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KetchupSemmel
Hi zusammen,

ich habe folgendes Problem und hoffe, hier ein paar Erfahrungswerte zu bekommen.
Wegen einer schweren hypochondrischen Störung mit Angst -und Panikattacken habe ich vier Jahre lang recht erfolgreich Citalopram 20mg eingenommen. In Verbindung mit Gesprächstherapien war ich auf einem guten Weg. Leider bin ich dann umgezogen und habe noch keinen neuen Therapieplatz bekommen.
Ende 2018 jedoch hatte ich von den ADs bereits 30kg zugenommen, was nicht mehr tragbar war für mich, da aufgrund des Übergewichts auch meine Blutwerte extrem gelitten haben - Blutzuckerwerte im Eimer, Harnsäure im Eimer. Das Übliche eben, wenn man schnell zunimmt und der Hungerattacken nicht Herr wird.

Mein neuer Psychiater hat also den Wechsel auf Venlafaxin vorgeschlagen. Dazu hatte ich das Citalopram erst einen Monat lang auf 10mg genommen, dann eine Woche gar nicht, und dann 37,5mg Venlafaxin eingeschlichen, das dann binnen einer Woche auf 75mg aufdosiert wurde. Alle diese Vorgänge liefen rundherum ohne Symptome oder NWs ab. Nach 2-3 Monaten Venlafaxin habe ich jedoch festgestellt, dass die Angst paeux a paeux wiederkommt. Bis Juni wurde es so schlimm, dass ich nicht mehr Autofahren konnte und zuhause regelrecht durchgedreht bin. Ich arbeite von zuhause aus und bin tagsüber auch alleine, das macht es nicht einfacher.

Also haben wir diesen Versuch abgeharkt und beschlossen, wieder auf Citalopram 20mg zurückzugehen und das Gewicht anderweitig zu bekämpfen.
Ich habe also Venlafaxin jetzt über 3 Monate langsam reduziert, zuletzt war ich wieder bei den 37,5mg. Ich sollte dann nach 24 Stunden Pause direkt mit 10mg Citalopram wieder beginnen, das ich dann wieder aufdosiere.

Ich muss zugeben, dass ich jetzt enorme Angst habe. Einerseits habe ich vom Venlafaxin ganz klare Absetzsymptome, sobald ich es nur einen Tag nicht nehme (Kribbeln in den Armen, immer wieder Stromschläge im ganzen Körper und extreme Unruhe), andererseits traue ich mich noch nicht so ganz an das Citalopram wieder heran, weiß der Geier wieso. Ich bin halt ein Hypochonder und mache mir vermutlich viel zu viele Gedanken darum - andererseits bilde ich mir die Absetzerscheinungen nicht ein, das sind ja bekannte Probleme. Ich kann nur nicht richtig damit umgehen, weil ich nicht weiß, wie bedrohlich das jetzt de facto ist.

Ist das wirklich i.O., nach 37,5mg Venla und 24 Stunden Pause direkt wieder auf Citalopram zu wechseln und gut is? Die Absetzsymptome von dem Venla machen mir wirklich Angst und ich bin zögerlich, können die trotzdem auftreten, obwohl ich das Venla durch das Citalopram ersetze? . Sollte ich die SSRI-freie Pause nicht lieber weiter ausdehnen? Leider kann ich das Venlafaxin Präparat nicht weiter aufteilen, die 75mg Kapseln enthalten nur 2 große Kügelchen (VENLA-Q 75 Juta Pharma, was anderes ist aktuell nicht lieferbar(!))

Besteht sogar die Möglichkeit dass ich erstmal in niedriger Dosis beides gleichzeitig nehme und irgendwann, wenn ich mich sicher fühle, das Venla weglasse?

Ich bin verunsichert - mein Arzt ist tiefenentspannt, der würde mir sogar einfach Tavor für die Zeit geben und gut. Aber ich bin einfach nur verunsichert und fühle mich wie gelähmt. Benzos will ich eigentlich nicht nehmen - ich will einfach nur wieder eine stabile Basis, mit der ich arbeiten kann - damit ich irgendwann vielleicht ganz ohne Medis auskomme.

Hat das schon mal jemand durch mit dem Wechsel?

LG und danke im Voraus!

29.09.2019 16:31 • 02.10.2019 #1


9 Antworten ↓


MamaCita
Hallihallo...
Das Citalopram hat dich also stabil gemacht aber du hast es absetzen wollen wegen dem Gewicht? Oder waren die Blutwerte auch so bedenklich,dass der Arzt es empfohlen hat?
Ich weiß nicht ob man beide SSRIs kombinieren kann, das müsste ja dann dein Arzt beantworten können...ich würde da aber wahrscheinlich keine Experimente machen. Und ob ein so schneller Wechsel okay ist,weiß ich auch nicht ...aber er wird da ja sicher Erfahrung haben. Kannst ja mal schauen wie lang die Halbwertszeit vom Venlafaxin ist ...ob du ein oder zwei Tage später mit der neuen Einnahme beginnst ist wahrscheinlich egal.
Absetzerscheinungen sind ja leider oft da, vor allem wenn man es zügig ausschleicht wie es bei dir der Fall ist ...also bildest du dir das sicherlich nicht ein!
Ich habe bisher auch immer Tavor vor mir hergeschoben,aber vielleicht hilft es dir ja wirklich besser mit den absetzsymptomen umzugehen, bis das Citalopram wieder greift?!

Und darf ich fragen ob du kontinuierlich zugenommen hast über die 4 Jahre ..also war es schon immer eine Nebenwirkung? Oder kam das erst später?

Liebe Grüße und gutes Durchhaltevermögen!

29.09.2019 18:09 • #2


A


Wechsel von Venlafaxin auf Citalopram - Was tun?

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KetchupSemmel
Hallöchen,

danke für die fixe Antwort.

Also, mein Arzt ist wie gesagt tiefenentspannt und sagt halt, joa die Absetzerscheinungen gingen dann irgendwann vorbei.
Ich hab das Tavor hier für den Notfall, aber ich habe es schon mal in einer schlimmen Akutsituation genommen - da hat es kurz geholfen, es wurde aber umso schlimmer, als es aufhörte zu wirken.

Die Runterdosierung von Venlafaxin folgte über 3 Monate - ob das schnell ist, kann ich nicht beurteilen, aber Probleme hatte ich dabei nicht. Probleme treten erst auf, wenn ich das Venla wirklich weglasse. Dann wird es sehr, sehr unangenehm bis unerträglich. Mehr Zwischenschritte gehen halt mit meinem Venla-Präparat hier nicht, außer ich jage die Kugeln aus der Kapsel nochmal durch den Mörser.

Die Gewichtszunahme ging erst so richtig nach 1-2 Jahren Citalopram los. Aber nicht einfach so: ich hab mich wenig bewegt und sehr, sehr, sehr viel gegessen - ungesund gegessen. Es war mehr so, als hätte ich keine Kontrolle mehr über mein Hungergefühl. Dass ich so zunehme, das war für mich absolut logisch und nachvollziehbar. Ist aber unter Venlafaxin auch nicht wirklich anders.

Die Entscheidung zu wechseln, kam eher von mir. Mein Arzt sagt grundsätzlich Die Pillen wiegen nix. Mir ging es halt eigentlich gut, nur das Gewicht hat mich schwer mitgenommen. Die Blutwerte sind halt bis heute grenzwertig, aber das macht halt der Bewegungsmangel und die Ernährung. Ich arbeite von zuhause und entsprechend passiert da nicht viel außer Bett - Büro - Küche - Auto.

LG

29.09.2019 18:40 • #3


MamaCita
Mhm 3 Monate sind schon schnell,wenn man sonst so über 9-12Monate ausschleicht....aber ist ja jetzt so wie es ist und wahrscheinlich wirklich das Beste wenn du zeitnah zum Citalopram übergehst....dann könnte es nochmal 1-2wochen richtig blöd sein zwecks absetzerscheinungen auf der einen Seite bzw eben einschleichphase auf der anderen Seite...aber dann geht's bestimmt schnell bergauf

Und danke für deine ausführliche Antwort...nehme halt anfangs immer extrem ab vom Citalopram bzw von der miesen Phase ansich und wenn's mir gut geht, wird das wieder besser mit dem Gewicht...hab aber bedenken dass es irgendwann auch hoch geht ....
Momentan habe ich auch immer mal Heißhunger Attacken...aber wahrscheinlich schwankt mein Blutzucker auch bei dem ganzen Stress gerade

29.09.2019 18:49 • x 1 #4


KetchupSemmel
Naja die Blutwerte sind auch so'n Ding - für mich als Hypochonder ein gefundenes Fressen - vermutlich sind eben diese Werte bei den meisten Menschen in unserer Wohlstandsgesellschaft eher im Argen. Aber ich kann da, obwohl ich schon haufenweise Therapien hinter mir habe, immer noch nicht so recht ausbrechen. Das hat viel damit zu tun, dass ich eigentlich zwischen Krankheit, Leid, Tod, Krebs irgendwie aufgewachsen bin und ich viele meiner Angehörigen verloren habe, weil sie eben NICHT zum Arzt gegangen sind. Betrifft auch aktuell wieder meinen Vater, dem man de facto gerade beim Sterben zuschauen kann.

Wenn das bei dir aber auch eher stimmungsabhängig ist, dann bezweifle ich stark, dass du irgendwann vom Citalopram ohne Zutun Gewicht kriegen wirst. Meine Frau beispielsweise hat unter der gleichen Medikation über Jahre eher abgenommen. Ich denke, das ist immer eine Frage der Gewohnheiten und auch der Taktiken, die man sich angeeignet hat. Ich kompensiere viel Stress und Leere durch Essen - wenn ich nicht schlafen kann, stehe ich auf und esse - selbst wenn es mir gut geht, esse oder koche ich. Das ist bei mir so ein Selbstbelohnungs-System was aus dem Ruder gelaufen ist. Ich hab das Gefühl, dass das bei mir durch die ADs halt viel stärker zur Geltung gekommen ist.

Wie auch immer - ich halte morgen nochmal ärztliche Rücksprache und werde dann, wenn ich das Okay dafür habe, mal beide Medis parallel in niedriger Dosierung versuchen. Ich musste heute auch wieder Venlafaxin nachwerfen, weil die Entzugssymptome einfach zu schlimm geworden sind. Vielleicht kann ich ja für einige Tage oder Wochen zweigleisig fahren, um dann Venla währenddessen langsam loszuwerden. Ich habe halt in sämtlichen Fällen Angst vor dem Serotonin-Syndrom, da hört man ja so oft drüber, wenn auch mit anderen Kombinationen (MAOs). Ich bin halt einfach ein Bündel Angst und Misstrauen.

Ich melde mich hier einfach nochmal, wenn ich was Neues weiß oder es versucht habe. Das Problem scheinen ja einige zu haben, wenn ich hier im Forum richtig gelesen habe - auch, wenn das sicher etwas sehr Individuelles ist...

30.09.2019 00:09 • #5


KetchupSemmel
Kurzes Update...
... Ich hab den Wechsel immer noch nicht übers Knie gebracht, ich bin einfach zu nervös und ängstlich gegenüber der Kombination bzw. einem abrupten Wechsel der Medikamente. Ich habe mich jetzt nochmal bei meinem Arzt schlau gemacht und der sagt, dass ich auch beide Medis in niedriger Dosis für eine Zeit kombinieren könne, er jedoch keinen Sinn darin sähe, weil das Venlafaxin so oder so Absetzerscheinungen hervorrufen könne. Heisst im Klartext, ich muss da wohl durch... Von 37,5mg gibt's nicht mehr viele Schritte nach unten, bei meinem Präparat sogar gar keine.

Ich hab leider zum Wochenende beruflich zu tun und muss mehrere hundert Kilometer Autofahrt und weiteres hinter mich bringen, und hab entsprechende Scheu vor Experimenten. Auch wenn es ohnehin schon schlecht steht um meine Psyche, will ich das Risiko nicht eingehen, auf der Autobahn wieder Panikattacken zu kriegen. Ergo setze ich mir mit Samstag jetzt eine Deadline, wo ich den Wechsel vollziehe und hoffe, dass es nicht so schlimm wird, wie ich befürchte... Ich beneide echt alle, bei denen das Venlafaxin hilft... Ich bin normalerweise nicht anfällig für Nebenwirkungen oder Absetzsymptome, aber das hier ist echt die Hölle...

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02.10.2019 00:37 • #6


Schlaflose
Zitat von KetchupSemmel:
Von 37,5mg gibt's nicht mehr viele Schritte nach unten, bei meinem Präparat sogar gar keine.

Hier wurde schon öfters über die Kügelchenmethode bei Venlafaxin geschrieben. Kapsel aufmachen und mit den Kügelchen ganz langsam reduzieren

02.10.2019 07:12 • #7


MamaCita
Ich denke es ist gut mit der Deadline, vor allem wenn er sagt,dass es wahrscheinlich so oder so Symptome machen würde...und so würdest du dich nur unnötig länger quälen.
Ist natürlich doof,dass du arbeiten musst ,aber manchmal ist ne gewisse Ablenkung ja sogar gut um nicht soviel darüber nachzudenken,wie man es Zuhause auf der Couch kann.
Alles Gute,du schaffst das! Ein paar eklige Tage und dann wird es bestimmt bald besser!

02.10.2019 10:59 • #8


KetchupSemmel
Hey Schlaflose,

jo das geht leider nicht mit meinem Venlafaxin, da sind in der Kapsel nur zwei Tablettchen á 37,5mg drin. Andere sind nicht lieferbar gewesen. Das ist ja mit Venlafaxin eh ein generelles Problem aktuell.

LG

02.10.2019 11:01 • #9


MamaCita
Manche lösen es glaube ich in Wasser und dosieren über ne Spritze .. zumindest habe ich das mal bei Citalopram gelesen. Aber ob das wirklich sinnvoll ist und hilft ,ist die andere Frage...

02.10.2019 11:03 • #10


A


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Dr. med. Andreas Schöpf