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T
Hallo ihr Lieben!

Natürlicherweise sollte meine erste Amtshandlung jene sein, dass ich mich hier verewige.

Mein Name ist Anne, ich bin 22 Jahre alt und ich leide bereits seit Kindertagen an einer sozialen Phobie. Die Schwierigkeiten traten erstmals nach der Scheidung meiner Eltern auf(da war ich fünf), was mich sehr geprägt und in meiner kindlichen Welt verunsichert hat. Zu starken Schuldgefühlen gesellten sich Traurigkeitsgefühle und Ängste. Vorher ein glückliches Kind, war ich von nun an schweigsam und in mich gekehrt.

In der Schule brachte ich von Anfang an kein Wort heraus und hatte und habe Schwierigkeiten mir helfen zu lassen. Das gibt mir das Gefühl Hilfebedürftigkeit und peinlich abhängig zu sein. Die soziale Integration funktionierte bei mir jedoch in den ersten vier Schuljahren ganz gut.

Ab dem fünften ging es abwärts: Starkes Mobbing, das sich leider bis zur zehnten Klasse durch mein Schulleben zog. Ich wurde immer ruhiger, immer aufgewühlter, immer ängstlicher und schweigsamer. Die Nachmittage verbrachte ich allein in meinem Zuhause,mit der Familie, lieber aber noch allein mit meinen Büchern und Geschichten, denn ich bin sehr phantasiebegabt.

Leider habe ich das Gefühl soziale Kommunikation nie so richtig gelernt zu haben. Mich beängstigen die Regeln eines sozialen Miteinanders. Ich habe das Gefühl nie dazu gehören zu können, interessiere mich nicht für die gleichen Dingen wie meine Altersgenossen und fühle mich unter 'reiferen' Menschen, meistens wohler, weil ich hoffe, dass jene vorurteilsfreier sein könnten. (Illusion?)

Meine Angst vor Fehlern, vor Blamagen, vor Peinlichkeiten, ist so erschreckend groß, dass sie mich praktisch 24 Stunden am Tage beherrscht. Leider schaffe ich sie niemals abzustellen und je mehr mir ein Mensch bekannt wird, desto mehr verstärken sich diese Gefühle. Ich will einfach nicht 'dumm da stehen' vor Menschen, die ich liebe!

Derzeit befinde ich mich in einer Ausbildung, wo leider auch nicht alles so glatt läuft, wie ich es gerne hätte. Die ständige Beobachtungssitation macht mich einfach fertig und raubt mir oft alle Kräfte. Ich habe das Gefühl nicht gut genug sein und nicht genügend zu leisten. Das bringt mich dazu mich total zu verspannen. In diesem Zustand zittere ich, fange an zu stottern, die Worte fliegen sinnlos in meinem Kopf umher und wollen nicht auf meine Lippen kommen. Ohnmachtsgefühle halten mich gefangen.

Abends bin ich dann so kaputt und fertig, dass ich nur noch die Decke über den Kopf ziehen möchte und weinen... was ich aber nicht tue, weil ich das weinen fast vollständig verlernt habe...

Ich möchte so gerne endlich ein normales Leben führen können, ohne diese Ängste! Einen Klinikaufenthalt habe ich bereits hinter mir, mehr oder weniger (eher weniger) erfolgreich. Diverse Therapien und Medikamente haben mir leider auch nicht weiter geholfen. Leider muss ich feststellen, dass meine sozialen Ängste sogar noch eher schlimmer anstatt besser geworden sind.

Eines ist mir klar geworden: Das ich da ich wenig wirkliche Freunde habe- mit niemandem wirklich reden kann. Ich hoffe hier Gleichgesinnte zu finden, die mich einmal nicht 'übertrieben sensibel' und seltsam finden. Aber ich kann es denen, die das denken, nicht einmal verübeln. Ich finde mich ja sogar selbst seltsam...

Tagträumerin.

13.11.2008 16:54 • 17.11.2008 #1


13 Antworten ↓


S
oh jeee
liebe tagträumerin
da hast du schon eine menge mitmachen müssen

ich hoffe das du hier findest was du suchst
ich bin auch noch ganz neu hier
aber kann sagenhier findet man verständnis

ich kenne es von mir
es ist schwer die richtigen worte zu finden die auch gerne angenomen werden


kopf hoch du bist nicht alleine

13.11.2008 17:50 • #2


A


Soziale Phobie nach der Scheidung meiner Eltern

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H
Hallo Tagträumerin !

Herzlich Willkommen hier im Forum.

Ich bin leider auch ein solches Scheidungskind, bin heute 49 Jahre alt, aber die Folgen sind immer noch da.
Man bekommt dadurch Verlustängste und das Gefühl, nicht so angenommen zu sein, wie man ist. Die Folgen sind dann oftmals eine soziale Phobie.

Helfen kann aber eine geeignete Therapie, und der Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins.

Liebe Grüsse,

Helpness

13.11.2008 19:51 • #3


D
Hallo,
willkommen. ich kenn das nur zu gut was du schreibst. Habe auch sozialphobie und wäre für austausch dankbar

13.11.2008 20:32 • #4


T
@sunnybunny2:
Danke für die Begrüßung!

Ja, leider habe ich in meinem relativ jungen Leben schon einiges mitgemacht. Dass ich darüber nicht dauerhaft depressiv geworden bin (obwohl phasenweise), das wundert mich manchmal selbst. Aber es gibt Fantasiewelten, in die man sich flüchten kann. Wenigstens dort sieht die Welt vorübergehend rosiger aus.

Es macht mir mit, dass du schreibst, dass man hier Verständnis findet. Jenes habe ich beispielsweise bei meinem Klinikaufenthalt sehr genossen. Dieses Gefühl 'alle hier denken/ fühlen' ähnlich. Es fühlt, seit ich dort fort bin. Dieses Gefühl einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten vermisse ich schmerzlich.

Ja, die rechten Worte finden, das ist soo schwer. Ich habe immer das Gefühl, dass kein Wort dieser Welt jemals beschreiben könnte, was in mir vorgeht. Es gibt keine Worte für solche Empfindungen.

@Helpness:
Noch so eine nette Begrüßung! Danke!
Ist es nicht Wahnsinn, wie einen ein Ereignis immer noch so belasten kann, das so weit zurück liegt? Die Scheidung meiner Eltern war eine Katastrophe für mich, weil ich mich daran schuldig fühlte, dass mein Vater die Familie verlies. Vielleicht war das auch so. Ich war immer das unliebsame Kind, meine kleine Schwester die Prinzessin. Sie geht ja auch meisterlich durch das Leben, während ich immer alles ZERDENKE. Es gibt keine Leichtigkeit in meinem Leben.

Dass eine Therapie helfen kann, das hoffe ich. Bei mir hat bisher leider nichts wirklich geholfen und mein Selbstbewusstsein ist, gelinde gesagt, nicht sehr groß. Aber ich kämpfe jeden Tag, so gut es mir möglich ist.

@Dragona:
Oh, eine Gleichgesinnte! Darf ich fragen, wie lange du unter den sozialen Ängsten bereits leidest, wie deine Möglichkeiten aussehen dagegen vorzugehen und welche Erfolge du bereits erzielt hast? Viele Fragen, ich weiß, aber es tut gut jemanden zu treffen, der einen versteht.

Auch ich würde mich über einen Austausch wahnsinnig freuen.

13.11.2008 20:56 • #5


S
Hallo, Tagträumerin,

herzlich willkommen im Forum!

Keine Sorge, hier findet Dich bestimmt keiner zu sensibel oder seltsam. wWr haben hier alle eine kleinere oder größere Macke

Ich kann mich in dem, was Du schreibst, sehr gut wiederfinden. Mir ist es sehr ähnlich gegangen. Ich wurde zwar nicht so lange gemobbt wie Du, aber in der ersten Zeit auf dem Gymnasium war es schon schwer für mich. Und ich habe meine Lektion gelernt: Man muß mich nicht kennen, um mich abzulehnen, und ich gehöre nicht dazu. Es fällt mir immer noch furchtbar schwer, in eine Gruppe hineinzukommen, weil ich von vornherein überzeugt bin, daß man mich nicht will.

Was ich erstaunlich finde, ist, wie vielen Menschen es anscheinend genauso geht wir Dir und mir. Wahrscheinlich begegnet man öfter, als man denkt, Leuten, die ebenso große Angst haben, von uns abgelehnt zu werden wie umgekehrt, ohne daß man es merkt. Denn wenn wir eins wirklich gut können, dann ist es, unsere Angst zu verbergen. Mir geht es jedenfalls so. Mich halten bestimmt viele für arrogant.

Ich würde mich freuen, mehr von Dir zu lesen

LG Solitudo

14.11.2008 09:52 • #6


D
Zitat:
Oh, eine Gleichgesinnte! Darf ich fragen, wie lange du unter den sozialen Ängsten bereits leidest, wie deine Möglichkeiten aussehen dagegen vorzugehen und welche Erfolge du bereits erzielt hast? Viele Fragen, ich weiß, aber es tut gut jemanden zu treffen, der einen versteht.


Leide seit über 10 jahren daran. Ich kann mich hier in Münster vor Möglichkeiten kaum retten,hier gibs so viel.
Ich mache zur Zeit eine Verhaltenstherapie, Arbeitstherapie und bin zu Haus 1x die Woche vom betreuten wohnen betreut.
Erst begann das betreute wohnen, die Dame die mich betreut trainiert mit mir einkaufen, behördengänge, Arztgänge. Erfolge dadurch bisher: Gehe wieder allein einkaufen, spazieren und manchmal allein zu ärzten.
Das mit der Arbeitsthera war schon schwerer, wurde 8 Jahre gemobbt und allein das wort arbeit löst angst aus. Es ist auf rezept gibt leider kein Geld. Seit die Therapeutin gesagt hat ich soll erstmal versuchen überhaupt zu kommen und wenn ich da bin könnt ich ja erstmal nur was lesen, geht es. Inzwischen arbeite ich auch mit und verpacke saatscheiben in eine Plastiktüte.
Meine woche ist gepackt, das ich am ende erledigt bin, mehr dürft es nicht sein.
Meine Woche:
Montag 17 Uhr verh. Therapie
Dienstag Arbeitstherapie 13-15 Uhr
Mittwoch wie Dienstag
Donnerstag meist mit betreuerin
Freitag seit dieser woche Kreativgruppe mit gleichgesinnten im Psych.soz. Zentrum
Samstag Frei
Sonntag Frei
Trotz allem aber noch große Probleme mit leuten zu reden. Smalltalk und so.

14.11.2008 10:33 • #7


T
Hallo Tagträumerin,

Du bist........!
Mach dir einen Zettel auf dem steht:,, Ich bin Vor und Nachname
Immer wenn du denkst ich bin nicht gut oder stark genug dann hol den Zettel raus und lies ihn leise vor!
Wird all deine Ängste und Probleme nicht wegwischen aber er soll dich von Zeit zu Zeit daran erinnern das du ein Vollständiger und großartiger Mensch bist! Du bist sehr sensibel und das ist besser als roh und hart.

Tagträumerin du schaffst das! Gib dir Zeit..
Keine Angst, wenns auch noch einige Zeit dauert!
Selbstbewusstsein kann man Step by Step üben!
Klingt komisch, ich habs so geschafft!
Wenn mir etwas peinlich war habe ich einfach so geguckt als wäre alles
ganz normal! Vergess in solch einer Situation nie...: Es scheint dir peinlicher zu sein als deinem Gegenüber! Sei einfach du selbst und sei stolz! Vertrete stets deine eigene Meinung! Ich weiss dass das nicht die Lösung für einige Jahre Angst ist, und das meine Ansätze keiner Therapie gleichkommt! Aber irgendwo muss man ja für sich einen Einstieg finden.
WICHTIG= Step by Step! Nehm dir vor bei gewissen Situationen gekonnt zu reagieren! Peinliche Situationen? Zieh die Augenbraue hoch und versuch geschickt drüber zu stehen! Das geht wirklich! Übung macht den Meister!
Vergess den Zettel nicht!
Beisp_ ICH BIN MAX MUSTERMANN!

14.11.2008 12:18 • #8


N
Hallo liebe Anne / Tagträumerin,

herzlich willkommen.

Ich kann dir in einigen Punkten ziemlich gut nachfühlen.

Zitat:
lieber aber noch allein mit meinen Büchern und Geschichten, denn ich bin sehr phantasiebegabt.

Leider habe ich das Gefühl soziale Kommunikation nie so richtig gelernt zu haben. Mich beängstigen die Regeln eines sozialen Miteinanders. Ich habe das Gefühl nie dazu gehören zu können, interessiere mich nicht für die gleichen Dingen wie meine Altersgenossen


War bei mir genauso. Dazu zwei Dinge, wie sie sich für mich inzwischen darstellen:
- es gibt tatsächlich Regeln eines sozialen Miteinanders und man muß soziale Kommunikation wirklich lernen! Deshalb nützt es auch nicht viel, wenn einem Menschen raten, man soll halt einfach selbstbewusster sein und mal rausgehen. Es gibt ja wohl nichts frustrierenderes, als wenn man dann wirklich mal einfach rausgeht und dann alleine in der Ecke steht... was ich öfters erlebt habe *Alptraumsituation*
- mir waren Bücher auch die liebsten Freunde. Das Dumme: Bücher helfen dir überhaupt nix, wenn es darum geht, sich mitten im Kuddelmuddel realer sozialer Situationen zurechtzufinden. In den meisten Büchern ist es auch noch so, dass am moralischen Tiefpunkt schon wer daherkommt, der einem dann hilft und einen in die Gemeinschaft einführt, und genau das passiert in der Realität eben nicht!!
Gefühlsmäßig 80% der täglichen Kommunikation besteht aus Small Talk. Small Talk besteht aus Floskeln, die ohne nachzudenken wie Bälle hin und her geworfen werden, effektiv platonische Streicheleinheiten. Und diese Floskeln und ihre Regeln muss man natürlich lernen, und zwar durch learning by doing...


Zitat:
Meine Angst vor Fehlern, vor Blamagen, vor Peinlichkeiten, ist so erschreckend groß, dass sie mich praktisch 24 Stunden am Tage beherrscht. Leider schaffe ich sie niemals abzustellen und je mehr mir ein Mensch bekannt wird, desto mehr verstärken sich diese Gefühle. Ich will einfach nicht 'dumm da stehen' vor Menschen, die ich liebe!

Kenne ich. Irgendwie fühlt es sich so an, als sei das Leben eine ständige Prüfung in einem Fach, in dem man Legastheniker ist...
Ich dachte vor allem auch immer, dass ich klug, witzig, charismatisch, aufregend sein muss. Dummerweise kann man vor allem die letzten beiden Punkte schlecht lernen.
Was ich aber herausgefunden habe, ist, dass die meisten Mensche viel weniger jemanden suchen, der fürchterlich klug und witzig ist, sondern jemanden, der zuhören kann und auf sie eingeht. Das ist sicher nicht bei jedem so, aber ich war früher oft (und mach´s manchmal immer noch ) so damit beschäftigt, mir zu überlegen, was ich jetzt bloss intelligentes sagen kann, dass ich total gehemmt war, nicht aufmerksam, und am Ende eher den Leuten auf die Nerven gegangen bin.
Morgen treffe ich eine Freundin. Ich traue ich immer noch nicht ganz, sie Freundin zu nennen, denn sie ist hübsch, klug und cool.. selbst nach einem Jahr frage ich mich jedesmal unterbewusst, wann ihr endlich auffällt, wie doof und langweilig ich bin. Jetzt hat sie sich mal zwei Wochen nicht gemeldet und ich war fest überzeugt, dass es nun doch vorbei ist! Sie hat sich aber wieder gemeldet

Foren sind ein toller Ort, um sich auszutauschen. Bei ist es immer noch so, dass im direkten Gespräch so viele Faktoren da sind, die mich nervös machen, dass ich mich in so einem Forum viel besser ausdrücken kann (abgesehen vom Thema, der Anonymität etc.)

14.11.2008 15:48 • #9


T
@Solitudo:

Stimmt, jeder hat seine Macken. Leider ist es nur so, dass die meinen mir seit frühester Zeit vorgehalten werden und das nervt manchmal. Es ermüdet immer dasselbe hören zu müssen.

Leider ist es häufig so, dass so ein Haufen Gymnasiasten so eine Klasse für sich sind. Das ist bestimmt nicht immer so und ich will hier niemanden über einen Kamm schweren. Aber die eine oder andere einschlägige Erfahrung habe ich damit halt auch machen dürfen. Übrigens geht es mir genauso wie dir: Neue Gruppierungen ängstigen mich und ich fühle mich von vorn herein wie ein Fremdkörper. Dass man es nicht schafft die eigene Unsicherheit zu verbergen, wenn solche Gedanken in einem ruhen, das ist wohl kein Wunder. Die anderen merken das natürlich, können sich das nicht erklären und nennen einen gleich wieder... seltsam... Immer das gleiche Spiel.

Im 'Angst verbergen' bin ich widerum gar nicht gut. Mir sieht man schon deutlich an, wenn ich Angst und Panik habe. Ich zittere, laufe rot an, fange an zu stottern. Und werde gannzzzzz ruhig. Ziehe mich ganz in mich selbst zurück.

@Dragona:

Wow! Du unternimmst aber ganz schön viel! Respekt vor deiner Diziplin! Deine starke Arbeitsangst lebt auch in mir, allerdings gehe ich trotz oder wegen dieser Angst jeden Tag zur Arbeit. Meine Ausbildung ist mir schon sehr wichtig und ich möchte das unbedingt schaffen. Leider kann ich es nur unter Aufbietung all meiner Kräfte und ich merke, wie es schlaucht und zerrt. Trotzdem bin ich in den paar Monaten, seit ich wieder arbeite, nicht einmal daheim gewesen. Ich leide sehr unter psychosomatisch ausgelösten Erkrankungen, das hat mich immer wieder mal matt gesetzt. Seit den letzten Monaten geht es aber und ich versuche weiter durchzuhalten, auch wenn es soo wahnsinnig schwer ist.

Übrigens mache ich nach meiner Zeit in verhaltenstherapeutischer Betreuung jetzt eine reine Gesprächstherapie. Leider denke ich, dass ich aus beidem nur sehr bedingten Nutzen gezogen habe. Ich weiß sehr viel darüber, wie ich meine Situation theoretisch verbessern kann. Nur liegen Welten zwischen Therorie und Praxis.

Smalltalk ist die Hölle für mich. Wenn das von mir verlangt wird, dann fühle ich mich wie in meinem ungeliebtesten Fach geprüft. Unglaublich.

@thelasttime:

Für konkrete Tipps bin ich immer dankbar! Merci! Ähnliche Ratschläge hat mir mein Therapeut auch gegeben. Allerdings mit dem Satz „Ich bin gut und liebenswert wie ich bin!“ Habe mir das sogar an den Spiegel und an dieverse andere Stichpunkte in meiner Wohnung gepinnt. Bis auf die Tatsache, dass es komisch aussah, hat es mich nicht großartig weitergebracht. Dennoch trage ich diesen Zettel weiterhin mit mir herum und erhoffe mir irgendwann einen postiven Effekt für mich. Vielleicht dauert das halt alles längere Zeit.

Danke für deine lieben Worte und deinen Glauben an mich!
Ich probiere wirklich alles, um diesem Albtraum zu entkommen. Bin fleißig, übe, übe, übe... Das frustriert aber so sehr, weil ich überhaupt keine Besserung bemerke bisher. Über Fehler hinweg gehen beispielsweise: Unvorstellbar. Erstens ENTSCHULDIGE ich mich kleinlaut für Fehler, dann rumoren sie in meinem inneren und bringen mich dazu mich zu verspannen... schließlich kann ich kaum noch denken, weil ich mich innerlich vor Scham winde. Daran muss ich unbedingt arbeiten, das weiß ich nur zu gut. Auch das 'über mich selbst lachen können' wäre eine schöne Eigenschaft und ich versuche ja alles mit Humor zu nehmen, aber... es geht derzeit noch nicht...

@Nebelfee:

Danke, Nebelfee! Du formulierst, was ich schon ewig denke und keiner so recht nachvollziehen kann. Ich habe das Gefühl nicht das Rüstzeug zu haben, um mich unter fremden Menschen zu bewähren. Was ich sagen soll weiß ich nicht, wie ich mich benehmen soll weiß ich nicht. Das ist ein großes Problem und starkes Hindernis für mich, das mich blockiert. Vielleicht ist es auch häufig gar nicht so sehr die Angst vor Menschen, die mich quält, sondern die Panik vor dem Umgang mit ihnen. So lustig lachen, lockere Späße machen... unmöglich... Smalltalk! Kann ich nicht! Da ist es dann einfach schwierig, den Anschluss zu finden, nach dem man sich innerlich sehnt.

Ich weiß, dass Bücher mir prinzipiell nicht helfen. Auch solche lustigen 'Selbsthilfebüchern' können meiner Meinung nach nur einen geringen Nutzen haben. Dennoch tut es mir so gut, mein Näschen in ein Buch zu stecken und mich fort zu träumen. Oft kommen die Menschen mir schlecht vor, aber dann denke ich: Kluge Menschen haben tolle Bücher geschrieben! Dann kann die Welt so böse ja nicht sein? Mir liegt eine Menge in der Magie der Bücher, auch wenn Märchen nie wahr werden und kein strahlender Held in Ritterrüstung kommt, der mich auf sein weißes Pferd hebt und mich von meinen Ängsten fort trägt. Aber ohne ein bisschen Illussion... ich wüsste manchmal nicht, wie ich mir meine Ideale erhalten sollte.

Es stimmt schon. Ich denke auch oft besonders klug, charmant, witzig und intelligent erscheinen zu müssen. Vor allem letzteres ist mir unheimlich wichtig. Ich habe das seltsame Gefühl, dass ich mich nur ganz selten als 'ich selbst' offenbare. In meiner Familie beispielsweise herrscht keine Kühle, keinesfalls, aber doch... Distanzierung zur Gefühlswelt. Über alltägliche Dinge wird häufig gesprochen, aber die Seele, die eigenen Empfindlichkeiten, die bleiben unberührt. Ich kenne niemanden aus meiner Familie wirklich, wie er innerlich ist. Das ist so ein Muster, dass ich von Kindesbeinen auf erlernt habe. Heute habe ich das immer noch. Sich ein bisschen verstellen. So ähnlich wie einen Rohdiamanten, den man ein bisschen hobelt und schleift, damit er schön funkelt und 'perfekt' ist. Aber irgendwie fühle ich mich dabei nicht mehr echt. Wenn ich dagegen versuche mich echt zu offenbaren, dann habe ich das Gefühl als solches nicht interessant genug zu sein. Ein Widerspruch.

17.11.2008 14:33 • #10


D
Danke dir Tagträumerin für das kompliment, aber du wirst es nicht glauben das pensum ziehe ich erst seit 2 Wochen durch.
Mich treibt momentan an das ich mal angstfreie Zeiten erleben durfte und jetzt weiss, dass sie keine Legende sind.
Mein Ergeiz und der absolute Wille gesund zu werden. Aber auch wenn ich das alles mache, hab ich gemerkt in den ruhephasen bin ich recht platt und antriebslos, da ich meine Kraft verpulvert hab. Muss da noch lernen zu dosieren, damit zB. der Haushalt und Spass und entspannung nicht auf der strecke bleiben. Wollen ist können oder er versetzt Berge. Das ist wirklich wahr.

17.11.2008 15:05 • #11


N
@ Dragona: ich glaube, das ist ganz normal, dass Dich das jetzt erst mal erschöpft. Wenn man seinen Rhythmus ändert, muss man sich erst mal dran gewöhnen, da am Anfang alles ungewohnt ist und jede Kleinigkeit die volle Aufmerksamkeit braucht.
Ich würde Dich also jetzt erst mal ermutigen wollen, nicht gleich wieder zurückzuschrauben, sondern erst mal ein bisschen abzuwarten, ob Du Dich nicht an die Belastung gewöhnst... das gibt dann nämlich den positiven Effekt, dass Du merkst, dass Du doch mehr kannst als Du dachtest . Jedenfalls war es bei mir schon einige Male so.
Aber klar, Spaß und Entspannung müssen auf jeden Fall auch sein!

17.11.2008 15:16 • #12


S
Arme Anne, Du bist wirklich ganz schön traurig, oder?

Es ist eine feine Sache, sich in ein Buch zu vertiefen und einfach aus der Realität zu fliehen. Das tue ich auch gern. Leider ist das aber kein Ersatz für das richtige Leben
Und Selbsthilfebücher haben mir auch nicht geholfen. Ich habe durch sie etwas über die Mechanismen der Angst gelernt, aber nicht, sie abzustellen. So eine Selbsttherapie liegt wohl nicht jedem.

In meiner Familie ist es so ähnlich wie in Deiner. Mit meiner Mutter kann ich noch ganz gut reden, und sie interessiert sich auch dafür, wie es mir geht. Aber über meine Ängste und Depressionen spreche ich mit ihr auch nicht.
Von meinem Vater habe ich wohl eine Disposition zu psychischen Problemen geerbt. Ich bin überzeugt, daß er auch eine soziale Phobie hat, wenn er auch im Alltag ganz gut funktioniert. Und seine Mutter, die starb, als ich noch sehr klein war, war wohl mehr als nur ein bißchen psychisch krank. Aber mit ihm darüber sprechen kann ich nicht. Er ist immer sehr um mich besorgt, aber über Gefühle und psychische Probleme reden wir nicht.

Du schreibst, Deine Macken wurden Dir immer wieder vorgehalten. Von wem? Von Mitschülern oder auch von Eltern, Geschwistern?

Obwohl ich mich in Gruppen genauso unwohl fühle wie Du (behaupte ich einfach mal ), sieht das bei mir anscheinend ganz anders aus. Ich lasse mir nichts anmerken und wirke dadurch wahrscheinlich sehr abweisend. In den wenigen mündlichen Prüfungen, die ich gemacht habe, war ich ein einziges Nervenbündel. Trotzdem haben die Prüfer immer gelobt, wie ruhig und gelassen ich sei. Wenn die wüßten...

Du schreibst, daß Du es wichtig findest, in einem Gespräch intelligent zu wirken. Wenn ich Deine Worte so lese, habe ich den Eindruck, daß Du intelligent bist. Streng Dich nicht zu sehr an. Du hast die Fähigkeiten, die Du Dir wünschst. Du blockierst sie nur. Ich weiß, das klingt so einfach, mir fällt es ja genauso schwer, daran zu glauben. Trotzdem sage ich es Dir: Ich bin ganz sicher, daß Du eine intelligenter und liebenswerter Mensch bist und es sich lohnt, Dich kennenzulernen!

LG Solitudo

17.11.2008 15:19 • #13


N
Ich stimme Solitudo zu: Deine Beiträge sind sehr gut zu lesen und wirken intelligent und durchdacht.

17.11.2008 18:29 • #14


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