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Hoffnung-57
Ich wüsste gerne, ob jemand hier Erfahrungen damit hat und sich etwas auskennt.
Mein Sohn hat eine anerkannte seelische Behinderung aufgrund einer Angststörung mit Depressionen. Seit über 4 Jahren hat weder seine Therapie, noch Klinikaufenthalte oder Medikamenteneinnahme daran wirklich etwas geändert. Auch eine Maßnahme der Eingliederungshilfe in einer psychiatrischen Tagesstätte schaffte er nicht wahrzunehmen. Er sitzt im wesentlichen zuhause und verkriecht sich. Wenn ich ihn bitte, den Müll wegzubringen, wartet er, bis es dunkel ist. Als Ursache habe ich bisher überwiegend unsere dysfunktionale Familie gesehen. Auf diesen Punkt gehe ich jetzt nicht weiter ein. Der andere Problemstrang war die Schulzeit, die für meinen Sohn schon immer quasi die Hölle war. Aus seiner Sicht, weil die Lehrer ihn mobbten. Aus meiner Sicht, weil er sich nicht konzentrieren und organisieren konnte, weil er zwar als hochbegabt getestet wurde, aber eine Legasthenie entwickelte, weil er schwache Leistungen erbrachte, weil wir jeden Tag in der Grundschule stundenlang an seinen Hausaufgaben saßen, weil ich mit ihm alle möglichen Testungen und Therapien machte, aber keine auf ADS. Äußerlich unruhig war er nämlich nicht. Nun habe ich gestern gehört, dass eine unbehandelte ADS zu generalisierten Angststörungen und Depressionen führen kann. Wenn das bei ihm der Fall wäre, müsste er doch anders behandelt werden.
?

13.04.2023 21:06 • 15.04.2023 #1


3 Antworten ↓


Schokowaffel_
Huhu @Hoffnung-57 ,

das ist auf jeden Fall richtig, dass ADS unbehandelt oder eben spät erkannt zu anderen Folgeerkrankungen führen kann. Das liegt zu einem, dass aufgrund der Defizite ein gestörtes Selbstbild entsteht, weil einem vermittelt wird, dass man nur faul etc. ist oder sich mehr anstrengen muss. Oder man eckt bei anderen Leuten ständig an.
Ich habe mich früher für sehr dumm gehalten und fühlte mich anderen Kindern unterlegen, weil ich oft die einfachsten Anweisungen nicht verstanden hab und vor allem eine Lehrerin so richtig zur Weißglut brachte. Außerdem hat man durch die Störung eine erhöhtes Stressempfinden, was auch durch die innerliche Unruhe bestärkt werden kann. Man muss gar nicht typisch hyperaktiv sein. Es kann auch sein, dass die Hyperaktivität quasi innerlich stattfindet, was dann als innere Unruhe/Nervosität empfunden wird, Gedankenrasen und vom Kopf her nie richtig bei der Sache.

Wenn er wirklich ADS hat, dann können AD(H)S Medikamente helfen. Seitdem ich die nehme, traue ich mir viel mehr Sachen zu, bin selbstständiger geworden, einfach weil ich entspannter geworden bin und ich keine Angst habe, dumm zu wirken, weil ich mehr im Hier und Jetzt bin. Ich habe mehr Vertrauen in meinen eigenen Fähigkeiten und kann mich etwas mehr auf mich selbst verlassen. Das sind natürlich keine Wundermittel, sondern nur eine Unterstützung. Den Großteil muss man trotzdem selber machen und in die eigene Hand nehmen, aber die Medikamente sind eine gute Stütze, auch für eine Therapie, um sich Strategien anzueignen.
Was die Angststörung betrifft (wurde früher ebenfalls mit dieser diagnostiziert), kann ich sagen, dass die ADHS bedingten Ängste zwar weniger geworden sind und durch den entspannteren Zustand man nicht mehr so nervös ist, aber bei mir ist es leider so, dass es trotzdem Zeiten gibt, wo ich mir übermäßig viel Sorgen mache und auch Angstzustände bekomme, das bezieht sich aber mehr auf gesundheitliche Ängste und körperliche Symptome. Weiß ja nicht, ob das bei deinem Sohn ebenfalls der Fall ist.

Um nochmal kurz zu fassen:
Ja, die Behandlung von ADHS führt auf jeden Fall zu einem verbesserten Zustand und Ängste und Depressionen können gemindert werden, wenn es wirklich an ADHS liegt, trotz alledem wenn es wirklich arg ist und man z.B. eine schwere Depression hat, sollte diese mitbehandelt werden.

Nicht zu vergessen: Schilddrüse kann auch einen Teil dazu beitragen oder die Situation verschlimmern. Man kann auch Flöhe und Läuse gleichzeitig haben.
Ich möchte dich damit jetzt auch nicht weiter verwirren, aber es ist wichtig auch diese Faktoren nicht außen vor zu lassen.

13.04.2023 21:58 • x 1 #2


A


Angststörung aufgrund von ADS?

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Hoffnung-57
Vielen Dank auf jeden Fall für deine ausführliche Antwort!
Die Schilddrüse scheint soweit okay zu sein, da wurde mehrfach schon deswegen Blut abgenommen. Eine Zeitlang musste er aber mal Jodid deswegen einnehmen.
Seine Ängste sind so tief und umfassend, dass ich auch nicht denke, dass die Aufsichtspflicht einmal wie weggeblasen wären, aber ich erhoffe mir durch eine vielleicht treffendere Medikation, dass er überhaupt wirklich therapiefähig würde. Selbst der wöchentliche Therapietermin ist ja eine Zitterpartie, ob der wahrgenommen werden kann. Monatelang war er gar nicht da...
Ich werde mich also auf den Weg machen.
Dir nochmal danke und alles Gute!

14.04.2023 14:55 • #3


Z
Hallo ich kann mich da nur anschließen. Mein Sohn hatte ebenfalls eine Depression und eine Angststörung. Er war dann als Zwölfjähriger in der Tagesklinik der Uniklinik hier und nach diversen Testungen wurde eine ADS festgestellt.

Die anschließende Medikation (Medikinet) hat so unglaublich viel gebracht. Neben der besseren Konzentration hat er insgesamt soviel mehr Stabilität entwickelt. Die Depression ist weg und die Angststörung bis auf eine Phobie auch.

Also unbedingt weiter verfolgen..

Alles Gute Euch!

15.04.2023 20:29 • x 1 #4





Mira Weyer