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F
Angefangen hat es im Jahr 2009 im Juli .

Bis dahin war ich eine fleißige , kompetente und relativ ausgeglichene Arbeitnehmerin mit 40jähriger Berufserfahrung.

Ich wusste , was ich tat.

Im Juli 2009 wurden wir von einem neuen Arbeitgeber (Träger) übernommen.

Wir bekamen auch einen neuen Chef. Zwanzig Jahre jünger als ich. Ein sehr smarter Typ.

Gleich vom ersten Augenblick an - ich weiß bis heute nicht so recht weshalb - hatte dieser Mann mich auf dem Kieker.
Und zwar von der allerübelsten Sorte.

Er bot mir das Du an , ich lehnte erst mal ab.

Dann wollte er mir einen Elternabend aufs Auge drücken - der sollte in drei Tagen stattfinden , ich hatte in der Kürze der Zeit aber keine Zeit und musste absagen.

Beim nächsten Mal kam ich in den Betrieb und sagte ihm nicht als Erstem Guten Morgen.

Das hatte einen Anschiss vom Allerfeinsten zur Folge.

Das Ganze schaukelte sich nach oben........................jeden! Tag irgendeine andere Bemerkung von ihm in meine Richtung........Bloßstellungen auf Teamsitzungen.......Unterbrechungen während meiner Rede............mit der Hand auf den Tisch schlagend , wenn ich etwas sagte , was ihm nicht passte...................und , und , und....bis hin zu Einsperren in seinem Büro ( er ließ mich das Büro nicht mehr verlassen)......

Schon beim Betreten der Arbeitsstelle wurde mir übel , meine Kniee zitterten , ich bekam keine Luft mehr.

Es ist noch mehr passiert..................................davon erzähle ich später.

Ich ließ mich in eine andere Kita versetzen ( ich bin Erzieherin) . Dort kannte man mich schon !
(Er hatte auf Leiter/innensitzungen von mir erzählt)

Ihr könnt euch vorstellen , wie es weitergeht ?

Ich wanderte von Kita zu Kita...................nirgendswo bekam ich mehr einen Fuß auf den Boden.

Ich wurde missmutig , in mich gekehrt - meine Kolleginnen empfanden das als befremdlich , alles schaukelte sich auf.

Schließlich gelang mir gar nichts mehr.

Aktuell bin ich krank geschrieben , weil ich große Ängste habe überhaupt noch in diesem Kreis arbeiten zu gehen.

Alles , was ich mal konnte , ist wie weggeblasen.

Ich fühle mich unfähig , klein , schlecht und alt.

24.07.2011 14:16 • 26.07.2011 #1


12 Antworten ↓


Capricorn
Hallo Frotzel,

das klingt für mich nach Bossing. So nennt man, glaub ich, Mobbing durch den Chef.

Kenn mich da nicht so aus, aber dafür dürfte es Anlaufstellen für Betroffene geben. Evtl. mal googeln?!

Ich glaub kaum - wenn, wie du schreibst du 40jährige Berufserfahrung hast - dass es an DIR liegt!

Wie gesagt, für mich riecht das nach Bossing.

Lass dich trotzdem nicht unterkriegen und nützte die Zeit der Krankschreibung, um wieder etwas ruhiger zu werden.

Wünschen tu ich dir das jedenfalls,

LG
Capri

24.07.2011 14:28 • #2


A


Angst vor Vorgesetzten und Kollegen

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F
Danke , Capricorn , für deine Antwort.

Dass es Bossing (Mobbing) ist , das ist mir klar. So weit bin ich auch schon gekommen.
Alleine - das Wissen darum nützt mir nichts . Das nimmt mir ja die Angst nicht.
Man will mich nicht so haben wie ich bin. Man will nicht haben , was ich kann.
Und man schätzt das nicht , was ich zu geben in der Lage bin.
Das ist wie ein Auslöschen meiner selbst.
Das macht Angst.

Frotzel

25.07.2011 07:33 • #3


Schlaflose
Hallo Frotzel,

du schreibst, dass du eine 40-jährige Berufserfahrung hast, d.h. du bist ja nicht mehr weit von der Rente entfernt. Da würde ich mich jetzt nicht mehr verrückt machen lassen. Lass dich doch noch so lange wie möglich krank schreiben, vielleicht kannst du ja sogar Frührente beantragen, wenn du nur noch wenige Jahre hast.

Liebe Grüße

25.07.2011 08:02 • #4


F
Guten Morgen , Schlaflose

das werde ich wohl auch tun müssen.
Vielleicht ist es besser so.
Ich werde am Ende des Jahres 63 , da macht es keinen Sinn mehr sich noch weiter rehabilitieren zu wollen.
Zumal es ja auch so ist , dass mir (und anderen älteren Arbeitnehmerinnen ebenfalls) ganz unverblümt ins Gesicht gesagt wurde , wir hätten nichts mehr zu melden , jetzt seien die Jungen dran.
Es wurde auch moniert , dass wir zuviel Urlaub haben und zu oft krank seien.
Es ist viel gelaufen , was ehrverletzend war.
Wir haben immer gut gearbeitet und unser Bestes gegeben.
Und manchmal weiß ich nicht , ob es wirklich Angst ist , was ich empfinde , oder ob ich Angast vor dieser unglaublichen Wut habe , die ich empfinde , wenn ich an diese unwürdige Behandlung zurückdenke.

Frotzel

25.07.2011 08:42 • #5


Capricorn
Zitat von Frotzel:
Dass es Bossing (Mobbing) ist , das ist mir klar. So weit bin ich auch schon gekommen.
Alleine - das Wissen darum nützt mir nichts . Das nimmt mir ja die Angst nicht.
Man will mich nicht so haben wie ich bin. Man will nicht haben , was ich kann.
Und man schätzt das nicht , was ich zu geben in der Lage bin.
Das ist wie ein Auslöschen meiner selbst.


Ja, ich verstehe. Eigentlich ist es das Gefühl, das eine Diskriminierung auslöst. Bist du das erste Mal in deinem Leben damit konfrontiert?

Wenn ja, dann verstehe ich deine Reaktion. Nach evtl. einem erfolgreichen, langen Berufsleben, muss das ja ein regelrechter Schock für dich gewesen sein.

Sicher ein schwacher Trost für dich, aber: das passiert sehr, sehr vielen Menschen. Auch solchen, die keine erfolgreiche Vergangenheit hatten. Und wenn ich mir unsere Berufswelt aktuell ansehe, dann hab ich wenig Hoffnung, dass sich das überhaupt bessert, es wird wohl eher schlimmer.

Dass dir das deinen Selbstwert in den Keller getrieben hat, ist verständlich. Ich vermute, dass du es aber doch Schritt für Schritt schaffen wirst, es nicht zuzulassen, dass andere - wie dieser Vorgesetzte - Macht über dein ureigenstes Gefühl bekommt. Egal wie er sich verhält.

Wenn andere Macht über uns haben, dann liegt das auch daran, dass wir ihnen das zugestehen!

... lass DU es nicht zu!

Und was deine Verrentung angeht, da hast du vergleichsweise vielleicht sogar noch Glück im Unglück. Wär doch eine Katastrophe, würdest du noch z.B. 20 Jahre Beruf absolvieren müssen, mit diesen Voraussetzungen.

Alles Gute dir, Kopf hoch! Du wirkst auf mich wie ein eigentlich starker Mensch und glaube, du schaffst das!


LG
Capri

25.07.2011 11:44 • #6


F
Nein , Capricorn..............

das ist mir nicht das erste Mal passiert.
Da liegst du völlig richtig.

Es war wie ein grausames Deja-Vu , die Sache mit dem neuen Vorgesetzten.

Schon als ich ihm das erste Mal widersprach , und als ich es ablehnte ihn duzen zu wollen , sah ich dieses Funkeln in seinen Augen , dieses Na-warte-das-wirst-du-bereuen.

Ich wusste : Der wird mich vernichten.

Alles schon mal erlebt. - Zig Mal.

Das letzte Mal 1993 , als ich meiner Mutter widersprach und ihr sagte , sie möchte doch bitte nicht unangemeldet unsere Wohnung betreten , sondern vorher anklopfen und warten , ob wir Zeit haben (wir wohnten im gleichen Haus).

Sie ließ uns daraufhin die fristlose Kündigung zustellen und brach jeden Kontakt zu mir und den Enkelkindern ab.

Du bist nicht mehr meine Tochter , ließ sie mich damals wissen.

Ich hoffte , dass ich nie nie wieder eine ähnliche Situation erleben muss.

Ich habe sie erlebt. Mit eben diesem Vorgesetzten. Genau die gleichen Gefühle und genau dieselben Ängste wie damals. Vernichtend , sag ich dir. Alles auslöschend.

Zumal ich mich für meine Eltern ähnlich angestrengt hatte wie für meinen Beruf.

Du weißt , was ich meine ?

Kein Dank , kein Verständnis , keinen Respekt - einfach nur Halt die Fresse und geh !

Frotzel

25.07.2011 15:39 • #7


Capricorn
Oh je. Dann ist das eine alte Kerbe, in die dein Chef geschlagen hat.

Sieht für mich so aus, als ob du (endlich?!) Zeit und Gelegenheit bekommst, um dich ausgiebig und fürsorglich um diese alte Wunde kümmern zu können.

Ich kenne ähnliches. Mich haben auch die seelischen Wunden der Vergangenheit wieder eingeholt. Und meist - vielleicht sogar immer - werden die von jemand anderem, von außen neu aktiviert. Vielleicht, weil man sich freiwillig nicht wirklich darum kümmern würde. Sowas tut sehr weh und das tut man sich freiwillig meist nicht an. Gehört aber zum Leben, da bin ich mir zwischenzeitlich sicher.

Aus so einer Situation entstand in mir vor einigen Jahren der Spruch:

Die Schmerzen einer Enttäuschung,
sind die Geburtswehen einer Wahrheit

25.07.2011 17:19 • #8


F
Ja.
Aktiviert ist wohl genau der richtige Begriff.
Nochmal wiedererlebt.

Diese Ablehnung , diese Feindseligkeit , dieser vernichtende Blick.

Alles , was ich für meine Eltern je getan hatte ( und ich hatte es gerne getan) , zählte nicht mehr.

Nur , weil ich diesen einen Fehler begangen hatte. Den ich zu meinen Rechten zählte.

Und dann dieser Kerl , der nicht sehen wollte , wie wichtig mir mein Beruf ist , wie sehr ich mich hineingekniet hatte , wie gerne ich ihn auf diese Weise ausübte.

Meine Mutter sagte mir damals : Es gibt andere , die deinen Platz einnehmen können , wir brauchen dich nicht.

ER ( mein Vorgesetzter) sagte : Sie haben hier nichts mehr zu vermelden . Jetzt sind die Jüngeren dran , die sind näher an der Zeit als Sie.

(Was immer das auch bedeutet).

Als hätte jemand einen Schalter umgelegt zitterten meine Kniee , mir wurde schwindelig , ich musste erbrechen , und ich hatte seit diesem Tag eine grauenhafte Angst endgültig vernichtet zu sein.

Und jetzt kommt der Clou :

meine Mutter hat alle Verwandten und Bekannten von meiner Untat berichtet.

Genauso wie mein damaliger Vorgesetzter alle Vorgesetzten der Stadt ( bei der ich angestellt bin) unterrichtet hat.

Egal , wohin ich auch hier immer gehe - ich bin ein NICHTS , eine persona non grata.

Kannst du dir so ungefähr vorstellen was DAS für ein Gefühl ist ?

Es ist vollgepackt mit Grauen.

Frotzel

25.07.2011 19:05 • #9


Capricorn
Zitat von Frotzel:
Kannst du dir so ungefähr vorstellen was DAS für ein Gefühl ist ?

so einigermaßen, ja. Genauso hab ich das nicht erlebt, ich bin auch ein anderer Mensch, aber ich kann nachempfinden, dass es grauenvoll sein muss. Da ziehts Einem sicher den Boden unter den Füßen weg.

Aber was willst du jetzt machen? ... oder ist erst mal Auskotzen bei dir angesagt?

25.07.2011 19:14 • #10


F
Guten Morgen ,

ich bin derzeit in einer Therapie.
Meine Therapeutin ist klinische Psychotherapeutin und hat mich krank geschrieben.
Es ist eine psychosomatische Reha beantragt , die Rentenversicherung gibt keinen Laut von sich.
Ich schätze mal , dass die das nicht mehr zahlen wollen , sondern einfach auf Zeit spielen , damit ich früher in Rente gehe.
Das bringt mir Abschläge , mit denen ich mich noch nicht anfreunden kann.
Wir wissen , dass es keinen Sinn mehr macht , dass ich an diese Arbeitsstelle nochmals zurückkehre.
Zumal es ja auch ganz klar so ist , dass ältere Arbeitnehmer dort keinesfalls erwünscht sind.
Das wurde ja auch recht deutlich so formuliert.
Am liebsten würde ich kündigen , kann mir aber eine Sperrfrist nicht leisten.

Ich stecke derzeit in einer Klemme . Und diese Klemme macht mir noch mehr Angst.

Das fühlt sich alles ziemlich beschissen an.

Frotzel

26.07.2011 07:41 • #11


G
Hallo Frotzel,

einen kleinen, aber wohl nicht unwichtigen Trost kann ich dir geben: Du bist nicht die einzige, mit der so umgesprungen wird!

Deine Frage, ob du mehr Angst vor deiner Wut hast als Angst vor den anderen, finde ich gut - und ich glaube, du hast Angst vor deiner Wut. So etwas macht einen sehr wütend.

Aber du bist glücklicherweise schon 63, und ich möchte dir dringend raten, nicht voreilige Aktionen bezüglich Rente usw. zu begehen, sondern dich gründlich beraten zu lassen, was am besten für dich ist! Z.B. beim VdK http://www.vdk.de/cgi-bin/cms.cgi?ID=de1
oder in einem Internet-Forum wie www.tacheles.de oder www.arbeitslosenhilfe.de.
Außerdem gibt es gute kleine Bücher zu diesem Thema (Früher in Rente u.ä.)
Du solltest versuchen, alles Mögliche auszuschöpfen, so dass du möglichst spät in Rente gehen musst. Denn jeder Monat früher bringt nicht unerhebliche Einbußen für den Rest des Lebens (nicht nur bis 65!). Du kannst dich erstmal lange krankschreiben lassen und dann z.B. warten, dass dir gekündigt wird. Dann hast du Anspruch auf 18 Monate Arbeitslosengeld (oder 24 Monate?), und dann bist du schon im Regel-Rentenbezugsalter.

Also, sei klug und egoistisch, und lass dir nicht die Butter vom Brot nehmen! Du hast dir das redlich verdient!
(Und dein(e) Peiniger wird auch noch mal seine Strafe bekommen - vielleicht wenn er 63 ist, oder früher. )

Alles Gute
GastB

26.07.2011 13:23 • #12


F
Liebe Gast B ,

ich danke dir für deine Worte.

Ich bin ja nun seit März krank geschrieben . Am 26.8. muss ich zum Medizinischen Dienst.
Ich weiß nicht , wie lange die Krankenkasse da noch mitspielt.
Bereits im Januar habe ich eine Psychosomatische Reha beantragt - die Rentenversicherung meldet sich totz mehrmaliger Nachfrage nicht.
Ich schätze mal die wollen mir das nicht mehr bezahlen.
In meinem Alter ....................
Wenn ich nur daran denke an diese Arbeitsstelle zurückkehren zu müssen , überwältigt mich die Angst.
Das bringt ja nichts mehr . Das Vertrauen ist völlig zerrüttet.
Zumal ja auch ganz klar ist , dass die ältere Arbeitnehmer gar nicht haben wollen.
Die schlechte Behandlung würde unweigerlich weitergehen.
Von anderen Kolleginnen weiß ich ja , dass das Programm bei denen ist.
Ich fühle mich dem gesundheitlich nicht mehr gewachsen.

Ich bin Mitglied beim VdK und werde mich dort einmal beraten lassen.

Danke

Frotzel

26.07.2011 13:41 • #13


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