Zitat von emmchen6: Vor allem der Hinweis, auch mal kleine Mengen von den „schwierigen“ Sachen zu probieren, ist für mich wertvoll – da merke ich, dass ich nicht komplett in die Vermeidung rutschen darf.
Ja. Das ist äußerst wichtig! Eigentlich ist es das bei jeder Angst.
Vermeidung bestärkt leider nur in die falsche Richtung und das ist ja nicht das Ziel.
Als Beispiel: Ich kann sehr schlecht Fleisch essen, aber meine Familie will auch mal grillen.
Gestern hab ich mich zwar also hauptsächlich von Brot, Kräuterbutter und Salat ernährt, aber eben dazwischen zwei Rippchen geworfen. Sonst schaffe ich nur eines und bin fertig mit den Nerven, aber gestern lief es sehr gut.
Oder aber Wurst z.B. neben Pommes, wenn sie gut funktionieren. Wenn die Wurst schwierig ist, verstecke ich sie dann gerne auch ein wenig in den Pommes. So habe ich das Problem ein wenig kaschiert, aber komme trotzdem vorwärts und ich hab sie gegessen, also war es ein Erfolg.
Wichtig ist es, sich den Erfolg auch bewusst vorzuhalten. Nicht einfach sagen: Das war nett, so bitte immer.
Du darfst stolz auf dich sein und dich loben. Ich sage gerne Guck, Hirn. Funktioniert doch. Warum hast du Angst? Das hast du doch super gemacht.
Klingt vielleicht ein wenig witzig, aber der Glaube an einem Selbst ist auch hier wichtig.
Und wenn du unterschwellig merkst, dass du gerade ohne einen Gedanken zu verschwenden deine Scheibe Toast isst: Sofort versuchen mit dem Denken aufzuhören. Es gibt hier nichts zu sehen.
Erst danach dann aktiv den Erfolg genießen. Das Ziel ist es ja, den Automatismus (und das Vertrauen) wieder herzustellen, den jeder dabei eigentlich hat.
Und wenn dir dabei am Anfang Fernseher gucken (oder so) hilft: Dann mach es. Nur ist hier dann am Ende eben auch das Ziel, dass es auch ohne Ablenkung klappt.
Ich hab ein viertel Jahr am Tisch Handyspiele gespielt und inzwischen brauche ich es nicht mehr. Aber eine gute Unterhaltung mit anderen dabei finde ich immer noch super. Am Besten ein Thema, dass man besonders mag oder ähnliches.
Was mir auch noch geholfen hat: Weniger auf den Teller tun.
Zu wissen, dass man Probleme hat und dann jedes Mal vor sich zu sehen, was man normalerweise auf dem Teller hat und es irgendwie nicht mehr zu schaffen, ist frustrierend.
Ich mache den Teller also nicht so voll und esse auf. Und ein leerer Teller motiviert und meistens nehme ich dann nach und hab am Ende meine normale Menge gegessen.
Beobachte dich etwas selber und überlege, wie du mit deinem Kopf umgehen kannst.
Wenn er blockiert, dann suche einen Weg drumherum. Es ist egal wie du zum Ziel kommst, solange du ankommst.
Und wenn dich jemand hetzt: Den brauchst du nicht beim Essen.
Wieder: Dann brauchst du halte eine Stunde statt eine viertel wie sonst. Und? Hauptsache du kommst ans Ziel. Und mit der Zeit wird man dann automatisch schneller, weil es positiv geblieben ist.
Stress ist Gift.
Genieße das Essen weiter, wie du es sonst getan hast. Ausgeladen, in kleinen Portionen, in viele Portionen, über den ganzen Tag - wie du magst. Mache es positiv für dich! Das geht auch mit einem Limit.
Zitat von emmchen6: Darf ich noch fragen wie es bei dir war? also wie hast du reagiert, und woher kam/ kommt deine Angst?
Bei mir kam es eigentlich durch Verspannungen. Mein Körper hat an einem Abend einfach gesagt, dass er das Essen nicht schlucken wird. Die logische Reaktion darauf gewesen, wäre natürlich zu sagen: Gut, dann versuche ich es morgen eben wieder.
Ich bin aber total in Panik verfallen, da es die Tage zuvor irgendwie schon etwas hing. Weil, wenn das nicht wie sonst automatisch funktioniert, wie soll es dann überhaupt funktionieren, ohne dass mir was passiert?
Allgemein kenne ich es schon vorher von mir, dass ich Essen schlechter runter bekomme, wenn ich gestresst bin oder besonders erschöpft, aber es gab da keinen Grund. Das machte mir Angst.
Leider braucht es manchmal nur eine besonders schlechte Reaktion auf eine Erfahrung und dann braucht es ganz viele gute Erfahrungen, um diese wieder auszugleichen.
So ist es schnell ein Kreislauf geworden, dass mich sogar meine eigene Spucke überforderte. Die erste Woche war eine einzige Qual und ich wünsche sie niemanden.
Nach zwei Tagen hatte ich natürlich entsprechend Hunger und bin schnell zum Arzt. Ich kenne mich dann doch gut genug um zu wissen, wo ich selbst kämpfen kann und wo nicht. Vor allem, da ich wenig wiege (46 bis 47kg, aber ist schon immer so). Ich habe es in meinem Leben bisher noch nie geschafft darüber zuzunehmen. Natürlich war Wochenende, wo das ganze Chaos passierte.
Ja ... Und der Rest war Anfangs viel Frust, Logopädie und herausfinden, woher diese Verspannungen kamen, wo die Vermutung auf meinen Kiefer viel. Und zu der Zeit eben auch ein wenig emotionaler Stress, der aber heute gar nicht mehr relevant ist.
Man sollte auch im Kopf behalten, dass es wieder rückwärts gehen kann.
Muss es nicht, aber es kann passieren. Sollte es passieren, dann denke nicht direkt, dass es nie wieder besser wird. Manchmal gibt es einen Schritt zurück, bevor es wieder zwei Schritte vorwärts geht. Das ist Ok.