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Hallo Zusammen,

ich würde gerne wissen, ob es Menschen in diesem Forum gibt, die Erfahrungen mit Bore-out gemacht haben, also den Folgen von Unterforderung in beruf und fehlender Beruflicher Perspektive. Der Hintergrund ist Folgender: Ich habe seit ca. zwei Jahren ein großes Problem: Ich habe nach der Schule einfach angefangen zu studieren, ohne mir ernsthaft Gedanken darüber zu machen, ob das das richtige für mich ist. Vor zwei Jahren habe ich meinen Abschluss (Bachelor)gemacht, seitdem habe ich auch einen neuen Freund. ich bin 25 Jahre alt. Seit meinem Abschluss bekomme ich eigentlich nur Praktikumsplätze, die entweder gar nicht oder nur minimal bezahlt werden. ich bin finanziell komplett abhängig von meinen Eltern, wohne mit meinem Freund im Haus meiner Mutter und habe mittlerweile das Gefühl in meinem Leben komplett festzustecken. Ich fühle mich nicht in der Lage eine Entscheidung zu treffen hinsichtlich meiner beruflichen Zukunft: soll ich weiter studieren? Nochmal etwas ganz anderes machen? Aber dann bin ich so alt, keiner stellt mich dann noch ein, weil ich eine Frau bin (mögliche Schwangerschaft etc.). Seitdem hangele ich mich mit kleinen Jobs über die Runden, bei denen ich vollkommen unterfordert und unausgelastet bin und die Zeit rennt und ich treffe einfach keine Entscheidung weil ich Angst habe die falsche zu treffen. ich fühle mich nicht in der Lage etwas zu entscheiden, es ist schwer zu erklären aber ich stecke wirklich fest.
Seitdem ich in diesem Zustand bin, habe ich extreme Ängste entwickelt. Zunächst hypochondrische Ängste. das wurde so schlimm, dass ich irgendwann davon überzeugt war, dass ich tot krank bin und bald strebe. Ich hatte so schlimme Panikattacken, dass ich nicht mehr ins Kino gehen konnte, auch im Stau war es ganz schlimm. Habe dann eine Therapie angefangen und das in den Griff bekommen. Seit ich mein letzten Praktikum beendet habe haben sich Zweifel bezüglich meiner Beziehung entwickelt. Ich weiß gar nicht warum, ich lieben meinen Freund aber ich habe oft das Gefühl einfach aus der Situation flüchten zu müssen. Dadurch, dass ich nicht ausgelastet bin, habe ich natürlich viel Zeit, und er arbeitet viel und ist dann eben oft müde und fertig und das nervt mich dann. Meine Therapeutin sagt, dass das die Zweifel an der Beziehung und an meinen Gefühlen Zwangsgedanken sind, die alle aus der berufliche Perspektivlosigkeit kommen. Die Gedanken bezüglich meiner Beziehung haben mich irgendwann so fertig gemacht, dass ich sogar eine Zeit lang in eine Klinik gegangen bin. ich habe das Gefühl, dass sich die Symptome einfach immer verschieben. Habe ich eine Sache überwunden geht es woanders weiter und mittlerweile zweifle ich an meinem ganzen Leben. Ich war vorher wirklich glücklich, habe lange um meinen Freund gekämpft. Auch meine Eltern ahbe ich echt lieb, aber mittlerweile bin ich nur noch genervt von ihnen und aggressiv. Gleichzeitig aber ständig kurz vom heulen und einfach unglücklich.
Alle Therapeuten bei denen ich in Behandlung gewesen bin haben gesagt, dass meine Ängste von der fehlenden beruflichen Perspektive und der damit verbundenen fehlenden Selbststädigkeit kommen und dass sich das alles erledigt, sobald ich beruflich auf dem Damm bin und eine Entscheidung getroffen habe. Natürlich hoffe ich dass das stimmt, dann würden sich meine Probleme ja vllt dadurch erledigen lassen, aber für mich ist das so unglaublich, dass das alles daher kommen soll.

Deshalb würde ich gerne wissen, ob hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Vllt gibt es ja jemanden, der mal unter einem Bore-out gelitten hat und ähnliche Symptome hatte, diese aber überwunden hat? Ich will mich einfach nur wieder glücklich fühlen, auch in meiner Beziehung. Ich liebe meinen Freund, ich will das alles nicht aufgeben, aber im Moment weiß ich nicht wie ich aus der Situation rauskommen soll.

ich würde mich wirklich über Antworten freuen!:)

03.06.2014 10:33 • 30.09.2025 #1


7 Antworten ↓


Hallöchen.

Also ich kann mir schon vorstellen, dass man durch berufliche Perspektivlosigkeit einfach ein Ventil sucht um diese Schieflage zu kompensieren. Bei dir hat sich das natürlich in eine extreme Richtung entwickelt. Und dadurch, dass du so viel Zeit hast, potenziert sich das bis Ultimo.

Vielleicht solltest du dein Lebensglück nicht unbedingt von deiner beruflichen Situation abhängig machen. Evtl. kannst du freizeitmäßig etwas ändern was dich erfüllt. Denn die Arbeitgeber bzw. den Stellenmarkt kann man ja nun mal nicht ändern.

Du hast auch des öfteren jetzt von einer Entscheidung gesprochen. Geht es darum, dass du dich beruflich komplett umorientieren willst? Was spricht dagegen? Es gibt Menschen die mit 30 noch eine neue Ausbildung wagen. Das geht alles. Und wenn du dadurch glücklicher wirst und du mehr ausgelastet bist, ist das doch ein Schritt in die richtige Richtung.

A


Bore out?-Kommen meine Probleme alle daher?

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Vielen Dank für deine Antwort!

Mein Problem ist, dass ich nicht so genau weiß was ich eigentlich will und aktuell habe ich auch keine Ahnung wie ich es rausfinden soll. wenn ich jetzt wüsste was mein großer Lebenstraum ist, dann würde es mir sicher auch leichter fallen eine Entscheidung zu treffen, aber bei allen beruflichen Ideen steht immer irgendwo ein Aber:( Das ist wirklich deprimierend. Habe mich auf sehr viele Stellen beworben und bekomme aber immer nur Absagen, meistens mit der Begründung, zu wenig Berufserfahrung. Aber wie soll man denn Berufserfahrung sammeln, wenn einen keiner einstellt und ich habe mich schon auf Jobs beworben die eigentlich unter meiner Qualifikation sind. Ich bekomm immer nur Praktika und die scheinen als Berufserfahrung nicht zu zählen.

Darüber hinaus weiß ich, dass ich auch meine Freizeit neu gestalten muss: ich muss einfach etwas finden, was mich erfüllt, ein Hobby oder so. Auch da liegt mein Leben ziemlich auf Eis im Moment. Habe mich in den letzten zwei Jahren hauptsächlich auf meine Beziehung konzentriert weil ich so verliebt war.

Meine Probleme kamen auch von bore-out, aber das, obwohl ich fast durchgängig voll beschäftigt war im Sinne von dafür bezahlt werden. Zwischen 2001 und 2013 war ich chronisch unterfordert, mit einer kurzen Unterbrechung von 2006 bis Anfang 2009. Das und Alk. hatte mir eine mittelschwere Depression eingebracht. Ist aber mit deiner Situation nicht vergleichbar.

Was hast du denn studiert, wenn man fragen darf?

Politikwissenschaft und Kommunikationswissenschaften

@WegZumGlück mittlerweile sind offensichtlich sehr sehr viele Jahre vergangen. Nachdem es mir heute während dem Studium ähnlich geht, wollte ich dich fragen, an welchem Punkt du heute stehst und, wie du es geschafft hast, dass du wieder Erfüllung gefunden hast.

@Helfermensch Guten Morgen!

Heute morgen habe ich eine Email mit deiner Nachricht bekommen und mich das erste Mal seid 10 Jahren hier eingeloggt.

Es geht mir heute wirklich sehr gut. Tja…wie bin ich bis hier her gekommen? Garnicht so leicht zu beantworten:)s war auf jeden Fall ein hartes Stück Arbeit.

Tatsächlich habe ich mir eine Verhaltenstherapeutin und ein Berufscoaching gesucht. Mir war vorallem wichtig etwas zu finden dass mich erfüllt ohne wieder ganz von vorne Anfangen zu müssen. Also etwas, das mit meinem Studium matcht. Das war der schwerste Schritt. Ich habe dann noch einen Master studiert und mich beruflich leicht umorientiert. Ich bin zu Hause ausgezogen und habe mir eine kleine Wohnung mit meinem Freubd gesucht um einfach etwas unabhängiger zu werden. Heute stehe ich voll im Berufsleben und habe auch etwas gefunden dass mit Freude macht und mich erfüllt.

Privat habe ich mich überwunden und angefangen Klavierstunden zu nehmen und mich bei einem Yoga kurs angemeldet. Das war ein winziger Schritt der wahnsinnig viel bewirkt hat.

Durch die Verhaltenstherapie habe ich auch gelernt, meine Ängste in den Griff zu bekommen und meine Panikattacken zu reduzieren. Vor allem in Kombination mit Progessiver Muskelentspannung. Mein Freund und ich haben vor 7 Jahren geheiratet und 2 Kinder bekommen. Zwangsgedanken hatte ich nie wieder. Heute bin ich fest davon überzeugt, dass es nur durch meine sonstige Orientierungslosigkeit so weit kommen konnte. In wirklich stressigen Zeiten habe ich immernoch Rückfälle was die Panik angeht aber das kann ich heute viel besser ubd schneller in den Griff bekommen und sehe es eher als ein Zeichen mehr auf mich zu achten- wie ein Signal des Körpers dass es gerade einfach zu viel ist.

Ich wünsche dir alles Gute. Ich habe damals lange gebraucht zu erkennen, dass ich es nicht alleine raus schaffe und es vor allem nicht meine „Schuld“ und mein „Versagen“ ist. Bitte such dir Unterstützung. Das ist kein Zeichen der Schwäche sondern der Stärke. Und hör nicht auf daran zu glauben dass es wieder besser wird- das wird es:)





Mira Weyer
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