hallo,
dann melde ich mich auch noch zu Wort. Viele gute Antworten hast du ja schon bekommen,
von denen besonders die von Darkdays die Grundlage für meine weiteren Ausführungen bilden.
Als Erstes: Solange du 24 Stunden am tag darauf wartest, wann das ganze Elend vorbei ist, solange
wird es bleiben! Unbefriedigend, aber wahr. Trotzdem möchte ich dich dazu beglückwünschen, dass
du die Antidepressiva abgesetzt hast.Hervorragend, eine sehr gute und wichtige Entscheidung.
Auch wenn andere das anders sehen werden. IOrgendwann müsstest du sie ja doch absetzen und
dich dann deinen Ängsten stellen, der Zeitpunkt wäre also nur verschoben. Jetzt habe ich ein paar
wichtige Punkte für dich, die du dir notieren oder sonstwie verinnerlichen kannst:
1. Gefühle ändern sich, Angst kommt und geht. Du wirst es schon festgestellt haben, dass sich die
Angst niemals über den ganzen Tag in der gleichen Stärke hält. Ab und an ist sie sogar eine Weile
ganz weg. Diese Momente werden mehr und sie werden dein Selbstbewusstsein stärken. Aber:
Sie kommen von selber, also warte nicht zu gebannt darauf, dabei verkrampfst du nur
2. Gedanken kann man nicht verdrängen, das kostet nur unnötig Kraft, verursacht Unruhe und
Kopfschmerzen. Egal, welcher Gedanke dich quält, du wirst es mit der Zeit erkennen, dass du
ihn zulassen kannst, ohne auf ihn einzugehen. Du musst keine Antwort auf all deine Fragen
haben. Und sage dir auch nicht, dass du keine Angst haben musst, oder dass deine Angst
unbegründet oder übertrieben wäre, das bringt nichts. Sage dir: Ja, ich habe gerade Angst,
aber es gibt nichts, was ich jetzt dagegen tun muss, ich lasse es einfach zu. Irgendwann geht sie
selber weg. Und auch wenn mich die Angst mitten unter Menschen ereilt, so schaffe ich das bald
schon, so geduldig über mich ergehen zu lassen, dass es kein anderer mitbekommt. Du wirst
eine Attacke im Kino, in der Arbeit und überall sonst überstehen, es anderen vielleicht sogar mal
erzählen und stolz in dich reingrinsen, wenn du siehst, wie ihnen die Kinnlade runterfällt, weil sie
sagen, das hätten sie nie vermutet, oder weil sie dir erst gar nicht glauben
3. Sport ist das beste Antidepressiva. Darf auch so etwas eintöniges wie Joggen oder Schwimmen
sein. Hauptsache, du lässt dich nicht auf Grübeleien ein. Deine Gedanken werde schweifen und das
dürfen sie auch, aber widerstehe der Versuchung darauf einzugehen, lass sie wie Wolken über dich
hinweg und durch dein Hirn ziehen, egal wie sehr sie dich vorrübergehend aufwühlen und dir Angst
machen. Wenn du einfach nur spazieren gehst, genau das selbe: Lass die Gedanken kommen und
gehen. Konzentriere dich auf das was du siehst, was du hörst, was du riechst. Nimm die Sonne
( sofern sie da ist ) wahr, fühle sie auf der Haut und stelle immer wieder fest: Egal wie oft die Angst
kommt, sie bleibt nie für immer . Aber sie kann evtl. immer wieder kommen. Und glaube mir:
Du wirst feststellen, dass man es lernen kann mit der Angst zu leben. Sie wird dich irgendwann
nicht mehr so sehr belasten. Auch wenn es natürlich ein Stück weit von deiner Tagesform abhängt
4. Kommen wir noch zu meiner persönlichen Parade- Disziplin, den Schlafstörungen. Diese machen mir
seit nun schon einem Jahr zu schaffen, mal mehr, mal weniger. Ich hatte mich zeitweise in eine richtige
Angst vor Schlaflosigkeit gesteigert und dadurch auch so manche Stunde an Schlaf eingebüßt.
Nun weiß ich von Schlafmedizinern, Allgemeinärzten und Psychologen ( du siehst also: Meine Angst
hat auch mich dazu getrieben, mich nicht nur mit einer Antwort zufrieden zu geben ), dass sich
der Körper selber holt, was er braucht. Wenn ich nicht einschlafen kann, oder in der Nacht mit Panik
aufwache, ist das kein Problem. In einer der nächsten Nächte schlafe ich dafür garantiert 10 Stunden
durch. Hände weg von Tabletten! Die Müdigkeit ist nach einer schlecht geschlafenen Nacht meistens gar
nicht so gravierend, wie man das vermuten würde, wenn man sich entsprechend verhält. Was aber tun,
wenn man nicht schlafen kann? Ich halte das so: Zunächst mal schaffe ich eine angenehme und
gemütliche Atmosphäre im Schlafzimmer. Egal, was kommt: Wenn ich müde werde, freue ich mich
aufs Bett. Ich lege mich hin, um mich auszuruhen, lasse ganz leise Meditationsmusik laufen, oder,
wenn der Kopf noch nicht zur Ruhe kommt, ein Hörbuch. Kommt etwas stärkere Angst auf, so knipse
ich meinen auf der Kommode neben dem Bett stehenden Globus an und gucke auf die beleuchteten
Kontinente und Länder dieser Erde. Dabei stelle ich mir vor, wieviele MILLIONEN Menschen gerade
in diesem Moment auch nicht schlafen können, z. T. auch, weil sie Angst haben. Und viele davon
leider sogar völlig begründet, weil um sie herum Kriege oder sonstige Katastrophen toben. Meine
Angst dagegen wird mich nicht umbringen, und ich werde in einer anderen Nacht zwangsläufig auch
wieder mehr schlafen.
So, das wäre es nun erst mal. Mit diesen ersten Sofortmassnahmen kannst du mal beginnen zu üben.
Ganz aufhören wird die Angst sarkastischerweise erst dann, wenn es dir im Grunde genommen egal ist,
ob sie nun kommt oder nicht. Bis dieser Punkt mal erreicht ist, muss man viele Male erlebt haben, dass
tatsächlich nichts passieren kann und dieses Gefühl, so wie jedes andere immer wieder von selber geht.
DU MUSST EIGENTLICH GAR NICHTS TUN; NUR SO WEITERLEBEN, ALS WÄRE ALLES NORMAL
09.03.2013 17:59 •
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