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D
Hallo Zusammen,

ich habe am Donnerstag einen Vorstellungstermin in einer psychosomatischen Klinik. Dort werde ich von oben bis unten untersucht und werde dann hoffentlich relativ schnell einen stationären Platz bekommen. Ich merke einfach, dass ich allein nicht mehr aus der Nummer herauskomme. Ich habe meine Ziele aus den Augen verloren, schlage die Zeit tot und versuche jedes Panik auslösendes Ereignis irgendwie zu umgehen. Und trotz AD bin ich jeden Tag panisch und unruhig. Und vor allem tieftraurig und verzweifelt. Und schlapp und müde bin ich auch. Teilweise merke ich kaum, wie der Tag rumgegangen ist. Am Anfang hatte ich eine GAS, jetzt wurde daraus eine ausgeprägte Agoraphobie mit PA. Und der Teufelskreis schliesst sich mit leichten Anfällen von Angst vor Krankheiten.... Kein Wunder, wenn man nur rumsitzt und der Körper immer schwächer und schmerzender wird. Teilweise werde ich soooo stinkwütend, dass ich mir das selbst antue. Gleichzeitig komme ich da einfach nicht raus.... Fängt die Panik an, ist alles andere unwirklich. Seit 3 Monaten ist es wieder so akut. Dabei dachte ich früher, ich hätte das alles schon überwunden. Scheinbar hab ich alles nur mit Arbeit und Ablenkung verdrängt....

Lange Rede, kurzer Sinn.... Langsam werde ich echt nervös. Ich habe Angst vor der Therapie und hab keine Ahnung was mich da erwartet. Ich weiss, dass einem da nichts geschenkt wird und es von einem selbst abhängt. Ich hoffe, dass ich mich auf alles positiv einlassen kann und sehr viel über mich und meine Macken lerne. Trotzdem wäre ich gern ein bisschen vorbereiteter. Wie sind eure Erfahrungen mit Kliniken im Allgemeinen? Hat es euch viel gebracht? Wie war da so der Tagesablauf? Wart ihr hinterher geheilt?

Liebe Grüße
Domo

22.07.2014 14:36 • 30.07.2014 #1


7 Antworten ↓


K
Hallo Domo,

es ist mutig von dir, diesen Schritt zu gehen! Mir ging es im Februar wie dir, ich dachte, ich kann gar nichts mehr alleine machen vor Angst und bin die schwächste Person auf der Welt. Und ich war damit nicht alleine in der Klinik. Eine Psychologin sagte dazu in der Gesprächsrunde: Niemand, der hier ist, ist schwach. Man benötigt Stärke, um sich Hilfe zu holen und das haben Sie alle geschafft.

Mir persönlich hat jeder einzelne Aufenthalt geholfen. Der erste, im Kriseninterventionszentrum, hat geholfen, mich erst mal wieder so weit zu kriegen, alleine zur Toilette und duschen zu gehen, am Tisch zu essen, tagsüber aus dem Bett zu kommen. Der erste Aufenthalt in der Tagesklinik hat mich einen guten, panikfreien Hochzeitstag haben lassen. Ich konnte im Standesamt stehen, ohne dass mir schwindelig wurde, ich konnte ohne Panikattacke im Restaurant sitzen. Mehr wollte ich zu dem Zeitpunkt gar nicht. Der zweite Aufenthalt in der Tagesklinik hat mich so weit gebracht, dass ich drei Wochen einigermaßen arbeiten konnte. Da war ich richtig froh drüber! Dass es dauerhaft nicht geklappt hat, liegt nicht an der Klinik. Seit gestern bin ich nun wieder dort und schreibe dazu hier im Forum ein Tagebuch. Da schreibe ich unter anderem rein, was das Tagesprogramm war und wie es mir dabei erging. Kannst es dir ja mal ansehen.
Ich denke allerdings, dass der Tagesablauf in jeder Klinik anders ist. Lass dich einfach darauf ein! Das Personal ist meistens sehr verständnisvoll. Gleichzeitig ist es natürlich ihre Aufgabe, dich aus deinem Tief zu holen und dir viel zuzumuten.

Viel Erfolg für die Therapie!

22.07.2014 18:45 • #2


A


Wie ist es denn so in der Klinik?

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rkruse
In der Klinik kann Dir schon bis zu einem gewissen Grad geholfen werden. Du wirst auf Medis eingestellt und bist dabei nicht allein, speziell bei den Nebenwirkungen. Auch die Verhaltenstherapie innerhalb der Gruppe hilft. Du wirst sehen Du bist nicht allein mit Deinen Problemen. Du wirst Dich nach einer gewissen Zeit geborgen fühlen, Es sind immer Ärzte anwesend. Es ist ein gutes Gefühl. Das ist aber in der Klink garnicht beabsichtigt. Du sollst so schnell wie möglich wieder Dein Leben selbst in die Hand nehemen. So wird man z.B. durch Tagesausgang darauf vorbereitet. Sich dann von der Geborgenheit der Klinik wieder zu lösen war für mich unheimlich schwer.Dabei wurde mir nicht geholfen. Es gab zwar Einzel- und Gruppengespräche nach jeder Maßnahme, aber innerhalb dieser war ich ja allein. Beim ersten Tagesausflug bin ich innerhalb des Klinikgeländes rumgelaufen, den ganzen Tag. Ich hatte Angst das Gelände, die Geborgenheit zu verlassen.
Heute wohne ich 10000 Km entfernt von meiner Klinik

23.07.2014 02:56 • #3


D
Vielen Dank für die Antworten. Das nimmt mir schon ein bisschen die Nervosität.

@Kris
Vor allem baut mich auf, dass es dir damals auch vergleichsweise ging wie mir. Alles strengt an. Selbst aufstehen und duschen sind grad echt nicht leicht. Das mit der Hochzeit ist toll. Hab grad letztens hypothetisch drüber nachgedacht was für ein Supergau es wäre jetzt zu heiraten. Das macht wirklich Mut. In dein Tagebuch schaue ich gern mal rein.

@rkruse
Ja, davor habe ich auch ein bisschen Angst, dass in der Klinik alles super ist und schwupps ist man zu hause, geht der ganze Mist von vorn los, weil noch alle Probleme da sind. Deswegen hat mir meine Ärztin aber extra zu dieser Klinik geraten. Die ist in meiner Stadt und hat den Ruf eine super Nachsorge zu haben. Erst Stationär und dann über einige Wochen noch regelmässige Termine und Begleitung im Alltag. Ich hoffe das hilft mir. Eigentlich bin ich ein Mensch, der unglaublich gern rumreist und überall hin will wo er noch nicht war. Und jetzt gerade hab ich sogar Probleme runter zum Briefkasten zu gehen.... Furchtbar

Naja, morgen früh gehts los. Ich bin sehr gespannt. Der Termin dauert 3 Stunden. Ich weiss gar nicht was die da alles untersuchen wollen. Vielleicht Rohrschacht?

23.07.2014 19:07 • #4


D
Okay, eben kam der Anruf. Am Mittwoch ziehe ich für 6 Wochen in die Klinik.
Gott, ich bin unheimlich hibbelig. Irgendwas zwischen Freude und blanker Panik....
Der Kennenlerntermin war eigentlich ganz toll. Die Psychologin war sehr auf meiner Wellenlänge. Und trotzdem.... es ist eine solche Umstellung. raus aus der Wohlfühlzone und rein in die Therapie. Mich mit schmerzhaften Dingen auseinandersetzten und nicht mehr in Schonhaltung auf dem Sofa verharren und abwarten, bis es hoffentlich von allein besser wird. Ahrg....
Drückt mir die Daumen!

30.07.2014 16:50 • #5


renasia
Ich bin in einer psychiatrischen Klinik und denke es war richtig hier hin zu gehen,.ich schreibe auch Tagebuch und vor allem muss ich sagen ich hab hier nette Leute kennen gelernt und auch schon einiges über mich selbst gelernt u auch So viel Hilfsbereitschaft unter Patienten wie hier habe ich bisher nicht erlebt. Wir haben ein 4 bett Zimmer mit dusche u wc ( als letztens eine von uns ging wurde sie mit Umarmungen von uns verabschiedet. Und auf dem Zimmer das passt auch trotz alters Unterschied , meine bettnachbarin ist 61 u ich 31 und mit ihr versteh ich mich hier am aller besten.
Wir haben einen gemeinschaftsraum wo gegessen wird, man spiele spielen kann ( Bücher u spiele stehen dort) und einen fernsehraum ,.ein ergometer auf Station und eine Waschmaschine. In die Küche können wir jederzeit, und dort sind auch ein paAr lebensmittel für alle. Wenn keine Therapien sind können wir meist bis 20.30 raus.dürfen dann sozusagen überall hin.
Mich erinnert es eher an eine klassenfahrt wie an ein Krankenhaus, nur das wir keine hochbetten haben.

30.07.2014 17:11 • #6


Schlaflose
In einer Rehaklinik ist es schon anders, eher wie in einem Hotel. Es gab Einzelzimmer mit eigenem Bad und Toilette und wir bekamen alle Mahlzeiten fix und fertig im Speisesaal. Morgens Frühstücksbuffet, mittags drei verschiedene Hauptmahlzeiten und Salatbar und abends wieder Buffet. Außerdem gab es eine Cafeteria, Fitnessraum, kleines Schwimmbecken, Sauna, Billardtisch, Tischtennis, mehrere Fernsehräume. Raus konnte man bis 22.00 Uhr bis die Eingangstüren geschlossen wurden. Wenn ich dort hätte schlafen können, wäre es wie ein Wellness-Urlaub gewesen.

30.07.2014 17:29 • #7


D
Das klingt ja beides sehr gut. Reha ist sicherlich noch um einiges angenehmer als Psychosomatik. Zumindest bei meinem Besuch dort sah es schon sehr nach Krankenhaus aus. Zum Glück sind es dort nur Zweibettzimmer und man darf alles mitbringen, um sich wohl zu fühlen. Eigenen Bettwäsche und Kissen und so. Wie ich das verstanden habe, komme ich auf die Station mit den jungen Leuten. Ich bin mal gespannt.
Ich hab nur Angst, dass ich am Anfang bei jeder kleinsten Übung gleich Panik bekommen werde. Mein Körper ist vom ganzen Nichtstun natürlich auch nicht auf der Höhe und meine Ängste sind sehr an körperliche Wehwehchen gekoppelt. Vor allem Nacken und Rücken. Und ich weiss nicht, ob ich es schaffe mich seelisch so nackig zu machen. Das wird echt schwer. Man macht sich angreifbar und die Leute urteilen. Ich hab bisher den Schein gewahrt. Die wenigsten in meinem Umfeld wissen, dass ich diesen Schritt mache..... Offiziell bin ich wahrscheinlich im Urlaub oder hab was an der Bandscheibe oder so....

30.07.2014 17:45 • #8





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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf