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M
hallo zusammen,

es ist schon mehr als 10 jahre her, da wohnte ich in einem ruhigen haus. dann zog über mir der alleinstehende ältere mann aus und die neuen mieter - ein junges pärchen - zog ein. in den ersten wochen war alles relativ ruhig, aber dann stritten die beiden sich heftig und ... mit der zeit immer heftiger. es wurden gegenstände durch die wohnung geworfen, die dann krachend auf den boden fielen oder sie schrien laut herum. dazwischen gab es dann regelmäßig laute musik und musikvideos, saufgelage mit freunden bis nach mitternacht und des öfteren - wenn sie sich wieder vertrugen - lauten sex. nach dem motto: sie küßten und sie schlugen sich.

das haus war nicht gerade massiv gebaut, die wohnungen waren sehr hellhörig. das kam zu allem noch dazu. nach einem jahr zogen die beiden aus. die nachmieter waren deutlich ruhiger, aber meine angst ist seither geblieben vor plötzlich auftretendem lärm. das bedeutet immer eine gewisse anspannung, die mich viel kraft kostet.

ich bin dann irgendwann in eine andere stadt gezogen, hatte oft glück mit anderen mietparteien in meinem haus, aber einige male auch pech ... erneut mit einem lauten mieter über mir (bodybuilder, 195 m groß). dieser typ lief wie ein schwerer koloss durch seine wohnung, ich dachte manchmal, die decke kommt runter. das ging zwei jahre so. dann zog er aus und ich in die og-wohnung (2. stock).

ich bin schon sehr lärmempfindlich, aber irgendwie auch traumatisiert durch verschiedene erlebnisse, die über jahre andauerten. wie gesagt, ich wohne im 2. og und jetzt ziehen zwei mietparteien im 1. og und parterre aus. ich bin in großer anspannung, dass ich erneut mit lärm, dieses mal unter mir, rechnen muss. es ist noch niemand eingezogen, trotzdem stehe ich an manchen tagen unter dauerstress. lärmerwartungsstress. was soll ich nur tun, um von dieser dauererregung wegzukommen? das macht mich noch ganz kirre !!

maxx

19.12.2008 13:34 • 22.12.2008 #1


5 Antworten ↓


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Hi Maxx,

deine Angst ist doch durch deine schlechte Erfahrung begründet, in deiner Situation würde sich doch jeder Sorgen machen.

Die eigenen Nachbarn sind immer eine Glücksache. Selig, der kein Haus oder Wohnung besitzt, der kann sich aus unangenehmen Situation per Umzugswagen befreien!

Meine bislang schlimmsten Nachbarn wohnen immer noch in der Oberpfalz, wohin mich kein Mensch mehr bringen könnte. In einem hellhörigen Haus war ich für eine kurze Zeit mit meinen Kleinkindern, 1 und 2 Jahre alt. Ansonsten wohnten dort nur Rentner und zwei Stockwerke über uns ein aggressiver, berufstätiger Mann. Wäre ich dort länger geblieben als das halbe Jahr, hätten uns die Neurotiker sicher gelyncht. Meine Kids schliefen nachts wie zwei Murmeltiere, das Problem war halt, dass sie am Tag gelaufen sind, gelacht oder auch mal geweint haben. Shrecklich!

Dann sind wir aufs Land gezogen. Im Dorf (8 Häuser) wohnte auch eine assoziale Familie, sie war eine Kindergartenleiterin... wie sie es geschafft hat, keine Ahnung, bei uns gibt es eben für Pädagogen keine Eignungstests. Meine Kinder habe mir erzählt, dass sie in ihrem Wohnzimmer ein Katzen-Poster hat, worauf die ganze Family spickt. Sie hatte einen Audi mit Allradantrieb, den sie mit Heizöl betankte. Sie kam an unserem Haus so schnell um die Kurve herum (und es hat dann noch mindestens eine Stunde lang gestunken wie die Pest), dass sie es innerhalb von ein paar Monaten geschafft hat, uns eine Katze nach der anderen zu überfahren, es waren insgesamt etwa 10 Stück, weitere 10 sind einfach verschwunden oder wurden von ihrem Hund tot gebissen.

Also Maxx, wenn du Angst vor Geräuschen hast.... ... denke immer daran, dass es auch mal schlimmer gehen kann, eine funktionsfähige Schrottflinte für die Abwehr des bösen Nachbarn im Haus zu haben schadet nie...



Ansonsten Angst wenn man hat, die man gerne los werdern möchte, kann man es auch gerne mit einem Büchlein versuchen, hier links in der Leiste ist so eins...

Dir liebe Grüße und toi toi toi dass anständige Leute einziehen werden!

Isis

19.12.2008 17:49 • #2


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Angst vor neuen Mitmietern

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hallo isis,

deine geschichte von der katzenhassenden kindergartenleiterin ist hammerhart. also ... wie heißt es doch, schlimmer geht's immer !

ja, und es ist ja auch was wahres dran an der folgenden aussage: nachbarn und verwandte kann man sich nicht aussuchen.

bis jetzt sieht es ganz gut aus. die neue mieterin unter mir hat mit einigen renovierungen begonnen, ist oft bis spätabends da und es ist bis jetzt alles beeindruckend ruhig. hab sie auch schon kurz gesehen, sie macht einen sehr freundlichen eindruck. wär schön, wenn es sich so positiv weiterentwickeln würde.

die folgende frage stellt sich halt für mich noch: wie wird man solche wohnungsängste wieder los? ein mir bekannter psychologe meinte: sie sind das opfer ihre negativen inneren bilder. doch ... wie könnte man diese bilder - austauschen ? möglicherweise nur durch positive erfahrungen oder ?? hat jemand einen tipp für mich? auch über einen buchtipp würde ich mich freuen !!

maxx

20.12.2008 10:50 • #3


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Hallo Maxx,

... das heißt aber nicht, dass man unter unter unangenehmen Zeitgenossen bis an sein Lebensende leiden muss, man kann umziehen, was du anscheinend auch schon mehrmals gemacht hast und innerhalb der eigenen Familie gibt es auch die Möglichkeit den Kontakt abzubrechen wenn er einem nicht gut tut.

Wegen der Angst würde ich an deiner Stelle die Bücher von Dr. Wolf und Dr. Merkle durchlesen. Ich denke die Anleitungen dazu, neue Gedankenmuster zu entwickeln und die Übungen dazu sind in jedem der Bücher enthalten. Diese Literatur ist übrigens auch eine gute Einleitung zur Therapie, wenn man also merkt, dass es mit den Übungen gut läuft und möchte sie gerne vertiefen, wäre dann zumindest die Verhaltenstherapie gut dafür geeignet. In der VH wird die Reihenfolge geändert, es wird nicht wie hier durch Gedanken die Gefühlslage beeinflußt, die dann die Handlugsweisen verändert, sondern durch das Erlernen neuer Verhaltensweisen werden die eigenen Gefühle und Gedanken automatisch angepaßt.

Hier ist ein Auszug aus dem Eifersucht-Buch, ich habe ihn schon mal ins Forum geschickt und ihn für dich jetzt hier reinkopiert...


Fünf Phasen des Umlernens

1. Stufe: Theoretische Ensicht
2. Stufe: Übung
3. Stufe: Widerspruch zwischen Kopf und Bauch
4. Stufe: Kopf und Bauch stimmen überein
5. Stufe: Neue Gewohnheit


Zur 3. Stufe:

(Es geht um das Verdrängen der negativen Gedankenmuster durch das Üben der neuen, positiven.)

... Wenn sich U. ihre hilfreichen Gedanken vorsagt, wird sie das Gefühl haben, sich etwas einzureden oder sich etwas in die Tasche zu lügen. Sie verspürt immer noch die gleiche Angst und hat immer noch das Gefühl, ihrem Mann gleichgültig zu sein, und im selben Atemzug redet sie sich ein, dass sie keinen Grund dazu hat, ihm zu misstrauen....

... Um diesen Konflikt zwischen Kopf und Bauch kommen auch Sie nicht herum, wenn Sie Ihre schädlichen Einstellungen ändern, sprich, wenn Sie lernen möchten, umzudenken. Durch diese Stufe müssen Sie durch, mit diesem Konflikt müssen Sie einige Zeit leben. Wenn Sie das tun, kommen Sie ind die vierte Stufe...

...Sind Sie schon mal in England Auto gefahren? Wenn ja, dann haben Sie am eigenen Leib erfahren, was es heißt, umzudenken, und dass es keinesfalls kopflastig ist, auf seinen Verstand zu hören. Wenn sie in England links fahren, dann werden sie die ersten Kilometer das ungute Gefühl nicht los, dass Sie sich auf der falschen Straßenseite befinden. Vom Verstand her wissen Sie jedoch genau, dass es vollkommen richtig, ja, geradezu lebenserhaltend ist, wenn Sie links fahren. Kopf und Bauch gehen also auseinander.

Wenn Sie in England, ohne sich oder andere zu gefährden, Auto fahren wollen, dann müssen Sie auf Ihren Verstand hören, der Ihnen sagt: Fahr rechts, du bist falsch. Niemand käme hier auf die Idee, zu sagen, es sei kopflastig oder blödsinnig, auf seinen Verstand zu hören. Im Gegenteil.

In bestimmten Situationen ist es sehr klug, auf seinen Verstand zu hören und sein Gefühl nicht zu beachten. Das Rechtsfahren ist eine Gewohnheit. Sie kann nur abgelegt und durch eine neue (das Linksfahren) ersetzt werden, wenn man sie bewusst verändert und dabei in Kauf nimmt, dass man die erste Zeit ein ungutes Gefühl hat.

Liebe Grüße, Isis

20.12.2008 12:50 • #4


M
Zitat:
In bestimmten Situationen ist es sehr klug, auf seinen Verstand zu hören und sein Gefühl nicht zu beachten. Das Rechtsfahren ist eine Gewohnheit. Sie kann nur abgelegt und durch eine neue (das Linksfahren) ersetzt werden, wenn man sie bewusst verändert und dabei in Kauf nimmt, dass man die erste Zeit ein ungutes Gefühl hat.

hi isis, ja, das ist wohl des pudels kern. ich muss lernen darauf zu vertrauen, dass sich die alten horrorerlebnisse nicht ständig wiederholen müssen. aber das ist unsagbar schwer. ich hoffe, dass ich es schaffe.

22.12.2008 10:52 • #5


I
yowz, Maxx... ein Stück harter Arbeit, wir alle knabbern hier schwer am des Pudels Kern...

Aber Rückschläge sind mit einkalkuliert, zwei Schritte nach vorne, einen wieder nach hinten, das darf sein... bei einer konstanten Leistung und etwas Bescheidenheit... lach... kommt man so doch auch bestens vorwärts... und das ist es!

Think positiv...

Dir Frohe (und fröhliche) Weihnachten falls wir uns hier davor nicht mehr über den Weg laufen!

Isis

22.12.2008 14:50 • #6






Dr. Reinhard Pichler