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A
Eigentlich sollte es ja ein Erfolg sein, dass ich es heute endlich geschafft habe mich wegen meiner Angst bedingten sehr viele Jahre bestehenden Berufslosigkeit bei der Arbeitsagentur beraten zu lassen. Dieses Erlebnis zeigte mir welche Fortschritte ich bezogen auf meine Ängste durch meine Selbsttherapie in den letzten Jahren erreicht habe. So waren meine früher so üblichen Angstsymptome kaum oder gar nicht mehr vorhanden, eine gewisse Anspannung war natürlich da, aber keine schlaflosen Nächte oder zwanghaften Gedanken, und meine Erwartungen waren fast bei Null. Ich konnte sogar während der Beratung der Frau von der Arbeitsagentur ohne Probleme in die Augen schauen und mich auch ansonsten recht locker verhalten.
Während des Gesprächs wurde dann aber das bestätigt, was ich in all den Jahren befürchtet habe. Meine berufliche Situation sieht ziehmlich düster aus und ich fange wohl bei Null an - was mit fast 40 ja richtig toll ist. Da ich wegen meiner Ängste so richtig durchs System gefallen bin, da ich nie arbeitslos gemeldet war und nie offiziell eine Diagnose bekommen habe oder eine Therapie gemacht habe, kann es sogar sein, dass ein Antrag auf berufliche Reha ablehnt werden könnte.
Mal sehen, wie es weiter geht, da ich jetzt erst einmal einiges beantragen muss

24.08.2012 10:33 • 08.02.2015 #1


36 Antworten ↓


HeikoEN
Aber es ist doch, zumindest wirkt das so auf mich, ein großer Schritt heute gewesen, dass Du überhaupt vorgesprochen hast dort.

Offensichtlich bist Du wirklich gefühlt (und darauf kommt es an) weitergekommen und musst Dich nicht mehr dem Problem unterwerfen!

Das nun die äußeren Umstände so sind, wie sie nunmal sind, mag Hindernisse aufwerfen.

Aber mache Dir klar, dass Du nun die Kraft dazu hast, auch diese anzugehen!

Mache Dir klar, dass die gesellschaftlichen Maßstäbe unendlich hoch sind und zeige mir bitte Denjenigen, der diese zu 100% erfüllen kann?

Viel wichtiger ist doch, dass Dir diese Zusammenhänge, z.B. auch die berufliche Perspektive, ganz realistisch klar sind! Das ist doch eine Qualität!

Wenn Du vom verpfuschten Leben sprichst, meldet sich nur Dein innerer Kritiker (siehe http://www.ratgeber-panik.de/umgang-mit-der-angst/perfektionsdrang-stoppen.php). Begrüsse ihn herzlich, lasse ihn kurz da sein und dann aber wieder weg mit ihm, damit Du weiter auf dem Weg bleibst, denn Du heute eingeschlagen hast!

24.08.2012 12:59 • #2


A


Ich hasse meine Ängste!

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A
Hi Heiko,
ja, das war für mich sogar ein sehr großer Schritt, der für mich enorm wichtig war.
Es bestätigt aber eben auch die Befürchtung, dass es nicht leichter wird, da die folgenden Hindernisse leider nicht kleiner werden. Lösbar ist es ganz sicher und ich habe sicherlich auch die Kraft dazu, aber diese Kraft habe ich eben auch jetzt erst. Es ist irgendwie ein sehr beklemmendes Gefühl, wenn ich daran denke, wie ich wohl vor zwei oder nur einem Jahr darauf reagiert hätte - wohl weit weniger gut .

Besonders seltsam ist auch das Gefühl, dass ich mir durch meine Selbsttherapie zwar mit meinen Ängsten usw. so sehr geholfen habe, aber gleichzeitig mir vielleicht damit bezogen auf eine berufliche Perspektive geschadet haben könnte. Es war ja nur eine Andeutung von der Beraterin, aber es währe schon eine seltsame Ironie, wenn meine verbliebenen Ängste später mal als Grund für eine berufliche Reha nicht ausreichen würden. Ich stehe aber noch ganz am Anfang und muss noch viel diesbezüglich herausfinden, aber momentan ist es nun mal ein sehr seltsames Gefühl.

Wenn ich von einem verpfuschten Leben spreche, dann ist dies schon längst nicht mehr mein innerer Kritiker, sondern der Realist in mir.
Ich habe wegen meiner extremen Ängste vor 15 Jahren einen sicheren Job mit Aufstiegsmöglichkeiten bei der Bahn geschmissen. Habe damals aus Scham und Angst mich nicht arbeitslos bzw. arbeitssuchend gemeldet, und habe somit auch auf mir zustehendes Geld und damals noch viel möglichere Hilfe verzichtet. Ich habe später ein Maschinenbau Studium wegen Depressionen und einer panischen Angstattacke geschmissen. Ich habe in all den Jahren nie Harz 4 oder andere Hilfen beantragt oder gesucht. Mein damaliger gelernter Beruf ist für mich inzwischen wertlos, da ich viel zu lange raus bin und daran auch absolut kein Interesse hätte.

Diese Liste könnte ich noch um viele Punkte erweitern, aber dies stellt wohl klar, dass ich mein Leben sehr realistisch als ein verpfuschtes Leben bezeichne. Dabei habe ich dies alles schon so sehr akzeptiert, dass ich zwar meine Angst als Ursache momentan sehr hasse, aber trotz seltsam optimistisch bin. Es gibt ganz sicher eine Lösung für das alles, aber noch bin ich völlig planlos

24.08.2012 15:33 • #3


N
Wenn ich fragen darf - wie kann man 20 Jahre ohne Einkommen überstehen?
Selbst wenn eine Erbschaft oder Vermögen für den Lebensunterhalt verwendet wird - der Bestand wird immer kleiner. Wie könnte sich das auf die Psyche anders auswirken als existenzielle Angst, die eben dann auch Angststörungen zur Folge hat?

Vermutlich Ähnliches geschieht, wenn man in Abhängigkeiten von anderen lebt.

Angstsymptome an sich sind auch kein Bereich, den man beackern kann oder soll, sondern eher eigene Lebensumstände und eigene Einstellungen hinsichtlich dieser Umstände.

Angstsymptome kann ich akzeptieren, aber habe ich damit auch die Umstände akzeptiert, die zu dieser Symptomatik geführt haben und sie aufrecht erhalten?

24.08.2012 17:32 • #4


A
Hi Nyan,
es waren nur 15 Jahre und verschiedene geringe Einkommensquellen hatte ich während dieser Jahre meist auch, nur eben keines wovon ich hätte ohne diese Abhängigkeit leben gekonnt hätte. Rückblickend kann ich aber auch nicht erklären, wie sich dies so entwickeln konnte, es wurde eben irgendwann zum Selbstläufer. Im Prinzip war es wohl eine Entwicklung, die der in Japan bekannten Hikikomori nicht unähnlich war.
Letztlich ist es auch egal, weil die Alternative damals Obdachlosigkeit oder eher Friedhof bedeutet hätte.
Ich weiß sehr genau, wie schlimm sich so etwas auf die Psyche auswirkt, aber habe eben auch gelernt, dass dies einem die Ruhe und Distanz vom Leben geben kann, die man benötigt, um sich zu regenerieren. Außerdem hatten sich die extremsten meiner Ängste bereits vorher entwickelt, zu einer Zeit wo ich auf eigenen Füßen gestanden hatte, woran ich letztlich gescheitert bin.
Wenn man lernt die dahinter stehende Angst wirklich zu verstehen und zu akzeptieren, dann lernt man auch die Umstände zu akzeptieren und zu nutzen, die zu dieser Symptomatik geführt haben und die diese aufrecht erhalten, die Angstsymptome zu akzeptieren ist dann fast schon leicht.
Als ich vor ca 8 Jahren heraus fand, dass hinter meinem Verhalten usw. eine Angsterkrankung stecken könnte, da waren meine Ängste schon so schlimm, dass ich viel zu große Angst vor diesbezüglicher Hilfe hatte - besonders weil dies auch immer mit einer ähnlichen oder eher stärkeren Ablehnung und Verständnislosigkeit verbunden gewesen wäre, die im Grunde auch hinter deiner Frage steht.
Ich erwarte diesbezüglich auch keinerlei Verständnis von Anderen, weil es wohl kaum einen Menschen gibt, der dies tatsächlich nachvollziehen könnte. Ich werde mich aber auch nicht weiter für mein Leben rechtfertigen oder krampfhaft versuchen meine derzeitigen Lebensumstände zu ändern.
Die neueste Entwicklung in meiner Psyche ist, dass ich endlich gelernt habe zu meinem seltsamen Leben zu stehen und mich nicht mehr dafür vor Anderen zu schämen. Aus diesem Grund konnte ich auch bei der Arbeitsagentur meine Problemlage sehr offen erklären.

24.08.2012 20:16 • #5


N
Ja, das ist gut, Scham ist nur Selbsthass, den brauchen wir gar nicht.
Ein sozialer Rückzug ist auch nichts ungewöhnliches, nur darf man dabei nicht auf die staatliche Unterstützung verzichten, sie stand dir auf jeden Fall zu.

Jetzt fängt aber sowieso für dich ein neuer Lebensabschnitt an - mein Glückwunsch zu deinem Ärger; die Wut ist nämlich auch der Mut.

Ich kenne Ängste aus Abhängigkeitsverhältnissen, und schätze wenn damals auch noch eine grundlegende existenzielle Unsicherheit dazu gekommen wäre, ... ach nee, will ich lieber nicht wissen.

24.08.2012 20:36 • #6


A
Zitat von Nyan:
- mein Glückwunsch zu deinem Ärger; die Wut ist nämlich auch der Mut.

das stimmt, aber diese Wut beinhaltet leider auch, dass ein kleiner Teil in mir auch die Angst hasst, weil sie mich damals vom Schluss machen abgehalten hat .
Was bringt Mut, wenn es keine Hoffnung gibt?
Wenn man nach dem Licht am Ende des Tunnels sucht, dann hofft man doch auch, dass damit auch der Tunnel irgendwann einmal endet. Es ist jedenfalls nicht gerade ermutigend, wenn man dann immer wieder feststellt, dass dieses Licht wieder nur eine Lampe im Tunnel war, wo es danach wieder im Dunkeln weiter geht.

25.08.2012 07:32 • #7


P
Am meisten würdest du dir wohl selber helfen, wenn du endlich anfängst dich in professionelle Hände zu begeben und mit einer Therapie beginnst. Dann wirst du nämlich wieder arbeitsfähig, musst die Ängste nicht mehr hassen sondern kannst sie als wertvolle Hilfe begreifen, die dir helfen deine Probleme zu analysieren und den richtigen weg zu finden. Das du diesen weg gegangen bist, dafür können ja deine Ängste nichts.

25.08.2012 09:04 • #8


A
Hi Prinzessin,
irgendwie scheinst du ja sehr von professioneller Hilfe überzeugt zu sein, weil du ja sehr häufig dazu rätst.
Für mich steht aber fest, dass ich niemals eine Therapie machen werde, weil ich dazu auch einfach schon zu viel selbst erreicht habe - auch wenn dies wohl für Andere nicht erkennbar ist. Meine Ängste sind inzwischen nur noch ein kleiner Bruchteil von dem, was sie vor einigen Jahren noch waren. Ich beziehe einen Großteil meines heutigen Selbstvertrauens aus dem Umstand, dass ich alleine recht erfolgreich an meinen Ängste und allen damit verknüpften Problemen arbeite.

Ich betrachte mich auch durch gewisse Erfahrungen durchaus als voll arbeitsfähig, auch wenn meine Ängste natürlich nicht völlig weg sind - das schafft übrigens auch keine Therapie. Mir fehlt einfach nur eine sinnvolle und damit motivierende berufliche Perspektive, die mir eine Therapie letztlich auch nicht aufzeigen kann - oder?

Da die bedingungslose Selbstakzeptanz die Grundlage für meine Selbsttherapie ist, bedeutet dies, dass ich meine Ängste nicht wirklich hasse. Ich verstehe meine Ängste und ich akzeptiere sie, aber dazu gehört eben auch, dass ich auch mal wütend auf sie sein darf oder mich wegen ihnen mal schlecht fühlen darf. Wenn ich schreibe, dass ich meine Ängste hasse, dann meine ich eher die Situation in die mich die Ängste gebracht haben.

Die Angst als wertvolle Hilfe zu betrachten habe ich schon vor langer Zeit gelernt, aber ich habe auch gelernt, dass man die Angst auch nicht überbewerten sollte und ständig nur analysieren sollte, was sie einem damit nun wieder sagen will.
Außerdem bezweifle ich sehr, dass ich diesbezüglich bei mir in der Umgebung einen brauchbaren Therapeuten finden würde. Nur weil sich jemand Psychologe oder Therapeut schimpft und dies studiert hat, bedeutet dies für mich längst nicht, dass dieser Mensch wirklich Ahnung von solchen komplizierten Ängsten hat.
Die einzige Therapieform, der ich eine Chance geben würde, wäre die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), aber die wird in meiner Umgebung nicht angeboten.
Ansonsten halte ich nicht unbedingt viel von den typischen Therapieverfahren, so dass ich mich davon lieber fern halte und mein eigenes Ding durchziehe.
Sorry, aber wenn ich zum Beispiel lese, dass man sich bei der Verhaltenstherapie durch Konfrontation an die Angst gewöhnen soll, auch um zu lernen, dass sie irgendwann nachlässt, dann finde ich dies ziehmlich primitiv und es zeigt mir, wie wenig diese Experten diese Ängste wirklich verstanden haben. Dazu immer dieser Quatsch mit den Entspannungstechniken, womit ich so gar nichts anfangen kann .

Aber selbst wenn ich jetzt mal davon ausgehen würde, dass ich deinen Rat annehme, was würde sich dadurch grundsätzlich an meiner Situation ändern?
Ich wäre dann immer noch arbeitslos und meine Aussichten etwas sinnvolles zu finden, wären genauso gering.

25.08.2012 13:15 • #9


K
Hallo Avalon,

mir liegt es am Herzen, Dir etwas zu schreiben.
Einerseits wegen Deiner Mitteilung damals an mich, die mich veranlasste, mich meinen Ängsten zu stellen und hier darüber zu berichten, andererseits weil es scheint, dass wir uns in etlichen Aspekten ähneln. Deshalb möchte ich Dir sagen:

Tu was.

Höre auf Dich zu analysieren. Denke nicht mehr über Deine Ängste und die bestimmt gravierenden Folgen Deiner Ängste nach. Das hast Du wahrscheinlich schon die letzten acht Jahre gemacht. Was ist die Folge Deiner letzten hier geschriebenen und vernichtend ausfallenden Analyse? Wut auf Deine Ängste und auf Dich. Das tut Dir nicht gut. Klar, Du hast in den vergangenen 8 Jahren einiges über Dich herausgefunden und es hat sich das eine oder andere auch zum besseren verändert.

Aber Dein verletzter, ängstlicher Kindlicher Teil, dem hat das alles nichts gebracht. Der ist genauso ängstlich wie immer.

Würdest Du einem kleinen Kind, dass einen Hund sieht und furchtbare Angst hat wütend anschreien, es solle keine Angst mehr haben? Natürlich nicht. Du machst es aber, so wie ich das empfinde, mir Dir.

Dein ängstlicher Teil braucht keine Analysen. Er versteht die nicht. Das habe ich auch jahrelang gemacht. Das hat überhaupt nichts gebracht. Vergeudete Zeit. Dein Kindlicher Teil hat Angst. Und er möchte mit Deiner Hilfe, das heisst, mit Hilfe Deines erwachsenen Verstandes erfahren, dass seine Ängste unbegründet sind. Du weisst, dass die Ängste unbegründet sind, Dein Kindlicher Teil nicht. Also, zeig´ ihm, dass er keine Angst haben braucht.

Tu was. Für ihn.

Frag Leute auf der Stasse nach dem Weg, den Du kennst.
Lass Dich von einer Verkäuferin zum Kauf eines Pullovers beraten, den Du nicht kaufst.
Drängle Dich in der Kassenschlange vor.
Kaufe auf dem Postamt auf Englisch Briefmarken.
Frage die Bibliothekarin nach einem Buch, das es nicht gibt.
Kaufe Dir eine Katze, die tut Dir gut.
Übernehme eine kleine ehrenamtliche Tätigkeit.
Beschwere Dich in Supermarkt bei der Verkäuferin, dass sie Deine Lieblingslimo nicht haben.
Geh in eine Arztpraxis und sage, Du willst XYZ abholen, der aber nicht da ist.
Undsoweiter.

Du weisst am besten, wo Deine Ängste liegen. Fang mit einfachen Sachen an.

Dein ängstlicher Teil wird nach Deinen Abenteuern merken, dass er doch noch lebt. Dass alles nicht so schlimm war. Dadurch und ich glaube nur dadurch wird er sich ändern. Denn er wird dadurch lernen, dass er nicht allein ist. Er hat nämlich noch Dich, der erwachsenen Teil.

Ich hoffe, ich war nicht zu direkt und habe Dich verletzt. Aber so wie Du schriebst, hast Du nichts mehr zu verlieren. Deshalb meine Offenheit.

Liebe Grüsse Kuschel

25.08.2012 14:23 • #10


N
Zitat von Avalon:
... das stimmt, aber diese Wut beinhaltet leider auch, dass ein kleiner Teil in mir auch die Angst hasst, weil sie mich damals vom Schluss machen abgehalten hat...

Avalon, viele hätten manches gar nicht (mehr) erlebt. Die Gedanken sind aber auch gleichzeitig ein Ausdruck der Einstellung an nichts mehr zu hängen, und das wiederum ist ein Zeichen dafür, dass es kaum noch etwas gibt, wovor man Angst haben muss.

An der Redensart bezüglich des Lichts im Tunnel merkt man die Unzulänglichkeit des Schwarz-Weiß-Denkens, das uns in den meisten Fällen eingetrichtert worden ist. Welches Tunnel? Welches Licht? Du siehst das richtig - es sind nur von Menschen aufgehängte Lampen. Wer die Ansicht hat, dass Licht her muss und Dunkelheit unerwünscht ist, hängt einfach eine Lampe auf und freut sich kurzzeitig darüber. Doch wie wir wissen, haben Lampen keine unbegrenzte Lebensdauer, und noch dazu kommen auch mal Stromausfälle vor.

Es gibt zwei Arten von Mut. Der Allgemeine Mut bezieht sich auf Hoffnungen und Anstrengungen, die sich auf die Zukunft richten (es-besser-haben-wollen). Der Andere entsteht in der Gegenwart, die der Raum ist, in dem Handlungen (Veränderungen, Wandel) stattfinden und hat mit einer Hoffnung nichts gemeinsam. Er i s t einfach, verändert und wandelt in einer Abfolge von Momenten ohne zeitliche Erfassung.

Du schreibst Ein Teil von mir, schematisch gesehen sind es mehrere Teile des Selbst, die untereinander agieren. Das beste, das ich bis jetzt zu dem Thema gelesen habe, ist das Modell der Trancezustände der Inneren Kinder von Stephen Wolinsky - Die dunkle Seite des Inneren Kindes. Mit Analysen und Anleitungen zum Verstehen der inneren Dialoge und der Befreiung aus festgefahrenen inneren Zuständen. Das möchte ich dir gerne empfehlen, ist auch der ACT im Wesentlichen sehr ähnlich.

Das Festhalten an professionell eingeleiteten Therapieerfolgen und dessen Weiterempfehlen ist für mich ein Vermeiden der Leere, die entsteht, wenn Symptomatik als Lebensinhalt nicht mehr greifbar ist. Mithilfe dieser Strategie meidet man weiterhin den Weg, vor dessen Anstrengungen man sich zuvor durch das Geflecht der Ängste geschützt hat. Nicht jeder ist bereit, sich von anderen führen zu lassen, und das ist nichts Verwerfliches, sondern für Einige der Aufbruch in die Freiheit, egal wie mühselig die erkämpft werden und egal wie viele Sackgassen man im Rückwärtsgang durchfahren muss.

Zitat:
Sorry, aber wenn ich zum Beispiel lese, dass man sich bei der Verhaltenstherapie durch Konfrontation an die Angst gewöhnen soll, auch um zu lernen, dass sie irgendwann nachlässt, dann finde ich dies ziehmlich primitiv und es zeigt mir, wie wenig diese Experten diese Ängste wirklich verstanden haben.

Das sehe ich als einen Weg die Absurdität der Objektivierung der Angst zu entschlüsseln. Es ist nicht die Situation, die Angst macht, sondern das ist man selbst, das ist das Ungleichgewicht im inneren Zusammenspiel; die Angst aufgrund diverser Gegensätzlichkeiten bzw. innerer Konflikte. Die Angst hat man nicht, die ist man selbst.

Und wenn du dich auf dich selbst ärgerst, dass du Jahre verloren hast, dann bedeutet das, dass du dich nicht mehr so wichtig ansiehst, und die eigene Person, das so anstrengende und durch Ängste abgepufferte Ich den Handlungen und dem Schaffen auf deinem Lebensweg unterordnen kannst.... oder so ähnlich?

25.08.2012 16:42 • #11


N
Eine Idee

... re=related

Schönen Sonntag.

26.08.2012 11:22 • #12


P
Ich weiß nicht warum das eine für dich das andere ausschließt. Selbststherapie und die Unterstützung durch einen Therapeuten. Und ja, die Ängste können total verschwinden und ja, ein Therapeut kann dir helfen dir neue berufliche Perspektiven zu erarbeiten. Die alleine Auseinandersetzung mit dir selber hat den Nachteil, dass nur du daran beteiligt bist und demnach gefangen in deinem eigenen denken und fühlen, sich dadurch schwer neue Idee und Perspektiven entdecken lassen. Du hast ja scheinbar alleine vieles geschafft und das ist Super. In einer Therapie musst du auch alles alleine schaffen, da gibt es keinen Grund das herabzuwürdigen. Aber egal, zu einer erfolgreichen Therapie gehört ja, dass man es selber wollen muss und bereit sein muss sich einzulassen, dass du dies nicht bist, hast du deutlich gemacht und somit wäre der Versuch überflüssig.

26.08.2012 11:42 • #13


N
Viele Antworten, viele Fragen... keine Diskussion mehr.

31.08.2012 15:50 • #14


A
Zitat von Nyan:
Viele Antworten, viele Fragen... keine Diskussion mehr.

Mir war/ist zur Zeit nicht wirklich zum diskutieren zumute
Außerdem bin ich nur wieder zur wiederholten Einsicht gekommen, dass ich zukünftig solche Threads nicht mehr starten sollte - dies liegt aber nicht an euch oder euren Beiträgen, sondern nur an mir selbst.

31.08.2012 21:44 • #15


N
Für mich ist das Problem klar - nicht das Schreiben selbst, sondern die Spiegelfunktion bewirkt Angst vor dem Loslassen. In den Antworten ist deine Sicht nicht enthalten, kann auch nicht, aber das ist gleichzeitig die Chance das allgemeine Problem nicht als ein Teil der eigenen Persönlichkeit zu sehen. Das Problem selbst ist es nicht, nur die Sicht, und die ist veränderbar. Nur wenn in Gedanken beides verschmilzt, gibt es den festzementierten Zustand.

http://www.allesgut.com/loslassen_bewus ... assen.html

01.09.2012 09:18 • #16


Schlaflose
Ich hasse meine Ängste nicht seitdem ich durch meine Therapie erfahren habe, dass meine Ängste sehr viele positive Aspekte haben und mich sogar schützen. Konkrete Beispiele wären

-ich habe Angst vorm Autofahren, deswegen fahre ich meist mit dem Zug und habe so ein viel geringeres Risiko, einen Unfall zu haben. Wennn ich Autofahren muss, dann bin ich sehr vorsichtig, fahre nie zu schnell, fahre defensiv.

- ich habe Angst vor Armut, deswegen bin ich immer sparsam, schmeiße mein Geld nicht zum Fenster raus, mache keine Schulden, gehe keine riskanten Geschäfte ein.

- ich habe Angst vor Beziehungen, hatte noch nie einen Partner. Dadurch bin ich völlig frei, kann tun und lassen, was ich will, kommen und gehen, wann ich will, brauche niemanden über etwas Rechenschaft abzulegen. Ich bin völlig autonom, kann alles selbst machen, angefangen von der Steuererklärung über Behördengänge, Handwerker bestellen usw. Ich kann meine Entscheidungen treffen, ohne andere um Rat zu fragen, bin von niemandem abhängig. Wenn ich etwas kaufe, weiß ich immer genau, was ich will, was mir gefällt, brauche keine Bestätigung von anderen, ob ich es kaufen soll oder nicht.

- ich habe Angst davor, mich zu blamieren oder kritisiert zu werden, also überlege ich ich sehr genau, was ich tue, bin fleißig, bereite mich auf alles besonders gut vor, bin zuverlässig, gewissenhaft usw. damit es keinen Grund zur Blamage oder Kritik gibt. Dadurch mache ich einen selbstbewussten und Eindruck, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.

Ängste haben also eine ganze Menge positive Seiten, wenn man es sich genau überlegt.

Viele Grüße

01.09.2012 10:21 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

N
Zitat von Schlaflose:
Ängste haben also eine ganze Menge positive Seiten, wenn man es sich genau überlegt.

Das passt super zu dem Artikel und auch zum ersten Thread von Avalon - zum Anhaften an den Ängsten.

Der Unterschied zwischen angstfreiem und angstgesteuerten Leben ist groß. Angst als Motivation verursacht Leiden.

All die Beispiele, die du beschreibst (Geld sparen, gewissenhaft arbeiten, autonom handeln), brauchen die Angst als Motivation nicht. Sie werden üblicherweise aus einer freien Entscheidung heraus praktiziert. Das Gegenteil von Angst ist Mut und Einsicht.

Liebe Leute, redet euch eure Ängste nicht schön; sie bedeuten Stagnation - die Angst ist Gewalt gegen sich selbst und die zu akzeptieren ergibt keinen Sinn. Und je mehr man gegen diese Angst ankämpft, desto mehr wird der innere Konflikt anwachsen, denn man kämpft gegen sich selbst - deine Angst bist du selbst.

Irgendwo im Niemandsland zwischen dem Kampf und dem Schönreden liegt der Handlungsspielraum, den man schlicht anhand des Abwehr- und Greifaktionismus aus den Augen verloren hat.

01.09.2012 12:07 • #18


Schlaflose
Zitat von Nyan:
All die Beispiele, die du beschreibst (Geld sparen, gewissenhaft arbeiten, autonom handeln), brauchen die Angst als Motivation nicht. Sie werden üblicherweise aus einer freien Entscheidung heraus praktiziert. Das Gegenteil von Angst ist Mut und Einsicht.


In der Theorie hast du vielleicht Recht, aber praktisch funktioniert das nicht. Den Menschen, der so handelt, gibt es nicht. Ein Mensch, der keine Ängste hätte, würde ohne Rücksicht auf Verluste nur seine eigenen Interessen durchsetzen, sich selbst Gefahren aussetzen und letzendlich scheitern. Das Gegenteil von Angst ist nicht Mut und Einsicht, sondern Egoismus und Größenwahn.

Der Erfolg meiner Therapie beruht darauf, dass ich TROTZ meiner Ängste so viel geschafft habe und stolz auf mich sein kann.

Viele Grüße

01.09.2012 12:50 • #19


N
Mir ist aufgefallen, dass du ein schlechtes Bild vom angstfreien Leben hast, wobei du aber gleichzeitig darüber berichtest, dass es die gelingt deine Ängste zum Teil abzubauen. Das widerspricht sich ein wenig.

Eine Lebensqualität trotz Angst - so wie du schreibst, wäre für mich vergleichbar mit: Trotz der Tatsache, dass ich lebe, liege ich nicht im Sterben. So würde ich einen solchen Gedanken bei mir einschätzen. Auch schreibst du, dass Angstfreiheit etwas verbotenes, schädliches wäre - Egoismus und Größenwahn. Für meine Begriffe steckt dahinter auch wieder der Gedanke, dass man es sich entweder nicht wert ist angstfrei zu leben, oder eben Angst vor dieser Freiheit hat. Und dass das Leben irgendwie an einem vorbei gehen soll, egal wie, weil man ohnehin durch das Leben benachteiligt worden ist.

Angstfreiheit ist der natürliche Zustand des Menschen. Es gibt triebbedingte Angstreflexe, die dem Überleben dienen. Der Rest ist im Erwachsenenalter vernunftbegründet. Das Kind lernt seine Angst vor den Schmerzen, wenn es beispielsweise ums Feuer geht, in Überlegungen und Strategien umzuwandeln. Irgendwann weiß man: Dort will ich nicht hinlangen, weil das für mich Schmerzen bedeuten würde. Man entwickelt unter normalen Umständen auch die Zuversicht, dass man es freiwillig nicht tun würde, kalkuliert aber gleichzeitig, anhand seiner Erfahrungswerte, das Unfallrisiko ein. Daraus entsteht eine Grundeinstellung, die sich nicht belastend bzw. Energie blockierend auf das Erleben der Umwelt auswirkt.

Dort, wo diese Entwicklung fehlt, wird es bei den kindlichen Strategien der Angst bleiben. Und gerade diese sind mit dem Egoismus verbunden, den du erwähnst, weil man vor lauter Kontrolle, Selbstkontrolle und Sorge um sich selbst so oft den Nachbarn und sein Leid übersieht. Und was man auf jeden Fall auch meistens übersieht, ist das Leid, dass man sich selbst damit zufügt.

Man kann auch durch Übungen lernen zu unterscheiden: Ist das gerade das Kind in mir, das denkt und handelt, oder schaffe ich es nach und nach den Erwachsenen in mir zu integrieren und seine Motivationen denen der längst nicht mehr greifenden Selbstschutzmaßnahmen meiner Kindheit vorzuziehen?

Wenn du einen guten Therapeuten hast, wird er dich gerade bei diesem Prozess unterstützen, und das ist, richtig ausgeführt, keine Entwicklung, die trotz Ängste geschieht, sondern eher eine Manifestation der zunehmenden Angstfreiheit.

01.09.2012 14:01 • #20


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Dr. Reinhard Pichler