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A
Hallo Leute, da bin ich wieder ,
ich möchte jetzt eine frage aufwerfen, die in dieser Form in diesem Forum bestimmt noch nicht behandelt wurde:
Kann man die Psychotherapie als eine fachlich angeleitete Selbstdomestizierung des funktionsgestörten Willens ansehen?

ich kann die Frage nur bejahen , denn in unserer Gesellschaft, in der wir uns als bürgerliche Konkurrenzsubjekte bewegen, erzeugt die Gesellschaft und die Konkurrenz um knappe Güter wie Arbeitsplätze psychische Krankheiten, die von den Psychotherapeuten wieder geheilt werden sollen....ich weiss, ihr versteht mich nicht....

vielleicht versuche es mal ein wenig plastischer zu beschreiben:
Die Krankheiten die mit Abstand am häufigsten von Psy.-thear. behandelt werden, sind Depressionen und soziale Ängste.
Ich behaupte nun, dass die Ursache dieser Krankheiten nicht im Individuum, sondern in den Rahmenbedingungen der bürgerlichen Gesellschaft zu suchen sind.
So machen wir in der Schule (teilweise schon im Kindergarten) die Erfahrung, dass wir gute Schulleistungen erbringen müssen und uns so und nicht anders verhalten dürfen...die Angst nicht mithalten zu können, Erwartungen zu enttäuschen, zwingt uns zu einem verhalten, das uns krank machen kann...später im Beruf: Der Zwang sich auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu müssen...sich durchzusetzen...im bewerbungsgespräch zu glänzen...selbstbewußt und souverän zu sein...diese Erwartungen und andere machen in unserer Gesellschaft einen großen Anteil der Menschen krank, sie funktionieren nicht mehr.
Und genau hier...wo das Individuum nicht mehr funktioniert, versucht der Psy-the. zu helfen und uns auf das Funktionieren in der Gesellschaft vorzubereiten: wir sollen wieder unermüdlich arbeiten, sportlich sein, gewand und und und...also wieder ein leben führen, das uns krnak gemacht hat.


Was denkt ihr?

Mit freundlichen Grüßen
Andreas

09.01.2008 21:53 • 10.01.2008 #1


2 Antworten ↓


L
Ich sehe das nicht so. Es mag sein, dass die gesellschaftlichen Umstände wie Du sie beschreibst, die Erkrankungen der Psyche begünstigen, doch die Therapeuten verfolgen den Zweck, dass wir wieder ein zufriedenes und ausgeglichenes Leben führen können. Wie dieses Leben dann konkret ausschaut, liegt doch bei uns selbst. Ich kenne Leute, die erst nach einer Therapie in der Lage waren, das Leben zu leben, das sie sich nie trauten zu leben, weil es eben von der Norm abwich. Die sind Künstler o.ä. geworden und haben sich von den starren Normen gelöst.
Es wird ja zudem nicht jeder krank, nur weil er in unserem System lebt.
Es wirkt auf mich so, als sprächest Du Therapeuten einen ungeheuren Einfluss zu?

09.01.2008 22:20 • #2


Sönnchen
Hallo Andreas,

ich glaube nicht, dass die Erwartungen an sich krank machen. Ich glaube nur, dass viele einfach schon zu Hause nicht das richtige Werkzeug lernen, mit Herausforderungen umzugehen. Und wie sollen Menschen, die das nicht können, dann ihren Kindern einVorbild sein?
Ich glaube sogar - und das ist jetzt gewagt und ich bin mir auch nicht sicher - dass wir so heute noch mit den Kriegstraumata unserer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern kämpfen!

LG

10.01.2008 08:57 • #3





Dr. Reinhard Pichler