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sevendeadlysins
Hallo liebe Community,

so langsam leuchtet es mir immer mehr ein aus welchem Grund es mir eigentlich so schwer fällt anderen meine Probleme zu schildern. Bisher habe ich mich damit nicht so intensiv befasst. Womöglich habe ich es schon die ganze Zeit gewusst, unterbewusst jedoch alles verdrängt. Nie wollte ich mir die Last auf meinen Schultern eingestehen denn ich hatte schon immer meine Päckchen zu tragen genau wie jeder andere. Da dachte ich mir du wirst schon mit der Zeit damit fertig doch ich wusste nicht dass es so ein langer Weg ist, welchen ich bis heute ganz alleine beschritten habe. Soweit ich zurückdenken kann habe ich mich immer als Ersatzspieler betrachtet. Schon als kleiner Junge war ich ein Tagträumer und habe mir soviele Themen und Aspekte des Lebens durch den Kopf gehen lassen. Damals hatte ich bis auf einen Teil meiner Familie niemanden der sich wirklich für mich interessierte und ich nehme mal an dass ihr versteht wenn ich sage es gibt verschiedenste Begebenheiten die man lieber einem guten Freund anvertrauen würde. Durch all die unausgeprochenen Worte und verpassten Erfahrungen fühlt es sich an als wäre da eine große Lücke die mir fehlt welche ich aber gerne durchlebt hätte. Es gab unzählbare Situationen die ich mir ausgemalt habe und somit auch dementsprechend eine gewisse Anzahl an unerfüllten Wünschen. Je älter ich wurde desto mehr habe ich realisiert wie die Welt und der Mensch tickt. Schon zu dieser Zeit habe ich oft darüber nachgedacht nicht in dieser Welt leben zu wollen weil sie einfach so stark von meinen Wünschen und Erwartungen abweicht. Umso länger ich mir über all das Gedanken gemacht habe desto tiefer bin ich in dieses idealistische Loch gefallen und muss jetzt gezwungener Maßen zwischen zwei Welten unterscheiden, die in meinem Kopf und jene in der wir leben. Und ja.. immer öfter kommt es zu einem Konflikt zwischen beiden und ich kann nicht mehr klar erkennen was zu welcher gehört. Die meiste Zeit über spielt sich alles in meinem Kopf ab und wenn ich dann wieder in die wirkliche Welt eintauche habe ich viel zu hohe Erwartungen an andere Menschen und werde stets enttäuscht - zumindest hat es den Anschein. Ich verstehe die Menschen nicht, deren Handlungen irritieren und berühren mich auf eine negative Weise.
Damals war ich ein Einzelgänger aber ich habe stets den Kontakt zu anderen gesucht und heute würde ich es am liebsten aufgeben. Ich lernte viele Menschen kennen aber niemand bleibt, alle treten Sie aus dem Leben - oft trennen sich die Wege auch durch nicht so schöne Situationen - und deshalb habe ich fast schon beschlossen Einzelgänger zu bleiben weil es so ein ganzes Stück erträglicher ist. Denn es ist so dass durch meine idealistische Traumwelt mir die Menschen viel mehr bedeuten als sie es vermutlich sollten. Natürlich trifft das nicht auf jeden zu und ich bevorzuge manche weil sie mir einfach sympathischer erscheinen. Doch es ist traurig zu wissen dass niemand mich so sehr schätzt wie ich sie und niemand auch nur Ansatzweise soviel für eine Freundschaft tun würde wie ich. Das ist ein weiterer Grund für mich in meinen Gedanken zu versinken und mich auch wenn ich bestimmte Leute nur kurz gesehen habe auf der Straße, mir vorzustellen wie es wäre wenn Sie an meinem Leben teil haben würden. Das einzige was mir noch Hoffnung gibt ist allein die potenzielle Möglichkeit - wenn auch nur sehr gering - dass ich jemanden kennenlerne der genauso empfindet.
Eine weitere Hürde die mich daran hindert mich anderen zu öffnen und meine Probleme zu verkünden sind die schlechte Erfahrungen die ich bisher damit gemacht habe. Wenn man sich gerade kennenlernt ist es anscheinen nahezu unausweichlich dem anderen Einblick in sein Leben zu gewähren und die damit verbundenen Probleme. Bisher hat sich nach allem was ich Ihnen darüber gesagt habe gewaltig die Beziehung zueinander verändert und binnen kürzester Zeit sind sie aus meinem Leben getreten. Dann bekommt man Sprüche ab wie du bist doch krank, geh dich erhängen, krieg deinen schei. mal auf die Reihe etc. und lässt das Loch in meinem Herzen nur noch wachsen denn ich rede über Themen die mir schwer fallen ( wie z.B. das hier mit der Traumwelt ) und im nächsten Augenblick wird mein Herz durch die kalten Worte des anderen durchbohrt. Sowas wirft mich dann wieder komplett aus der Bahn und ich werde hin und her gerissen zwischen der wirklichen Welt und meinen Gedanken. Und ich versuche verzweifelt meinen Fehler zu finden und bin geplagt vom Unwissen. Wahrscheinlich kann sich niemand vorstellen wie unendlich traurig mich das macht.
Dieser ganze Stress durch diese und auch andere Probleme belastet mich so stark dass ich manchmal einfach eine Auszeit brauche und tagelang versuche an nichts zu denken. Denn sonst schlägt mir das alles extremst auf mein Herz und es rast, stolpert oder setzt kurz aus. Es kommt immer öfters vor dass ich schweißüberströmt aufwache egal ob es warm, mild oder kalt in meinem Zimmer ist. Es klingt vielleicht doof aber meine schlimmsten Alpträume sind die bei denen ich fast schon Spaß mit anderen Menschen habe oder wo Leute die aus meinem Leben sind vorkommen. Es gibt noch viele andere Probleme aber das soll zunächst einmal ein guter Anfang sein. Nur weiß ich leider nicht was das alles bringen soll.. ich meine ja es ist ein bisschen befreiend sich das hier von der Seele zu schreiben aber das ändert einfach nichts an meinen Problemen und meiner Einstellung zu dieser Welt.

Wünsche euch trotzdem einen schönen Morgen und einen guten Start in den Tag.

16.12.2015 05:34 • 25.01.2016 #1


22 Antworten ↓


Tilo
Da Du nach Lichtblicken fragst, hier meine Blicke durch den lichtdurchfluteten, wogenden Wipfel meiner großen grünen Linde.

Man kann prinzipiell abseits der allgemeinen Normen (wie die nun auszusehen haben oder wer die definiert oder obs die überhaupt gibt...) ein gutes und interessantes Leben führen. Ob als Einzelkämpfer oder HansdampfinallenGassen ist egal, da es einsame Einzelkämpfer als auch nicht einsame Einzelkämpfer gibt, und gleiches für den Hansdampf zutrifft. Es ist eigentlich egal.
Der eine hat halt mehr schwerpunktmäßig mit einer anderen Lebenswelt zu tun, meinetwegen mit einer tiefergehenden, während der andere massenhaft nur an vielen Oberflächen herumkratzt. Was von diesen beiden Lebensmodellen oder den restlichen 8 Milliarden Modellen nun das tollste und erstrebenswerteste sein soll, hab ich keinerlei Ahnung.
Es ist alles ok, solange man menschlich anständig bleibt.
Wahrscheinlich vergleicht man sich viel zu viel mit irgendwelchen anderen und sieht dabei nur das, was einem dann angeblich so übel abgehen muss. Der andere hat ja so viel Freude damit, oder er tut wenigstens überzeugend so. Eigene Schätze und Schätzchen und die kleinen Kristallkeime, die ein Smaragd oder Saphir oder so werden können, in der Seele, Körper, Geist, gehen da oft ein wenig bis stark unter.

So ists möglich, dass zB mir der mir wertvollste und liebste Mensch in der Verpackung eines bipolaren Exemplars über den Weg lief.


...Durch all die unausgeprochenen Worte... ! Eben. Da staut sich so vieles an, negatives aber auch sehr viel positives an Gedanken, Gedankenspielen. Ohne ein zurückspielendes und zurückspiegelndes Gegenüber kann man sich dabei leicht festfressen, in einem übertragenen Sinne vielleicht sogar überfressen. Mit zB meinen Eltern war das völligst ausser der Welt, ebenso mit den meisten der Spielkameraden etc., zudem man als Kind da recht hilflos ist. Eine, wahrscheinlich nicht die erste, Verdrängung und Ausblenden setzt ein. Die Oma wars, die aufgrund ihrer altersmäßigen Gelassenheit (zwei Weltkriege etx.) und auch Nachsichtigkeit zur Stelle war. Entsprechenden Ersatz/Ersätze zu finden, ist zugegebenermaßen oft nicht allzu leicht.
Zum Thema Gesprächspartner und welche Varianten es geben kann: Letzten Weihnachtsabend war ich spät auf der Autobahn unterwegs, recht weit weg von mir Daheim. Bei einer Raststätte bin ich mal raus, fürn Tasserl Mokka. Es war kaum wer da, an und ab ist wer angekommen oder wieder weg. Es war natürlich auch Bedienpersonal anwesend. Mit einer davon, wildfremd, aus einem mir nicht allzusehr näher bekannten deutschen Landstrich, hatte ich an diesem Weihnachtsabend eines meiner liebsten und tiefen Gesprächserfahrungen. Nur circa eine Stunde, aber die war gülden. Das gedankliche Verbindungsschnürl besteht meinerseits immer noch.

Mir geht das freie miteinander Reden, und es muss und braucht nicht zu 100 Prozent nur über schwerere Dinge parliert werden, im alltäglichen Umgang, in der Arbeit zB, echt ab. Obwohls manchmal die Hölle sein kann, intrigant, aushorchend, lügend. Aber wenn man damit umgehen kann, gar damit in gewisser Weise spielen kann, kanns fast schon wieder interessant sein... .
Im Moment, nö falsch, seit gut zwei Monaten separier ich mich trotzdem, und das extrem. Ich seh das als wieder eine meiner persönlichen scharfen und dieses Mal sehr unleidlichen Lebenskanten, wo grundsätzlich Unverdautes oder Schwerstverdauliches wieder hochkommt. Am ungeschicktesten ist dabei dieses manchmal widerstandslose Zulassen der Gedankenkarusselle. Hab mit mir selber abgemacht, dass wenns viel zu schnell rundumgeht und ich wirklich rauszufliegen drohe, dann beam ich mich halt elegant weg mit einem Medi. Ein sehr gutes und teures Auto hat ja auch effektive Keramikbremsen, die bei Bedarf auch benutzt werden.

Wie der Mensch ticken kann, ich glaube, da lernt man nie aus. Man betrachte nur sich selber, wies da rattern und scheppern kann, vielleicht launisch, auf und nieder. Von geruhsamer Schlaftablette bis angezündetem Dynamitstangerl, von fast heilig bis schlichte ....... (Negativbegriff bitte nach gusto einsetzen), ist alles dabei. Warum da ausgerechnet der Einzelkämpfer negativ auffallen sollte, oder Depressive, Bipolar oder Tourettesprechende ...?


Jetzt hör ich einfach mal auf zum Tippen, ich weiss gar nicht, ob und wie weit ich mich vom Ausgangsthema weggetippt hab...


Eine schöne Zeit Dir, Siebenlethalesünden !

Gruß
Tilo

16.12.2015 09:13 • x 1 #2


A


Brauche Lichtblicke - bin ungewollter Einzelgänger, wer kennt das

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Icefalki
Hallo Sevens, ich denke, dass du als Kind gelernt hast, so zu reagieren. Deine Wunschwelt war deine Flucht. Und in dieser passt dann eben alles, und die Wirklichkeit kann dann nicht mithalten.

Du sehnst dich nach einer Geborgenheit, nach der Liebe, die es für dich nicht gegeben hat..und in deiner Fantasie ist da alles, was du dir wünscht.

Die Realität kann nicht mithalten, daher auch die Enttäuschungen. Ich weiß jetzt nicht, ob du es verstandesmäßig hinbekommen kannst, dich mit der Realität abzufinden.

D.h. Die Erwartungen bewusst zu reduzieren, es zu akzeptieren, dass du wirklich Defizite hast, die durch Träume ausgeglichen werden müssen.

Und daher deine Erwartungen verstehst und sie versuchst anzupassen.

Versuchst es hinzunehmen, dass dir diese Liebe nicht gegeben wurde.

Damit meine ich wieder dieses Ursache - Wirkungsprinzip.

Mir hat es geholfen, meine Defizite und deren Wirkung zu verstehen.

16.12.2015 20:49 • #3


sevendeadlysins
Zitat von Tilo:
Es ist alles ok, solange man menschlich anständig bleibt.


Kann man das definieren? Denn so wie ich das sehe sind das die wenigsten Menschen, gerade deshalb frage ich mich was es nützen soll gegen den Strom zu schwimmen.

Zitat von Tilo:
Wahrscheinlich vergleicht man sich viel zu viel mit irgendwelchen anderen und sieht dabei nur das, was einem dann angeblich so übel abgehen muss.


Vergleichen tue ich mich mit anderen nur auf der Ebene der charakterlichen Eigenschaften und ich denke dabei bilde ich mir nichts ein sondern bleibe bei der Realität und den Fakten.

Zitat von Tilo:
...Durch all die unausgeprochenen Worte... ! Eben. Da staut sich so vieles an, negatives aber auch sehr viel positives an Gedanken, Gedankenspielen. Ohne ein zurückspielendes und zurückspiegelndes Gegenüber kann man sich dabei leicht festfressen, in einem übertragenen Sinne vielleicht sogar überfressen.


Wahre Worte die du da sprichst. Doch ich sehe es auch irgendwo optimistisch dass mir diese Worte mehr bedeuten als anderen und ich sie irgendwann jemandem schenken kann der es verdient hat.

Zitat von Tilo:
Zum Thema Gesprächspartner und welche Varianten es geben kann...


Danke auch für diesen Ansatz aber ich denke da gibt es ein Missverständnis, entschuldige bitte wenn ich mich undeutlich ausgedrückt habe. Ja ich bin ein Einzelgänger und war es den größten Teil meines Lebens, jedoch fällt es mir fast schon unheimlich leicht andere Menschen kennenzulernen - mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Mein äußerliches Erscheinungsbild und meine Sympathie tragen dazu bei dass ich dabei keine Probleme aufkommen. Und ja ich rede dann auch über Gott und die Welt und es ist fast schon zu schön sich austauschen zu können, doch dann frage ich mich wieso es nicht immer so sein kann, vielmehr mit einem Menschen der in meinem Leben bleibt.

Zitat von Tilo:
...dann beam ich mich halt elegant weg mit einem Medi.


Wenn ich das jetzt richtig verstehe.. für mich sind Medikamente keine Option für die Heilung der Psyche. Im Gegenteil ich finde viele Medikamente fördern eine psychische Belastung weitaus mehr als sie zur Heilung beitragen. Für mich steht jedenfalls fest egal was komme, der Tag an dem ich Medikamente dafür mir zuführe ist der Tag an dem ich aufgegeben habe und es zu spät ist.

Lieber @Tilo ich danke dir für deinen Beitrag und deine Einblicke.

Zitat von Icefalki:
Und in dieser passt dann eben alles, und die Wirklichkeit kann dann nicht mithalten.


So in etwa kann man das ausdrücken, es scheint wie Himmel und Hölle.

Zitat von Icefalki:
Du sehnst dich nach einer Geborgenheit, nach der Liebe, die es für dich nicht gegeben hat...


Ich durfte einmal die Erfahrung machen denn es gab eine Zeit da waren beide Welten auf gleicher Wellenlänge und ich hätte glücklicher garnicht sein können. Und jetzt im Nachhinein wünschte ich dass all das Vergängliche niemals passiert wäre denn das macht es nur noch schlimmer.

Zitat von Icefalki:
Ich weiß jetzt nicht, ob du es verstandesmäßig hinbekommen kannst, dich mit der Realität abzufinden.


Abzufinden ist das falsche Wort. Ich habe akzeptiert dass die Realität bei weitem anders ist als meine Wunschwelt und dass sich dies voraussichtlich nicht ändern wird. Man kann sich lediglich an die Realität gewöhnen, zufrieden geben kann ich mich damit jedoch nicht.

Zitat von Icefalki:
D.h. Die Erwartungen bewusst zu reduzieren, es zu akzeptieren, dass du wirklich Defizite hast, die durch Träume ausgeglichen werden müssen.


Das habe ich schon versucht aber die Erwartungen sind bei mir nunmal vorhanden und lassen sich nur schlecht verändern. Ich hatte die Erwartungen schon stark reduziert aber es war immer noch nicht genug und je weiter diese abnehmen desto schlechter fühle ich mich dabei weil das nicht ich bin und ich nicht möchte dass ich so eine Welt vor meinen Augen habe.

Auch dir danke ich für deinen Beitrag @Icefalki und einer neuen Sichtweise.

16.12.2015 21:31 • #4


Icefalki
Seven, was ich verstehe, dass du einen Menschen suchst, der deinen Wünschen entsprechen kann.

Was da evtl. das Problem ist, dass dieser Mensch auch seine Schattenseiten haben wird. Und dich dann wieder enttäuscht.

Ich denke, dass du sehr intelligent und sehr empfindsam bist. Das ist ein Segen und Fluch zugleich.

Du erinnerst mich ein bisschen an meinen ältesten Sohn. (Hab nicht geschaut, wie alt du bist). Er hatte auch extreme Probleme mit der Welt. Es hat wirklich lange gedauert, bis er besser Fuß gefasst hat.

Gut, er hatte uns, aber dennoch massive Probleme, sagen wir mal, mit der Dummheit Stumpfheit da draußen umzugehen.

Zwischenzeitlich hat er eine Partnerin gefunden, die mit ihm gleichzieht.

Deine Beschreibung von dir, gut aussehend, eloquent, guter Gesprächspartner, Passt auch auf ihn.

Er flüchtete eine zeitlang in Dro. und dann in den Alk.. Hat es aber alleine überwunden.

Ich denke, dass du das auch hinbekommen wirst, und dein Glück irgendwo da draußen wartet. Zumindest wünsche ich es dir von ganzem Herzen.

16.12.2015 23:25 • #5


S
Grundsätzlich kenne ich die Problematik auch etwas von mir.

Gerade auch das, was die Erwartungen angeht.

Du schreibst:
Zitat:
Das habe ich schon versucht aber die Erwartungen sind bei mir nunmal vorhanden und lassen sich nur schlecht verändern. Ich hatte die Erwartungen schon stark reduziert aber es war immer noch nicht genug und je weiter diese abnehmen desto schlechter fühle ich mich dabei weil das nicht ich bin und ich nicht möchte dass ich so eine Welt vor meinen Augen habe.


Ich glaube, das genau zeigt, dass Erwartungen eigentlich nichts anderes als die Kehrseite von den eigenen Defiziten sind. Sprich: Was einem selbst fehlt, sucht man bei anderen. Und je mehr es einem fehlt, desto dringender erwartet man es bei anderen zu finden, desto weniger kann man darauf verzichten, desto stärker möchte man es einfordern. Das Problem ist nur, dass man kein Anrecht darauf hat und dass diese Erwartungshaltung andere Menschen überfordert respektive abschreckt.


Zitat:
Ja ich bin ein Einzelgänger und war es den größten Teil meines Lebens, jedoch fällt es mir fast schon unheimlich leicht andere Menschen kennenzulernen - mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Mein äußerliches Erscheinungsbild und meine Sympathie tragen dazu bei dass ich dabei keine Probleme aufkommen. Und ja ich rede dann auch über Gott und die Welt und es ist fast schon zu schön sich austauschen zu können, doch dann frage ich mich wieso es nicht immer so sein kann, vielmehr mit einem Menschen der in meinem Leben bleibt.


Ich weiß nicht, wie Du Dich normalerweise gibst. Aber kann es sein, dass Du eine Show abziehst, eine Maske trägst, anderen das anbietest - zumindest zeitlich begrenzt - was sie gerne haben möchten, aber irgendwann wird das zu anstrengend und Du möchtest ja eigentlich der sein, der Du wirklich bist? Dann hilft es nur, von Anfang an ehrlich zu sein. Oberflächlichkeiten führen i.d.R. nicht zu einer echten Bindung.

16.12.2015 23:39 • #6


sevendeadlysins
Zitat von Icefalki:
Er flüchtete eine zeitlang in Dro. und dann in den Alk.. Hat es aber alleine überwunden.


Das habe ich auch schon versucht und hinter mir gelassen. Es ist auch schonmal nach hinten losgegangen. Ich denke Alk. und Dro. sind keineswegs Lösungen denn damit flüchtet man nur in eine Scheinwelt und schiebt die Probleme beiseite. Eine Scheinwelt reicht mir dann auch.

Zitat von Icefalki:
Ich denke, dass du das auch hinbekommen wirst, und dein Glück irgendwo da draußen wartet. Zumindest wünsche ich es dir von ganzem Herzen.


Ich danke dir für die lieben Worte

Zitat von Icefalki:
Aber kann es sein, dass Du eine Show abziehst, eine Maske trägst..


Wenn dem so wäre dann würde mein wirkliches ich meine Maske sein. Diese nehme ich dann ab wenn alles zu viel wird und aus dem Ruder läuft.

22.12.2015 01:59 • #7


S
Du kannst es drehen und wenden wie Du willst:

Wenn Du Dich in Deiner Traumwelt verkriechst, wirst Du alleine bleiben. Wenn Du nur Idealbilder anstelle Menschen lieben kannst, wirst Du alleine bleiben.

Bislang warst Du nicht der Lage, die Menschen zu nehmen wie sie sind. Du hast sie Dir besser erträumt, bzw Du hast sie Dir so erträumt, wie Du sie gerne hättest, aber nicht so, wie sie eben sind.
Menschen wollen um ihrer selbst willen gemocht oder geliebt werden.

Erst wenn Du bereit bist, Menschen offen und ehrlich zu begegnen und sie wirklich so zu akzeptieren, wie sie sind, werden sie sich Dir gegenüber auch anders verhalten als bisher.

22.12.2015 12:34 • #8


Tilo
....bei den Menschen, die Du sagst zu nehmen sind wie sie sind, gehört jedoch der Themenersteller, ich und Du, auch dazu.
Mit den gleichen Rechten.

Sofern man nicht einer extremen Idealvorstellung von Menschen anhängt, ist es wohl nicht verkehrt, eigenen Wünschen und Maßstäben nachgehen zu versuchen. Dabei wird man sicher nicht jedermanns Freund, vielleicht bleibt man sogar etwas alleiner als andere... aber mit der Zeit wird sich ein Fundus an Menschen herauskristallisieren, mit und an denen man wachsen kann.

22.12.2015 15:05 • #9


S
Zitat von Tilo:
....bei den Menschen, die Du sagst zu nehmen sind wie sie sind, gehört jedoch der Themenersteller, ich und Du, auch dazu.
Mit den gleichen Rechten.


Natürlich hat jeder das gleiche Recht. Man hat auch das Recht, sich völlig in einer Traumwelt zu verkriechen, sich selbst als Prinz zu sehen auf einem weißen Pferd und die Prinzessin ohne Fehl und Tadel zu erobern. Allerdings nützt einem dieses Recht nichts, wenn man sich dadurch immer weiter von seinen Mitmenschen entfernt. So haben beispielsweise viele Jungmänner (ABs) häufig völlig überzogene Idealvorstellungen von einer geeigneten Partnerin, wo man sich nur an den Kopf greifen kann, weil sie Übermenschliches von einer solchen Frau verlangt. Das hat jetzt nicht unbedingt etwas mit dem TE zu tun, aber nicht jede Träumerei muss gleich romantisch sein, manche kann Menschen auch sehr abschrecken, weil sie einen völlig überfordern und/oder gänzlich weltfremd sind.


Zitat:
Sofern man nicht einer extremen Idealvorstellung von Menschen anhängt, ist es wohl nicht verkehrt, eigenen Wünschen und Maßstäben nachgehen zu versuchen. Dabei wird man sicher nicht jedermanns Freund, vielleicht bleibt man sogar etwas alleiner als andere... aber mit der Zeit wird sich ein Fundus an Menschen herauskristallisieren, mit und an denen man wachsen kann.


Gegen Maßstäbe oder Wertvorstellungen hat sicherlich niemand etwas einzuwenden, im Gegenteil. Aber wenn ich es recht verstanden habe, schreibt der TE, dass er zwar schnell auf der Small-Talk-Ebene Anschluß findet, sich die Leute binnen kürzester Zeit von ihm abwenden und ihm sogar zu verstehen geben, er wäre krank im Kopf und sollte mal klarkommen. - Was auch immer zu solchen Äußerungen (die sicherlich nicht sehr nett sind) geführt hat, wissen wir nicht, aber sicherlich keine moderate Wunschvorstellung, wie die Menschheit zu sein habe.

22.12.2015 18:43 • #10


sevendeadlysins
Ich verziehe mich nur dann zurück in diese Traumwelt wenn mir die normale zu weltfremd scheint. Man macht und tut alles für andere und man darf heutzutage nichts mehr erwarten. Jede kleine Anstrengung ist für die meisten zu viel. Ich bin ein Atheist und dennoch neige ich zu einer religiösen Ansicht. All die Sünden die Menschen begehen wie Gier und Wollust, damit kann ich mich nicht identifizieren. Doch anscheinend läuft die Welt nunmal nach solchen Regeln, daher auch diese glücklichen Beziehungen wo man hinterrücks einander betrügt einfach weil man es kann.

22.12.2015 22:51 • #11


Tilo
@Sayonara: Ich sagte ja sofern man nicht extremen Vorstellungen nachläuft... . Deine Einlassungen kann ich nachvollziehen. Den TE kenne ich nicht persönlich, ich kann nur aus seiner Art zu Schreiben, seinem Gebrauch von Wörtern und der recht korrekten Grammatik folgern. Das Bild eines 3NüsseFürAschenbrödel-Prinzen habe ich dabei noch nicht.

Wenn er davon schreibt, dass man Sprüche abbekommt wie du bist doch krank, geh dich erhängen (?!), krieg deinen schei. mal auf die Reihe etc, beschreibt er recht anschaulich, worin der kleinste Nenner liegt, nach dem er sich im Sinne einer Akzeptierung durch (wenig tolerante) andere zu richten hätte.
Oder er textet andere sofort mit unglaublichen Sachen zu, was er hier mir seinen posts jedenfalls nicht tut oder erkennen läßt.


Er schreibt aktuell, er mache viel für andere, es komme jedoch nichts zurück. Für die meisten ist jede Anstrengung zu viel.
Seine Erfahrungen kann ich nachvollziehen. Dass er ein wenig in einen religiösen Tonfall gerät, irritiert mich zwar ein wenig, seinen nächsten Satz über die glücklichen und einander betrügenden Beziehungen kann ich wieder gut nachfühlen.

Vielleicht bin ich ja auch so etwas wie ein weißer Adliger, den man automatisch für was besseres hält.
Altersmäßig ein weißer König dann aber, klingt ja richtig gut....

23.12.2015 00:03 • #12


S
Zitat von sevendeadlysins:
Ich verziehe mich nur dann zurück in diese Traumwelt wenn mir die normale zu weltfremd scheint. Man macht und tut alles für andere und man darf heutzutage nichts mehr erwarten. Jede kleine Anstrengung ist für die meisten zu viel. Ich bin ein Atheist und dennoch neige ich zu einer religiösen Ansicht. All die Sünden die Menschen begehen wie Gier und Wollust, damit kann ich mich nicht identifizieren. Doch anscheinend läuft die Welt nunmal nach solchen Regeln, daher auch diese glücklichen Beziehungen wo man hinterrücks einander betrügt einfach weil man es kann.


Einerseits kann ich das verstehen, wobei ich mich eher an anderen Dingen stoße als Du. Wenn Du schreibst, dass man (damit meinst Du sicherlich Dich) für andere alles tut aber nichts erwarten darf - nun ja, das stimmt, auch wenn das sicherlich zu keiner Zeit großartig anders war als heute. Es ist halt so, dass ein aufrichtiges Geben ohne die konkrete Erwartung einer Gegenleistung nie zu einer Enttäuschung führen kann. Hab nicht selten erlebt, dass Menschen sich - meist ungewollt - geoutet haben, die nach Abgabe eines als selbstlos deklarierten Angebots aber so sehr erpicht auf Dankbarkeit und Anerkennung waren, dass sie hinterher extrem gekränkt und enttäuscht waren, als es nicht unbedingt die überschäumende Dankbarkeit dafür gab.

Natürlich fühlt sich Dankbarkeit gut an, man fühlt sich in der Welt dann etwas heimischer, aber vielleicht ist es besser, nur dann zu geben, wenn man es um des Gebens willen tut und nicht aus einer heimlichen Erwartung heraus.

Was Du über die Sünden schreibst (Sünde im christlichen Kontext ist nicht die böse Tat sondern die generelle Geisteshaltung des Menschen, die ihn von Gott trennt und sich in bösen Taten offenbart), kann ich auch gut nachvollziehen. Aber - christliches Denken hin oder her - die Wollust ist fest mit dem natürlichen Fortpflanzungstrieb (wozu hat der Mensch ein Lustzentrum?) gekoppelt, und die Gier eine fehlgelenkte Version von dem Streben nach Höherem, gemischt mit der menschlichen Angst zu kurz zu kommen (Defizite). Unbestritten sind die Sünden die Schattenseiten eines Menschen, aber sie sind es, die die Menschen menschlich machen, sonst wären wir Götter.

Und wenn Du die Bibel heranziehen möchtest, so lassen die Evangelisten Jesus im Gleichnis mit der Sünderin sprechen: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Nun ist die Frage: Wer ist ohne Sünde?

23.12.2015 01:38 • #13


S
Zitat von Tilo:
@Sayonara: Ich sagte ja sofern man nicht extremen Vorstellungen nachläuft... . Deine Einlassungen kann ich nachvollziehen. Den TE kenne ich nicht persönlich, ich kann nur aus seiner Art zu Schreiben, seinem Gebrauch von Wörtern und der recht korrekten Grammatik folgern. Das Bild eines 3NüsseFürAschenbrödel-Prinzen habe ich dabei noch nicht.


Auch ich kenne den TE nicht persönlich, und wir sind im Unklaren, was genau vorgefallen ist, dass genau solche Äußerungen gefallen sind:

Zitat:
Wenn er davon schreibt, dass man Sprüche abbekommt wie du bist doch krank, geh dich erhängen (?!), krieg deinen schei. mal auf die Reihe etc, beschreibt er recht anschaulich, worin der kleinste Nenner liegt, nach dem er sich im Sinne einer Akzeptierung durch (wenig tolerante) andere zu richten hätte.


Wenn solche Äußerungen, die absolut nicht akzeptabel sind, gemacht wurden, dann zeugen sie entweder von schlechtem Umgang oder von Äußerungen des TE, die seine Gegenüber zu solchen Äußerungen provoziert haben.

Zitat:
Oder er textet andere sofort mit unglaublichen Sachen zu, was er hier mir seinen posts jedenfalls nicht tut oder erkennen läßt.


Richtig, wir wissen aber nach wie vor nicht, was passiert ist.

Zitat:
Seine Erfahrungen kann ich nachvollziehen. Dass er ein wenig in einen religiösen Tonfall gerät, irritiert mich zwar ein wenig, seinen nächsten Satz über die glücklichen und einander betrügenden Beziehungen kann ich wieder gut nachfühlen.
´

Natürlich gibt es Beziehungen, wo nach außen hin der schöne Schein gewahrt bleibt. Wobei ich mich manchmal frage, wo die Alternative wäre? Es scheint wohl so, dass viele Menschen in der Diskrepanz ihrer Bedürfnisse und den Vorstellungen Außenstehender gefangen sind und dann auf die Schiene der Heuchelei ausweichen. Was würde denn passieren, wenn man aus dem Nähkästchen plaudern würde, seine Geheimnisse offenbaren? Man würde doch in der Luft zerrissen werden, weil die Meute doch nach Abwechslung lechzt, nach Skandalen, nach etwas, an dem sie sich selbst profilieren und nicht mehr so unnütz oder wertlos fühlen. Man erlebt es doch überall, dass, je kleiner ein Mensch sich fühlt, er umso begieriger ist, jemanden zu finden, der noch kleiner ist als er selbst.

Nein, ich heiße Heuchelei nicht gut. Aber ich stelle nicht jeden als Heuchler hin, der nicht herausposaunt, dass seine Ehe besch***** läuft sondern tut, als wäre alles wie immer, dass er zwar nach wie vor einen dicken Wagen fährt, ihn sich aber seit seinem neuen Job nicht mehr leisten kann, etc pp. Man muss sich schützen dürfen. Nur habe ich etwas gegen Leute, die aktiv andere angreifen, aber selbst Dreck am Stecken haben. Da hört für mich jede Toleranz auf.

23.12.2015 01:51 • #14


sevendeadlysins
Zitat von Sayonara:
Es ist halt so, dass ein aufrichtiges Geben ohne die konkrete Erwartung einer Gegenleistung nie zu einer Enttäuschung führen kann.


Menschen sind voller Erwartungen, bist du frei davon? Du hast natürlich Recht ich sehe das größtenteil genauso wie du. Zumindest in Hinsicht auf dein Statement dass man selbstlos den anderen bereichert ohne dafür etwas im Gegenzug zu verlangen. Aber es ist doch so dass irgendwann die Grenze erreicht ist wo man wirklich mal darauf hofft eine gewisse Dankbarkeit ausgesprochen zu bekommen. Denn so funktionieren nunmal Beziehungen untereinander. Oder wäre es - jetzt nur als Beispiel - aus deiner Sicht eine Normalität deiner Frau die eigene Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, im Gegenzug jedoch nichtmal nach Monaten ein einziges Dankeschön oder ein Ich liebe dich zu ergattern? Aus meiner Sicht jedenfalls gibt es eine klare Grenze und nach einer bestimmten Zeitspanne sollte man auch etwas zurückbekommen. Quid pro quo oder aber auch do ut des Ich gebe, damit Du gibst ist ein Sprichwort welches zum Nachdenken anregt. Jeder Mensch darf Handlungen von anderen verlangen das sollte ein Grundsatz sein! Ob die Person gegenüber so selbstlos ist wie man selbst ist dann ihre Entscheidung. Doch wie kann man das mit seinem Gewissen vereinbaren so eine einseitige Beziehung zu führen, zu wissen, man tut selber nichts dafür. Aus meiner Erfahrung sage ich es gibt wirklich Menschen welche nicht darüber nachdenken und/oder es ihnen auch nicht auffällt dass sie nichts geben. Für mich zeugt dieses Verhalten jedoch bei Menschen dass diese teilweise eine geminderte Wertschätzung haben. Keiner von ihnen dürfte behaupten die Gegenperson würde ihm etwas bedeuten.

Zitat von Sayonara:
Aber - christliches Denken hin oder her - die Wollust ist fest mit dem natürlichen Fortpflanzungstrieb (wozu hat der Mensch ein Lustzentrum?) gekoppelt, und die Gier eine fehlgelenkte Version von dem Streben nach Höherem, gemischt mit der menschlichen Angst zu kurz zu kommen (Defizite). Unbestritten sind die Sünden die Schattenseiten eines Menschen, aber sie sind es, die die Menschen menschlich machen, sonst wären wir Götter.


Das sehe ich keineswegs so. Die Wollust an sich ist zunächst nichts schlimmes nur in welchen Situationen man sie freilässt führt zum entscheidenden Punkt. Wenn diese mit der Gier in Verbindung kommt dann passieren leicht solche Affäreausrutscher. Genauso ist es mit der Gier selber. Wenn ich überhaupt nach etwas gierig bin dann nur nach Zuneigung und Verständnis und damit profitiere ich ganz alleine und füge niemandem Schaden zu. Wenn man aber eine glückliche Beziehung führt evtl. Kinder hat und jeden Sonntag eine andere nagelt dann schlägt es aus. Deine Aussage ist für mich unverständlich und ergibt wenig Sinn ( auch wenn es ggf. Fakten sind ). Leute die damit argumentieren würden wären in meinen Augen schwach, nicht Herr über sich selbst. Die Menschen haben alles und sie wollen immer mehr bis sie dann eine Hiobsbotschaft bekommen. Jeder Mensch hat seine Schattenseiten keiner ist perfekt aber dabei gibt es auch noch gravierende Unterschiede. Ob es jetzt meine Schattenseite ist dass ich z.B. nicht gut mit Konfliktsituationen umgehen kann, vielleicht mal ausfällig werde oder aber einen Gewaltdrang habe und andere Menschen zu meiner Befriedigung schänden muss. Für mich gibt es da verschiedene Level. Stimmt keiner von uns kann sich als Gott bezeichnen sonst wären wir schon lange nicht mehr hier aber kann man nicht das mindeste verlangen? Ehrlichkeit? Gewisse Tugenden die dazu beitragen dass man miteinander auskommt und andere nicht egoistischer Weise wie Luft behandelt.

Zitat von Sayonara:
Und wenn Du die Bibel heranziehen möchtest, so lassen die Evangelisten Jesus im Gleichnis mit der Sünderin sprechen: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Nun ist die Frage: Wer ist ohne Sünde?


Niemand. Doch solche Aussagen verleiten Menschen dazu leichtsinnig damit umzugehen. Wichtig ist nur wie schwerwiegend die Sünde ist.

Zitat von Sayonara:
Wenn solche Äußerungen, die absolut nicht akzeptabel sind, gemacht wurden, dann zeugen sie entweder von schlechtem Umgang oder von Äußerungen des TE, die seine Gegenüber zu solchen Äußerungen provoziert haben.


Wie schon gesagt solche Aussagen bekomme ich immer dann zu hören wenn ich mich auf Wunsch anderer öffne und von meinen Problemen berichte.

23.12.2015 02:35 • #15


Tilo
Jeder, der gibt (auch der, der es gerne tut), braucht auch mal kleine Wiederauffülldosen. Sonst wird man auf Dauer leer.
Enttäuschung? Frust? Resignation? Selber schuld, du dummer naiver Geber!?

Die eventuelle Einsicht, mit Geben im Sinne eines guten und kraftvollen wärmenden gefühlvollen Zusammenlebens letztendlich den Idioten zu spielen oder gespielt zu haben (mit der Folge des menschlichen rächenden Auslebens von umso mehr kalten allgemein gelebten Grundsätzen), könnte straks in die Verzweiflung führen. Weil man sich dann prinzipiell die Frage stellen muss, was für einer Spezie man da eigentlich angehört, die denken kann, sogar selber menschliche Defizite erkennt, fühlt, darüber klagt und vieles an Gefühl vermißt, aber aus wiederrum menschlichen Gründen zu faul, zu fad, zu phantasielos, zu gehemmt, und dann doch zu gefühllos für andere Wege erscheint und sich hinter einem bequemen SoIsserHaltDerMensch versteckt.

Man muß sich nicht einem überheblichen Götterdasein annähern, wenn man einen maßgeblichen Teil dieser Unzulänglichkeiten nicht (mehr) in seiner Seele haben will und auch nicht nachträglich davon durchfärben lassen will. Nachdem der Mensch gelernt hat Wasserklosetts gerne zu benutzen, auch Zahnbürste und sonstige zivilisatorische Errungenschaften, wirds wohl Zeit, dass er auch mal seinen inneren Zwirbel angeht.

Es sind auch keine Verweigerungen von Realitäten, sondern wohl eher Kontrapunktsetzungen. Dass die nun ein spassiges, in die vielerlei wirksamen Gemeinschaften eingebundenes lustiges Leben a la Dumm *beep* Gut und AudiFahren bescheren, trifft eher nicht zu.

23.12.2015 02:47 • #16


S
Zitat:
Zitat von sevendeadlysins:
Zitat von Sayonara:
Es ist halt so, dass ein aufrichtiges Geben ohne die konkrete Erwartung einer Gegenleistung nie zu einer Enttäuschung führen kann.


Menschen sind voller Erwartungen, bist du frei davon?


Nein, ich bin auch nicht frei davon. Aber ich mache mir immer wieder klar, dass meine Erwartungen und Bedürfnisse nicht unbedingt von anderen erfüllt werden müssen. Jedem steht frei, was er bereit ist zu geben, oder wozu er in der Lage ist. Nur weil ich etwas haben will, heißt es nicht, dass ich einen Anspruch darauf habe.
Zitat:
Oder wäre es - jetzt nur als Beispiel - aus deiner Sicht eine Normalität deiner Frau die eigene Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, im Gegenzug jedoch nichtmal nach Monaten ein einziges Dankeschön oder ein Ich liebe dich zu ergattern?


Nur weil Du eine Frau liebst, kannst Du nicht erwarten, dass sie diese Liebe erwidert. Du liebst sie ja schließlich nicht, damit sie auch Dich liebt, sondern Du liebst sie aus einem Dir ganz eigenen Impuls heraus. Natürlich erhofft man sich Gegenliebe, aber man kann sie nicht einfach so erwarten.

Ein Dankeschön kann man durchaus erwarten, zumindest, wenn die Geschenke willkommen waren. Aber ich vermute, es geht in diesem Beispiel nicht darum, dass eine Frau sich verbal bei Dir bedankt sondern darum, dass sie sich aus Dankbarkeit zu Dir hingezogen fühlt. Und das funktioniert eben nicht immer. Liebe ist nicht käuflich, und man kann sie auch nicht erarbeiten. Auf der einen Seite mag das grausam klingen, auf der anderen Seite ermöglicht sie auch dem ärmsten Menschen, die Liebe finden zu können, denn sonst bliebe sie ja nur für Reiche vorbehalten.

Zitat:
Aus meiner Sicht jedenfalls gibt es eine klare Grenze und nach einer bestimmten Zeitspanne sollte man auch etwas zurückbekommen. Quid pro quo oder aber auch do ut des Ich gebe, damit Du gibst ist ein Sprichwort welches zum Nachdenken anregt. Jeder Mensch darf Handlungen von anderen verlangen das sollte ein Grundsatz sein!


Das sehe ich ganz anders. Denn dann wäre Dein zitiertes Icih gebe, damit Du gibst vielmehr ein Ich gebe und ich nehme dafür. Aber andere Menschen sind kein Selbstbedienungsladen, denn damit nimmst Du einem Menschen die Freiheit zu entscheiden, wem er etwas gibt. Es mag im Geschäft und auch im Arbeitsleben richtig sein, man gibt Geld und bekommt Leistung bzw umgekehrt. Aber nicht wenn es um Liebe, Dankbarkeit, Zuwendung, Herzlichkeit.... kurz all die Dinge geht, die nicht bezahlbar sind und gleichzeitig mit das Wichtigste im Leben.

Zitat:
Doch wie kann man das mit seinem Gewissen vereinbaren so eine einseitige Beziehung zu führen, zu wissen, man tut selber nichts dafür. Aus meiner Erfahrung sage ich es gibt wirklich Menschen welche nicht darüber nachdenken und/oder es ihnen auch nicht auffällt dass sie nichts geben. Für mich zeugt dieses Verhalten jedoch bei Menschen dass diese teilweise eine geminderte Wertschätzung haben. Keiner von ihnen dürfte behaupten die Gegenperson würde ihm etwas bedeuten.


Ja, es gibt Menschen, die nur nehmen bzw nichts zu geben haben/nicht geben können. Aber so wie Du Deine Postings formulierst, scheinst Du Dich ja in einer Welt zu wähnen, die ausschließlich aus solchen Menschen besteht. Und das glaube ich keinesfalls. Warum manche Menschen so sind, weiß ich nicht, ein Teil dieser Leute hat wahrscheinlich schwere emotionale Defizite, die sie mit Materiellem versuchen zu kompensieren.


Zitat:
Zitat von Sayonara:
Aber - christliches Denken hin oder her - die Wollust ist fest mit dem natürlichen Fortpflanzungstrieb (wozu hat der Mensch ein Lustzentrum?) gekoppelt, und die Gier eine fehlgelenkte Version von dem Streben nach Höherem, gemischt mit der menschlichen Angst zu kurz zu kommen (Defizite). Unbestritten sind die Sünden die Schattenseiten eines Menschen, aber sie sind es, die die Menschen menschlich machen, sonst wären wir Götter.


Das sehe ich keineswegs so. Die Wollust an sich ist zunächst nichts schlimmes nur in welchen Situationen man sie freilässt führt zum entscheidenden Punkt. Wenn diese mit der Gier in Verbindung kommt dann passieren leicht solche Affäreausrutscher. Genauso ist es mit der Gier selber. Wenn ich überhaupt nach etwas gierig bin dann nur nach Zuneigung und Verständnis und damit profitiere ich ganz alleine und füge niemandem Schaden zu.


Du meinst, die Gier nach Zuneigung fügt niemandem Schaden zu? Ich glaube, Du irrst Dich da gewaltig.

Zitat:
Wenn man aber eine glückliche Beziehung führt evtl. Kinder hat und jeden Sonntag eine andere nagelt dann schlägt es aus.


So sehr ich Betrug und Fremdgehen verabscheue, ob eine Beziehung glücklich ist, wissen nur die Betroffenen, nicht aber ein Außenstehender. Vielleicht meint der Außenstehende, so, wie es für ihn aussieht, müsse die Beziehung glücklich sein, aber das muss nicht stimmen. Natürlich gibt es auch notorische Fremdgänger, aber hier ist der andere Part der Beziehung gefragt, die Augen zu öffnen und Konsequenzen zu ziehen. Die Foren sind voll mit unglücklichen Menschen, die in solchen Beziehungen stecken, aber aufgrund eigener Unzulänglichkeiten nicht in der Lage sind, sich daraus zu lösen. Leider gehören zu solchen Konstellationen immer mindestens zwei.


Zitat:
Deine Aussage ist für mich unverständlich und ergibt wenig Sinn ( auch wenn es ggf. Fakten sind ).[...]


Mag sein, dass meine Aussage für DICH unverständlich ist und für DICH wenig Sinn ergibt. Wir haben unterschiedliche Sichtweisen. Natürlich sind Menschen mitunter schwach und tun leider leider auch oft viele falsche Dinge. Die grundlegende Wunsch eines jeden Menschen ist doch der, möglichst gut durchs Leben zu kommen. Was nun jeweils gut ist, liegt im Auge des Betrachters respektive darin, was demjenigen gefällt bzw woran es ihm selbst mangelt (und was er daher anstrebt zu erlangen). Das bedeutet nicht, dass jegliches Handeln legitimiert oder rechtfertigt ist, aber es erklärt, wo der Antrieb für das menschliche Handeln liegt. Und keiner ist frei davon, egoistisch zu sein. Die einen sind es offen, die anderen versteckt oder unter dem Deckmäntelchen des Rechtschaffenden. Selbst der klassische Samariter handelt aus Altruismus heraus und erfüllt sich damit selbst seine (geheimen) Wünsche, der Friedensstifter scheut Konflikte und möchte für seine Befriedigung ein Heile-Welt-Bild haben. Kein Mensch ist uneigennützig - und das ist völlig normal so.

Ich glaube, es ist für Dich ganz wichtig zu erkennen, dass Du mittendrin in dieser unvollkommenen Welt steckst und selbst nicht vollkommen bist, dass Du Charakterschwächen, Fehler und Eigenarten hast, die andere Menschen sicherlich für ähnlich schwerwiegend einschätzen wie Du die Fehler der anderen. Und ich glaube, wenn Du Dein eigenes idealisiertes Selbstbild ablegst und Dich ehrlich anschaust, so wie Du bist, wirst Du schnell in vielen Deiner Mitmenschen nicht mehr in erster Linie den gefallenen Sünder sehen sondern den Bruder, der genau dasselbe Suchen und Streben hast wie Du, auch wenn er es vielleicht auf einem anderen Weg versucht. Wir sitzen alle im selben Boot.

23.12.2015 16:17 • #17

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S
Zitat von Tilo:
Jeder, der gibt (auch der, der es gerne tut), braucht auch mal kleine Wiederauffülldosen. Sonst wird man auf Dauer leer.
Enttäuschung? Frust? Resignation? Selber schuld, du dummer naiver Geber!?.


Natürlich braucht jeder auch wieder Auffüllung, sonst blutet man aus. Aber ich fahre den Kurs, dass ich keine Forderungen an andere stelle mich aufzutanken sondern dass ich mir gut überlege, wem ich etwas gebe. Keiner kann von mir verlangen, und ich verlange von keinem. Was ich gebe, gebe ich aus freien Stücken und nicht in Erwartung eines Gegendienstes. Und wenn ich tatsächlich mal etwas investiere um später daraus einen Gewinn zu ziehen, dann bin ich mir meiner Berechnung durchaus bewusst und verkaufe sie nicht als Großzügigkeit, die von anderen nur ausgenutzt wird.

Alles andere, was Du hier geschrieben hast, klingt mir so sehr verbittert, dass ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll. Was mir nur immer wieder auffällt ist, dass häufig Menschen, die sich über die Verständnislosigkeit anderer beschweren, selbst nicht das geringste Verständnis für andere Menschen aufbringen können. Und damit schließt sich der Kreis.

23.12.2015 16:25 • #18


Tilo
@sayonara
Ich kann nichts dagegen machen, dass Du hinter meinem und Themenerstellers Verhalten prinzipiell latente und enttäuschbare Forderungshaltungen eines Investors siehst.
Wie es um mein Verständnispotential gegenüber anderen bestellt ist, darüber weißt Du auch bereits gut Bescheid.
Dass Du es richtig machst, habe ich daher keinen Zweifel.
















@sevendeadlysins

Ich kannte den Ausspruch Ich gebe, damit Du gibst bisher nicht. Per Definition stellt er auch einen Grundsatz des sozialen Verhaltens dar, und finde ihn daher gut passend zum Thema.

Man könnte ihn bildlich mit der Szene zweier Tennisspieler übersetzen.....
....und jeder gespielte Ball ist natürlich auch stets eine ! Auf-Forderung! ans Gegenüber, zurückzuspielen.....
...mal sanft, mal mit Schmackes, mit Raffiness ...
...im Sinne eines guten Spiels mit Höhen und Tiefen, eines guten gedeihlichen Beisammenseins, für beide.
Ein erst ungelenkes, ungeübtes Gegenüber kann sich dabei zu einem wahren Talent mausern.

Wenn nun einer der beiden nie oder kaum oder tödlich gelangweilt, teilnahmslos, lustlos! einen Ball zurückspielt, mehr rollt, aus Unvermögen oder Nichtwollen, gehen dem anderen trotz Verständnis für alles und jeden alsbald die Bälle und/oder Interesse aus, bzw. er mag nicht weiter seine Energiebälle verpulvern. Ein Spieler möchte normalerweis mindestens überhaupt ein Spiel machen, aber wohl auch was dazulernen, am Gegenüber wachsen.

Das Spiel wird öd, hört auf.... kommt vielleicht erst gar nicht in Gang oder gar zustande.

Ein wenig Foulspiel ist nicht schlimm, sofern nicht permanent Handgranaten angeflogen kommen. Aber spätestens nach Erhalt mehrerer kulturloser, stinkender Drecksbatzen beendet ein Seite (oder gar beide) ebenfalls das Spiel.

Das Ganze ist auch auf unbegrenzten Mehrspielermodi anwendbar.


Wenn die allgemeine Spielbereitschaft, -kultur oder gar -freude bisher erfahrungsgemäß nicht besonders hoch war, oder alle nur Fussball spielen wollen aber keinesfalls Pelota, ist das für den Spielfreudigen durchaus ein Problem, kann sein sogar ein auf Dauer bedrückendes.

24.12.2015 01:59 • #19


sevendeadlysins
Entschuldigt bitte dass ich so verspätet hier antworte. Die letzten Wochen war ich viel unterwegs und egal wo ich war es ging nur um Partys, Dro., Sex und egoistisches Handeln. Ich habe viele Menschen kennengelernt und frage mich einfach was sie bewegt. Sie scheinen alle so simpel gestrickt und doch endlos kompliziert zu sein und nun weiß ich einfach nicht weiter. Das Beste wäre denke ich wenn ich meine Bedürfnisse und Erwartungen schlichtweg ablege und mich einfach mitziehen lasse in dieser mir scheinenden verkorksten Welt.

12.01.2016 03:30 • #20


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