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Hallo zusammen,

zuerst einmal hoffe ich, dass mein Anliegen einigermaßen in dieses Forum passt...

Ich hoffe hier auf Menschen zu treffen, denen es ähnlich geht/ging und die mir von ihren Erfahrungen und Gedanken berichten können.

Zu meinem Problem:
In meiner Jugend habe ich mich selbst verletzt. Das ist mittlerweile sicher 15 Jahre her und seitdem ist es auch nicht mehr passiert. Vom Ritzen habe ich nun deutlich sichtbare Narben an meinem Arm, die zwar verblasst sind, aber eben noch deutlich sichtbar, wenn man hinschaut. Dank der parallelen Anordnung kann ich mir dazu auch keine andere Geschichte ausdenken, das Bild ist eindeutig. Jahrelang nachdem ich das gemacht habe, habe ich gar nicht mehr an diese Narben gedacht und sie nur sehr sehr selten überhaupt wahrgenommen, auch wenn ich kurzärmlige Oberteile getragen habe. Nun bin ich in meinem Job mit Menschen in Berührung gekommen, die selbstverletzendes Verhalten zeigen und seitdem muss ich auch immer wieder auf meinen Arm sehen. Obwohl ich so lange Zeit nicht daran gedacht habe, fühle ich mich nun mit jedem Blick auf meinen Arm schlecht. Einerseits schäme ich mich zu Tode für das, was ich da gemacht habe und andererseits habe ich große Angst davor, dass jemand die Narben sieht und seine eigenen Schlüsse daraus zieht. Hinzu kommt, dass ich von berufswegen mit Präventivkonzepten für selbstverletzendes Verhalte zu tun habe. Im Rahmen dieser Arbeit fühle ich mich so unehrlich, weil ich es ja selbst mal gemacht habe und nur zu gut verstehen kann, warum jemand sowas tut. Kurz gesagt bin ich deswegen einfach im Moment sehr unzufrieden und weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll, vor allem weil ich immer noch nicht besonders gut in der Regulation von Emotionen bin. Ich würde dieses Verhalten zwar nicht wieder an den Tag legen, aber mich überfordern diese Gedanken trotzdem. Ich kann sie auch nicht kontrollieren, sie kommen mittlerweile täglich wieder. Sie beschäftigen mich auch vor allem deswegen, weil ich gar nicht mehr weiß, was genau damals der Anlass für das Ritzen war und wie alt ich war. Das wusste ich allerdings schon damals nach kurzer Zeit nicht mehr. Auch das stört mich und ich verstehe es auch nicht. Wie kann man sowas denn vergessen? Einige Schnitte sind wirklich tief gewesen. Daran muss man sich doch eigentlich erinnern können?! Ich wünsche mir so sehr, dass ich früher über die Konsequenzen nachgedacht hätte, aber es lässt sich nun nicht mehr ungeschehen machen. Ich möchte aufhören daran zu denken und es einfach wieder vergessen, aber ich bekomm's nicht hin.

Vielleicht gibt es hier Betroffene, denen es ähnlich geht und die mir Ratschläge geben könnnen, wie ich mit diesen Gedanken und Gefühlen umgehen kann.

LG

06.10.2018 19:51 • 06.10.2018 #1


4 Antworten ↓


Safira
Also erstmal hut ab dafür dass du den Dreh bekommen hast damals. Das schafft auch nicht jeder ohne Hilfe.

Jetzt allerdings wirst du getriggert und dein Geist erinnert sich. Das kannst du als Mahnung verstehen.
Dass du dich unehrlich fühlst kann ich sowas von verstehen. Aber es ist auch totaler Quatsch. Ich habe genau das gleiche Gefühl vor ein paar Monaten gehabt bei meiner Arbeit und es hat mich regelrecht leider doch dahingerafft. Ich habe die Trigger auf meiner Arbeit absolut unterschätzt. Obwohl ich eine andere Geschichte habe wie du habe ich mich auch sehr unehrlich gefühlt. Ich kann das ganz schlecht beschreiben. Das hat mich natürlich auch zusätzlich fertiggemacht. Nur die Geschäftsleitung wusste Bescheid über meine Vergangenheit.
Also ich kann dir nur den Tipp geben, wenn es dich so stark belastet dass du nachts nicht mehr schlafen kannst oder nur noch daran denken kannst dann zieh ganz schnell die Reißleine.

Im Grunde genommen ist es etwas sehr gutes was du tust und ich getan habe. Aber unsere Gedanken kommen damit nicht klar. Und letztendlich müssen wir uns selber schützen. Wie sollen wir jemand anderen helfen wenn wir selber dabei zugrunde gehen. Und es ist auch ein ganz klares Zeichen dass wir nicht abgeschlossen haben mit dem was passiert ist.

06.10.2018 20:21 • #2


A


Große Scham wegen SSV

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M
Zitat von purple_cloud_87:
dass ich von berufswegen mit Präventivkonzepten für selbstverletzendes Verhalte zu tun habe. Im Rahmen dieser Arbeit fühle ich mich so unehrlich, weil ich es ja selbst mal gemacht habe und nur zu gut verstehen kann, warum jemand sowas tut.


Ja spinnst jetzt?!
Wer bitte kann Prävention für SVV überzeugender rüberbringen als jemand der WEISS und VERSTEHT wie es dazu kommt. Ich finde da geht Dir überhaupt nichts an Glaubwürdigkeit verloren.

Und wenn Du nicht mehr weißt warum dann hast Du es doch offensichtlich gut verarbeitet sonst wüßtest Du es.

06.10.2018 20:30 • x 1 #3


E
Völlig ahnungslos von der Materie wie ich bin würde ich sagen. Grade WEIL du es selbst erlebt hast grade WEIL es damals noch keine großen Hilfen für Betroffene gab grade WEIL du weißt wie sehr es einen auch Jahrzehnte später noch beeinträchtigen kann bist du prädestiniert für die Prävention. Den wer wüsste besser wie gut und wichtig Prävention ist wenn nicht ein Betroffener?

06.10.2018 20:34 • #4


Safira
Mammamia
Er weiß ja gar nicht warum er es damals getan hat. Er hat überhaupt keine Ahnung was damals passiert ist und hat jahrelang gut damit leben können ohne dass es etwas mit ihm gemacht hat anscheinend. Und jetzt wird er mit diesem Thema konfrontiert und zwar so knallhart dass er nicht mehr abschalten kann.
Hätte er damals eine Therapie gemacht dann hätte er seine Hintergründe erkannt und auch verarbeiten können. Weil niemand ritzt sich einfach mal so. Ich glaube der Themen Starter steckt jetzt in einem absoluten Konflikt fest. Einen Konflikt mit sich selbst und seiner Vergangenheit und das kollidiert mit der Gegenwart.

Natürlich ist er der perfekte Kandidat für diese Arbeit. Aber auch nur wenn er seine eigene damals verarbeitet hätte und abschließen hätte können. Und das hat er nicht

Ich habe bei mir damals auch gedacht, ich bin der perfekte Kandidat für diesen Job. Aber ich konnte mich dann doch nicht emotional abgrenzen. Irgendwann bin ich einfach nur durchgedreht innerlich und das war es mit meiner Arbeit und ich bin dann selbst beim Therapeuten gelandet.

06.10.2018 20:37 • #5





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