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Hallo Leute,

bin echt froh dieses Forum gefunden zu haben, da mich bereits jetzt schon Ängste quälen, wenn ich an Weihnachten denke.

Kurz zu mir, ich bin 30, weiblich und komme aus einer sehr konservativen Großfamilie, in der ich als das schwarzes Schaf gelte. In meiner Familie geht alles sehr konform zu, sie wohnen alle auf dem Land, jeder hat brav sein Abi gemacht und dann einen gut bezahlten Job ergriffen, geheiratet und dann eine Familie gegründet. Alle sind sehr traditionsbewusst und gehen Sonntags in die Kirche. Die einzige, die aus der Reihe fällt, bin ich. Ich habe vor 7 Jahren, die Flucht ergriffen und bin nach Berlin gezogen, u.a. weil ich mich eher zu Frauen hingezogen fühle und das hätte ich auf dem Land viel schwerer ausleben können. Ich bin aber zur Zeit Single. Die meisten in meiner Familie wissen davon, doch darüber geredet wird nie, von meiner Seite auch nicht. Zudem habe ich aus persönlichen Gründen mein Studium geschmissen, war zeitweise arbeitslos und habe nun einen Job im Supermarkt. Mit anderen Worten bin ich all' das, was man in meiner Familie nicht zu sein hat.

Wenn ich auf Familientreffen bin, fühle ich mich beoabachtet, gemustert und ich rede mir ein, dass hinter meinem Rücken über mich getuschelt wird und ich bin auch ziemlich sicher, dass das der Fall ist. Ich merke sogar, dass es einigen schwerfällt auf mich zuzugehen und ein Gespräch mit mir zu beginnen, was früher nie so war. Mir geht es auf solchen Veranstaltungen ziemlich besch..., trotzdem versuche ich mich positiv darzustellen. Ich betone, wie gut es mir geht und versuche zu zeigen, dass ich mein Leben im Griff habe. Oftmals weiß ich allerdings nicht, was ich sagen oder wie ich reagieren soll, wenn alle ihre Erfolgsgeschichten zum Besten geben. Dummerweise greife ich dann auch gerne zum Auflockerer Alk. und damit ist es schon zu einigen Abstürzen auf solchen Feiern gekommen, wodurch sich mein Bild bei meinen Verwandten wohl nicht unbedingt gebessert hat. Ein Teufelskreis...

Wesentlich schlimmer als die Feste selber, ist aber die Zeit davor. Es sind jetzt noch zwei Wochen bis Weihnachten (ich werde zu Hause erwartet) und ich habe jetzt schon Angst, die sich vor allem in Bauchkrämpfen und einer Art Schüttelfrost manifestiert. Mein Hirn spielt verrückt, d.h. Horrorszenarien spielen sich in meinem Kopf ab, wie ich mich blamieren, anderen ungewollt vor den Kopf stoßen, oder wie mich jemand als Versager vor versammelter Mannschaft bloßstellen könnte.

Ich weiß, dass ich langfristig an diesem Problem nur etwas ändern werde, indem ich an meinem Selbstwertgefühl arbeite, mein Leben in den Griff bekomme und evtl. auch therapeutische Hilfe in Anspruch nehme. Da es allerdings nur noch kurze Zeit bis Weihnachten ist, würde ich gerne wissen, ob Ihr mir Tipps geben könnt, was ich KURZFRISTIG tun kann, um dieser Angst Herr zu werden und wie ich mich Weihnachten zu Hause relaxed und wohl in meiner Haut fühlen kann.

Ich bin für alles offen, meditative Tricks oder dergleichen oder vielleicht kennt jemand ein nichtverschreibungspflichtiges Beruhigungsmittel, das auch wirkt.

Danke für's Zuhören bzw. Lesen und im Voraus schon Danke für Eure Hilfe.

08.12.2014 08:05 • 30.12.2014 #1


11 Antworten ↓


anna violetta
hi bommel,

hört sich alles nicht sehr prickelnd an, was du von weihnachten und der zeit mit deiner familie erzählst.

ich habe zwar keine konservative familie, aber trotzdem auch große angst vor weihnachten der zeit drumherum...

deine ängste kann ich sehr gut nachvollziehen und es tut mir leid, ich habe da leider keine meditative tips oder dergleichen... eigentlich wollte ich dir nur sagen: du bist nicht alleine, es gibt hier einige leute, die dich verstehen und die mit dir fühlen.

ich versuche manchmal, einfach zu denken alles ist endlich. es geht vorbei. die panik geht vorbei. auch das familientreffen wird vorbei gehen. alles ist gut, la la la....

angst soll einen menschen ja eigentlich zeigen, dass es etwas gerade nicht gut läuft, oder dass man was ändern sollte...
mh, aber klar, die eigene familie kann man schlecht ändern. nur sich selbst....

ich hoffe, du bringst die zeit gut rum...

viele liebe grüße aus der nähe von stuttgart.

anna

08.12.2014 08:40 • #2


A


Angst vor Weihnachten in der Familie

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W
Tja, das mit Weihnachten ist so eine Sache. Ich bin extrem weihnachtsgeschädigt und jedesmal froh, wenn alles vorbei ist.

Ich kann dir leider auch keine Entspannungstipps oder so geben. Aber was würde denn passieren, wenn du der Veranstaltung fernbleibst? Ich bin zwar nicht unbedingt ein Freund des Kneifens, aber wenn ich mich dermaßen unwohl irgendwo fühle, bleibe ich eben weg, und mir geht es gut dabei! Kannst du nicht deine Eltern besuchen, wenn die anderen nicht da sind?

Das mit dem Alk. ist mir auch nicht unbekannt. Einerseits wird man lockerer, aber andererseits bereut man am nächsten Tag, dass man so viel getrunken hat und so viel erzählt hat, was eigentlich niemanden etwas angeht.

Mein Fest der Liebe sieht mal wieder so aus, dass lauter Leute zu mir kommen, die sich eigenltlich gar nicht leiden können. Ich stehe in der Küche, bewirte das ganze Volk und versuche auch noch, mega gute Stimmung zu verbreiten.

08.12.2014 13:09 • #3


Celestine
Hallo Bommel,

Deine Ängste in Bezug auf Weihnachten und Familienfeiern kann ich sehr gut nachvollziehen. Diese haben bei mir einen etwas anderen Hintergrund. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen beiden Geschwistern, trotzdem ist da diese Angst, das hängt aber mit Geschehnissen in meiner Kindheit zusammen.
Ich bin dann irgendwann in die Offensive gegangen, habe ganz deutlich geagt, dass ich zu den obligatorischen Treffen an Weihnachten nicht mehr kommen möchte, weil es mir sehr viel Druck bereitet.
Die Reaktion war überraschend, es gab Verständnis und meine Geschwister erklärten mir, dass sie froh wären, dass ich mich getraut habe was zu sagen, da sie selbst auch Stress mit Weihnachten und dem drumherum haben. Wir haben das jetzt verlegt, auf eine neutrale Zeit, und es ist ok.

Ich weiß nicht genau, warum ich Dir diese Geschichte erzähle. Vielleicht weil ich gemerkt habe, welches Glück ich mit meiner Familie habe, da sie sogar mein Coming out vor 10 Jahren akzeptiert haben und meine Lebensgefährtin mit offenen Armen aufgenommen haben...

Aber jetzt zu Dir, Du bist 30 Jahre alt, stehst Deine Frau im täglichen Leben, hast ein eigenes Leben. Warum fühlst Du dich immer noch verpflichtet, Dir das anzutun, zu diesen Treffen hinzugehen? Was wwäre, wenn Du einfach sagen würdest, Du kommst nicht? Hast Du das in Gedanken schon einmal durchgespielt? Wenn ich Deinen Beitrag lese, erkenne ich nicht, dass es Dir wichtig ist dahin zu gehen, dass Dir das am Herzen liegt. Es klingt eigentlich nur nach Aushalten und sehr viel Druck. Ist das so?

08.12.2014 16:04 • x 1 #4


anna violetta
ich bin im übrigen auch dazu übergegangen, an weihnachten NICHT zu familienfeiern zu kommen.
meine schwester hat da immer verständnis, was mich auch total überrascht hat.
meine mutter tut zumindest, als hätte sie verständnis

für mich ist es einfach besser, denn sonst ist weihnachten einfach nur STRESS! und ich denke mir immer wieder, dass ich das tun soll, was mir gut tut und das lassen soll, manchmal, was eben nur angstbesetzt ist!
ich denke mir, lieber mal offen reden, als sich nur zu quälen...

oder, was meint ihr?

klar, vermeiden ist nicht das beste. aber bei manchen situationen ist es wirklich okay, wenn man mal nein sagt.

viele liebe grüße, anna

08.12.2014 19:24 • #5


Celestine
@ anna violetta: Du hast vollkommen Recht! Meiner Meinung nach hat das nichts mit Vermeiden zu tun, sondern ist reine Selbstfürsorge!

08.12.2014 19:35 • x 1 #6


anna violetta
celestine, da geb ich dir vollkommen recht!
reine selsbtfürsorge.

mein therapeut meinte auch, dass es absolut okay ist, wenn ich eben NICHT zu solchen familienfeiern gehe, wenn's mir einfach nicht gut tut.
damit fahre ich ziemlich gut.
ich kann das mit mir so ausmachen und auch vor mir selbst quasi vertreten.

es geht um MICH, was mir gut tut und was nicht.
wieso sollte ich was tun, worauf ich einfach auch keine lust habe?

viele grüße, anna

08.12.2014 19:50 • #7


Celestine
Man schadet ja auch niemandem damit. Und wie schon geschrieben: meine Erfahrung war, dass die anderen Familienmitglieder erleichtert waren, dass sich jemand getraut hat, das Thema anzusprechen. Für alle bedeuteten diese Pflichtveranstaltungen Stress und niemand hats ausgesprochen, aus Angst, den Anderen weh zu tun oder nicht verstanden zu werden...Ist doch verrückt, oder?

08.12.2014 20:03 • #8


N
Kurz und schmerzlos: Wenn es Dir damit besser geht, indem Du diesen ganzen Quatsch nicht mitmachst, dann mache eine klare Ansage und gehe Deinen Weg. Keiner kann Dich zwingen (Du hast geschrieben, dass Du erwartet wirst) etwas zu tun, was Dir nicht gut tut. Du bist auch nicht auf diesem Planeten um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Es ist Dein Leben und Du gestaltest es so, wie Du es für richtig hälst und möchtest. Wenn andere damit ein Problem haben.. nun, dann ist es halt ihr Problem.

08.12.2014 20:08 • x 1 #9


D
Hi Bommel, machs wie ich, ich arbeite über die Feiertage, komme dann Abends nach Hause und verbring die Zeit alleine, aber ich muss nicht zu meiner nervigen Familie Fahren. Habe eh mit Weihnachten nich viel am Hut.

mfg
dabu

23.12.2014 18:33 • #10


Angstding
Selbstfüsorge ....das Wort gefällt mir sehr gut

Den Weihnachsstress haben wir (mein Mann und ich) diesmal auch unterbunden. Einfach nur den Tag morgen gemütlich angehen. ...Abends was leckeres essen und dann Geschenke austauschen Absolut Stressfrei und zwanglos.

23.12.2014 19:04 • x 1 #11


anna violetta
Na, haben alle Weihnachten gut überstanden?

Ich war übrigens am Samstag vor Weihnachten (also am 22.12.) in Stuttgart im Marienhospital in der psychologischen Notfallambulanz wegen meiner über 24 Stunden am Stück andauernden Angst.... Yeeeeeej.... Bin echt gar nicht mehr klar gekommen....

Mh.... aber mittlerweile ist soweit wieder alles okay....

Ich grüße euch alle und wünsche euch viel Kraft.

Liebe Grüße, Anna

30.12.2014 21:21 • #12


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