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maxmuster
Meine Geschichte...

Meine Kindheit war vom ersten Tag an schlecht. Meine komplette Kindheit war ein Desaster. Der Grund dafür war mein Vater, den ich im folgenden Text nur noch mit dem Begriff Erzeuger definiere.

Mein Erzeuger war der Teufel. Er hat soviel Leid über uns, Meine Mutter und meine Geschwister gebracht. Er hat meine Mutter vor meinen Augen misshandelt, geschlagen. Habe heute noch Bilder im Kopf, als ich als kleiner Junge sah wie meine Mutter blutig am Küchenschrank entlang robbte. Ich versteckte mich unter dem Küchentisch. Mein Bruder lag ohnmächtig in unserem Zimmer, nachdem mein Erzeuger ihm einen absatzschuh meiner Mutter (pöms?) auf die Stirn schlug. Ich hatte Jede Nacht Albträume. Meine Mutter Wand sich an das Jugendamt, das Jugendamt tat nichts, Die Polizei tat nichts. Die Nachbarn, Die Freunde der Familie.. Alle wussten was los war und niemand machte etwas dagegen aus Angst vor diesem Schwein. Er war ein Vergewaltiger ein Schläger. Ich bin aus einer Vergewaltigung an meiner Mutter durch meinen Erzeuger entstanden. Bin kein Wunschkind gewesen.

Eines Tages kam die wende. Mein Erzeuger ging aufs Klo und meine Mutter Schloß ihn von aussen ein, packte sich uns insg 4 Kinder und flüchtete. Ich weiß noch wie wir uns auf offener Straße hinter Stein Mülleimer versteckten. Plötzlich dann doch, die Polizei und das Jugendamt kamen und brachten uns in ein Frauenhaus. Nun folgten jahrelang morddrohungen und gewaltdrohungen.

Mein Erzeuger hat alles gemacht. Während der Fahrt meiner Mutter aufs Bein gedrückt um gegen die Wand zu fahren. Wir Kinder saßen hinten drin. Ich weiß es noch.

Irgendwann nach Monaten war das Thema Erzeuger erledigt und wir fingen neu an. Mir viel auf das ich manchmal Gegenstände öfter angetippt habe. Das ich mich unwohl fühlte wenn ich das antippen nicht wiederholte. Habe ich ausversehen etwas berührt, Musste ich es nochmal berühren damit ich mich gut fühle. Irgendein Gefühl Zwang mich dazu, diesen Zwang auszuführen. Ich tat es. Jahre lang. Sagte niemandem etwas davon. Ich kam damit klar.

Eines Abends dann lag ich im Bett, Ich weiß nicht wie alt ich war und sah das mein Schulranzen offen war. Mein Gefühl sagte mir wenn ich ihn nicht schließe würde etwas schlimmes passieren. Jemandem aus meiner Familie. Ich nahm es nicht ernst. Hilt und halte es noch heute für lächerlich. Aber....

Direkt am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Hörte meine mutter schreien. Opa ist gestorben.

Seid dem traue ich mich nicht mehr meinen kleinen Tick nicht auszuleben. Ich konnte auch nichts mehr mit der rechten Hand zuletzt berühren. Immer links. Ich glaubte ich habe damit Einfluss zu entscheiden wem etwas passiert. Einem Rechtshänder oder Linkshänder. Natürlich weiß ich das es lächerlich ist und man keinen Einfluß darauf hat. Mein Bruder ist der einzige Linkshänder in meiner Familie. Heißt, Ich habe mich jedesmal entscheiden müssen Mama oder Bruder. Natürlich hat das nichts damit zu tun. Damit begründete ich meinen Zwang aber. Aber ein Leben wo man sich täglich entscheiden muss ob lieber dem Bruder oder der Mama was passiert ist echt nicht toll.

Dann war Jahrelang alles gut. Mein Tick störte mich überhaupt nicht. Gab ein paar Rituale und es ging mir gut. Nix mehr großes.

Doch dann kam das Jahr 2014.
Insg sind 4 Menschen gestorben die man gut kannte, eine davon liebte ich. Es war meine Tante. 42 Jahre alt. Gesund. 2 Fachen Herzinfarkt. Tot. Einfach so. Ohne Anzeichen.

Dann kamen Aufeinmal zeitgleich weitere sorgen.
Meine damalige Partnerin (8 Jahre Beziehung.) bekam starke Depressionen mit Suizidgedanken. 2 Kinder sind da. Ich half meiner damaligen Partnerin wo ich nur konnte. Habe dafür gesorgt das sie IJ eine Klinik kommt. Monatelange Spagat Zeichen Klinik Besuche und 2 Kinder versorgen bestimmten mein Alltag. Keine Zeit den tot meiner Tante zu verarbeiten.
Die Depressionen meiner damaligen Partnerin würden immer schlimmer. Als sie wieder zuhause war halfen ihr keine Medikamente und die Suizid Gedanken würden schlimmer. Monatelang ließ ich keinen Blick von ihr ab. War rund um Die Uhr da um sie zu Schützen. Allerdings legte sie mir irgendwann einen Abschiedbrief hin, das sie den Weg Freitod durch verdursten und verhungern gewählt hat inkl. Patientenverfügung das man sie nicht zwangsweise ernähren darf. Ich rief überall an. Polizei, Kliniken, Ärzte. Nix. Niemand tat was. Es läge eine Verfügung vor. Das ist wohl ein Schlupfloch. Irgendwann habe ich sie dann aus letzter Kraft doch noch dazu bekommen den Mist seinzulassen.

Dann trennten sich unsere Wege

Ich kam zur Ruhe. Neue Freundin. Zog mit meiner neuen Freundin zusammen und ZACK... Angststörung.


Das schlimme ist, bis heute dachte ich immer ich wäre psychich stabil. Habe so gut wie nie geweint. Menschen verloren, nicht geweint. Schlechte Kindheit gehabt, Egal. Interessiert mich nicht.

Und ich glaube genau das ist mein Problem.. Es interessiert mich alles mehr als ich es gefühlt habe.

Jetzt hab ich meine angststörung und arbeite daran diese auch wieder loszuwerden.

Ich hoffe ich bin nicht zu sehr hin und her gehüpft und man versteht meine Geschichte. Ins Detail zu gehen hätte den Rahmen gesprengt. Das war nur ein kurzer Lebenslauf.

14.04.2016 21:27 • 14.04.2016 #1


3 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Lieber Max,

Deine Geschichte; Dein Auslöser. Es hätte viele Auslöser gegeben und Du hast Dein Leben ja nur kurz angerissen. Denke, es ist an der Zeit zu weinen, weil es Gründe gab und nein, auch ein Mann braucht nicht immer stark zu sein.

Es ist krass, wie soviele Geschichten hier im Forum und ich wusste ich schon, einfach so werden wir nicht seelisch krank. Wir haben das Glück, trotz allem Leid und Schmerz, unser Leben wieder in die Hand zu nehmen, auch wenn es dauert. Es lohnt sich ganz sicher.

Soweit erstmal meine ersten Zeilen dazu.

14.04.2016 21:41 • #2


A


Meine Geschichte - mein Auslöser?

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D
Hallo Maxmuster.

Kurz und knapp, ja ich denke das Du hier genau den Auslöser für deine Panikattacken hast. Vieles davon kommst mir sehr bekannt vor und ich habe auch einiges in dieser Richtung selbst erlebt. Wenn man sowas als Kind schon durchmachen muss dann ist es um so wahrscheinlicher das irgendwann die Bombe platzt.
Bei mir war das auch so mit den Zwängen, zwar leicht abgewandelt als bei Dir nur vom Schemata her identisch.
Und auch ich dachte ich wäre dran gewachsen und es hätte mich abgehärtet oder gestärkt oder wie immer man das nennen möchte. Und was war? Pustekuchen, kaum lief alles so wo ich dachte - ja so kann es jetzt weiter gehen, Panikattacken!
Während die schlimmen und belastenden Dinge passieren funktionieren wir einfach auch wenn wir selbst nicht wissen wie. Ist so ein Thema dann durch und man sollte eigentlich zur Ruhe kommen, dann platzt der Knoten.
Auch den plötzlichen Tod von Menschen in meinem Umfeld habe ich erlebt und ich denke sowas brennt sich zusätzlich noch ein.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles gute, viel Kraft und Erfolg für deinen Weg den Du gehen wirst um die Ängste hinter Dir zu lassen.

Lieben Gruß, Dr. Gonzo

14.04.2016 21:44 • #3


Icefalki
Lieber Max, willkommen im Club der Geschädigten. Wenn man es richtig betrachtet, können wir froh sein, dass nur eine Angststörungoder Depression dabei rum kam. Manch einer hätte dabei sein Leben lassen können.

Ich denke, dass viele hier ihr Leben mit Stärke füllen mussten, eben um zu überleben.

Härte, Panzer um sich rum, waren die Schutzschilder, die dafür hochgezogen wurden.

Diese Energie kann man evtl. nur eine gewisse Zeit aufrecht erhalten, und dann brechen die unterdrückten Gefühle eben aus. Mal gewaltig in den PAs, mal zerstörend in der depri, oder weiterhin latent als Furcht vor tödlichen Erkrankungen.

Ich sehe sie als Geschwüre an, entstanden durch Verletzungen in der Kindheit, eine Zeitlang unterdrückt, doch nie richtig geheilt.

Was bleibt übrig, als an die Wurzeln zu gehen, und das Übel auszurotten?

14.04.2016 21:48 • #4





Prof. Dr. Borwin Bandelow