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Hallo zusammen

Ich komme aus der Schweiz und bin gegen die 30 Jahre alt. Ich studiere zur Zeit im Bereich Informatik an einer Universität in Zürich und schliesse mein Studium bald ab. Während des Studiums hat sich leider eine soziale Phobie entwickelt, d.h. ich bin immer mehr vereinsamt. Ich muss dazu sagen, dass mir das eigentlich noch passt, ich brauche nicht viele Menschen um mich rum. Durch die soziale Phobie habe ich mit dem Studium auch viel länger gebraucht als üblich, da ich teilweise nicht an Vorlesungen gegangen bin und alles etwas rausgeschoben habe.

Ich habe nun die Möglichkeit zu doktorieren, weiss aber nicht ob das so klug ist mit meiner sozialen Phobie. Wenn ich nur mit ein oder zwei Personen zu tun habe, dann geht es eigentlich noch, bei einer Gruppe wird mir aber unwohl oder auch bei vielen Menschen. Beim Doktorieren wäre ich ja auch in einem Team und da würde mir z.B. auch das tägliche Mittagessen mit Kollegen unbehagen.

Am liebsten würde ich einfach für mich arbeiten, z.B Home-Office, so wie ich das während des Studiums gemacht habe, aber dies geht beim Doktorieren wohl nicht.

Ich muss dazu sagen, dass ich bis jetzt noch nie gearbeitet habe (also gegen Geld) und ich wohne auch noch zu Hause (ist mit 30 etwas ungewöhnlich, aber wegen der sozialen Phobie fallen mir Veränderungen schwer). Ich würde am Anfang sicher noch Pendeln, so wie ich das während dem Studium auch gemacht habe. Am Anfang mit dem ÖV, später dann mit dem Auto (hat im ÖV zu viele Leute). Ich würde nun am Anfang sicher auch pendeln. Blöd ist nur, dass ich ca. 1h mit dem Auto habe und das Parkieren in Zürich ein Problem ist. Während dem Studium war ich nicht jeden Tag an der Uni und teilweise dann auch nur kurz, daher konnte ich im Parkhaus parkieren. Das würde beim Doktorieren natürlich nicht mehr gehen, da ich dann jeden Tag wohl an die Uni müsste. Vielleicht hat dazu jemand auch einen Tipp.

Eine Alternative wäre auch in der Industrie irgend einen Home-Office Job zu suchen, allerdings weiss ich nicht genau wo bzw. wie man die findet.

War oder ist vielleicht jemand in einer ähnlichen Situation oder kann mir Tipps geben?

03.08.2016 12:48 • 04.10.2016 #1


11 Antworten ↓


biste in psychologischer Betreuung?

A


Doktorieren trotz sozialer Phobie?

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Ich hätte das nicht gekonnt. Was für mich eine Horrorvorstellung gewesen wäre, ist, dass man regelmäßig an Kolloquien teilnehmen muss, wo man vor einer Gruppe bestehend aus anderen Doktoranden, Dozenten und Professoren über seine Forschungen berichten muss. Und ganz am Schluss natürlich die Verteidigung seiner gesamten Doktorarbeit.

Zitat:
biste in psychologischer Betreuung?


Nein, ich bin nicht in psychologischer Betreuung. War ich noch nie. Braucht einfach zu grosse Überwindung. Konnte bisher mit niemandem darüber sprechen (auch nicht mit den Eltern).

Eigentlich gehts mir ja ganz gut, hab kein Problem mit der Einsamkeit. Nur macht es mir eben Sorgen, dass die mit dem Job dann wohl nicht vereinbar ist.

Zitat:
Ich hätte das nicht gekonnt. Was für mich eine Horrorvorstellung gewesen wäre, ist, dass man regelmäßig an Kolloquien teilnehmen muss, wo man vor einer Gruppe bestehend aus anderen Doktoranden, Dozenten und Professoren über seine Forschungen berichten muss. Und ganz am Schluss natürlich die Verteidigung seiner gesamten Doktorarbeit.


Das ist für mich wiederrum kein Problem. Die Verteidigung ist ein einziges Mal und die Kolloquien sind auch nicht jeden Tag. Ich habe jetzt bei meiner Masterarbeit auch jede Woche ein mehrstündiges Meeting mit Betreuern gehabt.

Wenn ich jemand ab und zu sehe oder ab und zu einen Vortrag machen muss und sonst frei bin, ist das nicht so ein Problem. Mein Problem ist das tägliche Zusammenarbeiten und Mittagessen.

Hallo Zuckerhut,

ich stand auch nach meinem Studium vor dieser Entscheidung und habe mich dann für die Promotion entschieden.
Und ich muss sagen, es fiel mir schon sehr schwer auf so viele neue Menschen zu treffen und mich in eine bestehende Gruppe zu integrieren. Das erste halbe Jahr war für mich sehr schwierig und anstrengend, aber es wurde von Woche zu Woche besser. Jetzt bin ich eigentlich immer noch nicht integriert, aber ich glaube alle anderen haben mich jetzt einfach als stille und schüchterne Mitarbeiterin akzeptiert. Was mir Sorgen macht sind die Vorträge vor Professoren und Wissenschaftlern. In 2 Wochen werde ich genau jetzt meinen ersten Vortrag vor ca. 42 Wissenschaftlern halten. Naja, ich seh es als Übung.
In solchen stressigen Phasen (kurz vor einem Vortrag) bereue ich es schon ein bisschen mich für die Promotion entschieden zu haben.
Ich wäre eigentlich auch lieber in einem kleinen Labor, würde dort meine 8 Stunden arbeiten und dann wieder nach Hause gehen.
Aber hey, KONFRONTATION! Das ist richtig was los im Leben

Ich werde mir jetzt auf jeden Fall einen Therapieplatz suchen, vielleicht wäre das ja auch was für dich, als Unterstützung.

Grüße

Danke für deine Antwort, iloveher. Also meine Gruppe wäre mit 40 Personen relativ gross. Ich drück dir die Daumen, dass dein Vortrag gut klappt (oder falls du ihn schon hattest, gut geklappt hat). In der Industrie hat man sicher auch solche stressigen Phasen, denn dort gibts ja auch Meetings und Präsentationen etc. Konfrontation ist ja schon gut, aber ohne begleitende Therapie kann das auch nach hinten los gehen. Und Konfrontation ist anstregend... Warum sich also dem aussetzen wenn der Ist-Zustand auch ganz angenehm ist?

Ich bin jetzt gerade im Militär (siehe anderer Thread zu diesem Problem) und werde dannach noch andere Stellen suchen und mich dann entscheiden. Irgendwas mit home office oder Teilzeit wäre eben schon schön. Hab da auch eine gute Seite dazu gefunden: teilzeitkarriere.ch. Schade, dass man ein Doktorat nicht (teilweise) im home office oder mit reduziertem Pensum machen kann.

Wie bereits erwähnt, bringt ein Doktorat auf meinem Gebiet (Informatik) eigentlich später fast nichts (wenn man dann in die Industrie gehen würde), allerdings wäre es später auch viel schwerer wieder eine Doktoratsstelle zu bekommen (wenn ich jetzt in die Industrie gehen würde).

Ich habe mir auch noch überlegt eine Pilotenausbildung (bei der Swiss) zu machen. Die Ausbildung würde da 2 Jahre gehen und der Bewerbungsprozess umfasst da 5 Stufen (leider wird auch die Sozialkompetenz getestet). Denkt ihr, dass ich da eine Chance hätte mit sozialer Phobie angenommen zu werden? Später würde man da ja eher in kleinen Teams arbeiten (2 Piloten und ein paar Stewardessen), das würde noch gehen.

Hallo Zuckerhut, beim Lesen deiner Zeilen entsteht bei mir der Eindruck, dass du deine soziale Phobie als Vermeidungsverhalten missbrauchst. Du richtest dein Leben rund um diese Phobie ein, kann das sein?

Wieso gehst du das nicht therapeutisch an?

Ja ich richte mein Leben rund um diese Phobie ein weil es der leichteste Weg ist. Mir gehts ja eigentlich sehr gut, fühl mich nicht wirklich einsam, brauche nicht viele Menschen. Warum also alles umkrempeln nur wegen einem Job?

An Therapie habe ich schon gedacht, geht aber lange bis man einen Platz bekommt, kostet viel und braucht viel Überwindung.

Hallo ,

ich kann dich schon verstehen. Warum sich gegen seine Natur entscheiden, wenn es einem gut geht und man nichts vermisst.
Andererseits würde ich dir raten dich nicht zu sehr zu isolieren, denn dann kommt dein Körper vielleicht irgendwann gar nicht mehr damit klar vor die Tür zu gehen. Und das wäre echt Schade. Ein Einstieg mit Teilzeit klingt doch sehr gut. Nur Home-office würde ich auf jeden Fall nicht machen aus oben genanntem Grund. Dass du eine Pilotenausbildung machen möchtest, überrascht mich. Hast du einen Führerschein? Also erstmal diese Ausbildung durchlaufen stelle ich mir sehr stressig vor: ständig vor den Augen der Prüfer zu fliegen. Und wenn das dann geschafft wäre: diese ganze Verantwortung für die Menschen im Flugzeug, daran würde ich zumindest kaputt gehen. Und zudem kann ich mir vorstellen, dass du mit einer sozialen Phobie nicht durch den psychologischen Einstellungstest kommst. Ich glaube für diesen Beruf muss man psychisch absolut stabil sein.

Grüße

Ich habe die Tendenz mich eher zu isolieren. Leider kann man beim Doktorieren keine Teilzeit machen. Da müsste ich wohl in die Industrie. Aber wie einen Teilzeitjob finden?

Ja, ich habe einen Führerschein und fahre sehr gerne Auto (viel lieber als ÖV). Vor den Augen der Prüfer zu fliegen wäre für mich kein Problem, hatte da auch beim Autofahren kein Problem. Ich habe meine Probleme ja v.a. in Gruppensituationen. Verwantwortung übernehmen wäre auch kein Problem, das wäre eher ein Ansporn. Ja, das mit dem psychologischen Einstellungstest wäre wohl der Haupthindernissgrund. Vielleicht könnte man sich da verstellen, wenn man wüsste wie der abläuft...

hmm ich hätte da vielleicht eine Idee für Dein Parkplatzproblem, ich weiß nun natürlich nicht wie Deine finanzielle Situation ist aber besteht vielleicht die Möglichkeit, dass Du dir in der Nähe der Uni, in einem Parkhaus vielleicht einen Dauerplatz anmietest?

Und wegen Deiner Doktorarbeit: hat man da nicht sowas wie einen Doktorvater? Wenn Du vielleicht mit dem mal über Deine soziale Phobie sprichst? Evtl hat er ja eine Idee, wie sich Dein Doktor trotz der Phobie ermöglichen lässt?

Liebe Grüsse
Plumbum

Kann man denn in eiem Parkhaus einfach so Parkplätze anmieten? Das nächste Parkhaus wäre ca. 10 Minuten (mit Bus entfernt), finde ich jetzt auch nicht so Nahe... Es würde auch noch die Möglichkeit geben einen Privatparkplatz zu mieten, gibt ja da auch so Börsen im Internet dafür.

Meinst du mit Doktorvater den Professor? Ich kann mit dem kaum über die Phobie sprechen. Das wäre mir viel zu peinlich und ich weiss ja auch nicht wie der reagiert. Es würde sonst noch so eine psychologische Beratungsstelle der Uni geben, die wäre wohl passender, aber selbst dort habe ich Mühe hinzugehen.

Egal für was ich mich entscheide, ich muss wohl ins kalte Wasser springen (ausser bei Home Office). Hoffentlich bekomme ich keinen Kälteschock.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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