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Hallo zusammen,

ich lese hier schon länger mit. Jetzt muss ich mich mal an euch wenden mit einem akuten Anliegen, das mich extrem belastet.

Kurz zu mir: Ich leide an einer generalisierten Angststörung und chronischer Depression (Entwicklungstrauma). In meinem Leben hatte ich bereits zwei heftige Zusammenbrüche (2011 und 2016) mit schwerer Depression, kompletter Apathie etc. Beides mal bin ich wieder raus gekommen, weiß aber nicht genau wie. Also mehr oder weniger ging als halt irgendwann wieder. Beim ersten mal war ich auch 6 Wochen in der Psychiatrie. Das hat mich aber eher kränker als gesünder gemacht. Kurz: ich weiß bis dato nicht, was mir gegen einen solchen Zusammenbruch hilft.

Jetzt zur aktuen Situation: Ich stehe vor der Entscheidung meinen Job zu wechseln. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich, trotz meiner Erkrankung, einen ordentlich bezahlten, unbefristeten Job habe, den ich auch soweit hinbekomme. Ob er so wirklich das ist, was ich will, oder eher das, was ich mache, weil ich dankbar bin, überhaupt was zu haben, kann ich nicht so genau sagen. Jetzt habe ich die Möglichkeit, etwas neues auszuprobieren. Ganz kleiner Laden, super unkonventionell, nette Leute, aber eben auch ziemlich wenig Sicherheit. Gleichzeitig bin ich gerade frisch Papa geworden, was den Stress natürlich erhöht.

Jetzt stehe ich vor der Frage, ob ich mich trauen soll oder nicht. Wenn man sich so Entscheidungshilfen anschaut, wird immer geraten, mal das Worst-Case Szenario durchzuspielen. Im gesunden Leben ist das Worst-Case Szenario nicht schlimm. Ich habe Geld gespart. Wenns mit dem neuen Job also nicht klappt, müsste ich halt was neues suchen. Ausprobieren wäre also kein Problem. Aber bei mir ist das Worst-Case Szenario halt ein erneuter Zusammenbruch wegen Überlastung. Dann müsste ich nicht einfach nur nen neuen Job suchen, sondern müsste schauen, wie ich ohne Job wieder auf die Beine komme. Davor habe ich tierisch Angst.

Kennt ihr solche Erfahrungen? Dass das Leben im Prinzip durch die Erkrankung bestimmt wird und nicht durch das, was man eigentlich will? WIe habt ihr euch da verhalten? Habt ihr Ideen? Ist es besser, sich zu beweisen dass man so einen Wechsel packt oder soll man lieber die Sicherheit nehmen, die im Leben eh so fehlt? Ich bin über jeden Strohhalm dankbar! Danke und viele Grüße.

25.05.2022 09:13 • 26.05.2022 #1


6 Antworten ↓


A
Hey,

also erst einmal Hut ab vor deiner bisherigen Leistung.
Ich glaube tatsächlich, dass man diese Entscheidung nur mit Hilfe der inneren Intuition treffen kann.
Dein Körper und dein Geist, wissen eigentlich was das richtige ist und darauf können wir auch vertrauen.

Manchmal kann Veränderung auch ein wichtiger Schritt in Richtung Heilung sein, aber ein stabiles Umfeld ist natürlich auch wichtig.

Du merkst, die Entscheidung kannst eigentlich nur du treffen.

25.05.2022 19:55 • #2


A


Angst vor Zusammenbruch / Jobwechsel

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Perle
Hallo rote-schote,

Dein Leben wird durch Deine Erkrankung bestimmt, weil Du die Verantwortung für Dein Leben nicht selbst tragen möchtest. Du gibst die Verantwortung sozusagen an Deine Erkrankung ab.

Du bist aber so viel mehr als Deine Erkrankung, also gib ihr nicht so viel Raum!

Setze Dich mal hin und überlege ganz nüchtern, ob Du eher der Sicherheits- oder der Risikotyp bist. Dann schreibe das Für und Wider beider Jobs auf mit allen sich unter Umständen daraus ergebenden Konsequenzen, positiv wie negativ. Lies Dir das die nächsten Tage immer mal wieder durch, lasse es sacken und dann entscheide.

Entscheidungen zu treffen, kann maßgeblich zum besseren Wohlbefinden beitragen! Warteschleifen und verpasste Chancen hingegen eher nicht.

Alles Gute, Perle

25.05.2022 20:27 • x 2 #3


I
Zitat von Perle:
Dein Leben wird durch Deine Erkrankung bestimmt, weil Du die Verantwortung für Dein Leben nicht selbst tragen möchtest. Du gibst die Verantwortung sozusagen an Deine Erkrankung ab.

Wo hast du das denn her ?

25.05.2022 20:37 • #4


DieSonne
Hast du dort schon Probegearbeitet?
Eine gewisse Sicherheit hättest du trotz Jobwechsel dennoch auch wenn du wieder einen Zusammenbruch haben solltest (wobei der Letzte 8 Jahre zurückliegt. In diesem Sinne Hut ab). Immerhin lebst du in Deutschland. Es gibt Krankengeld.
Möchtest du einfach etwas neues ausprobieren?
Bekommst du eine bessere Vergütung?
Irgendetwas muss dich ja bewogen haben, dass du es ernsthaft in Erwägung ziehst. Was genau ist es?

25.05.2022 20:49 • #5


Perle
Hallo @Orangia ich habe diese Erfahrungen aufgrund meiner eigenen Angststörung und Depression gemacht. Ich habe jahrelang meine Erkrankungen vorgeschoben, um keine Entscheidungen für mein Leben treffen zu müssen. Als ich dieses endlich erkannt habe (und das hat wirklich lang gedauert), hat sich mein gesundheitlicher Zustand enorm verbessert. Es ist meiner Ansicht nach kontraproduktiv, ellenlang immer im Destruktiven zu verharren, das bringt mich nicht weiter. Als ich mein Leben bzw. die Entscheidungen darüber aktiv angegangen bin, ging es mir seelisch um Einiges besser und Angst und Depression gingen bei mir zurück. Ich habe erkannt, dass ich mein Leben durchaus selbst bestimmt gestalten kann und nicht meine Erkrankung darüber bestimmen lasse.

Viele Grüße, Perle

25.05.2022 21:07 • x 6 #6


I
@Perle
Danke für die Erklärung. Grüße nach HH, ich komme ganz aus der Nähe

26.05.2022 11:33 • x 1 #7





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