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sailors
Guten Morgen liebe Mitglieder,

was vor einem Jahr erst als Verdachtsdiagnose feststand, ist jetzt gesichert:

Bei mir wurde die Autismus-Spektrum-Störung festgestellt. Ganz fassen kann ich es nicht.

Ich bin Ende 20 und ich hatte eigentlich schon immer Schwierigkeiten in meinem Leben.

Schule, Studium, Arbeit. Freunde, mein Freund. Familie. Ich kann es noch nicht begreifen.

Schwierigkeiten hatte ich immer schon mein ganzes Leben, ich habe mich immer anders gefühlt.
Als Kind war ich ein Außenseiter. Durch Studium ist es besser geworden, ich normalisierte mich.
Ich zog zurück in meine Heimat und fand hier Freunde, entwickelte Hobbys. Ich habe Beziehungen gehabt.
Nun lebe ich mit meinem Freund zusammen.

Problematisch war nur das Arbeitsleben.

Öfters Kündigungen in der Probezeit. Depressionen.

Nun sitze ich hier und frage mich. Was jetzt?

Was kann ich mit der Diagnose anfangen?

Bringt mir die Diagnose wirklich was im Arbeitsleben?

Welche Anlaufstellen gibt es hier?

Was soll ich jetzt tun?

Dieser Prozess beeindruckt mich ganz schön, es ist ein Schock für mich.

12.10.2021 08:39 • 26.11.2021 x 3 #1


12 Antworten ↓


Angor
Zitat von sailors:
Was kann ich mit der Diagnose anfangen?

Du hast jetzt eine Diagnose, und jetzt kannst Du handeln. Eine Therapie wird Dir sicher helfen, besser damit klar zu kommen.
Um eine Therapiestelle würde ich mich jetzt auch gleich kümmern, denn die Wartelisten sind sehr lang.

Du kannst auch hier Kontakt aufnehmen, so hast Du die Möglichkeit Dich auszutauschen und fragen, welche Hilfen Du noch in Anspruch nehmen kannst, wie vielleicht eine berufliche Integration.
https://www.autismus.de/fileadmin/user_...eft_79.pdf

Mein erwachsener Sohn leidet übrigens an ADS, schon im Kindesalter, und hat laut seiner damaligen Therapeutin autistische Züge aufgewiesen, das ist grad so an der Grenze zum Autismus.

Daher kenne ich die Schwierigkeiten, die ein betroffener Mensch in seinem Umfeld hat, der Weg ist steinig, aber mit viel Hilfe schaffst Du es ohne große Stolpersteine, Dein Leben zu meistern.

LG Angor

12.10.2021 09:36 • x 2 #2


A


Gesicherte Diagnose - Asperger-Autismus - und jetzt?

x 3


S
Unser bester Freund hat die Diagnose mit Anfang 60 erst erhalten.

Für ihn war es eine Erleichterung, er konnte sich nun vieles besser erklären.

Er ist u.a. in einer Selbsthilfegruppe und sie treffen sich wöchentlich. Dort werden auch Vorträge gehalten und er hat nette Bekannte getroffen.

12.10.2021 12:53 • x 1 #3


L
Mit Autismus und Depressionen könnte dir ein Schwerbehindertenausweis zustehen. Damit hat man erhöhten Kündigungsschutz, ich weiß allerdings nicht, ob das bereits in der Probezeit gilt.

Mit Schwerbehinderung kannst du dich auch ans Integrationsamt wenden. Dort kannst du - soweit ich weiß - konkrete Hilfen am Arbeitsplatz bekommen, die dir bei deiner behinderungsbedingten Schwierigkeiten helfen sollen.

Bei uns in der Umgebung habe ich auch mal gelesen, dass es ein spezielles Autismus-Zentrum gibt, dort gibt es auch anscheinend Projekte für Autisten im Arbeitsleben. Ob das allerdings erster Arbeitsmarkt war, keine Ahnung.

12.10.2021 13:27 • x 2 #4


sailors
Guten Tag liebe Mitglieder,

könnt ihr euch vorstellen, das diese Diagnose ein Schock für mich ist? Das es mir wehtut - nicht normal zu sein?

Ich lebe mit meinem Freund zusammen. Ja, ich brauche meine Rückzugsorte. Ja, ich brauche meine Freiheiten.

Mein Freund will mich heiraten. ok. Aber wir wünschen uns irgendwann auch mal Kinder.

Da tauchen Gedanken auf, wie werde ich eine gute Mutter sein können?
Kann ich das überhaupt?

Mache ich nicht einen großen Fehler?

Könnt ihr das nachvollziehen?

12.10.2021 15:45 • #5


Lottaluft
Natürlich wirst du eine gute Mutter sein denn das hat mit dem Spektrum garnichts zu tun
Mein Stiefvater ist zum Beispiel auch auf dem Asperger Spektrum und klar er hat ein paar "Eigenarten" aber davon wird sich kein Mensch freisprechen können
Es gibt auch deutschlandweit viele Anlaufstellen für Menschen im Spektrum die einem bei der therapiesuche helfen und auch in anderen Bereichen beratend zur Seite stehen
Das Patenkind meiner Mutter war zB sogar auf einer extra Schule für Menschen mit Autismus (er ist auch Asperger diese Diagnose ist wirklich
Keine Seltenheit) denn auch so etwas gibt es wenn es früher heraus gefunden wird
mach dich dadurch nicht verrückt nur weil du jetzt weißt wie es heißt denn das ändert rein garnicht an dir

12.10.2021 15:50 • x 1 #6


S
Zitat von sailors:
Da tauchen Gedanken auf, wie werde ich eine gute Mutter sein können?
Kann ich das überhaupt?


Ja klar können wir das nachvollziehen. Unser Freund ist im Umgang mit Kindern übrigens einmalig, da brauchst Du Dir überhaupt keine Gedanken zu machen.

Ich glaube, Du musst es erstmal sacken lassen, Du stehst noch unter Schock.
Du wirst ja keine andere Person mit der Diagnose, alle die Dich vorher geliebt haben werden Dich auch weiterhin lieben.

12.10.2021 15:55 • x 2 #7


klaus-willi
Zitat von portugal:
Du wirst ja keine andere Person mit der Diagnose, alle die Dich vorher geliebt haben werden Dich auch weiterhin lieben.

Das dachte ich auch gerade.
Es ändert sich ja nichts, nur weil du jetzt eine Diagnose hast.

12.10.2021 17:34 • x 1 #8


Angor
Zitat von sailors:
Das es mir wehtut - nicht normal zu sein?

Du bist anders, aber trotzdem normal. Du hast Dich gut mit Deinem Umfeld arrangiert, hast einen Freund, der zu Dir steht. Mein Sohn hatte noch nie eine Freundin, er hatte nie eine Ausbildung ausser der schulischen, er bezieht Grundsicherung, weil er nicht atbeiten gehen kann, er hat seit 3 Jahren das Haus nicht verlassen, war höchstens im Garten.

Trotzdem ist er ein genauso wertvoller Mensch wie Du es bist.

Hab keine Selbstzweifel, versiche Dich selber zu akzeptieren, das bist Du, so bist Du, aber Du bist in Ordnung.
Nimm die Hilfen die Du bekommen kannst, lass Dich nicht in Zweifel an Dir selber fallen, versuche das Beste draus zu machen, um ein glückliches Leben zu führen, und natürlich kannst Du auch eine gute Muttter werden.

LG Angor

12.10.2021 17:41 • x 2 #9


Tjal
Zitat von sailors:
Nun sitze ich hier und frage mich. Was jetzt?

Ich kann gut verstehen, dass Du erstmal geschockt bist.
Wirst Du von Deiner Diagnostikstelle noch weiterbetreut?
Eventuell könnte Dir auch eine Selbsthilfegruppe oder ein Selbsthilfeforum helfen.

25.11.2021 04:11 • #10


E
Ich kann dir "nur" von meinem Sohn (17) berichten. Für ihn war die Diagnose eine riesige Erleichterung. Weil ab dem Moment für ihn klar war, alles das was bisher das, aus seiner Sicht, "eigene Verschulden" oder auch persönliches Versagen war eben nicht "seine Schuld" ist sondern eben dem Asperger geschuldet. Ihm ist klar geworden dass das was wofür er sich vorher als "Versager" oder schuldig gefühlt hat eben nicht daran liegt dass er "verkehrt" ist sondern daran dass er wegen des Aspergers eben einfach anders tickt. Ab dem Moment war es ok für ihn wenn er z. B. in der Chrakteranalsyse in Deutsch ne 4 raus haut weil er es aufgrund der Störung eben einfach nicht kann egal wie sehr er sich bemüht oder wie sehr er übt. Es ist seit dem ok für ihn dass er sich schwertut in einer Gruppe zu arbeiten weil er eine Erklärung dafür hat warum es so ist.
Sieh die Diagnose nicht als "Stempel auf der Stirn" sondern als das was sie ist eine Erklärung für vieles. Warum sollst du keine gute Mutter werden? Wegen des Autismus? Das ist blödsinn das weißt du selbst. Hat dich die Diagnose bisher davon abgehalten eine gute Freundin oder Tochter zu sein? Nein also warum sollte sich das ändern nur weil das Kind nen Namen hat. Du bist jetzt den Vorteil dass du für viele Dinge eine Erklärung hast vielleicht auch für viele Verhaltensweissn. Es gibt im Netz viele Vlogs und Videos von jungen Aspergerfrauen die wirklich gute Auf- und Erklärungsarbeit leisten, vielleicht tust das was für dich um zu sehen dass sie "total normale" Leben führen. Weißt du der Psychologe meines Sohnes hat nach der Diagnose gesagt naja irgendwie sind ja alle Menschen im Spetrum die einen mehr die anderen eben weniger aber seine ganz eigenen Besonderheiten hat doch jeder Mensch egal ob mit oder ohne Diagnose.

25.11.2021 07:15 • x 2 #11


Spaceman
Hi @sailors

Zitat von sailors:
könnt ihr euch vorstellen, das diese Diagnose ein Schock für mich ist? Das es mir wehtut - nicht normal zu sein?


Ehrlich gesagt: Jein. Natürlich kann es ein Schock sein, eine Diagnose zu erhalten, auf die man nicht vorbereitet war. Aber was ist den bitte normal? Warst Du das je? Willst Du normal sein (mit all den Konsequenzen, die das hat?) Möchtest Du austauschbar sein weil Du wie alle bist? Oder möchtest Du vielleicht etwas besonderes sein?

Du, ich wäre froh über eine Autismus-Diagnose (gibt bei mir Anzeichen, Diagnose steht noch aus). Nicht nur - wie schon von anderen angemerkt - ich dann endlich eine Erklärung dafür hätte, warum mein Leben so schief gelaufen ist. Sondern auch, weil gerade Asperger-Autismus mittlerweile nicht mehr nur negativ gesehen wird - weder von Fachleuten, noch von der allgemeinen Öffentlichkeit und schon gar nicht von vielen Betroffenen.

Zitat von sailors:
Was kann ich mit der Diagnose anfangen?


Was genau hat die Diagnose denn geändert? Du warst vorher so, wie Du bist und bist es jetzt immer noch. Die Diagnose hat nichts geändert - das Kind hat nur einen Namen bekommen.

Vielleicht wäre es hilfreich, sich mit den Themen Neurodiversität, Neurodiversitätsbewegung, Autistic-Pride und Aspies zu beschäftigen.

25.11.2021 23:01 • #12


Schlaflose
Zitat von sailors:
könnt ihr euch vorstellen, das diese Diagnose ein Schock für mich ist? Das es mir wehtut - nicht normal zu sein?

Das musste dir doch eigentlich aufgrund deiner Symptome schon lange klar sein. Jetzt hat das nur einen Namen bekommen, mehr nicht.

26.11.2021 07:59 • #13


A


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf