danke für deine ausführlichen Erklärungen! Heute geht es mir bis auf meine Erkältung sogar gut, es ist so eine Erleichterung, auch mal wieder nach langer Zeit in so einem Zustand zu sein.
Zitat von Hotin:Beobachte die Menschen, von denen Du meinst, das Du auch so sein möchtest. Mit Deinen Augen und Ohren stehle alle Verhaltensweisen, welche Du für Dich gebrauchen kannst. Baue das, was Du gut findest in Dein Leben ein.
Du, so etwas habe ich unbewusst schon oft gemacht. Wenn ich jemanden sehe, wo ich denke, dass ich auch gerne so wäre, dem klaue ich schon automatisch diese Eigenschaften, die ich an der Person so bemerkenswert finde. Allerdings ärgere ich mich irgendwie dann über mich selber, weil das nicht mein eigener Charakter ist, sondern dass ich was schauspielern muss. Ich fühle mich dann falsch, wenn ich andere nachahme. Ich komme mir vor wie ein Fake. Ich sehe, du betrachtest das anders, ich jedoch reagiere halt so, wie ich es dir hier schreibe.
Zitat von Hotin:Schau mal, was passiert wenn Du jemanden ernst und böse anschaust und dann sagst, Also jetzt muss ich Ihnen mal etwas sagen. Machst Du dann eine kleine Pause und schaust denjenigen an, dann wirst Du feststellen,wie seine Angst seine Gesichtszüge sofort in Anspannung verändert. Und dann lockerst Du das ganze wieder dadurch auf, das Du dann z.B. sagst.Ihre Art, finde ich sehr sympathisch. Was sie hier machen, gefällt mir. Du wirst dann feststellen, dass sich seine Gesichtszüge vermutlich sofort entspannen. Oft geht dann ein Lächeln über sein Gesicht. Dieses Beispiel kann Deine Sinne dahingehend schärfen, dass alles, was Du sagst und tust, einen direkten Einfluss auf das hat, was ein anderer Mensch fühlt und denkt. Dies bedeutet auch, dass es wichtig ist, sich möglichst vorher zu überlegen, wie man etwas sagt, nicht nur was man sagt.
Da hast du mir ja ein ausführliches Beispiel genannt. Ok, so etwas habe ich noch nie gemacht, jemanden erst so ernst angucken und dann auf einmal das Spiel umdrehen und das Ganze in ein Lob verwandeln. Würde nie auf so eine Idee kommen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das genau mit der Mimik der anderen Person passiert, wie du es beschrieben hast. Ich spiele das Szenario selber in Gedanken durch. Allerdings muss ich sagen, es würde nicht meinem Charakter entsprechen, so ein Experiment mit einer anderen Person zu wagen. Ich lobe ganz gerne andere Menschen. Höchstwahrscheinlich, um meine Beliebtheit steigern zu wollen. Andere freuen sich, wenn sie gelobt werden. Nicht zu viel, nur hin und wieder.
Du sagst, man soll sich überlegen wie man etwas sagt. Ja, das ist sehr wichtig. Wenn ich mich früher z. B. auf Tonband oder sonst wie gehört habe, fand ich meine Art zu reden einfach furchtbar. Ich habe so hart geredet, es hörte sich an, als wäre ich ständig am meckern, am rumkommandieren. Irgendwann habe ich mir das abgewöhnt, so dass ich jetzt weicher rede, leiser. Jetzt bin ich schon zufrieden mit meiner Art, wie ich spreche.
Zitat von Hotin:Vielmehr achte häufiger darauf, wie andere Menschen reagieren, wenn Du sie anschaust und mit ihnen redest. Du kannst meistens die Stimmung anderer beeinflussen.
Ok, ich werde mir das zu Herzen nehmen und demnächst die anderen Menschen mehr beobachten. Ich weiß zwar nicht, ob es die Absicht ist, die Stimmung anderer zu beeinflussen, aber ich werde aufmerksamer sein und mehr versuchen, im Gesicht des Gegenüber zu lesen.
Zitat von Hotin:Dann verhalte Dich so, dass Du heute viel Anerkennung bekommst. Im Grunde mache ich nichts anderes. Auf Diese Weise stehst Du in der Sonne, auch wenn es dunkel ist oder regnet. Ganz wichtig ist dabei aber. Die wenigste Anerkennung bekommen wir Menschen auf direktem Weg. Den größten Teil unserer Anerkennung bekommen wir darüber, wie sich die anderen Menschen zu uns verhalten. Du solltest also Deine Augen und Ohren immer offen haben. Viel Freundlichkeit, Lob und Anerkennung bekommst Du, obwohl es kaum ein anderer sieht oder registriert.
Das bedarf einiger Arbeit, befürchte ich. Das geht nicht so ohne Weiteres. Aber wie oben gerade erwähnt, werde ich mehr auf die Mimik anderer Menschen achten und weiter versuchen, freundlich zu sein. Selbst zu den Menschen, von denen ich eindeutig spüre, dass sie mich nicht mögen. Normalerweise würde ich solche Menschen auch einfach links liegen lassen. Auch wenn ich Anerkennung möchte, ich freundlich sein muss, ich muss dennoch aufpassen, dass es nicht in Schleimerei oder Anbiederei ausartet. Zu viel ist nämlich dann auch nicht gut.
Zitat von Hotin:Das verstehe ich gut. Es geht meiner Ansicht nach aber weniger um Fehler oder nicht. Du hast etwas anderes nicht gelernt. Und das solltest Du nachholen.
Jeder Mensch hat einen persönlichen Bereich. Der ist bei einigen groß, bei anderen eher klein. Diesen persönlichen Bereich muss jeder Mensch verteidigen, wenn er zufrieden sein will. Nur, Du hast verlernt, Deinen Bereich zu verteidigen. Und noch mehr. Du redest Dir ständig selbst ein. Ich bin schwach. Ich kann, bzw. darf mich nicht verteidigen. Und damit hast Du einen wesentlich Schuldanteil daran, das es Dir heute so geht, wie es Dir geht. Bitte fühle Dich nicht schlecht, wenn ich das so schreibe. Das ist keine Kritik an Dir sondern soll nur eine rein sachliche Erklärung liefern, warum Du Dich häufiger schlecht fühlst.
Ok, zugegeben, dass mit dem kleineren oder größeren persönlichen Bereich habe ich nicht verstanden. Ich weiß nicht, was ich unter einem persönlichen Bereich verstehen soll. Gut, und ich habe verlernt, meinen eigenen Bereich zu verteidigen...nein, damit kann ich leider nichts anfangen und weiß daher auch nicht, was ich dazu sagen soll. Eins stimmt allerdings. Das ist deine Aussage über mich, dass ich denke, dass ich mich nicht verteidigen darf. Das habe ich auch nie gelernt. Zuhause hatte ich ruhig zu sein und alles zu erdulden. Da ich viel zu viel Angst vor meiner Mutter hatte, hab ich mich in dieses Schicksal gefügt. In der Schule wurde ich auch nur fertig gemacht und in meinen bisherigen Partnerschaften lief es auch so ähnlich. Da habe ich um Liebe gebettelt, aber ich wurde in unterschiedlicher Hinsicht von allen nur ausgenutzt. Anscheinend ist mir die Opferrolle auf den Leib geschneidert. Kann du jetzt auch kritisieren, aber ich habe das alles so erlebt, da gibt es nichts zu diskutieren. Und nach der ganzen Erfahrung, die ich gemacht habe, da ist es doch logisch, dass ich nicht fröhlich aufspringe und mir sage, dass alles besser werden wird. Und du meinst, ich hätte einen wesentlichen Schuldanteil daran, dass es mir so schlecht geht. Tut mir leid, aber ich kann da keinen wesentlichen Schuldanteil erkennen. Und doch, ich fühle mich nicht gut dabei, dass du mir so etwas schreibst. Du weißt einfach nicht, was ich alles schon hinter mir habe.
Zitat von Hotin:Ich verstehe nicht, was Du hiermit sagen willst. Wer redet denn von Druck? Jeden Tag entscheidest Du Dich neu dafür das oder dieses zu tun. Du hast also die Wahl, werde ich mich bewegen und etwas für mein Wohlbefinden zu tun oder bleibe ich lieber zuhause und jammere ein wenig. Worin besteht der Druck an Dich? Bist Du nicht daran gewöhnt, etwas zu tun, also eine Leistung zu erbringen, damit es Dir gut geht? Möchtest Du Zufriedenheit zum Nulltarif haben? Das geht gar nicht!
Ich mache mir selber den Druck, wenn ich mir vornehme, dass ich jeden Tag eine Runde durch den Park laufe. Ich kenne mich zu gut. Wenn ich das mal einen Tag nicht mache, dann mach ich das auch vielleicht am anderen Tag nicht und so geht das weiter. Ich bin nicht gut im Durchhalten von Sachen, die ich eigentlich gar nicht gerne mache. Ich unterbreche meine Kette, wenn ich mal zuhause bleibe. Und nein, ich bin nicht daran gewöhnt, eine Leistung zu meinem Wohlergehen zu erbringen. Ich musste mir nicht um so etwas Gedanken machen, wenn viel Wichtigeres im Vordergrund stand. Was interessiert mich, ob ich jeden Tag laufe oder andere Dinge unternehme, wenn ich viel zu depressiv oder ängstlich bin, um überhaupt etwas auf die Reihe zu bekommen, wenn es mir schon schwer fällt, nur mal auf Toilette zu gehen oder mich zu duschen? Wirklich, es gibt andere Prioritäten, wenn man nicht gut dran ist. Und das war ich nun mal ein Großteil meines Lebens. Zufriedenheit zum Nulltarif geht deiner Meinung also gar nicht! Ich weiß auch gar nicht, ob das mein Ziel ist, zufrieden zu sein. Mein Ziel ist es, zu sagen, ich fühle mich gesund und habe keine Magenschmerzen mehr und komme mit mir alleine gut klar. Kann sein, dass man das auch unter Zufriedenheit versteht. Da ich jetzt keine Depressionen habe zur Zeit, bin ich in der Lage, an der Angst zu arbeiten.
Zitat von Hotin:Ja, ich bin hinterher schon automatisch schnell gelaufen. Allerdings habe ich nie gemerkt, dass es meinen Kopf frei macht. Ich wurde zwar fitter, das ist richtig, körperlich gab es eine Verbesserung. Aber psychisch nicht! Meine Angst ist mit mir mitgelaufen. Das Laufen hat mir überhaupt nicht geholfen.
Es kann sein, dass Du nicht sofort eine Verbesserung gemerkt hast. Vieles geht langsam.
Stimmt, aber ich habe es ein halbes Jahr lang gemacht und war jeden Tag eine halbe bis eine Stunde draußen spazieren. Ich meine, da hätte ich doch was von merken müssen. Nach 6 Monaten! Wie langsam soll das denn noch sein? Wie lange hätte ich warten sollen?
Zitat von Hotin:Draußen im Park die ganzen Menschen konnte ich auch nur ganz schwer ertragen. Ich habe dann halt meistens auf den Boden gestarrt beim Laufen.
Das war dann bestimmt sehr hilfreich. Hast Du auf dem Boden wenigsten Interessantes gesehen?
Kann mich nicht mehr erinnern. Aber es wird ja wohl auch nicht daran gelegen haben, dass es meinen Kopf von meinen Problemen nicht frei gemacht hat. Ich weiß natürlich, die Frage von dir war ironisch gemeint.
Einen schönen Sonntag wünsche ich dir
Liebe Grüße
Minka
30.09.2018 11:53 • x 1 #81