Hallo Dirk,
ich habe mich heute im Forum angemeldet, nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe.
Kurz zu meiner Geschichte: ich habe seit 16 Jahren Tinnitus, der aber gut zu ertragen war. Ich leide auch seit meiner Jugend unter Angst und Depression, alles in allem ging es mir aber in den letzten Jahren gut. Im Februar letzten Jahres ist meine Mutter dann schwer an Krebs erkrankt, ich kam in die Wechseljahre, unser Hund musste eingeschläfert werden. Der Tinnitus wurde schlimmer. Hörspiele zum einschlafen brachten nichts mehr, ich bekam vetstärkt Angst, Panikattacken und Depressionen. Dann kam Tavor. Etwa 2 Monate nahm ich bis zu 2 mg am Tag, das einzige was mir Linderung verschaffte und mich schlafen ließ. Ich habe selbst die Notbremse gezogen, war in einer Klinik, dort hat der Entzug nicht geklappt, es ging alles viel zu schnell. Ich habe dann angefangen jede Woche um 0.25 mg zu reduzieren, ein bisschen nach dem Ashton-Prinzip, etwas schneller, weil noch keine jahrelange Einnahme voraus ging. Der Entzug ist auch bei mir nicht schön, beginnt schon tagsüber, weil Lorazepam eine kurze Halbwertszeit hat und ich die Tabletten über den Tag auf mehrere Einzeldosen verteilen. Immer wenn die Wirkung nachlässt, fühlt es sich nicht gut an. Ich bin mittlerweile bei 1.25 mg am Tag, die größte Dosis nehme ich zur Nacht, damit ich überhaupt einschlafen kann. Jetzt zum Tinnitus: er hat sich extrem verschlimmert, definitiv eine Folge der Reduktion! Ich habe viel zu dem Thema gelesen und das Netvensystem steht quasi unter Dauerbefeuerung. Da werden jetzt Nervenreize ausgelöst, die direkt auf den Hörnerv ballern. Bei mir ist es extrem hochfrequent, mehrere Töne (wie eine Horde Grillen die komplett auf Dro. sind) dazu ein Brummen und klopfen. Ich kann dir nur sagen, das meine Hoffnung darin besteht, daß nach dem Entzug irgendwann eine Regulierung dieses Zustandes eintritt. Ich bin sogar fest davon überzeugt. Mir hilft, mich viel draussen aufzuhalten. Versuch, Stille zu vermeiden. Lass zur Not auf deinem Handy über Spotify eine Geräuschkulisse abspielen, die dir gut tut. Da gibt es einiges im Angebot (Stichwort Tinnitus). Nicht über Kopfhörer, nur so im Hintergrund.
Ich weiß, es fällt schwer. Und es erfordert viel Kraft. Kommen Angst und Depression hinzu, wird es noch viel schwerer. Ich nehme seit Jahren Fluoxetin. Das wurde auf 30mg täglich hoch dosiert und zumindest meine Depression scheint dadurch händelbar. Unser Hund, den wir von meiner Mama übernommen habe, hilft mir jetzt sehr. Spaziergänge im Wald. Wind in den Blättern, die eigenen Schritte im Laub. Konzentrier dich darauf. Zähle meinetwegen jeden Schritt. Geh zum Tierheim und führe Hunde aus. Ich kann dir nur sagen, so ein Tier bewirkt Wunder. Etwas, wofür du verantwortlich bist, egal wie es dir geht. Heute morgen ist mein Tinnitus nochmal schriller als sonst. Das kommt immer so 4 Tage nach Reduktion. Ich versuche einfach, das zu akzeptieren und bin mir sicher, das sich das wieder reguliert. Es lohnt sich, darauf zu warten und zu hoffen. Glaub mir. Es kommen wieder bessere Zeiten, auch wenn du es dir gerade nicht vorstellen kannst. Auch ich habe Angst, daß es noch schlimmer wird unter dem Entzug. Obwohl ich manchmal denke, schlimmer geht ja kaum. Geht aber. Ich bleibe dran, setze das Zeug ab. Weg wird der Tinnitus nicht gehen, das weißt du, aber er wird wieder erträglich. Vertrau auf deinen Körper. Das braucht Zeit. Lorazepam lagert sich etwas länger ein, auch im Fettgewebe. Darum musst du Geduld haben. Ich sage mir immer, bis zu meinem Geburtstag, am 15.09. wird es wieder erträglich sein. Halte dir kleine Ziele vor Augen. Ich werde weiterhin berichten. Morgen reduziere ich auf 1 mg. Die Schei....muss raus. Ich drück dir so sehr die Daumen, denn ich weiß, wie hoffnungslos man sich fühlt. Denk mal über die Hundesache nach. Alles wird gut!
01.07.2025 07:16 •
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