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FrancesTheMute
Liebe Mitglieder,

jeder von uns wird die Situationen und Tage kennen, an denen die Angst, Panik oder Symptomatiken wieder wie aus dem Nichts auftauchen. Nach vermeintlich vielen guten Tagen, Wochen oder sogar Monaten wird man völlig überrascht und fühlt sich so, als wäre man wieder ganz am Anfang.

Mir geht es so, wenn ich mich wieder gut fühle, die Lebensfreude zurückkehrt, ich Dinge tue welche ich lange gemieden habe - mich beinahe fast wie früher fühle, dann erwischen mich diese Situationen eiskalt. Der Arm zieht, die Benommenheit kehrt zurück, Übelkeit etc. - das Katastrophendenken nimmt seinen Lauf und ich fühle mich wieder wie zu Beginn.

Wie geht ihr mit solchen Erfahrungen um? Holt euch auch der Frust und die Verzweiflung wieder ein?

Ich freue mich über einen regen Austausch.

Danke für's Lesen!

26.05.2024 09:51 • 02.06.2024 x 5 #1


92 Antworten ↓


WayOut
@FrancesTheMute
Ja das habe ich leider auch.
Ich habe versucht einen anderen Umgang damit zu finden. Nämlich sie nicht in gute und schlechte Phasen zu unterteilen, sondern in lern- und Umsetzungsphasen.

Die Lernphasen sind anstrengend und sie wollen einem zeigen, dass es immer noch kleine Baustellen gibt, an denen gearbeitet werden muss. Ich versuche dann „genauer hin zu hören“, was diese Phase mir beibringen möchte. Manchmal finde ich auch nichts konkretes, manchmal zeigen sich die Baustellen dann von ganz allein, manchmal möchte mir die Phase auch einfach nur zeigen, dass ich „Ruhe halten soll“ und dass ich nicht wieder in alte Verhaltensweisen fallen soll.

In den Umsetzungsphasen (die guten Phasen) geht’s dann darum dass gelernte wahr zu nehmen, umzusetzen und wieder zu leben.
Leider neigt man genau in diesen Phasen oft dazu in alte Verhaltensmuster zurück zu fallen, sich Zuviel zu zu mieten, weil „es geht ja alles“.
Und häufig kommen eben dann genau deswegen wieder Lernphasen danach. Die uns zeigen wollen „so nicht!“.

Seitdem fällt es mir leichter damit um zu gehen.
Toll finde ich es immer noch nicht, aber es fühlt sich besser an als dauernd im Kopf „gut und schlecht“ zu haben.

26.05.2024 10:28 • x 4 #2


A


1 Schritt nach vorne - 2 zurück

x 3


FrancesTheMute
@WayOut
Danke für deine Sichtweise. Ich mag den Ansatz nicht alles schwarz/weiß zu sehen. Wobei es in den einzelnen Situationen schon schwierig ist einen kühlen Kopf zu bewahren.

26.05.2024 10:37 • x 1 #3


Hotin
Zitat von FrancesTheMute:
jeder von uns wird die Situationen und Tage kennen, an denen die Angst, Panik oder Symptomatiken wieder wie aus dem Nichts auftauchen.


Angst und Symptome scheinen oft tatsächlich wie aus dem Nichts zu erscheinen. Heute glaube ich aber,
sie kommen nicht aus dem Nichts! Sie kommen aus unserem Unterbewusstsein.
Deswegen sollten wir nicht überrascht sein, sondern einfach erkennen und akzeptieren, dass mal wieder
starke Ängste auftauchen.
Heute kann ich da meistens mit bewusstem Denken ziemlich gut mit umgehen und entgegensteuern.

Zitat von FrancesTheMute:
Nach vermeintlich vielen guten Tagen, Wochen oder sogar Monaten wird man völlig überrascht und fühlt sich so, als wäre man wieder ganz am Anfang.

Du bist nie wieder wie am Anfang. Das ist nur so etwas wie ein Irrtum. Auch wieder eine unterbewusste Angst.
Als Mensch entwickeln wir uns vorwärts, nicht rückwärts. Somit kommst Du nie wieder an den Anfang zurück.
Das solltest Du Dir nur immer wieder bewusst (klar) machen.

Zitat von FrancesTheMute:
Wie geht ihr mit solchen Erfahrungen um? Holt euch auch der Frust und die Verzweiflung wieder ein?

Warum sollte ich verzweifelt sein, wenn ich merke, dass mein Kopf, also meine Steuerung, Angst hat?
Dann sollte mein Kopf doch nach und nach lernen, mit diesem Angstgefühl etwas besser umzugehen.

Was machen Eltern mit einem Kind. wenn sie merken, ihr Kind ist oft ängstlich und verunsichert?
Sie versuchen doch dann möglichst zu beruhigen und zu erklären. Oder nicht?
Jetzt bist Du erwachsen. Dann musst Du das mit Dir selbst auch machen.
Die Funktion Deiner Eltern solltest Du durch eigenes sachliches, möglichst logisches
bewusstes Denken ersetzen. Dadurch sollten Deine Ängste nachlassen.

26.05.2024 10:39 • x 3 #4


WayOut
@FrancesTheMute
Ich weiß und das fällt auch mir echt nicht immer leicht. Und ja, auch ich sitze manchmal einfach nicht da, heule und finde alles sch. und gemein und will das so alles nicht mehr. Aber es wird besser. Langsam, aber es wird besser.

26.05.2024 10:52 • x 2 #5


Lonesom-er
Absolut, so exakt von Dir beschrieben.
Tatsächlich ist es bei mir so das ich die Umstände meines Unwohlseins, nicht wirklich beseitigt habe. Viel mehr schaffe ich es immer wieder, alles auszublenden was mich depremiert und zu Boden zwingt. Das sind dann für mich vermeintlich glückliche Tage.
Ein schöner Sonnen Tag, der Wunsch etwas zu unternehmen! Das ist mein Auslöser, der alles was mich frustet wie ein Schalter (ein/aus) wieder in mein Bewusstsein holt.Und mir dann vor Augen führt ich bin keinen einzigen Schritt voran gekommen.
Wie schaffe ich es nur diese Situation, nachhaltig zu verändern? Scheinbar bin ich allein, auf mich gestellt, nicht fährig dazu.

26.05.2024 11:11 • x 4 #6


illum
@Hotin

Zitat:
Was machen Eltern mit einem Kind. wenn sie merken, ihr Kind ist oft ängstlich und verunsichert?
Sie versuchen doch dann möglichst zu beruhigen und zu erklären. Oder nicht?
Jetzt bist Du erwachsen. Dann musst Du das mit Dir selbst auch machen.
Die Funktion Deiner Eltern solltest Du durch eigenes sachliches, möglichst logisches
bewusstes Denken ersetzen. Dadurch sollten Deine Ängste nachlassen.


Mhm, naaa ja. Ja.
Also es ist schon richtig, dass die Angst eines Kindes durch bestimmte Techniken reduziert werden kann, aber wir wissen doch alle, dass wenn wir ein Kind dies oder deshalb beruhigen, wir nicht immer die ganze Wahrheit sagen oder alles was wir darüber wissen. Wir verheimlichen Dinge, so wie ein Arzt Dinge absichtlich nicht anspricht, um den Patienten nicht mit zu vielen Informationen zu verunsichern.

Und dort sähe ich das Problem bei der Art von Selbsttherapie.

Ich - also mein bewusstes Ich - und mein unbewusster Teil als Eisberg, der unter der Wasseroberfläche treibt wissen, dass egal was ich mir bewusst versuche zu erklären, es immer eine Form der beruhigenden Autosuggestion ist und obwohl es funktionieren mag, sich Selbstbewusstsein einzureden, kann ich meinem Unterbewusstsein nicht verheimlichen was ich alles weiß.

Deshalb ist Google etc ja so schädlich. Weil man etwas weiß und dieses Wissen verschwindet für das Unterbewusstsein nicht.

Aus der schier endlosen Zahl an Gedanken, die im Hintergrund unerkannt ablaufen, zieht sich das Bewusstsein nur bestimmte Gedanken hervor auf die es eingeht.

Und dort müsste theoretisch interveniert werden. Was lasse ich als hervorgezogene Gedanken zu und wie bewerte ich sie. Und das ist auch der Knackpunkt, der auch beim Kind mal mehr und mal weniger gut fruchtet.

Das Kind merkt, genauso wie man selbst an sich auch, wie ernst man es mit einer Bewertung meint.

Wenn dort nicht die volle Überzeugung aus einem spricht, funktioniert das nicht. Mimik, Gestik. Und diese Überzeugung ist das Problem. Wie kommt man dazu, aus voller Überzeugung mit sich selbst zu sprechen das alles gut ist.

26.05.2024 11:28 • x 2 #7


Hotin
Zitat von illum:
Mhm, naaa ja. Ja.
Also es ist schon richtig, dass die Angst eines Kindes durch bestimmte Techniken reduziert werden kann, aber wir wissen doch alle, dass wenn wir ein Kind dies oder deshalb beruhigen, wir nicht immer die ganze Wahrheit sagen oder alles was wir darüber wissen. Wir verheimlichen Dinge, so wie ein Arzt Dinge absichtlich nicht anspricht, um den Patienten nicht mit zu vielen Informationen zu verunsichern.

Und dort sähe ich das Problem bei der Art von Selbsttherapie.



Sehr schön gesagt.

Und wenn Du nicht immer so ganz bei der Wahrheit bleibst, dann schaffst Du bei dem Kind eine
hervorragende Grundlage, bei dem Kind eine psychische Störung anzulegen.

Und wenn Du Dich häufig selbst belügst, dann schaffst Du Dir ebenfallst eine gute Basis für eine Angststörung.
Du musst Dir schon selbst immer die Wahrheit sagen.
Oder zumindest das, was Du für die Wahrheit hältst.
Beobachte einmal, wie sich Menschen mit Angststörungen meisens selbst belügen.
Und oft nennen sie das dann Krankheit.

Das kann man natürlich so machen. Dann sind immer andere daran schuld.

26.05.2024 12:00 • x 2 #8


illum
@Hotin

Zitat:
Du musst Dir schon selbst immer die Wahrheit sagen


Das halte ich gerade bei Themen der Psychosomatik für tricky, da die Wahrheit nie so offensichtlich ist wie die Angst vor Hunden udgl.

Wer bei einer somatoformen Störung permanent Symptome an sich bemerkt, der bildet sie sich ja nicht ein und sich dort aus dem Kreislauf der Angst herauszubewegen, indem man sich die Wahrheit sagt - nämlich sich unsicher zu sein, was die wahre Ursache ist - ist nicht so einfach.

Und das meinte ich mit der fehlenden Glaubwürdigkeit sich selbst gegenüber. Die Symptomatik ist vorhanden, nur für die Ursache gibt es in dem Fall keine Möglichkeit es als Wahrheit zu begreifen. Das muss als unbeweisbare Wahrheit vor sich geglaubt und reflektiert werden. Daran hakt es doch meistens.

Ein verspannter Nacken mit Kopfschmerzen lässt sich vielleicht leichter zuordnen als neuropathische oder muskuläre Probleme im BWS-Bereich durch unbewusste Fehlhaltung oder Atmung. Reflux ist zB auch so ein Thema für sich.

Es fühlt sich an wie...ist aber in Wahrheit die Folge von Anspannung/Angst/Depression/Stress.

Sich selbst eine unbekannte Wahrheit als wahrhaften Fakt zu verkaufen erfordert schon ziemlich viel Geschick in der Selbsttäuschung.

26.05.2024 12:34 • x 2 #9


Hotin
Zitat von illum:
Sich selbst eine unbekannte Wahrheit als wahrhaften Fakt zu verkaufen erfordert schon ziemlich viel Geschick in der Selbsttäuschung.

Leider muss ich jetzt weg.
In dem, was Du hier schreibst liegt sicher auch einiges an Wahrheit drin.
Nur wenn Du wirklich Recht hättest, dann könnten sich viele Menschen gar nicht aus ihrer
psychischen Störung befreien.
Später komme ich eventuell auf Deine Aussagen zurück.

Bernhard

26.05.2024 12:42 • #10


Angstmaschine
Für mich war das wichtigste Hilfsmittel, meine Ängste kennen zu lernen und ihren Sinn, ihren Mechanismus zu verstehen.
Ich bin viele Jahre gut damit zurecht gekommen, und nur eine Phase vor 3 Jahren, bei der ich wirklich alles über Bord geworfen habe, hat mir einen Rückschlag beschert, aus dem ich mich aber mittlerweile wieder herausgearbeitet habe.

Meine Ängste funktionieren wie ein Warnlicht. Wenn sie aufkommen (oder auch depressive Verstimmungen), dann weiss ich dass etwas nicht stimmt. Das hat aber niemals oder nur ganz selten etwas mit der Angst selbst zu tun.
Die Angst zeigt mir, dass etwas nicht stimmt - was das ist muss ich selbst herausfinden. Meist ahne ich es dann aber schon.

Es kann zum Beispiel passieren, dass ich morgens da sitze und meinen Kaffee trinke, und plötzlich merke dass ich schlecht Luft bekomme. Das kann wirklich so sein, weil ich mich nachts etwas verlegen habe und der Rücken ein bisschen steif ist. Oder ich habe ein bisschen Schwindel oder kann heute mal schlecht sehen. Was der Körper grade zufällig so macht. Alles nichts schlimmes und nichts, weswegen ich Angst haben müsste und normalerweise habe ich die auch nicht. Aber die Angst kommt auf einmal trotzdem.

Sie will mich eigentlich auf was ganz anderes aufmerksam machen, aber da ja zufällig schon ein kleines Symptom da ist, nehme ich das automatisch und ohne darüber nachzudenken als Grund an. Ich habe also plötzlich Angst vor Atemnot, obwohl ich vielleicht nur eine Entscheidung getroffen habe, mit der ich insgeheim und ohne dass ich mir das eingestehen will nicht einverstanden bin.

Oder es gärt irgendein Problem vor sich hin, an das ich mich nicht herantraue.

Das ist auch der Grund, warum mir sowas in der Vergangenheit meist passiert ist, wenn es mir doch eigentlich gut ging. Gut hat dann aber für mich bedeutet, meine Ängste und Probleme zu verdrängen und mein altes Leben zu leben. Die Strafe für diese Nichtbeachtung kommt dann in Form neuer Ängste die mir - wenn ich es nur lange genug schleifen lasse - den Boden unter den Füssen wegziehen können. So geschehen vor ein paar Jahren, als ich eine extrem stressige Phase im Beruf hatte die mich auch in meinen schon verschobenen Urlaub begleitet hat.
Ich habe die Zeichen wohl erkannt, aber ignoriert und irgendwann ist das Fass übergelaufen.

Meine Strategie vor diesem Rückschlag und auch heute ist, die aufkommende Angst erstmal zu akzeptieren und anzunehmen und nicht dagegen zu kämpfen. Ich akzeptiere, dass irgendwas nicht in Ordnung ist (und was wie gesagt in der Regel eine ganz andere Sache betrifft) und kümmere mich dann darum. Ich kümmere mich nicht direkt um das, wovor ich grade Angst habe, weil die Angst meist nur ein Symptom für irgendein anderes Problem ist.

Schöner wäre es natürlich, solche Probleme erst gar nicht aufkommen zu lassen. Aber das liegt mir einfach nicht, ich komme besser damit zurecht, meine Angst einfach als Hilfsmittel zu nutzen. Sie ist mein Freund, der mir hilft und durch meinen Umgang damit kommen schlimme Ängste dann gar nicht mehr auf.
Es sind schon die ersten kleinen Zeichen wie leichte Unruhe oder Unwohlsein oder Lustlosigkeit, die mich lange bevor es wirklich übel wird in den Hintern kneifen und sagen schau mal, da ist noch was...

Ich muss nur darauf achten und die ersten Zeichen auch schon ernst nehmen.

26.05.2024 13:09 • x 5 #11


illum
@Hotin

Zitat:
Nur wenn Du wirklich Recht hättest, dann könnten sich viele Menschen gar nicht aus ihrer
psychischen Störung befreien.


Selbstverständlich ist das möglich. Die Kliniken für Psychosomatik sprechen ja für sich.

Ich denke die Wahrheit liegt wie bei so vielen Dingen in sich selbst begraben, weil es dort auch viel um Vertrauen geht.

Vertrauen in die Ärzte, Vertrauen in sich selbst, Vertrauen in die Psychotherapie, Vertrauen in die Welt.

Ohne Vertrauen in sich selbst, keine Wahrheit zu sich selbst und ohne Wahrheit zu sich selbst auch keine Akzeptanz zu sich selbst.

Der Weg mag auf dem Papier einfach klingen, aber wir alle hier wissen doch wie bretthart es ist, sich während oder nach einer Angst/Panikattacke wieder zu beruhigen.

Wenn sich in diese Spirale ersteinmal hineingedreht wurde, braucht es das erfahrene Vertrauen in sich selbst dort wieder herauszukommen und das dauert nun mal, weil es ein Lernprozess ist - so wie es ein Lernprozess dorthin war.

Deshalb sind Rückschläge in Ordnung. Weil sie zeigen, dass der Lernprozess im vollen Gange ist.

26.05.2024 13:12 • x 3 #12


FrancesTheMute
@Angstmaschine
Das ist ein interessanter Ansatz. Und grundsätzlich verstehr ich dad auch bzw. es klingt für mich plausibel. Dennoch ändert es nichts daran dass in den individuellen Situationen die Angst mit einem Schlitten fährt und ich fühle mich dann sogar ein wenig ohnmächtig. Es ist gut wenn mich meine Psyche auf Dinge aufmerksam macht bzw. machen will, aber irgendwie nimmt sie mir damit meine Autonomie. Das nervt mich und führt mich, sowie aktuell, auch ein wenig in eine depressive Gedankenwelt. Fast kapitulierend. Jedoch nur fast, weil Kapitulation auch Akzeptanz impliziert und dieser Schritt fehlt definitiv noch. Die Leichtigkeit des Lebens geht für mich verloren, wenn die Angst mir die Leitplanken vorgibt.

26.05.2024 16:11 • x 2 #13


FrancesTheMute
@illum
Die Rückschläge als Indiz für den Fortschritt zu sehen ist auch ein interessanter Ansatz. Aber ein schwer zu verdauender. Weil dies impliziert dass ich im Laufe der Genesung immer wieder ein paar Schritte zurückgehen muss und das kann demotivieren und frusten.

26.05.2024 16:13 • x 1 #14


illum
@FrancesTheMute

Zitat:
Weil dies impliziert dass ich im Laufe der Genesung immer wieder ein paar Schritte zurückgehen muss und das kann demotivieren und frusten.


Ja, ich fühle das.

Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass es mich noch mal derart rabiat aus den Schuhen hebt, so dass ich letzten Endes doch zu ADs greifen muss, obwohl ich Jahrzehnte - und mit BTM - drumherum gekommen bin.

Mein zwanghaftes Verhalten zur Katastrophisierung bei gleichzeitig mangelnder Stressresistenz (Depression, Hypochondrie und Angststörung) hat mich körperlich krank gemacht (Magen) und es wird dauern, bis ich mich davon erholt habe.

Aber dafür weiß ich jetzt was meine größte Baustelle ist und woran ich arbeiten möchte.

Zudem hat es mir die Augen geöffnet, dass ich dafür Hilfe zur Selbsthilfe brauche, denn die Probleme haben eine Tür gefunden, die ich nicht mit Ignoranz versperren kann.

26.05.2024 16:59 • x 2 #15


FrancesTheMute
@illum
Ich stelle mir immer die Frage, was wäre denn wenn uns unsere Psyche/Unterbewusstsein nicht auf unsere vermeintlichen Versäumnisse aufmerksam macht. Also wenn Dinge unausgesprochen oder unaufgearbeitet bleiben? Ich bin mir nämlich nicht sicher ob ich ständig Lust auf diese Hinweise habe. Wie ich vorhin geschrieben habe, wenn die Angst die Leitplanken vorgibt, dann verliert das Leben an Leichtigkeit, weil alles hinterfragt werden muss. Jede wichtige Entscheidung, jedes einschneidende Erlebnis ... Metaphorisch würde ich sagen da sitzt ein Typ auf meinem Kopf, der mir jedes Mal wenn ich mich gegen seinen Willen entscheide, eine auf den Deckel gibt. Und dennoch sind die Unterbewusstsein, die Angst, der Körper etc. keine eigenen Entitäten. Das bin ja alles ICH.

26.05.2024 18:41 • x 2 #16


illum
@FrancesTheMute

Zitat:
Und dennoch sind die Unterbewusstsein, die Angst, der Körper etc. keine eigenen Entitäten. Das bin ja alles ICH.


Mhm, mhm, mhm.
Sehe ich nicht ganz so.

Das Ich oder Ego ist mMn das in den präfrontalen Cortex projizierte, wahrnehmbare und geistig greifbare, integrale Produkt des gesamten Gehirns, aber das ist nur ein kleines, flüchtiges Abbild der gesamten Struktur Gehirn.

Darunter liegen viele autonome Prozesse, die uns nicht frei zugänglich sind und wenn dort erstmal der Wurm drin ist, weil zB die Amygdala überaktiv ist, kann es mitunter schwer sein, das komplett allein wieder zu fixen.

Das Reflektionsvermögen des eigenen Verhaltens/Denkens ist halt nicht unlimitiert möglich, sondern nur im Rahmen der vorhanden Strukturbildung - der neuroplastischen Struktur mein ich - und deshalb braucht es dann in vielen, wenn auch nicht allen Fällen einen Fachmann/Frau der/die von außen herangeht, um dieses Ansprechverhalten durch eine Therapie umzuformen.

Sich selbst zu therapieren, in einer Akutphase, ist kurzgesagt die schwerste Hantel im Studio und wenn dort nicht jahrelang trainiert wurde, ist es in den Momenten sehr schwer. Nicht unmöglich, aber eben schwer.

Die Angst oder der Fluchtreflex ist ein sehr, sehr alter und sehr, sehr starker Instinkt und wenn es dann brennt - ob berechtigt oder nicht - ist das Ego nur noch Zuschauer. In der Regel ist das gut, aber im Falle einer Angststörung ist das mMn nicht das Ich.

Ich denke jedenfalls nicht, dass Du es bist, wenn ich Dich bei einer Panikattacke sehen könnte.

Was ich dann beobachte ist ein evolutionäres Verhalten, das sich über Millionen Jahre perfektioniert hat - nur leider im falschen Moment aktiviert.

26.05.2024 21:54 • x 2 #17

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Hotin
Zitat von illum:
Aus der schier endlosen Zahl an Gedanken, die im Hintergrund unerkannt ablaufen, zieht sich das Bewusstsein nur bestimmte Gedanken hervor auf die es eingeht.

Wenn ich das nehme, was die Hirnforschung heute sagt, dann zieht sich unser Bewusstsein
vermutlich keine Gedanken aus dem Unterbewusstsein hervor.
Das Unterbewusstsein denkt allein.
Es ist danach anders. Zu vielleicht etwa 70 % bis etwa 90 bis 95 % denken wir nur mit unserem Unterbewusstsein.
Wir glauben aber fast immer, das wären bewusste Gedanken.
Dies ist ein Irrtum der ernste Folgen haben kann.
Weiterhin kann unser Unterbewusstsein nicht logisch denken und auch keine Entscheidungen treffen.
Wie, so frage ich Dich, soll jemand an seinem Gesundheitszustand etwas verbessern können,
wenn er nicht mit bewussten Gedanken etwas verändert.
Wenn jemand nichts verändert, dann bleibt eine Angststörung doch immer genau so, wie sie
entstanden ist.
Und da werden auch Medikamente und Fachleute nichts verbessern. Oder doch?

26.05.2024 22:04 • #18


Hotin
Zitat von illum:
und deshalb braucht es dann in vielen, wenn auch nicht allen Fällen einen Fachmann/Frau der/die von außen herangeht, um dieses Ansprechverhalten durch eine Therapie umzuformen.


Ich bin fest davon überzeugt, dass dies so nicht sein kann.
Auch der beste Fachman kann in Deinem Gehirn nichts umformen. Wie sollte das gehen?
Du aber kannst die Art, wie Du denkst verändern. Dafür benötigst Du andere Grundlagen in Deinem
Unterbewusstsein.
Diese musst Du allein, nach und nach dort selbst einspeichern. Das ist ein Lernvorgang und ist
teilweise harte Denk-Arbeit.
Die neu gelernten Fakten machen es dann an vielen Stellen völlig unnötig, in Zukunft noch mit
starker Angst zu reagieren.

26.05.2024 22:23 • #19


illum
@Hotin

Zitat:
Wir glauben aber fast immer, das wären bewusste Gedanken.


Das hypothetische Denken, zB bei Hypochondern wie mir ist ein mit zu viel Angst behafteter Abstraktions- oder Modellierungsmechanismus des präfrontalen Cortex, der nicht weiß oder versteht, dass die Probleme, die er als Problemlösevorgang zerdenkt in der Realität unlösbar sind.

Oder um Kurt Krömer zu zitieren:
Glaub nicht alles, was dir dein Gehirn sagt.

Zitat:
Weiterhin kann unser Unterbewusstsein nicht logisch denken und auch keine Entscheidungen treffen.


Mhm, die Entscheidung darauf zu antworten, hast Du mMn schon getroffen, bevor Du darüber nachgedacht hast, aber ok. Der freie Wille ist hier nicht das Thema.


Zitat:
Auch der beste Fachman kann in Deinem Gehirn nichts umformen. Wie sollte das gehen?


Indem er Dich anleitet, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, die Du selbst dann verinnerlichen musst.

Out of the inner Box zu denken ist eine Fähigkeit, die so manches Genie besitzen mag, aber ich definitiv nicht.

Deshalb war ich auch verblüfft wie gut oder schnell mir meine Psychologin den Spiegel der verdrängten Gedanken hinhalten konnte, warum ich manche Dinge tue die ich tue und die Gründe dafür im Bias verschwinden lasse.

Dem eigenen Gehirn bei einer Verzerrung zuzusehen ist sowohl interessant als auch erschreckend.

26.05.2024 23:04 • x 1 #20


A


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