Hallo Minka,
Zitat:Was ich dir daraus noch antworten möchte, weil du sagst, meine Freundlichkeit würde auch Freundlichkeit bei anderen
Menschen zurück werfen. Das stimmt nicht so ganz. Jedenfalls nicht in meinem Fall. Wenn ich freundlich bin zu
fremden Menschen, dann sind sie anfangs auch nett zu mir
Was Du hier ansprichst, ist ein großes wichtiges Thema. Wichtig deshalb, weil wir Menschen
einen sehr großen Teil unserer Zufriedenheit aus den menschlichen Kontakten holen.
Gut ist, das Du die Erfahrung gemacht hast, das Freundlichkeit zumindest am Anfang Freundlichkeit zurück spiegelt.
Zitat:Aber ich erlebe seit Jahren und es wiederholt sich wirklich immer wieder, dass die Menschen, anfangs nett, sich irgendwann
verändern und ich spüre, dass sie mich nicht mehr leiden können. Vielleicht spüren sie, dass ich doch irgendwie anders,
komisch bin. Und ich bilde mir das nicht ein, ich beobachte das tatsächlich.
Ich mag es nur schwer glauben, dass sich das Verhalten der Menschen fast immer nach einiger Zeit negativ verändert.
Wenn Du Dir das nicht einbildest, was passiert denn genau, das Du vermutest, sie könnten Dich mit der Zeit weniger leiden?
Kann es nicht doch so sein, dass Du dies mit der Zeit nur vermutest?
Zitat:Ich weiß nicht, ob ich in der Situation bin, mein Selbstbewusstsein aufzubauen, das ich vom Elternhaus nie bekommen habe.
Wenn einem nie jemand gezeigt hat, dass man was wert ist, wie soll man da ein Selbstbewusstsein entwickeln? Ich kann
mich nicht selbst an meinen Haaren aus dem Sumpf ziehen.
Oh doch. Was das Selbstbewusstsein betrifft, musst Du Dich selbst da herausziehen.
Ein anderer kann das nicht gut für Dich machen.
Zitat:Wenn ich andere Personen hätte, die mir glaubhaft zeigen können, dass ich was wert bin, dass sie mich mögen, vielleicht käme
dann so etwas, dass ich mir Gedanken machen würde, dass ich eventuell doch nicht so ein verkehrter Mensch sein kann.
Genau darum geht es. Die Menschen die freundlich zu Dir sind, die zeigen Dir doch fast täglich, dass Du eine nette,
ehrliche, vertrauenswürdige Frau bist.
Dies musst Du jeweils erkennen, als Erfolg abspeichern und bei Bedarf auch wieder abrufen können.
Zitat:Ich habe kaum Menschen, die mich so behandeln, dass ich das Gefühl habe, dass ich etwas Besonderes bin.
Hier sind wir wieder beim spiegeln.
Sei anderen Menschen gegenüber freundlich, aufmerksam und hilfsbereit. Nicht alle aber einige werden dies zu schätzen
wissen und auch Dir Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Respekt gegenüber bringen.
Zitat:Das siehst du völlig richtig, ich habe vieles noch nicht automatisiert. Habe aber auch allerdings noch nie daran gearbeitet.
Doch so etwas muss, wie es der Name schon sagt, automatisch kommen. Momentan habe ich andere Prioritäten.
Kann es sein, dass Du falsche Prioritäten gesetzt hast? Es ist äußerst wichtig, dass Du Dein Verhalten positiv automatisierst.
Zitat:Ich könnte Menschen überall ansprechen, aber dazu fehlt mir wie gesagt das Selbstbewusstsein. Zudem wüsste ich nicht,
wen ich ansprechen sollte und warum. Vor allem, was soll ich sagen? Ich bin in Small Talk richtig schlecht.
Dann übe es. Du beobachtest doch vermutlich die Menschen, denen Du begegnest.
Da gibt es immer mal einen Satz, den man zu jemandem sagen kann.
Ob der andere dann antwortet, wirst Du sehen.
Zitat:Am liebsten wären mir Menschen, die genauso diese Probleme haben wie ich.
Dies ist eine falsche Denkweise. Wenn Du nicht gut Tennis spielen kannst, solltest Du den Kontakt zu jemandem suchen,
der etwas besser Tennis spielen kann als Du.
Nur so hast Du eine Chance etwas zu lernen, Dich weiter vorwärts zu entwickeln.
Zitat:Treffe ich einen Normalo, mit dem habe ich wenig gemeinsam und kann meistens kein Verständnis erwarten.
Warum? Bestimmt bist Du normaler, als Du es selbst glaubst. Mache Dich nicht zu einer
besonderen Person. Oder was macht Dich unter 80 Millionen Deutschen zu einer besonderen Frau?
Zitat:Da meine Krankheit nun mal den größten Teil in meinem Leben ausfüllt, da sie immer präsent ist, habe ich kaum Gelegenheit,
mich auf was anderes zu konzentrieren, so dass ich kein Thema finde, womit ich sonst mit einem normalen Menschen
reden kann. Politik, Weltgeschehen, Reisen, Religion, Finanzen...alles ist zweitrangig für mich.
Bitte sei mir nicht böse. Das glaube ich Dir nicht so recht.
Zitat:Immerhin muss ich durch meinen Minijob Menschen ansprechen, je nach dem, was ich zu tun habe. Z.Zt. interviewen wir Leute in den S-Bahnen, da muss ich auf die Leute zu gehen. Allerdings habe ich Freitag Abend so viele Absagen bekommen, das hat mir den Mut genommen, gestern zur Arbeit zu gehen, ich hatte so viel Angst vor Absagen, ich hab es nicht gepackt. Es ging mir richtig schlecht. Ich beziehe sowas gleich auf meine Person und nehme das voll persönlich.
Das kann ich mir vorstellen. Für den Anfang war das vermutlich nicht die richtige Tätigkeit für Dich. Versuche zunächst
etwas, bei dem Du nicht so direkt auf Menschen zugehen musst. Später wird Dir so etwas leichter fallen.
Zitat:Du meinst, ich soll mich besser akzeptieren, so wie ich bin. Ok, jetzt, wo ich keine Depressionen habe, kann ich mich besser annehmen, sehe ich ja nun nicht mehr alles so negativ. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Ängste da sind.
Selbst wenn ich mich akzeptiere, die Ängste gehen davon nicht weg. Leider!
Das ist wunderbar, wenn du Dich schon besser annehmen kannst.
Angst ist ein Gefühl, welches uns Menschen steuert. Das bedeutet,
Ängste gehen nie weg.Die sind ganz wichtige, lebensnotwendige Gefühle. Das einzige, was Du erreichen kannst ist, das Dich Deine Ängste nicht
mehr behindern und blockieren.
Wer lebt der hat Angst! Und deswegen denke immer daran, wenn Du einem Menschen gegenüber trittst, dann ist das jemand, der auch Angst hat.
Durch Dein Verhalten und das, was Du sagst, versuche zu erreichen, dass er wenig Angst vor Dir hat.
Dann vertraut er Dir und öffnet sich eventuell.
Hat er Angst vor Dir, verschließt er sich. Dann bekommst Du Absagen.
Was Du bei der Arbeit mit und für Katzen erreichst, darauf bin ich gespannt. Ich freue mich darauf, wenn Du hier darüber berichtest.
Bei schönem Hochdruckwetter geht es mir gesundheitlich immer etwas besser.
Wenn es bei Dir anders ist, dann wünsche ich Dir häufiger Tage mit tieferem Luftdruck.
Für jemanden, der nichts Besonderes darstellt, find ich es ziemlich interessant, mit Dir zu reden.
Eine ruhige Nacht und viele Grüße
Bernhard