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Hallihallo,

ich bin neu in dem Forum und würde gerne mal meine Erfahrungen aus den letzten Jahren mit euch teilen. Kurz zu mir, ich bin weiblich, 20 und momentan in einer sehr schwierigen Lage.
Seitdem ich 12 war (an die Zeit davor habe ich irgendwie kaum Erinnerungen) habe ich ängstlich auf gewisse soziale Situationen reagiert. Allerdings lediglich in der Schule (Gymnasium), nicht im Freundeskreis oder in der Familie. Ich bin bei Vorträgen und Meldungen rot geworden, was ein extremes Schamgefühl und Hilflosigkeit mit sich brachte. Ich habe damals das Problem auf meine Lehrer und Mitschüler geschoben, da unser Klassenverbund nicht gut war und die Lehrer sehr elitär. Jedoch hatte ich nie einen schlechten Stand in der Klasse.
Dadurch, dass ich immer mehr errötete, zog ich mich aus Unterrichtsgesprächen immer mehr zurück und bekam innerlich sogar Panik, wenn ich drangenommen wurde.
Meine Eltern waren immer sehr auf Leistung aus und da meine Noten immer schlechter wurden, machten sie mir Vorwürfe, ich müsse auf eine Hauptschule , würde ich keine Leistung bringen, ich sei das Problemkind, sei schwierig und würde nur Ärger machen.
Ich zog mich von meinen Eltern extrem zurück, machte lieber was mit Freunden oder war alleine in meinem Zimmer. Auch körperliche Gewalt war immer wieder ein Thema in der Familie. Wenn ich nicht das tat was meine Eltern wollten konnte es durchaus passieren, dass ich öfter mal eine Ohrfeige bekam. Meine Mutter war andauernd launisch und ließ ihre Aggression und Wut an mir aus, indem sie mich anschrie, teilweise Ohrfeigte oder mit 15 das erste mal rausschmiss. Sie und mein Vater drohten mir, wenn ich mich nicht benehmen würde, könnte ich mir schonmal einen Heimplatz suchen. In der Zeit wohnte ich bei einer Freundin.
Mein Freundeskreis war eigentlich immer groß, niemand bemerkte etwas von meinen sozialen Ängsten. Im Nachhinein betrachtet muss ich sagen, war ich sehr beliebt. Aus meiner Sicht hätte es immer besser sein können.
Mit 15 trennten sich meine Eltern. Meine Mutter wurde von jetzt auf gleich fröhlich und gut gelaunt. Das konnte ich nicht einordnen, mein Vater konnte mit den Verletzungen des verlassen Werdens nicht umgehen. Für mich war die Trennung eine Art Erleichterung. Kurz darauf eskalierte die Situation zwischen meinem Vater und mir. Es gab eine kleine Auseinandersetzung in seiner Firma und er schlug mir mit der Faust ins Gesicht und prügelte mich vor seinen Mitarbeitern durch die Firma, keiner half. Seitdem war der Kontakt schlecht. Ich wohnte bei meiner Mutter, wurde dort immer wieder rausgeworfen, musste einmal aus Not bei meinem Vater unterkommen, der für mich ein Fremder war, irgendwie abstoßend.
Ich redete ein Jahr nicht mit meiner Mutter, zog letzten Endes doch wieder bei ihr ein, da mein Vater mich krankhaft versuchte zu kontrollieren. Er durchwühlte meine Sachen, las meine SMS, schrieb mir ständig SMS ich würde ihn verletzen, würde ich nicht das tun was er verlangt, machte mir ständig extreme Vorschriften.
Zu der Zeit wechselte ich aufgrund meiner schlechten Noten die Schule und ging auf ein Berufskolleg. Dort lernte ich, dass das Erröten und das Schamgefühl von mir kamen und nicht wegen anderen. Interessant war auch, dass ich vor fremden Gruppen kaum ein Problem damit hatte. Erst wenn ich die Gruppen näher kennen lernte wuchs das Misstrauen und die Angst.
Schließlich merkte ich, dass ich doch gut in der Schule war und wechselte wieder auf ein Gymnasium. Unter anderem, weil meine Eltern das auch so wollten.
Zu der Zeit (18 Jahre) nahm ich mir eine eigene Wohnung, da ich weder mit meiner Mutter noch mit meinem Vater gut auskam. Meine Mutter wollte auch nicht, dass ich länger bei ihr wohnte.
Auch in der neuen Schule wurde die Erytrophobie nicht besser. Ich versuchte mich durch überwiegend schriftliche Leistungen nach vorne zu arbeiten, da ich gerne Zahnmedizin studieren wollte. Schriftlich stand ich auch überwiegend eins. Nur mündlich war ich schlecht, was mir ein Abi von 2,0 (NC) einbrachte. Anstatt jedoch stolz auf mich zu sein, dachte ich immer, dass es ja noch besser hätte werden können. Ich war wütend auf mich, auf meine Ohnmacht die ich empfand, wenn die Ery kam.
In der Zeit des Abis verlor ich meine Wohnung, da mein Vater mir den Unterhalt strich. Meine Mutter hatte ständig Angst, ich würde zusammenbrechen, mein Abi nicht schaffen und schliff mich von einem Nervenarzt zum nächsten, um mir Medikamente verschreiben zu lassen. Die nahm ich allerdings nicht, da ich es schwachsinnig fand. Ich ging neben dem Abi arbeiten, um meine Wohnung zu so lange zu finanzieren, bis die Kündigungsfrist verstrich und klagte parallel Unterhalt ein.
Auch kümmerte ich mich um eine Ausbildung zur Zahntechnikerin, falls ich keinen Studienplatz bekäme. In der freien Zeit zwischen dem Abi und der Ausbildung bemerkte ich die Ery so gut wie garnicht. Ich war glücklich und eigentlich nie ein Kind von Trauer gewesen. Ich bekam wie erwartet keinen Studienplatz, was mich doch ziemlich traurig machte.
Dann ging die Ausbildung los, mein Chef war ziemlich cholerisch, verlangte Perfektion von mir und Griff mich persönlich an, wenn etwas nicht funktionierte. Ich dachte mir, komm ziehst du das durch, stellst die Ohren auf Durchzug. Aber es gelang nicht, belastete mich stark und auch die Kolleginnen litten darunter. Ich suchte mir schließlich eine neue Ausbildung, was in meiner Berufssparte ziemlich schwierig war.
Ich merkte hier verstärkt meine Ery und die Angst in größeren Gruppen (ab 4 Leuten) zu sprechen ohne zu erröten.
Meine Freundin macht eine Ausbildung zur Logopädin und erzählte mir immer wieder über Sprachprobleme anderer. Ich dachte mir, da ich ein sehr kommunikativer, lustiger, offener Mensch mit vielen sozialen Kontakten war, mir würde sowas nicht passieren.
Doch dieser Gedanke lies mich nicht los, schlich sich immer wieder in meine Gedanken. Ich fing an auf meine Sprache zu achten, wodurch ich mich versprach und natürlich unsicherer wurde und Angst hatte Fehler zu machen und andere würden es bemerken. Das erröten war da auch nicht sehr hilfreich bei. Ich hatte immer Freude am erzählen, dies änderte sich nach und nach. Schließlich bemerkte ich, dass es nicht so weitergehen kann. Meine Gedanken kreisten immer wieder um das Thema, ich wurde unsicher. Erst vor Gruppen, dann vor Freunden und schließlich auch vor meiner Familie. Irgendwann bekam ich eines Tages Atemprobleme, da ich mir solche Sorgen machte und diese nicht abschalten konnte. Seither dachte ich verstärkt ans Atmen, was sowohl beim Sprechen als auch im Stillen mich quälte. Ich hatte das Gefühl ich komme von diesem Gedanken der mich ängstigt nicht weg, achtete verstärkt auf die Atmung, schließlich kam das Schlucken dazu, das Augenblinzeln. Und immer wieder die Gedanken, die zwanghaft aus dem Nichts kamen und mich entsetzten. Kurz darauf schlossen sich Aggressionsgedanken und Ängste gegen mich und andere an. Wobei ich wusste, dass das Schwachsinn war und es eine Art Zwangsgedanken war. Durch Hypnosetherapie versuchte ich Herr der Lage zu werden. Was nicht gelang, jedoch heraus kam, dass meine Soziale Phobie aus der Situation herrührt, dass meine Mutter mich als kleines Mädchen vor einer Freundin und ihrer Mutter zusammenschlug und demütigte. Diese Kontrolle über mich (Sprache, Gestik, Augenzwinkern, Schlucken, Atmen) kommt wohl daher, dass ich immer funktionieren musste und mir keine Fehler erlauben konnte. Das Sprechen jedoch belastet mich am meisten, es ist so extrem anstrengend für mich geworden. Obwohl ich immer in Situationen reingehe, werden die Gedanken nicht weniger und ängstigen, nerven mich, andere könnten es bemerken. Auch das ich mich zu hart dafür verurteile steht außer Frage. Ich bin momentan total dünnhäutig ängstlich und weiss einfach nicht was ich machen soll.
Ich habe einfach das Gefühl nicht mehr Herr meiner Gedanken und Gefühle zu sein, was mich total fertig macht.
Obwohl ich immer ein gut gelaunter Mensch war, habe ich momentan das Gefühl ich schleppe mich nur noch so durch den Tag und ich habe ständige Stimmungsschwankungen, Weinattacken und fühle mich Hilflos und ich habe das Gefühl die Kontrolle über mich zu verlieren.
Ich mache seit drei Wochen eine Therapie, ich weiss dass das länger dauert bis Erfolge kommen, jedoch möchte ich gerne aktiv etwas verändern, ich weiss allerdings nicht genau wie und wo ich ansetzen soll.
Schließlich wurde ich letzte Woche wieder einmal bei meiner Mutter rausgeworfen. Ich wollte sehr gerne mit ihr über die Dinge reden, die mich zur Zeit belasten, doch sie wollte nicht zuhören. Sie meinte, vielleicht geht es dir nächstes Jahr immer noch schlecht und sie müsse selbst auf ihre Gesundheit gucken und dass es ihr gut geht und würde wollen, dass ich ausziehe. Sie hört mir nicht zu und lässt mich vor Wände laufen. Wenn ich etwas dagegen erwidre, wird sie wütend und aggressiv oder ignoriert mich total. Auch als ich ihr erzählte, dass ich Aggressionsgedanken gegen mich selbst habe und momentane Stimmungsschwankung, blieb sie kalt und meinte, ich müsse mich selbst an den Haaren wieder aus der Situation ziehen.
Meine größte Angst ist, dass die Situation in der ich bin sich einfach nicht bessern wird und ich mein soziales Umfeld und meine guten Kontakte verliere und einfach nicht mehr richtig Sprechen kann.

09.03.2014 12:13 • 20.04.2014 #1


18 Antworten ↓


A
Was mir so spontan und beim ersten Durchlesen auffällt: deine Mutter hat immer noch viel Macht über dich, weil du ihr Raum in deinem Leben gibst. Ich weiß nicht, wie ich es schreiben soll, aber ich habe den Eindruck, dass du gedanklich stehen geblieben bist an der Stelle in deiner Kindheit, an der die Abwärtsspirale begann, nämlich als du Liebe und Verständnis von deinen Eltern gebraucht hättest und stattdessen Druck und Unverständnis geerntet hast. So eine Art Entfremdung von dir selbst. Und das Verhalten deiner Mutter schürt dein deine Unsicherheit immer weiter, weil sie weiß, welche Knöpfe sie bei dir drücken muss, damit du dich immer hilfloser fühlst.

Aber du hast den Mechanismus hinter deinen Befürchtungen und Ängsten doch schon sehr gut reflektiert. Du hörst von einem Problem, beziehst es auf dich und daraus manifestieren sich dann deine Ängste. Du schreibst:
Zitat:
Meine Eltern waren immer sehr auf Leistung aus und da meine Noten immer schlechter wurden, machten sie mir Vorwürfe, ich müsse auf eine Hauptschule , würde ich keine Leistung bringen, ich sei das Problemkind, sei schwierig und würde nur Ärger machen.

Dabei stand am Anfang ein Problem (das Erröten), was viele Jugendliche in diesem Alter haben. Statt dem mit Verständnis, Liebe und Ermutigung zu entgegnen, haben deine Eltern das aufgebauscht, weil sie dein Problem gar nicht gesehen haben, sondern nur die Folgen schwarz gemalt haben, dich völlig unnötig geängstigt und verstört haben.
Und das ist der Mechanismus, den du gelernt hast, weil es dir deine Eltern so vorgelebt haben. Es gibt ein Problem und statt das Problem anzugehen, wird es dramatisiert und katastrophisiert.

Was ich aber toll finde an dir und deinem Text ist, dass du das für dich eigentlich schon gut herausgearbeitet hast, das können und tun nicht viele Menschen und vor allem nicht in deinem Alter! Die Therapie kann dir helfen, dich abzunabeln, deine Verhaltensmuster zu hinterfragen und zu ändern, Frieden zu schließen mit dem Kind, das du warst, aber nicht mehr bist. Das ist ein Prozess und wie du schon schreibst, es wird dauern, aber ich wünsche dir sehr, dass du es schaffst dich von deiner Mutter zu befreien und deinen eigenen Weg zu gehen.

09.03.2014 12:45 • x 2 #2


A


Soziale Phobie wird immer schlimmer

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L
Danke AJPsychic für deine Antwort !
ja ich spar mir momentan Geld zusammen, um mir wieder eine eigene Wohnung zu nehmen, damit ich einfach Luft für mich habe. Habe mir den Text grade auch nochmal durchgelesen und das gleiche was du grade sagtest festgestellt. Sie hat immer noch zu viel Raum in meinem Leben hat.
Die Art mit Problemen umzugehen, habe ich zwar schon wahr genommen, aber noch nie aus der Sichtweise gesehen, danke! Das ist ne gute Erkenntnis:)

09.03.2014 13:05 • #3


A
Freut mich! Gerne!

Finde ich toll, dass du auf eine eigene Wohnung sparst! Ich wünsche dir, dass dir das schnell gelingt!

Ich weiß wie schwer es ist, sich von den Eltern zu lösen, gerade weil auch durch die negative Einflussnahme der Eltern wenigstens irgendeine Art von Kommunikation und Aufmerksamkeit stattfindet. Und nach Liebe und Anerkennung sehnt sich jedes Kind und die Erkenntnis, dass eine positive Reaktion durch die Eltern nicht möglich ist, ist bitter. Aber ich glaube, umso wichtiger ist es, diese Negativität aus dem eigenen Leben zu werfen, damit sie einen nicht weiter vergiften kann, damit man sich erholen kann und in Ruhe zu sich selbst finden.

Ich glaube, viele Menschen, die depressiv und/oder ängstlich sind, schaffen es eben nicht sich räumlich oder auch gedanklich von diesen Menschen, die ihnen nicht gut tun, zu trennen. Und je länger man das hinausschiebt, weil man sich selbst belügt und an irgendwelchen Hoffnungen festhält, die eigentlich nicht da sind, desto schwerer wird es am Ende.

Deshalb finde ich es wirklich bemerkenswert, wie schnell und in welch jungem Alter du das schon reflektierst. ich denke, du bist auf einem guten Weg.

09.03.2014 13:13 • x 1 #4


P
Hallo zusammen,
ich bin schon seit längerer Zeit hier im Forum unterwegs und lese immer wieder mit größtem Interesse Beiträge, um falls möglich Tipps oder gute Ratschläge zu finden, die ich dann auf mein eigenes Leben anwenden kann.
Jetzt habe ich mich entschlossen mal selbst einen Beitrag zu verfassen und hoffe, dass ich vielleicht ein hilfreiches Feedback bekomme. Falls nicht, bin ich mir sicher dass es trotzdem sehr angenehm ist sich einfach mal alles von der Seele zu reden, bzw. schreiben.
Ich schreibe hier unter deinem Beitrag, weil ich es auf seltsame Weise beruhigend finde, dass es auch anderen Menschen in meinem Alter so geht. Den Grund für all meine Probleme auf die ich noch zu sprechen komme ist meines Erachtens eine ausgeprägte Sozialphobie und meine Unfähigkeit mit meinem eigenen Leben fertig zu werden.
Zu mir, ich bin 20 Jahre alt, männlich und bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen an dem ich nicht weiß wie es weiter gehen soll.
Ich versuche kurz meine Vorgeschichte so gut wie möglich zusammenzufassen. Ich war schon immer ein schwieriges Kind. Schon als ich noch sehr junge war musste ich mit meiner Mutter zur Erziehungsberatung und Psychologen, da sie wie sie selbst sagt mit mir überfordert war.
In der Grundschule übersprang ich die 3. Klasse, nachdem ich einen vernünftigen Unterricht durch ständiges Vorsagen unmöglich machte. In Folge dessen wurde bei mir in einem Intelligenztest eine Hochbegabung diagnostiziert, welche besonders in den Bereichen Mathematik und logischem Denken stark ausgeprägt war.
In den folgenden Jahren taten meine Eltern alles um mich so gut es eben ging zu fördern, gingen mit mir zu Hochbegabten-Treffen (die ich als Treffen hyperaktiver Kinder und bekloppter Menschen in Erinnerung behalten habe) und meldeten mich in Computerkursen an.
Außerdem bekam ich wie meine beiden Brüder, die heute 18 und 23 sind, Klavierunterricht um meine Kreativität zu fördern und mein Gehirn auszureizen.
Logischerweise stand ich damit schon früh unter erheblichem Leistungsdruck, alle erwarteten schließlich umso mehr von mir. Meine Schullaufbahn verlief allerdings nicht so gradlinig wie es sich meine Eltern vermutlich gewünscht hätten.
In der 8. Klasse musste ich aufgrung schlechter Noten (besonders in Mathe und Physik) und Problemen mit Lehrern, die sich mit meiner rebellischen Art zunehmend schwerer taten, die Schule wechseln.
Auf dem neuen Gymnasium fand ich schnell neue Freunde und ich kann sagen, dass ich dort meine bis jezt beste Zeit hatte.
Als ich 16 war musste ich leider erfahren, dass mein Vater langjähriger Alk. war und als ich sah wie er meine Mutter schlug habe ich ihn sehr übel zugerichtet.
Daraufhin zog er aus, machte ein halbes Jahr lang einen der, wie ich später erfuhr, unzähligen Entzüge und zog nachher wieder bei uns ein, alles war vergeben und vergessen. Als ich schließlich mein Abi mit einem Schnitt von 2,3 bestand war ich sehr enttäuscht.
Auch meine Eltern konnten ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen, obwohl sie natürlich sagten sie seien stolz auf mich. Schließlich hatte mein Bruder bereits 2 Jahre zuvor sein Abi mit 1,8 bestanden und ich als das angeblich schlauste Kind war am Ende doch schlechter.
Dann traf ich die, wie ich heute mit Bestimmtheit sagen kann, dümmste Entscheidung meines Lebens bisher. Ich entschloss mich Fahrzeugtechnik zu studieren und zog ins 700 km entfernte Bayern.
Ich fand schnell Freunde, doch das Studium verlief von Anfang an schlecht und meine Leistungen ließen zu wünschen übrig. Bis heute kann ich nicht versehen wie man mir damals eine Hochbegabung in Mathematik nachsagen kann, denn soweit ich mich erinnern kann hatte ich immer Probleme mit der Mathematik und angrenzenden Fachgebieten.
Einen Ausweg sah ich damals nicht, ich wollte meine Eltern nicht erneut enttäuschen und spielte ihnen eine heile Welt vor. Tatsächlich begann ich Dro. zu konsumieren, ich rauchte so oft es eben ging Canna. und auch Kräutermischungen.
Irgendwann saß ich alleine in meiner Wohnung und rauchte eine Überdosis eben dieser Kräutermischungen, was zu Panikattacken führte. An diesem Tag zu dieser Stunde war ich mir sicher dass ich sterben würde.
Tragischer Weise habe ich das ganze dann doch überlebt und seit dem nie wieder eine Kräutermischung auch nur angesehen. Gras rauche ich noch heute, allerdings habe ich mich gezwungen den Konsum drastisch zu reduzieren. Eigentlich wollte ich ganz aufhören, aber da mein kleiner Bruder mit seinen Freunden immer mal wieder *beep* geselle ich mich meistens dazu.
Mein Studium habe ich nun nach 3 erfolglosen Semestern abgebrochen, ich wohne mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder im Haus meiner bereits verstorbenen Großeltern.
Meine Eltern haben sich Enden letzten Jahres scheiden lassen, nachdem mein Vater erneute dem Alk. verfallen ist und das neu gegründete, mit Krediten und Familienerspartem finanzierte Unternehmen in Folge seines Alk. in den Ruin getrieben hat.
Wir verloren unser Haus und meine Eltern trennten sich. Sie sind beide glücklich damit und mir und ich glaube auch meinen Brüdern geht es genauso. Ich selbst habe kaum noch Kontakt zu meinem Vater, es sei denn er braucht mal Hilfe oder ich benötige irgendwelche Unterlagen von ihm.
Gestern erst war ich das erste mal seit meiner Kindheit wieder bei einem Psychologen, für mich selbstverständlicher Weise in Begleitung von meiner Mutter.
Tatsächlich war sie es die mich zu diesem Termin zwang, da ich so meinte sie, verändert und depressiv aus Ingolstadt zurückgekehrt bin.
Damit hat sie durchaus Recht, doch ich habe schon von Anfang an bezweifelt, dass mir ein Psychologe in irgendeiner Art weiterhelfen könne.
Der Termin und die Beratung sowie die Diagnose waren meiner Ansicht nach ein Witz. Ergebnis der 2 stündigen Sitzung war, dass ich unter einer Internetsucht leide.
Tatsächlich bin ich so gut wie ständig am Handy oder am PC, allerdings halte ich das nicht für besonders für jemanden aus meiner Generation.
Das eigentliche Problem - oder auch nicht - sind die manchmal stundenlangen Skype-Sessions mit einer, bzw. meiner Freundin aus den USA, nennen wir sie E.
Wir haben uns letztes Jahr über das Internet kennengelernt und sie ist die einzige Person in meinem Leben, die mir in irgendeiner Form Halt gibt und mich glücklich macht.
Ich war schon immer sehr schüchtern gegenüber Mädchen, auch wenn ich immer so tat als wäre ich mir sicher in allem was ich tue. So habe ich jegliche Versuche meiner weiblichen Freunde mir näher zu kommen abgeblockt, was größtenteils auf meine Unsicherheit aufgrund eines verkürzten Vorhautbändchens und der damit verbundenen Unmöglichkeit von Sex zu tun hatte.
Diese Tatsache nagte jahrelang an meinem Selbstwertgefühl und ich bin bis heute Jungfrau ohne jemals eine Freundin gehabt zu haben. Allerdings habe ich es dank meiner Freundin aus den USA geschafft meine Angst endlich zu überwinden und habe mich letzte Woche operieren lassen.
Von meiner Mutter und meinen Brüdern wird diese Art der Beziehung mit sehr großer Skepsis betrachtet, allerdings wird E mich im Sommer für einen Monat besuchen und ich hoffe sie gibt mir einen Impuls zu neuer Lebensfreude.
Zurzeit arbeite ich nur aushilfsweise und warte auf den Sommer um mich dann in ein Biologiestudium oder eine Ausbildung zum BMA zu vertiefen.
Der Nachteil an der vielen Freizeit ist nur das ewige allein sein. Die meiste Zeit sitze ich allein zu Hause und denk über mich und mein Leben nach.
Ich leide unter heftigen Stimmungsschwankungen, kann im einen Moment sehr glücklich und im nächsten total niedergeschlagen sein.
Immer wenn Fragen zu meiner Person oder Kritik an meinen Handlungen kommen, reagiere ich zornig und stoße meine Familie somit immer wieder vor den Kopf, insbesondere meine Mutter und meinen großen Bruder.
Wann immer ich über mich nachdenken komme ich zu der Erkenntnis, dass ich mein Leben nicht weiterleben kann oder will. Ich bin überfordert mit mir selbst.
Oft wünsche ich mir, dass ich in einem Autounfall sterbe, oder dass ich einer schweren Krankheit erliege. Auch Selbstmord habe ich schon in Betracht gezogen, doch da ich zu feige bin mir selbst etwas anzutun fällt dieser Ausweg definitv weg.
Mein Leben ist so schwer für mich weil ich unglaublich ängstlich bin wenn es um offizielle Belänge geht. Ich habe keinerlei Probleme meine Freunde anzurufen oder mich mit ihnen zu treffen. Allerdings verpufft die Freude an diesen Treffen sofort oder kommt garnicht erst auf und ich spiele nur vor Spass zu haben.
Mit offiziellen Belängen meine ich z.B. einen Artztermin auszumachen (den OP-Termin beim Urologen hat auch meine Mutter für mich ausgemacht). Ein anderes gutes Beispiel ist mein Motorrad, dass seit Monaten unbenutzt in Bayern steht, weil ich es nicht fertig bringe eine Spedition anzurufen und den Transport zu organisieren.
Sobald ich das Telefon in die Hand nehme bekomme ich Schweißausbrüche und Herzrasen. In meinem Kopf gibt es eine Art der Blockade die ich nicht beschreiben kann. Es ist für mich unmöglich Fremde anzurufen oder Anrufe entgegenzunehmen und auch persönlich aufs Amt zu gehen oder auch nur beim Metzger einzukaufen ist für mich kaum machbar.
Meine Familie reagiert auf dieses Verhalten mit Unverständniss, das ich durchaus nachvollziehen kann. Ich verstehe mich ja selbst nicht. Doch im Moment sehe ich keinen Ausweg aus meiner Situation und ich schaffe es nicht mich aufzuraffen. Daher vegitiere ich weiterhin vor mich hin und kann nicht vor und nicht zurück.
Falls das hier jemand liest möchte ich mich schon im Vorraus dafür bedanken, dass irgendjemand Interesse an meinem Leben zeigt. Außerdem freue ich mich stets über eine andere Meinung.
Mit freundlichen Grüßen, Pingfake

11.03.2014 17:17 • #5


A
Ich ganz persönlich glaube, du warst immer ein sehr williges Kind. Willig zu gefallen, willig das zu tun, was man von dir erwartet und kamst gar nicht dazu, dich selbst zu entwickeln, dich zu entdecken. Da ich selbst hochbegabt bin - kenne ich den Erwartungsdruck gut. Man ist doch schrecklich intelligent, also muss man in Mathe toll sein und in allem anderen eigentlich auch, alles schnell und gründlich lernen und überall der/die Beste sein. Wäre schön, wenn man einen hohen IQ dafür gebrauchen könnte, aber leider kommt der IQ ohne Gebrauchsanleitung... will sagen, ja toll das ich irgendwelche auseinandergefalteten komplexen Polyeder im Kopf zusammenfalten kann, aber was hilft mir das?

Ich glaube, du hattest, vielleicht auch durch die Krankheit deines Vaters gar keinen Raum, dich auszuprobieren, über dich nachzudenken und jetzt sitzt du, nach deinem vermeintliche Scheitern wieder bei deiner Mutter, zurück in der Kindheit.

Dabei gehört so eine Entscheidung zum Leben echt dazu! Du hast nichts falsch gemacht, sondern nur eine Erfahrung gesammelt, etwas über dich selbst gelernt und das ist etwas durchweg positives!
Ich find es sehr gut, dass du eine Therapie machst. Diese Therapie ist das, was du daraus machst. Deine Möglichkeit, dich selbst besser kennenzulernen, deine Abnabelung nachzuholen und weiterzugehen in deinem Leben.

11.03.2014 17:43 • x 1 #6


P
Erst ein mal vielen, vielen Dank für die schnelle Antwort!
Zunächst einmal hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Alle anderen denken man sei mit unglaublicher Intelligenz gesegnet und alles würde einem leichter fallen. Mir selbst fallen viele Sachen jedoch sehr schwer weil ich mich einfach nicht über einen längeren Zeitraum auf etwas konzentrieren kann. Manchmal strotzt mein Gehirn nur so vor Ideen, seien sie gut oder schlecht, aber ich kann keine einzige davon umsetzen, weil ich einfach zu schnell wieder davon abkomme. Und außerdem fehlt mir einfach die Motivation dazu. Meistens fühle ich mich einfach nur leer und verloren und frage mich was ich überhaupt in dieser Welt soll. Versteh mich nicht falsch, ich liebe die Menschen und unsere Welt und was für wunderbare Dinge es gibt. Aber ich hasse mich eben auch selbst und finde das es hier keinen Platz für mich gibt.

Zeit über mich nachzudenken hatte ich während des Studiums, aber was dabei rausgekommen ist gefällt mir garnicht. Ich versuche die Dinge so oft wie möglich objektiv zu betrachten, doch am Ende kann man eben doch nicht ausblenden, dass es sich um die eigene Person handelt. Und wann immer ich einen Entschluss fassen und mir sage, dass sich etwas ändern soll versuche ich es und scheitere dann doch an mir selbst.

Wahrscheinlich hast du Recht damit, dass positive und negative Erfahrungen zum Leben gehören und auch beide gleich wichtig sind. Allerdings frage ich mich wann das Leben mal etwas positives für mich bereit hält. Eine Therapie mache ich im übrigen nicht, nach dem Besuch beim Psychologen habe ich diesen Weg sofort wieder verworfen, einfach aus dem Grund das alles was er gesagt hat kompletter Schwachsinn war und nicht ansatzweise die Quelle meiner Probleme war. Internetsucht? Tatsächlich? Ich bezweifle ganz stark, dass es mir in irgendeiner Art und Weise hilft mein Handy und PC wegzuwerfen. Insebsondere da der Kontakt mit meiner Freundin in den Staaten das einzige ist was mir im Moment bleibt und was mich zumindest für ein paar Stunden am Tag glücklich macht.
Abnabeln - ein gutes Stichwort. Am liebsten würde ich genau das tun. Mich ins Flugzeug setzen, Deutschland hinter mir lassen und einfach in den USA neu anfangen. Aber ohne Ausbildung oder abgeschlossenes Studium? Keine Chance. Und ich glaube genau dieser gesellschaftliche Druck ist es unter dem ich immer und immer wieder zusammenbreche. Mein Psychologe hatte mir Selbsthilfegruppen empfohlen, aber bevor ich mich mit Leuten wie mir in einen Raum setze um mein Herz auszuschütten versuche ich es lieber auf diesem Weg. Über das Internet - was für eine Ironie.
Nochmals vielen Dank für die schnelle Antwort und die aufmunternden Worte

11.03.2014 19:08 • #7


nostromo
Interessanter Thread.

@AJPsychic: Du solltest Honorar verlangen

12.03.2014 05:28 • x 1 #8


A
Zitat von Pingfake:
Erst ein mal vielen, vielen Dank für die schnelle Antwort!
Zunächst einmal hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Alle anderen denken man sei mit unglaublicher Intelligenz gesegnet und alles würde einem leichter fallen. Mir selbst fallen viele Sachen jedoch sehr schwer weil ich mich einfach nicht über einen längeren Zeitraum auf etwas konzentrieren kann. Manchmal strotzt mein Gehirn nur so vor Ideen, seien sie gut oder schlecht, aber ich kann keine einzige davon umsetzen, weil ich einfach zu schnell wieder davon abkomme. Und außerdem fehlt mir einfach die Motivation dazu. Meistens fühle ich mich einfach nur leer und verloren und frage mich was ich überhaupt in dieser Welt soll. Versteh mich nicht falsch, ich liebe die Menschen und unsere Welt und was für wunderbare Dinge es gibt. Aber ich hasse mich eben auch selbst und finde das es hier keinen Platz für mich gibt.

Zeit über mich nachzudenken hatte ich während des Studiums, aber was dabei rausgekommen ist gefällt mir garnicht. Ich versuche die Dinge so oft wie möglich objektiv zu betrachten, doch am Ende kann man eben doch nicht ausblenden, dass es sich um die eigene Person handelt. Und wann immer ich einen Entschluss fassen und mir sage, dass sich etwas ändern soll versuche ich es und scheitere dann doch an mir selbst.

Wahrscheinlich hast du Recht damit, dass positive und negative Erfahrungen zum Leben gehören und auch beide gleich wichtig sind. Allerdings frage ich mich wann das Leben mal etwas positives für mich bereit hält. Eine Therapie mache ich im übrigen nicht, nach dem Besuch beim Psychologen habe ich diesen Weg sofort wieder verworfen, einfach aus dem Grund das alles was er gesagt hat kompletter Schwachsinn war und nicht ansatzweise die Quelle meiner Probleme war. Internetsucht? Tatsächlich? Ich bezweifle ganz stark, dass es mir in irgendeiner Art und Weise hilft mein Handy und PC wegzuwerfen. Insebsondere da der Kontakt mit meiner Freundin in den Staaten das einzige ist was mir im Moment bleibt und was mich zumindest für ein paar Stunden am Tag glücklich macht.
Abnabeln - ein gutes Stichwort. Am liebsten würde ich genau das tun. Mich ins Flugzeug setzen, Deutschland hinter mir lassen und einfach in den USA neu anfangen. Aber ohne Ausbildung oder abgeschlossenes Studium? Keine Chance. Und ich glaube genau dieser gesellschaftliche Druck ist es unter dem ich immer und immer wieder zusammenbreche. Mein Psychologe hatte mir Selbsthilfegruppen empfohlen, aber bevor ich mich mit Leuten wie mir in einen Raum setze um mein Herz auszuschütten versuche ich es lieber auf diesem Weg. Über das Internet - was für eine Ironie.
Nochmals vielen Dank für die schnelle Antwort und die aufmunternden Worte


Du schreibst von deinem Selbsthass und das du gleichzeitig versuchst, dich objektiv zu reflektieren - das geht nicht, das kann nicht funktionieren und so wirst du deine Lebenserfahrung nicht als Erfahrung wahrnehmen und bewerten, sondern immer als persönliches Versagen. Das ist ein gedanklicher Mechanismus, den ich wirklich so gut kenne und der, glaube ich, viel mit der bescheinigten Hochbegabung zu tun hat. Man wird ständig mit der übersteigerten Erwartung der Umwelt konfrontiert, dass man doch jetzt bitte dem hohen IQ die Probleme der Menschheit lösen kann und die Menschen um einen herum verstehen nicht, dass der hohe IQ zwar Vorteile hat, weil man vielleicht schneller Denken kann oder Zusammenhänge besser erfasst, aber zum zweiten Albert Einstein dann doch noch etwas entscheidendes fehlt: die herausragende Begabung für die Physik. Und so nehmen wir diese Nichterfüllung der Erwartungshaltung als persönliche Niederlage ohne zu erkennen und zu reflektieren, dass eigentlich nur eine Erwartung zählt, nämlich die an sich selbst und auch daran kann man scheitern.

Ich denke, der Therapeut auf den du getroffen bist, hat dein Problem nicht richtig erfasst, aber für dich würde es sich dennoch lohnen, aus deiner eigenen Entscheidung etwas ändern zu wollen, dir selbst einen anderen Therapeuten zu suchen. Ohne deine Mutter. Nur du. Dir fehlt eine Menge Selbstvertrauen. Dein eigenes Wissen um deine Grenzen und dir fehlt es zu wissen, was du eigentlich magst und willst. Darunter leidest du, aber damit bist du nicht allein. Wirklich wenig Eltern schaffen es, hochbegabte Kinder ohne Unter- oder Überforderung liebevoll zu begleiten und gerade, wenn Eltern so viel eigene Probleme haben, wie deine, dann wird es sehr schwer die Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen und damit umzugehen. Aber ich denke auch, das ist etwas, was man sehr gut in einer Therapie reflektieren kann, in der man Abschied nimmt von der Fremdbestimmung der Eltern, sich gedanklich mit Anleitung und Hilfe selbst sortiert, um dann eigenverantwortlich zu handeln und sich selbst realistisch einzuschätzen ohne destruktive Gedanken wie Versagen oder ich bin fehl am Platz. Da wo du hinwillst, bist du genau richtig. Die Frage ist nur, wohin und wie?

Du schreibst von Abnabeln, in dem du deine Koffer packst und weit weg gehst, aber das ist keine Abnabelung, sondern Flucht. Flucht vor dir selbst, aber es funktioniert nicht, weil du dich selbst immer mitnimmst. Nichts wird schlagartig besser, nur weil du in einem anderen Land bist. Deine Probleme, die du nicht angehst, fallen dir auf die Füße. Been there, done that - doesn't work. Trotzdem finde ich es schön, dass deine Freundin ein Halt für dich ist und eine positive Bestärkung. Das ist so unglaublich viel wert und das kann so motivierend sein, wenn einen jemand mal aus der eigenen Negativität herausholt.

12.03.2014 12:26 • x 1 #9


A
Zitat von nostromo:
Interessanter Thread.

@AJPsychic: Du solltest Honorar verlangen


Äh... danke! Den Splitter im Auge des anderen sieht man immer besser, als den eigenen Balken, denke ich mir so.

12.03.2014 12:28 • #10


L
Pingfake, ich habe mir deinen Text durchgelesen und ich kann dir sagen, dass ich es einfach immer so erlebt habe, dass die Angst mich beherrscht und nicht ich sie. Das nimmt dir einfach so viel Raum und du hast das Gefühl, die Welt um dich wird immer kleiner und du bist so machtlos.
Was ich jetzt aber immer wieder verstärkt grade durch die Therapie lerne/ bis jetzt gelernt habe ist, dass die Angst in unserem Kopf entsteht und dass die Angst etwas Erlerntes ist. Sei es das wird eine schlechte Erfahrung gemacht haben oder von außen betrachtet, möglicherweise banale Dinge passiert sind, die jedoch auf uns trotzdem eine sehr starke Wirkung hatten.
Die Angst ist ein erlerntes Gefühl und Gefühle kann man ändern. Erlernte Dinge kann man verlernen oder aus einer neuen Sichtweise erkennen.
Mir, muss ich persönlich sagen, geht es ganz ganz langsam etwas besser. Das habe ich grade in den letzen Tagen immer wieder gemerkt. Dieses negative Gedanken und diese Hilflosigkeit, die du momentan hast sind Gedankenabläufe, die sich in deinem Kopf festgesetzt haben durch einen Auslöser, der dir möglicherweise noch nicht einmal so wirklich klar ist. Mir hilft es sehr zu wissen, dass ich es bin, die das negative Gefühl in meinem Kopf ( ob bewusst oder unbewusst) erzeugt und sich dies auf meinen Körper überträgt. Ich merke momentan sehr stark, dass ich bis heute eigentlich ein sehr nervöser Mensch war/bin, der sich immer stark alles zu Herzen nimmt und dramatisiert. Der Grund wurde oben ja schon etwas ausgeführt. Du musst dir bewusst machen, dass es nicht primär darum geht wie du auf andere wirkst, sondern dass du gucken musst, was dir gut tut und dass du dich in Situationen wohl fühlen willst und darfst. Auch wenn es nicht von Anfang an gelingt, versuch vielleicht einfach mal diese negativen Gedanken nicht so ernst zu nehmen und nicht so extrem an dich ran zu lassen. Versuche sie zu akzeptieren..deine Angst, deine negativen Gedanken, versuche sie nicht panisch zu verdrängen. Das macht es nur schlimmer. Sag dir ruhig, dass sie eine Berechtigung haben momentan noch Teil deines Lebens zu sein, denn irgendetwas gab ja den Auslöser für deine Angst. Versuch dich darauf zu konzentrieren, was du in verschiedenen Situationen wirklich fühlen möchtest ( Entspannung, Gelassenheit), nimm diese negativen Gedanken nicht so ernst, lass sie nicht an dich ran. Versuch deine negative Gedankenspirale vielleicht als Beobachter mal zu realisieren. Sowas wie z.B. der spontane Gedanke ( oh Gott ich werde rot, ich will nicht rot werden., Hilfe, ich werde gleich Angst haben vor der und der Situation, ich kann damit nicht umgehen) Versuch dir solche Gedankengänge klar zu machen. Mit dem Beobachter meine ich, dass du diese spontanen Gedankengänge bewusst wahrnimmst und dir selbst sagst, ich rede mir grade die Angst vor der Situation ein, weil ich es immer so gemacht habe bist jetzt. Ich werde natürlich gleich Angst haben, weil ich es nicht anders gelernt habe. Aber ich akzeptiere dies und versuche mich zu beruhigen und ich schaffe diese Situation. Es gibt Höhen und Tiefen bei den Versuchen und am Anfang ist es schwer, jedoch wird man kleine Teilerfolge nach und nach bemerken. Vielleicht musst du das was ich gelesen habe auch erstmal etwas sacken lassen, damit du das realisierst. Ich habe z.B. gestern einen kleinen Vortrag vor meiner Klasse halten müssen. Ich war natürlich aufgeregt und wollte irgendwo nicht rot werden. Jedoch habe ich mir gesagt, dass ich diese Angst zwar habe, aber mich nicht mehr von ihr einschränken lassen will und dass es mir irgendwo doch ein bisschen egal ist ob ich erröte. Und siehe da, ich war zwar aufgeregt aber aus irgendeinem Grund bin ich nichtmal rot geworden. Durch diese Akzeptanz der Angst, wurde sie automatisch weniger. Führe dir vielleicht auch mal vor Augen, was schlimmstenfalls passieren kann. Und wenn das schlimmste sein sollte, dass du tot umkippst….klingt zwar hart, aber dann bekommst du ja eh nichts mehr mit
Und versuche deine Angst in Situationen nicht negativ währenddessen oder danach zu Bewerten. Das ist auch sehr wichtig. Versuche dich allein schon für den Versuch bewusst zu loben, auch wenn es dir anfangs vielleicht komisch vorkommt. Egal was kommt, mir hat es immer wieder geholfen, grad mit der Sprachblockade in Situationen reinzugehen und sie nicht zu meiden. Manchmal klappen Dinge besser, manchmal schlechter.
Ich bin auch noch lange nicht über den Berg, aber ich merke dass es mir langsam besser geht.
Sei nicht sauer auf dich. Du kannst momentan nichts dafür. Diese Bilder und Gefühle haben sich in deinem Kopf nunmal festgesetzt und du musst diesen Zustand erst wieder verlernen.
Das Ding ist, dass man sich leider nicht sagen kann, die Angst verschwindet irgendwann von alleine ohne dass man etwas dafür tun muss. Es ist wirklich täglich ein Kampf mit sich, aber das jeder Tag lohnt sich eigentlich um das Beste daraus zu machen. Auch wenn dein Zustand momentan bestimmt ziemlich nervenzerreißend, anstrengend und belastend ist, ist es trotzdem nur ein Zustand, erzeugt von deinen Gefühlen. Was ich dir damit sagen will ist, dass es nicht immer so bleiben muss, da du aktiv dagegen steuern kannst. Mir persönlich hilft die Therapeutin dahingehend gut, dass sie mir neue Sichtweisen und Lösungsvorschläge bringt, auf die ich selbst noch nicht gekommen bin bzw. nicht so realisiert habe. Natürlich kocht jeder Psychologe auch nur mit Wasser, aber sie können dir gut erklären, warum du dich jetzt grade in der momentanen Situation so fühlst und wie du damit umgehen kannst. Ich finde dies sehr hilfreich. Außerdem verurteilt mich meine Psychologin selbst für die schlimmsten Gedanken nicht und erklärt mir, wie sie möglicherweise entstehen und was hilft. Jemanden vor sich zu haben, der sich damit auskennt und dir hilft damit klar zu kommen, ist sehr entlastend. Das Problem ist, man gewöhnt sich sehr schnell an den negativen Zustand und denkt es gäbe keinen Weg daraus. Das ist definitiv nicht so!
Ich möchte keinem den Weg zum Psychologen aufdrängen, jedoch finde ich, dass man sich für so etwas nicht schämen brauch, da sie keine Gehirnwäsche vornehmen, sondern dir nur eine Hilfe zur Selbsthilfe und einem größeren Verständnis für dich selbst anbieten.

12.03.2014 21:40 • #11


L
Pingfake, ich habe mir deinen Text durchgelesen und ich kann dir sagen, dass ich es einfach immer so erlebt habe, dass die Angst mich beherrscht und nicht ich sie. Das nimmt dir einfach so viel Raum und du hast das Gefühl, die Welt um dich wird immer kleiner und du bist so machtlos.
Was ich jetzt aber immer wieder verstärkt grade durch die Therapie lerne/ bis jetzt gelernt habe ist, dass die Angst in unserem Kopf entsteht und dass die Angst etwas Erlerntes ist. Sei es das wird eine schlechte Erfahrung gemacht haben oder von außen betrachtet, möglicherweise banale Dinge passiert sind, die jedoch auf uns trotzdem eine sehr starke Wirkung hatten.
Die Angst ist ein erlerntes Gefühl und Gefühle kann man ändern. Erlernte Dinge kann man verlernen oder aus einer neuen Sichtweise erkennen.
Mir, muss ich persönlich sagen, geht es ganz ganz langsam etwas besser. Das habe ich grade in den letzen Tagen immer wieder gemerkt. Dieses negative Gedanken und diese Hilflosigkeit, die du momentan hast sind Gedankenabläufe, die sich in deinem Kopf festgesetzt haben durch einen Auslöser, der dir möglicherweise noch nicht einmal so wirklich klar ist. Mir hilft es sehr zu wissen, dass ich es bin, die das negative Gefühl in meinem Kopf ( ob bewusst oder unbewusst) erzeugt und sich dies auf meinen Körper überträgt. Ich merke momentan sehr stark, dass ich bis heute eigentlich ein sehr nervöser Mensch war/bin, der sich immer stark alles zu Herzen nimmt und dramatisiert. Der Grund wurde oben ja schon etwas ausgeführt. Du musst dir bewusst machen, dass es nicht primär darum geht wie du auf andere wirkst, sondern dass du gucken musst, was dir gut tut und dass du dich in Situationen wohl fühlen willst und darfst. Auch wenn es nicht von Anfang an gelingt, versuch vielleicht einfach mal diese negativen Gedanken nicht so ernst zu nehmen und nicht so extrem an dich ran zu lassen. Versuche sie zu akzeptieren..deine Angst, deine negativen Gedanken, versuche sie nicht panisch zu verdrängen. Das macht es nur schlimmer. Sag dir ruhig, dass sie eine Berechtigung haben momentan noch Teil deines Lebens zu sein, denn irgendetwas gab ja den Auslöser für deine Angst. Versuch dich darauf zu konzentrieren, was du in verschiedenen Situationen wirklich fühlen möchtest ( Entspannung, Gelassenheit), nimm diese negativen Gedanken nicht so ernst, lass sie nicht an dich ran. Versuch deine negative Gedankenspirale vielleicht als Beobachter mal zu realisieren. Sowas wie z.B. der spontane Gedanke ( oh Gott ich werde rot, ich will nicht rot werden., Hilfe, ich werde gleich Angst haben vor der und der Situation, ich kann damit nicht umgehen) Versuch dir solche Gedankengänge klar zu machen. Mit dem Beobachter meine ich, dass du diese spontanen Gedankengänge bewusst wahrnimmst und dir selbst sagst, ich rede mir grade die Angst vor der Situation ein, weil ich es immer so gemacht habe bist jetzt. Ich werde natürlich gleich Angst haben, weil ich es nicht anders gelernt habe. Aber ich akzeptiere dies und versuche mich zu beruhigen und ich schaffe diese Situation. Es gibt Höhen und Tiefen bei den Versuchen und am Anfang ist es schwer, jedoch wird man kleine Teilerfolge nach und nach bemerken. Vielleicht musst du das was ich gelesen habe auch erstmal etwas sacken lassen, damit du das realisierst. Ich habe z.B. gestern einen kleinen Vortrag vor meiner Klasse halten müssen. Ich war natürlich aufgeregt und wollte irgendwo nicht rot werden. Jedoch habe ich mir gesagt, dass ich diese Angst zwar habe, aber mich nicht mehr von ihr einschränken lassen will und dass es mir irgendwo doch ein bisschen egal ist ob ich erröte. Und siehe da, ich war zwar aufgeregt aber aus irgendeinem Grund bin ich nichtmal rot geworden. Durch diese Akzeptanz der Angst, wurde sie automatisch weniger. Führe dir vielleicht auch mal vor Augen, was schlimmstenfalls passieren kann. Und wenn das schlimmste sein sollte, dass du tot umkippst….klingt zwar hart, aber dann bekommst du ja eh nichts mehr mit
Und versuche deine Angst in Situationen nicht negativ währenddessen oder danach zu Bewerten. Das ist auch sehr wichtig. Versuche dich allein schon für den Versuch bewusst zu loben, auch wenn es dir anfangs vielleicht komisch vorkommt. Egal was kommt, mir hat es immer wieder geholfen, grad mit der Sprachblockade in Situationen reinzugehen und sie nicht zu meiden. Manchmal klappen Dinge besser, manchmal schlechter.
Ich bin auch noch lange nicht über den Berg, aber ich merke dass es mir langsam besser geht.
Sei nicht sauer auf dich. Du kannst momentan nichts dafür. Diese Bilder und Gefühle haben sich in deinem Kopf nunmal festgesetzt und du musst diesen Zustand erst wieder verlernen.
Das Ding ist, dass man sich leider nicht sagen kann, die Angst verschwindet irgendwann von alleine ohne dass man etwas dafür tun muss. Es ist wirklich täglich ein Kampf mit sich, aber das jeder Tag lohnt sich eigentlich um das Beste daraus zu machen. Auch wenn dein Zustand momentan bestimmt ziemlich nervenzerreißend, anstrengend und belastend ist, ist es trotzdem nur ein Zustand, erzeugt von deinen Gefühlen. Was ich dir damit sagen will ist, dass es nicht immer so bleiben muss, da du aktiv dagegen steuern kannst. Mir persönlich hilft die Therapeutin dahingehend gut, dass sie mir neue Sichtweisen und Lösungsvorschläge bringt, auf die ich selbst noch nicht gekommen bin bzw. nicht so realisiert habe. Natürlich kocht jeder Psychologe auch nur mit Wasser, aber sie können dir gut erklären, warum du dich jetzt grade in der momentanen Situation so fühlst und wie du damit umgehen kannst. Ich finde dies sehr hilfreich. Außerdem verurteilt mich meine Psychologin selbst für die schlimmsten Gedanken nicht und erklärt mir, wie sie möglicherweise entstehen und was hilft. Jemanden vor sich zu haben, der sich damit auskennt und dir hilft damit klar zu kommen, ist sehr entlastend. Das Problem ist, man gewöhnt sich sehr schnell an den negativen Zustand und denkt es gäbe keinen Weg daraus. Das ist definitiv nicht so!
Ich möchte keinem den Weg zum Psychologen aufdrängen, jedoch finde ich, dass man sich für so etwas nicht schämen brauch, da sie keine Gehirnwäsche vornehmen, sondern dir nur eine Hilfe zur Selbsthilfe und einem größeren Verständnis für dich selbst anbieten.

12.03.2014 21:42 • x 1 #12


P
Nochmal ein richtig fettes Dankeschön!
Ich habe eure beiden Beiträge jetzt mindestens 10 mal gelesen und ich glaube, dass mir so langsam tatsächlich einiges klar wird.
@AJPsychic: Ich glaube du hast meine Lage wirklich gut durchschaut und ich erkenne mich in deinen Worten wieder. Der entscheidende Punkt den du angesprochen hast ist, denke ich, meine Unsicherheit. Ich weiß wirklich nicht was ich will. Und genau diese Unsicherheit wurde natürlich durch den Abbruch meines Studiums noch verstärkt. Insbesondere der Vergleich mit meinem ach so erfolgreichem älterem Bruder tut mir nicht gut und lässt mich immer wieder an mir zweifeln. Auch meine Mutter hat mir in einem langen Gespräch, das ich gestern mit ihr geführt habe bestätigt, dass ich schon immer auch als kleines Kind meinen 3 Jahre älteren Bruder als Maßstab für mich selbst genommen habe und ich selbstverständlich nie mithalten konnte. Sei es im sportlichen, schulischen oder einfach allgemein. Niemand hatte jemals die Erwartung an mich ich könnte oder sollte besser sein als er - außer mir selbst. Damit hast du Recht und genau das ist mir nun auch klar geworden und daran kann ich arbeiten. Dafür noch einmal vielen Dank!

@Linchen: Ich denke, dass ich eine Menge von dir lernen kann. Ich werde deine Antwort wahrscheinlich noch 20 mal lesen müssen bis ich wirklich alles verstanden und verinnerlicht habe. Alles was du sagst klingt sehr vernünftig und ich vermute, dass in vielem deine Therapeutin aus dir spricht. Man sagt ja, dass man etwas erst verstanden hat wenn man es auch erklären kann und ich muss sagen das gelingt dir außerordentlich gut! Ich werde versuchen mich nach deinen Tipps zu verhalten und deine Worte auch wirklich zu beherzigen. Es freut mich natürlich zu hören, dass es dir mittlerweile auch besser geht und wünsche dir auch weiterhin alles Gute!

Den Gang zu einem neuen Therapeuten werde ich allerdings weiterhin nicht antreten. Zunächst einmal viel es mir schon unglaublich schwer mit meiner Mutter dort aufzutauchen und des weiteren kann ich mich selbst einem Dr. der Psychologie persönlich nicht einfach so öffnen. Tatsächlich habe ich Angst vor der Verurteilung meiner Taten und Gedanken. Ich weiß natürlich, dass all diese Ängst völlig unbegründet sind, da es genau der Job des Therapeuten ist mich von solchen Ängsten zu befreien allerdings komme ich glaube ich mit mir selbst nicht ins Reine wenn ich mir ärtzliche Hilfe suche. Es mag total bescheuert klingen aber ich habe mich wie Linchen schon sagte selbst in diese Situation gebracht und möchte auch selbst damit fertig werden. Allerdings werde ich wie gesagt versuchen all eure Tipps zu beherzigen und hoffe natürlich, dass ich bald Erfolge verbuchen werde.
Noch ein kleines Update hinterher, ich habe es nach über 3 Monaten tatsächlich geschafft eine Spedition zu beauftragen mein Motorrad zu liefern
Nachdem ich gestern mindesten eine Stunde auf der Couch saß und den Telefonhörer angestarrt habe, ist es mir unter Schweißausbrüchen und Herzrasen tatsächlich gelungen anzurufen. Im Nachhinein sage ich mir natürlich wieder: Siehst du, war doch garnicht so schlimm. Aber mir ist auch vorher schon klar, dass es nicht so schlimm werden wird wie ich eben denke und trotzdem fällt es mir unglaublich schwer.
Ich muss sagen mir geht es auch besser, allerdings ist meine Laune stark von meiner Tagesform abhängig. Ich weiß, dass ich heute glücklich sein und nur so vor mich hin strahlen kann und morgen total deprimiert bin und es nicht mal aus dem Bett schaffe. Genug der Schreiberei, noch einmal vielen vielen Dank für das sehr positive Feedback! Ich kann eine Menge von euch lernen und es tut wirklich gut ein paar aufmunternde Worte zu hören und Unterstützung von einer völlig neuen Seite zu bekommen - und das ohne irgendeine Bezahlung oder weil es euer Job ist dies zu tun.
Dankeschön und liebe Grüße

13.03.2014 15:17 • #13


L
Hey Pinkfake,
find ich echt gut, dass du das hinbekommen hast mit der Spedition.
Das Ding ist, dass die Angst das letzte sein wird was verschwindet, auch wenn dein Verstand schon längst begriffen hat was das richtige Verhalten ist. Du musst es halt nur üben. Und nicht aufgeben!
Das ist echt wichtig. Die Stimmungsschwankungen werden auf Dauer besser, die habe ich auch noch ab und zu, aber nicht mehr so extrem. Grade da ist es wichtig, dich an deine Ziele die du dir gesteckt hast zu erinnern. Auch wenn es dir in dem Moment vielleicht sinnlos erscheint. Bei Panikattacken kannst du auch vieles über die Atmung regeln, um dich runter zu bringen. Dann fallen objektive Gedanken ein bisschen einfacher. Versuchs mal mit der Bauchatmung. Google hat da ein paar nette Anleitungen für. Und jeder hat bessere und schlechtere Tage. Sportler können auch nicht jeden Tag Extremleistungen bringen, sondern haben bessere und schlechtere Tage. Die Unsicherheit war auch immer ein Teil von mir. Aber du kannst daran arbeiten, du packst das! Was mir auch echt gut hilft, grade vielleicht wenn du es selbst in die Hand nehmen möchtest, ist ein Buch was ich mir gekauft hatte: Ängste verstehen und überwinden von Doris Wolf ( Wie Sie sich von Angst, Panik und Phobien befreien). Ich hoffe ich darf den Buchnamen hier hin schreiben. Ansonsten-Schande über mein Haupt
Da stehen auch viele Tipps drin, wie du deine negative Gedanken durch Gedankenstopps kontrollieren kannst, u.a. die Bauchatmung und Verhaltenstipps bei verschiedenen Ängsten usw.

13.03.2014 23:09 • x 1 #14


A
Zitat von Pingfake:
Nochmal ein richtig fettes Dankeschön!
Ich habe eure beiden Beiträge jetzt mindestens 10 mal gelesen und ich glaube, dass mir so langsam tatsächlich einiges klar wird.
@AJPsychic: Ich glaube du hast meine Lage wirklich gut durchschaut und ich erkenne mich in deinen Worten wieder. Der entscheidende Punkt den du angesprochen hast ist, denke ich, meine Unsicherheit. Ich weiß wirklich nicht was ich will. Und genau diese Unsicherheit wurde natürlich durch den Abbruch meines Studiums noch verstärkt. Insbesondere der Vergleich mit meinem ach so erfolgreichem älterem Bruder tut mir nicht gut und lässt mich immer wieder an mir zweifeln. Auch meine Mutter hat mir in einem langen Gespräch, das ich gestern mit ihr geführt habe bestätigt, dass ich schon immer auch als kleines Kind meinen 3 Jahre älteren Bruder als Maßstab für mich selbst genommen habe und ich selbstverständlich nie mithalten konnte. Sei es im sportlichen, schulischen oder einfach allgemein. Niemand hatte jemals die Erwartung an mich ich könnte oder sollte besser sein als er - außer mir selbst. Damit hast du Recht und genau das ist mir nun auch klar geworden und daran kann ich arbeiten. Dafür noch einmal vielen Dank!


Das sind viele unbewusste und unterbewusste Dynamiken, die sich da in Familien abspielen und deine Erwartung, die du an dich selbst hast, entspringt natürlich dem Maßstab deiner Mutter. Und das muss ja gar keinen bösen Hintergrund haben. Wir Menschen brauchen bestimmte Vergleiche um Zustände beurteilen zu können.

Aber natürlich kannst nur du allein dich von dieser Erwartungshaltung frei machen.

Zitat von Pingfake:
Den Gang zu einem neuen Therapeuten werde ich allerdings weiterhin nicht antreten. Zunächst einmal viel es mir schon unglaublich schwer mit meiner Mutter dort aufzutauchen und des weiteren kann ich mich selbst einem Dr. der Psychologie persönlich nicht einfach so öffnen. Tatsächlich habe ich Angst vor der Verurteilung meiner Taten und Gedanken. Ich weiß natürlich, dass all diese Ängst völlig unbegründet sind, da es genau der Job des Therapeuten ist mich von solchen Ängsten zu befreien allerdings komme ich glaube ich mit mir selbst nicht ins Reine wenn ich mir ärtzliche Hilfe suche. Es mag total bescheuert klingen aber ich habe mich wie Linchen schon sagte selbst in diese Situation gebracht und möchte auch selbst damit fertig werden. Allerdings werde ich wie gesagt versuchen all eure Tipps zu beherzigen und hoffe natürlich, dass ich bald Erfolge verbuchen werde.


Ich persönlich finde es sehr schade, dass du keinen Therapeuten mehr aufsuchen willst. Ich denke, diese psychischen Krankheiten neigen recht schnell dazu zu chronifizieren und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schnell man sich in seinem eigenen Gedankenpalast verrennt und am Ende ohne Karte, ohne Plan dasteht und der Weg aus dem Labyrinth plötzlich dreimal so lang ist. Im übrigen finde ich gar nicht, dass du dich selbst in irgendeine Lage gebracht hast, sondern diese Situation ist die Summe ihrer Teile. Deine Prägung, deiner Erziehung, deiner Gedanken usw... Einem Diabetiker sagt man auch nicht: Tja, Pech gehabt, zuviel Süßigkeiten! Insulin? Nee, ist nicht.
Auch kann kein Therapeut dich von deinen Ängsten befreien, im Gegenteil, er hilft dir nur, mit dir selbst ins Reine zu kommen.
Und die Tatsache, dass du ohne deine Mutter da gar nicht hingekommen wärest, zeigt meiner Meinung nach schon einen gewissen Ernst der Lage.


Zitat von Pingfake:
Noch ein kleines Update hinterher, ich habe es nach über 3 Monaten tatsächlich geschafft eine Spedition zu beauftragen mein Motorrad zu liefern
Nachdem ich gestern mindesten eine Stunde auf der Couch saß und den Telefonhörer angestarrt habe, ist es mir unter Schweißausbrüchen und Herzrasen tatsächlich gelungen anzurufen. Im Nachhinein sage ich mir natürlich wieder: Siehst du, war doch garnicht so schlimm. Aber mir ist auch vorher schon klar, dass es nicht so schlimm werden wird wie ich eben denke und trotzdem fällt es mir unglaublich schwer.
Ich muss sagen mir geht es auch besser, allerdings ist meine Laune stark von meiner Tagesform abhängig. Ich weiß, dass ich heute glücklich sein und nur so vor mich hin strahlen kann und morgen total deprimiert bin und es nicht mal aus dem Bett schaffe. Genug der Schreiberei, noch einmal vielen vielen Dank für das sehr positive Feedback! Ich kann eine Menge von euch lernen und es tut wirklich gut ein paar aufmunternde Worte zu hören und Unterstützung von einer völlig neuen Seite zu bekommen - und das ohne irgendeine Bezahlung oder weil es euer Job ist dies zu tun.
Dankeschön und liebe Grüße


Herzlichen Glückwunsch zur Überführung des Gefährts! Ich finde, das ist schon mal ein toller Erfolg! Mich würde man auf so einen Teufelsofen nicht bekommen...
Ich finde es toll, wie du über das nachdenkst, was wir hier schreiben und es würde mich wirklich sehr freuen, weiterhin hier von dir und auch von Linchen zu hören!

13.03.2014 23:16 • x 1 #15


A
Zitat von Linchen23:
Aber du kannst daran arbeiten, du packst das! Was mir auch echt gut hilft, grade vielleicht wenn du es selbst in die Hand nehmen möchtest, ist ein Buch was ich mir gekauft hatte: Ängste verstehen und überwinden von Doris Wolf ( Wie Sie sich von Angst, Panik und Phobien befreien). Ich hoffe ich darf den Buchnamen hier hin schreiben. Ansonsten-Schande über mein Haupt
Da stehen auch viele Tipps drin, wie du deine negative Gedanken durch Gedankenstopps kontrollieren kannst, u.a. die Bauchatmung und Verhaltenstipps bei verschiedenen Ängsten usw.


Doris Wolf kann ich auch nur wärmstens empfehlen! Ich finde, sie trifft den Nagel auf den Kopf. Das ist ein sehr guter Tip, Linchen, ist mir gar nicht eingefallen!

13.03.2014 23:17 • #16


L
Ach was ich vielleicht noch ergänzen kann ist, du hattest ja gesagt, dass du woher und nachher immer wieder eigentlich denkst du schaffst das, jedoch etwas komplett Gegensätzliches fühlst. Frag dich doch einfach mal bewusst, warum das so sein könnte, warum du vor dieser Situation grade angst hast. Im Endeffekt ist diese Angst objektiv betrachtet ja komplett überspitzt, da sie ja nicht lebensbedrohlich ist und du keine Angst verspüren müsstest. Versuch dir vorher klar zu machen, bevor du in die Situation kommst dich zu ängstigen, wie du dich gerne fühlen würdest. Das Gefühl solltest du relativ realistisch fühlen können. Die Angst wird nämlich auf kurz oder lang wieder kommen. Das weisst du selber. Aber damit bist du auf die Situation vorbereitet und nicht hilflos deinen Gefühlen ausgeliefert. Versuch diesen Wunsch dich wohl zu fühlen in der angstauslösenden Situation wieder zu fühlen. Versuch dich zu erinnern. Das hilft mir persönlich auch sehr gut. Mein Leitfaden ist einfach das Gefühl von Freiheit. Tun und lassen können, was ich in dem Moment für richtig halte und möchte. Mich nicht von meinen Ängsten einschränken zu lassen.

13.03.2014 23:26 • x 1 #17

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L
Ich finde es toll, wie du über das nachdenkst, was wir hier schreiben und es würde mich wirklich sehr freuen, weiterhin hier von dir und auch von Linchen zu hören![/quote]

Ich werde auf jeden Fall noch weiter über neue Erkenntnisse und Entwicklungen in nächster Zeit berichten. Für mich ist es auf einer Weise wirklich schlimm und hart zu sehen, wie man sich so innerlich verändern kann, wobei Außenstehende dies meist sogar garnicht bemerken.
Allerdings versuche ich dieser negativen Erfahrung auch etwas Gutes abzugewinnen, weil man auf so eine Art und Weise sich besser kennen lernt und vielleicht Dinge an sich verändert, die man ohne diesen Anstoß nie geglaubt hätte verändern zu können. Außerdem nehme ich dadurch viele Dinge nicht mehr einfach so für selbstverständlich.

13.03.2014 23:34 • #18


L
Ich wollte nur nochmal nen kleinen Zwischenbericht starten wie es mir aktuell geht.
Bin jetzt seit einem Monat in der Klinik. Hatte mich selbst eingewiesen und wie ich es schon
erwartet hatte, habe ich eine Angststörung und Zwangsgedanken mit folgender Depression.
Bekomme jetzt gute Medikamente dagegen und bin gut anbehandelt durch eine wunderbare
Psychologin dort vor Ort, die mich ernst nimmt und versucht mit mir die Probleme anzugehen.
Ich fühl mich ( mag es jetzt erst einmal durch die Media sein) bereits schon besser und nicht mehr so dünnhäutig und ausgelaugt durch die Depression.
Stimmungsschwankungen sind nur noch selten. Ich werde dort wohl noch eine Weile bleiben und mich behandeln lassen und im Anschluss eine Wiedereingliederung in meinen Beruf plus eine weitere ambulante Behandlung machen.
Ich persönlich für mich kann nur sagen, dass es die richtige Entscheidung war und es
nur empfehlen. Man gewinnt sehr viel Lebensqualität zurück.
Meine Mutter hat mir übrigens gestanden, dass sie selbst lange unter einer Angststörung litt.
Naja der Apfel fällt nunmal nicht weit vom Stamm. Durch die Klinik wachsen wir zur Zeit auch wieder mehr zusammen.

20.04.2014 14:21 • #19


A


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