Zitat von Phönix: Die meisten Vorfälle im In- und Ausland werden nicht berichtet, wir erinnern uns an den Versuch, sogar die sexuellen Übergriffe auf der Domplatte vor zehn Jahren geheim zu halten (!). Weder aus Frankreich, noch England, noch Dänemark, erfahren wir die tatsächliche Situation im öffentlichen Raum und in der Verwaltung. Zur Clankriminalität hat sich aktuell sogar das ZDF nach Jahrzehnten des Verharmlosens dazu entschieden, die Brisanz etwas deutlicher zu machen. Berlin gilt unter Fachleuten bereits als „verloren“, natürlich sagen sie es in der Regel nicht öffentlich, sondern nur intern und hinter vorgehaltener Hand, sonst droht „EDEKA“, das ist der kursierende feststehende Begriff für das „Ende der Karriere“. Die anwachsende Bedrohung der Sicherheit im Inneren ist weit mehr ein Anlass zur Sorge als Russland. Die Wahrnehmung ist völlig verzerrt.
Themen wie organisierte Kriminalität, politische Gewalt oder Parallelstrukturen sind reale Herausforderungen, auch in europäischen Städten.
Aber einige der Aussagen, die du nennst, sind so pauschal oder überzogen formuliert, dass sie mehr Verunsicherung erzeugen als zur Aufklärung beitragen.
Zum Beispiel: Die Silvesternacht in Köln 2015 wurde anfangs tatsächlich ungenügend kommuniziert, das stimmt. Aber es war eben kein Versuch, dauerhaft etwas zu „verheimlichen“ – es folgte eine riesige öffentliche Debatte, mediale Aufarbeitung und politische Konsequenzen.
Auch zur Clankriminalität wird heute sehr offen berichtet – unter anderem vom ZDF, wie du sagst, aber auch in offiziellen Lagebildern. Die Lage ist ernst, aber von einem angeblich „verlorenen“ Berlin oder einem systematischen Maulkorb („EDEKA“) für Fachleute zu sprechen, ist schlicht nicht belegt. Solche Begriffe klingen eher nach Forenrhetorik als nach belastbaren Fakten.
Und was die „wahre“ Sicherheitslage in Ländern wie Frankreich oder Dänemark betrifft: Es gibt dort genauso wie bei uns öffentlich zugängliche Kriminalstatistiken, Untersuchungen und Medienberichte. Dass „nichts berichtet“ wird, stimmt nachweislich nicht.
Mir ist wichtig, dass wir bei aller berechtigten Kritik differenzieren und bei den Fakten bleiben. Dramatisierungen und unbelegte Behauptungen helfen niemandem – im Gegenteil: Sie schüren Misstrauen und führen dazu, dass echte Probleme weniger ernst genommen werden, weil sie in einer Flut von Übertreibung untergehen.