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Hallo zusammen,

hat jemand Erfahrung mit einer Akut Klinik bei generalisierter Angststörung und Panikattacken gemacht und möchte Sie mir mitteilen?

Die Google Suche nach einer nicht privaten Klinik macht mich ganz kirre.
Vielleicht mag mir jemand helfen.

Außerdem meine Frage : Wer stellt die Au aus? Der einweisende Arzt oder die Klinik?

Gruß aus Dortmund Kerstin

21.11.2018 10:03 • 17.08.2019 #1


2 Antworten ↓


FredM
Hallo Giraffe,

eine Akutklinik ist, wie der Name schon sagt, für Patienten vorgesehen, die akut gefährdet sind und die nicht wochen- oder monatelang warten können bis ihnen geholfen wird.

Aber viele normale psychosomatische Einrichtungen haben auch eine Notfallambulanz, die oft auch rund um die Uhr geöffnet ist. Vielleicht suchst du mal, wenns dir wirklich akut schlecht geht, nach solchen Einrichtungen.

Damit man dich aber dort aufnimmt, musst du wirklich gefährdet sein, andernfalls machen die das nur mit Überweisung.


Falls du vorher vom normalen Arzt AU geschrieben bist, bekommst du, falls du in der Klinik verbleiben solltest, dort von den Ärzten eine AU ausgestellt solange du dort bist.


lg

21.11.2018 12:20 • #2


silverleaf
Hallo Giraffe,

Deine Anfrage ist zwar schon etwas älter, aber ich dachte mir, ich antworte Dir trotzdem mal, vielleicht ist das Thema ja für Dich noch von Interesse.
Meine Erfahrung unterscheidet sich etwas von Freds Erfahrung. Ich habe inzwischen viele, viele Monate meines Lebens in einer psychosomatischen Klinik verbracht, kenne die Abläufe dort dementsprechend recht gut und für mich zeichnet sich das Bild wie folgt:

Der Begriff Akut-Klinik ist leicht irreführend und wird von Patienten oft falsch verstanden. Im Wesentlichen gibt es zwei Wege in die Psychosomatik: Der eine Weg geht über eine Akut-Einweisung (dann zahlt die Krankenkasse nach Antrag) und der andere Weg geht über eine Reha-Verschreibung (dann zahlt meistens der Rententräger).
Eine Akut-Klinik im Bereich Psychosomatik ist, auch wenn sich das so anhört, nicht für Fälle, bei denen gerade gar nichts mehr geht, die kommen immer in die Psychiatrie. Wenn es Dir akut schlecht geht, ich meine so richtig, richtig schlecht, geht der Weg in die Psychiatrie. Selbst wenn Du schon in einer psychosomatischen Klinik bist und es Dir massiv schlechter geht, wirst Du in die Psychiatrie verlegt (ich habe viel Erfahrung in diesem Bereich, leider).

Psychosomatische Kliniken behandeln Patienten, die noch ein gewisses Funktionsniveau haben, weder suizidal, noch wahnhaft, psychotisch oder anderweitig eigen- oder fremdgefährdend sind, all das sind Indikationen für eine Psychiatrie, die ganz andere Möglichkeiten der Überwachung ihrer Patienten hat. Patienten in der Psychosomatik sind sehr frei, werden wenig bis gar nicht überwacht und sind jederzeit (fast) voll Herr ihrer Sinne, zwar auch mal krisenhaft, aber nicht so, dass eine Tavor das Problem nicht lösen könnte. Und falls es doch mal schlimmer wird, wird verlegt, entweder nur für eine Nacht oder 1-3 Tage (dann kehrt man von der Psychiatrie wieder in die Psychosomatik zurück) oder vollständig (dann wird das Bett in der Psychosomatik neu belegt).

Akut-Einweisungen in psychosomatische Kliniken klingen aber immer sehr krass, die sind so formuliert, damit die Krankenkasse den Aufenthalt auch genehmigen. Aber auch wenn da drinsteht der Patient ist ganz dringend behandlungsbedürftig bedeutet das trotzdem eine recht lange Wartezeit, auch wenn akut auf der Einweisung steht. Akut heißt in diesem Zusammenhang nur nicht Reha. Je nach Krankenkasse dauert es mehrere Wochen, bis der Aufenthalt genehmigt wird, und dann kommt man in der psychosomatischen Akut-Klinik der Wahl auf die Warteliste, und das kann Wartezeiten von auch gerne mal 13 Monaten bedeuten (wenn es schlecht läuft), auch wenn akut auf der Einweisung steht und der Text der Einweisung deutlich macht, wie schlecht es einem geht. Wird es während der Wartezeit so schlimm, dass gar nichts mehr geht, geht auch hier der Weg zunächst in die Psychiatrie, entweder nur zur kurzzeitigen Stabilisierung oder bis zur Aufnahme in der Psychosomatik, ich kenne einige Patienten, die direkt aus der Psychiatrie in die Psychosomatik kamen, sobald sie stabil genug waren und die Psychosomatik ein Bett frei hatte.

Ich hatte in Zeiten zwischen stationären Aufenthalten zum Thema Notfall oft Gespräche mit meiner betreuenden Pflegekraft, die mir immer ganz klar sagte, sobald es schlimm wird, geht der Weg über einen Notruf über 112 direkt in die Notaufnahme, sprich Psychiatrie, dort hat man als Notfall keine Wartezeiten und muss sich auch im Vorfeld nichts von der Krankenkasse genehmigen lassen. Wenn man in einer psychosomatischen Klinik behandelt werden möchte, weil das Therapieangebot dort einfach sehr gut ist, heißt es Zähne zusammenbeißen und die Wartezeit irgendwie überstehen (meistens wohl so 3-6 Monate, manchmal geht es schneller, manchmal dauert es sehr viel länger, das hängt von vielen Faktoren ab).

Was die AU angeht, habe ich ähnliche Erfahrungen wie Fred gemacht, während man in der Klinik ist, bekommt man dort Aufenthaltsbestätigungen, die als AU gelten, direkt nach Entlassung muss man dann aber schnell zum Hausarzt, die Klinik schreibt einen manchmal gar nicht über den Aufenthalt hinaus krank, wenn man Glück hat, bekommt man noch für ein paar Tage eine AU, der Klassiker ist aber: Sobald das Entlassdatum steht, den Hausarzt kontaktieren und für den Tag nach Entlassung eine Termin vereinbaren.

Ich hoffe, meine Erfahrungen konnten Dir etwas weiterhelfen. Ich wünsche Dir viel Erfolg!
LG Silver

17.08.2019 04:13 • x 5 #3





Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf