgendwo aufzuschreiben. Schon zu oft habe ich mir vorgenommen morgens ein paar Seiten zu schreiben oder auch ein Tagebuch zu beginnen. Früher habe ich gebloggt, ein paar Leute haben mitgelesen, ich habe es regelmäßig geschafft, etwas zu schreiben. Damals hat mir das gut getan meine Gedanken so ordnen zu können. Vielleicht ist der ein oder andere (wenn nicht sogar ein Großteil von euch) in der gleichen Situation wie ich.
Niemand den ich kenne hat solche Probleme wie ich (was nicht meinen soll, dass meine besonders schlimm sind sondern eher, dass ich einfach niemanden kenne der wirklich die selben Probleme oder auch nur Angst im weitensten Sinne hat)
Erst einmal zu meiner Person: (Anmerkung im nachhinein: Das ganze ist jetzt irgendwie doch sehr detailliert geworden...)
Ich bin weiblich und lebe in Niedersachsen. Einen Partner habe ich nicht, ich wohne alleine. Begonnen hat meine Angst ziemlich genau nach Ostern im Jahr 2009. In einem Zug hatte ich meine erste Panikattacke. Für diese Situation muss man wissen, dass ich meinen leiblichen Vater nicht kenne. Dieser hat meine Mutter nach meiner Geburt verlassen und sich danach nie wieder gemeldet. Meine Mutter lernte einen Mann kennen, den sie heiratete als ich sieben war und der war nie nett zu mir. Er schlug mich und machte mich fertig, sagte mir jeden Tag wie wenig ich wert sei. Mein Vater meldete sich am Anfang des Jahres 2009 bei mir und sagte, dass er mich gerne kennenlernen würde. Einmal sah ich ihn dann, zwei Wochen vor Ostern kam er mich besuchen. Danach habe ich geweint und war so glücklich ihn endlich kennengelernt zu haben, da ich mir bis dato immer einen Vater gewünscht hatte. Dann wollte ich ihn besuchen und hatte im Zug meine erste Panikattacke. Mir wurde schlecht, ich hatte Druck auf den Ohren - und ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was alles passierte. Ich stand mit Mühe und Not das Wochenende durch, habe mich dann aber nicht getraut mit dem Zug zurück zu fahren. Das war meine letzte Fahrt. Seit dem habe ich grauenhafte Angst, in einen Zug zu steigen. Zurück fuhr ich mit dem Auto und die Angst übertrug sich auf Auto, Bahn, Bus und eben den Zug. Gar nichts ging mehr. Ich kam zurück nach Hause und dachte, alles würde wieder gut sein.
Ich war beim Arzt, da ich damals nicht wusste, was das war was ich da hatte. Der Arzt diagnostizierte eine Panikattacke und zusätzlich einen Eisenmangel mit Blutanämie. Ich bekam starke Tabletten da ich, wenn ich länger gewartet hätte, stationär aufgenommen werden hätte müssen. Diese Tabletten haben - wie ich bis heute der Meinung bin - irgendwas mit meinem Magen angestellt. Ich bekam Sodbrennen, starken Brechreiz, einen Kloß im Hals und war unglaublich nervös. Bis heute ging das nie wieder weg. Nachdem ich bei meinem Vater war, schrieb mein Arzt mich zwei Wochen krank, da ich in ein tiefes Loch fiel. Mein Freund (wir waren damals 1 Jahr zusammen) unterstütze mich wo er konnte. Durch den ständigen Kloß im Hals und die Übelkeit habe ich angst bekommen, jeden Moment erbrechen zu müssen, womit ich bis dato kein Problem hatte. Durch diese ständige Angst bin ich weniger rausgegangen und habe weniger gegessen - ihr kennt das alles. Heute habe ich panische Angst vor dem übergeben. Das kommt weiterhin dazu.
Meine Ärztin empfahl mir eine Therapie und überwies mich an einen Psychologen. Ich ging erst einmal zur Jugendberatung und die Dame dort empfahl mir eine Psychologin. Kurz bevor ich dort begann, konnte ich nichts mehr. Ich stand kurz vor dem Abitur und schmiss dann alles hin (ich war krankgeschrieben und konnte deshalb nicht mehr teilnehmen).
Anfang 2010 zog ich in eine Wohngemeinschaft, die Symptome und immer wiederkehrende Panikattacken konnten nur durch Alk. beschwichtigt werden. Mein Freund betrog mich mit einem 14 Jährigen Mädchen und natürlich trennte ich mich von ihm. Bis heute ekelt mich dieser Gedanke so an und kränkt immer noch mein Ego. (Vielleicht könnt ihr das verstehen.)
Ende 2010 ließ ich mich stationär aufnehmen und war nur 5 Wochen in Behandlung. Medikamente wollte ich keine nehmen da ich Angst vor Tabletten bekommen hatte - bedingt durch die, die ich durch den Eisenmangel nehmen sollte. Die Ärzte waren auch der Meinung, dass ich das vorerst nicht bräuchte. Die Panikattacken mäßigten sich und es ging mit verhältnismäßig gut. Kurz vor meinem Geburtstag kam ich aus der Klinik und zog wieder bei meiner Mutter ein, die sich von dem Stiefmonster getrennt hat. Beziehungen hatte ich seit dem keine mehr. Mal einen Mann hier und da aber wirklich niemanden ernstes. Alles habe ich weggeschoben aus Angst, er könnte mich wieder betrügen oder für jemand anderen verlassen.
Ich habe wahnsinnige Angst, allein zu sein oder krank zu werden. Mit meinen Panikattacken kann ich alleine gar nicht umgehen. Am liebsten rufe ich da meine Mutter, Oma (die für mich immer mehr wie eine Mutter war, denn sie war für mich da) oder eben Freunde an, von denen ich aber auch nicht so viele habe. Schließlich jammere ich bis heute immer nur rum. Inzwischen wohne ich wieder alleine und wohingegen bis dahin alles okay war, wurde es ab dem Zeitpunkt ganz schlimm. Die Panikattacken kamen wieder. Anfang 2012 bin ich bei meiner Mutter ausgezogen, ich habe also etwas mehr als ein Jahr wieder dort gewohnt.
Meine Therapie (Tiefenpsychologisch) habe ich anfang diesen Jahres beendet und eine Verhaltenstherapie begonnen, da ich meine Emo und die Angst vor dem Zugfahren irgendwie in den Griff bekommen will..
Auch habe ich im letzten Jahr mein Fachhochschulreife begonnen und werde jetzt im Mai fertig. Da sind auch die Abschlussklausuren und wenn ich an die denke.. Oh. Gott. Ich. Bekomme. Eine.Panikattacke. Wobei das alles kein Problem sein sollte. Momentan habe ich einen Notendurchschnitt von 1,3 aber meine Klasse ist unfreundlich, ich hasse die Schule und alle dort hassen mich. Zumindest meine Mitschüler. Alle machen sich über mich lustig wenn ich öfter mal im Unterricht rausgehe wenn ich zu dolle Panik habe. Ich versuche das alles nicht so an mich heranzulassen aber irgendwie macht mich das doch total fertig. Mittlerweile stehe ich jeden Tag mit einem Stein im Magen auf. Gott sei Dank ist es endlich vorbei.
Mit meiner Therapie bin ich mittlerweile so weit, dass ich am 25.4. meine Magenspiegelung habe (den Termin habe ich seit 3 Jahren vor mir hergeschoben weil ich zu dolle Angst vor der Betäubung habe) und nächste Woche Montag fahre ich mit meinem Therapeuten Zug. 1:15h eine Strecke. Hin und zurück. Ich kann jederzeit aussteigen. Aber... Ich habe jetzt schon solche Angst. Nur wenn ich auf dem Bahnsteig stehe zittern meine Knie und ich kann kaum noch denken. Mein Herz sticht und ich denke, ich bekomme jeden Moment einen Infarkt.
Ich könnte jetzt noch ewig weiter erzählen. Mal gucken ob das hier überhaupt jemand liest, ich würde mich freuen wenn auch der ein oder andere etwas dazu schreibt. : )
Morgen berichte ich von meinem Tag und schreibe eventuell noch etwas mehr. Das reicht erstmal, ich kann nicht mehr.
13.03.2013 22:59 • • 30.05.2013 #1